Hallo, ich heiße Wolfgang, bin 44J. alt und wurde vor 43 Jahren adoptiert. Nun habe ich vor einiger Zeit meine leibliche Mutter gesucht und sie auch postalisch gefunden. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass sie (evtl. aus Angst) keinen Kontakt wünscht. Ich MUSS aber mal ein Trefffen mit ihr zustande bringen um dieses eine fehlende Puzzleteil in meinem bisherigen Leben zu finden. Wie kann man dieser Person begegnen, ihr evtl. Ängste nehmen, sie zu einem Treffen überrreden? Hat diesbez. jemand Erfahrung mit so einer Problematik oder Tipps? Liebe Grüße an alle Interessierten, Wolfgang
Hallo Wolfgang, zunächst einmal ein herzliches Willkommen!
Ich bin Herkunftsmutter und habe meine Tochter vor 40 Jahren als Baby abgeben müssen. Bei mir ist es genau umgekehrt wie bei Dir: sie möchte mich noch nicht kennenlernen - und dieses Zögern hält nun schon sieben Jahre an.
Warum Deine Mutter zögert oder ein Treffen gar ablehnt, kann viele Ursachen haben, die rein theoretisch von Desinteresse bis blanker Angst reichen können. Ersteres kann man wohl ausschließen. Bei der Ursachensuche musst Du unbedingt bedenken, dass damals ganz andere Gesetze herrschten als heute. Mir wurde die Unterschrift z. B. abgenommen, ohne, dass ich je eine vernünftige Aufklärung über Adoption oder deren Verhinderung erhalten hätte. Auch hat mir kein Mensch gesagt, dass ich meiner Tochter einen Brief hätte mitgeben können, in welchem ihr etwas Persönliches hätte mitteilen können. Ebenso hat mir niemand gesagt, dass ich auch später beim Jugendamt nach Informationen zum Werdegang meines Kindes hätte fragen können. Das Gegenteil war der Fall: mir wurde eingehämmert, dass ich nicht fragen oder suchen dürfe.
Dumm wie Lieschen Müller und eingeschüchtert wie eine Schülerin damals nur sein konnte, habe ich das alles gefressen und mich auch brav über 30 Jahre lang daran gehalten. Vor sieben Jahren bin ich endlich auf die Suche gegangen und der Brief-Kontakt kam innerhalb weniger Wochen zustande. Bei den Briefen blieb es bisher leider.
Ich selbst hatte von Anfang an keine mentale Sperre meiner Tochter gegenüber, aber inzwischen hat sich eine solche aufgebaut. Offenbar weicht ab einem bestimmten Zeitpunkt die Freude der Resignation. Bei Deiner Mutter kann es ganz anders sein. Es kommt vielleicht auch darauf an, unter welchen Umständen Du damals abgegeben worden bist. Weißt Du dazu etwas?
In jedem Fall würde ich ihr einen Brief schreiben, ihr von Deiner "Neugier" erzählen und ihr sagen, dass Du ihr einfach einmal gegenüber stehen willst. Sollte sie aus "Angst" zögern/schweigen, dann kannst Du ruhig "Mut" machen. Deine Mutter hat Dich ganz bestimmt nie vergessen, aber man kann nicht wissen, wie sie das all die langen Jahre empfunden und verkraftet hat. Höchstwahrscheinlich hat das mit Dir gar nichts zu tun, sondern eher mit dem Mangel an Kraft. Emotional geht es ihr sicher so wie Dir, nur lebt sie ein paar Jahre länger mit dem Trauma Adoption als Du
Mein Bauchgefühl rät mir in solchen Fällen immer zu Offenheit und Ehrlichkeit. Vermutlich denkst Du auch so, aber Dir fehlt der "Mut" (ist vielleicht nicht das richtige Wort) zum nächsten Schritt.
Grüß Dich Wolfgang, ich sehe es im Prinzip genauso wie Cornelia, bin auch eine Mutter, die ihr Kind abgegeben hat. Ein Briefwechsel, um Vertrauen und Sicherheit zu schaffen ist vielleicht ein guter Anfang. LG Pino
Gleiches durfet ich auch erleben. In meinem Fall halt der Vater der einen Kontakt ablehnt. Mutter verstorben. Ich habe auch erst recht spät (ernsthaft) nach meinen Eltern gesucht. Inzwischen bin ich mir gar nicht mehr sooo Sicher, ob die Idee gut war. Die Enttäuschung sitzt tief. Sehr tief. Und es wird nicht besser. Ich warte immer noch auf ein Anruf oder einen Brief oder sowas.....
Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute. Ich hoffe Deine Geschichte geht besser aus.
Hallo an alle, die so einfühlsam geantwortet haben.
Auch ich habe schon vergebens einen Brief an die leibliche Mutter geschrieben, indem u.a. auch stand, dass ich sie nicht unter Druck setzen möchte und dass ich auch eine gehörige Portion Angst habe. Zudem hatte ich Ihr zu erklären versucht, dass es eines jeden Menschen Grundbedürfnis ist, seine eigenen Wurzeln zu erforschen. Ich halte das für mein "gutes Recht". Zudem habe ich auch schon mit ihrem derzeitigen Ehemann (er ist Arzt) telefoniert. Er aber ist der Meinung, dass seine Ehefrau vor einer Konfrontation mit mir geschützt werden müsse. Von einem Arzt hatte ich mir eigentlich mehr Verständnis erhofft - gerade im Bezug auf die eigene, menschliche Seele.....nun den...
Bei meinen Recherchen vor einigen Jahren bekam ich noch einen interessanten Hinweis. Ich habe ein Halbgeschwister! Vielleicht gibt es über diesen Weg eine bessere Chance, meinen Wurzeln näher zu kommen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Person die ganze Angelegenheit etwas unverkrampfter sieht - ja sogar neugierig ist... Nun frage ich mich, wie gehe ich die Suche nach dem Halbbruder oder -schwester an?
Zitat von TeufelsrochenNun frage ich mich, wie gehe ich die Suche nach dem Halbbruder oder -schwester an?
Liebe Grüße, Wolfgang
Hallo Wolfgang,
ich habe wohl auch noch Geschwister. Ich bekam vor Kurzem den Tipp, das Standesamt der Stadt, in der meine Mutter verstorben ist, aufzusuchen. Da müsste es ein Art Stammbuch meiner Mutter geben. In diesem sollten alle Geburten verzeichnet sein!!?? Bin mir aber nicht sicher, ob ich das so richtig interpretiert habe.
Ich habe mich aber bis jetzt nicht getraut, das anzugehen. Arbeite aber an mir.
davon habe ich auch gehört. Allerdings muss wohl das Heiratsdatum der Mutter bekannt sein, nur dann würde erst ein Familienstammbuch angelegt werden. Was mich betrifft - leider kenne ich dieses Datum nicht. Müsste man allerdings herausbekommen (Standesamt?) Wünsche dir viel Erfolg!
zu den Geschwistern kann ich Euch etwas sagen. Ich habe es auch über verschiedene ( weil ich nicht genau wußte, wo das Stammbuch nun aufbewahrt wird- es ist der letzte oder aktuelle Wohnort ) Standesämtern versucht, da meine Mutter ungenaue Angaben zu Geschwistern machte, und es immer noch schleierhaft ist. Beim Ersten wurde ich rüde abgefertigt, ich hätte dazu ( weil ja vor dem Gesetz nicht mehr verwandt ) kein Recht, als würde ich Böses im Schilde führen. Beim Zweiten ( dem aktuellen Standesamt am Wohnort meiner Mutter ) half man mir insofern, das man mir sagte, wie viele Geschwister dort eingetragen sind. Jedoch hätte man mir keine Namen gesagt und bot mir diesbezüglich auch keinerlei Hilfe an. In meinem Fall gibt es Fotos von noch einem Baby, und es ist nirgends zu finden und auch nicht eingetragen. 2 als Kleinkinder verstorbene Schwestern von mir wurden mir auch nicht genannt. Versuchen kann man Alles - und das würde ich an Eurer Stelle auch tun. Aber es ist, wie immer bei den Ämtern, auch Glück von Nöten
Ah, und doch noch vergessen : Namen der Mutter braucht Ihr natürlich, bei der Hochzeit wird ein Stammbuch angelegt, in dem dann die Kinder eingetragen werden. Ich weiß allerdings nicht, wie es bei unverheirateten Frauen ist, ob es dann auch ein Stammbuch für die Abkömmlinge gibt.
Zitat von pinocchiobei unverheirateten Müttern gibt es nach meiner Info kein Stammbuch LG Pino
Jepp, das denke ich auch, pinocchio, aber irgendwo müssen doch da auch die Kinder eingetragen sein, denk ich. Meine Mutter war ja zum Zeitpunkt meiner Geburt auch noch nicht verheiratet, es gibt aber im Stammbuch eine Eintragung über mich. Ich habe gerade mal in unserem eigenen Stammbuch geschaut, von den Kindern sind da Abstammungsurkunden drinne, die werden dann vielleicht gesondert "gesammelt" unabhängig von einem Stammbuch, kann ich mir vorstellen, denn diese Dokumente werden ja trotzdem ausgestellt.
es könnte sein, dass du im Familienstammbuch stehst, weil deine Mutter zum späteren Zeitpunkt, also nach deiner Geburt, geheiratet hat. Reine Vermutung......;-)
@ Pinocchio,
die Abstammungsurkunde kann jeder ohne Umstände (,eine kleine Gebühr ist allerdings fällig,) unter Angabe von Geburtsdatum und -ort beim Standesamt des jeweiligen Geburtsortes anfordern. Da sollten dann die leiblichen Eltern niedergeschrieben sein - soweit sie die Mutter- oder besser die VATERschaft anerkannt haben.
ein etwas verspätetes von mir, einer Herkunftsmutter.
Ich kann das Verhalten Deiner Herkunftsmutter in einer Art verstehen, aber es nicht akzeptieren. Ich habe auch Angst davor gehabt, als mich meine Tochter gefunden hatte und mich um ein Treffen bat. Ich habe gezittert, habe mich gefreut, aber hatte auch Bedenken.
Aber den Kontakt zu seinem eignen Kind abzulehnen, dem kann ich nicht folgen und finde es auch nicht in Ordnung. Auch wenn man damit abgeschlossen hat, es bleibt doch den eigen Fleisch und Blut.
Und was das Suchen mit dem Geschwisterkind anbelangt, kannst Du wirklich nur versuchen über das Geburtenregister, wenn Du weißt wie es heißt und wo es geboren wurde. War es eine Adoption in der DDR bei Dir?