Angeregt durch eine neue Horrormeldung über einen völlig unnötigen Säuglingstod (siehe unten) und diverse Diskussionen zu dem Begriff Familie und deren Werten in der heutigen, "modernen" und hochtechnisierten Welt, möchte ich diesen Faden aufmachen.
Vernachlässigtes Baby stirbt in Klinik 14.10.2010, Trier (dpa) – Ein von den Eltern vernachlässigtes, neun Wochen altes Baby ist im Kinderkrankenhaus Trier gestorben. Seine 19-jährige Mutter hatte den Säugling gestern stark unterernährt und fast verdurstet in ein Krankenhaus gebracht. Danach war das Baby in die Spezialklinik verlegt worden. Die Eltern waren laut Polizei mit ihrer Situation völlig überfordert. Aus Böswilligkeit hätten sie ihren Jungen nicht vernachlässigt, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt. Deshalb wurden gegen die Eltern keine Haftbefehle beantragt.
Immer wenn ein schlimmer Vorfall wie dieser in der Zeitung steht, wird gefordert, dass die JÄ viel öfter und viel früher eingreifen, um die Kinder aus der Familie zu nehmen. Als Sofortmaßnahme ist das sicher völlig richtig, aber reicht es wirklich, sich dann auf dieser Maßnahme ausruhen, womöglich nach einer erfolgreich abgeschlossenen Adoption? Produzieren wir nicht genau durch diese Art der Problembewältigung immer weiter vernachlässigte und verwahrloste KInder, weil deren Aufsichtspersonen unfähig sind? Ist das nicht ebenso falsch wie das Bekämpfen von Krankheitssymptomen mit Medikamenten und Technik, anstatt die Ursache zu beheben?
Ist der Zerfall von Familienverbänden und -werten wirklich nicht zu bremsen? Wie kann es sein, dass junge Eltern ihr Neugeborenes verhungern und verdursten lassen, ohne, dass das jemandem auffällt? Müsste hier nicht längst eine systematische Nachbetreuung her wie es z. B. in Finnland längst der Fall ist, auch wenn dabei der Fokus originär auf der medizinischen Seite lag?
Hier ein paar interessante Zahlen aus Deutschland (Quelle: GBE, Hervorhebungen von mir):
"... unterscheidet man zwischen Frühsterblichkeit bei einer Lebensdauer von bis zu sieben Tagen, Spätsterblichkeit bei sieben bis unter 28 Tagen, und Nachsterblichkeit bei 28 Tagen bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Die Summe der Totgeborenen und der Sterbefälle in den ersten sieben Lebenstagen wird als perinatale Sterblichkeit bezeichnet."[...] Seit 1990 gehört Deutschland bei der Früh- und Perinatalsterblichkeit zu den weltweit führenden Ländern, bei der Nachsterblichkeit liegt es gegenüber anderen Ländern jedoch noch immer zurück. Deshalb nimmt der Anteil der Nachsterblichkeit an der gesamten Säuglingssterblichkeit auch zu, von 1967 bis 1995 im Westen von 22% auf fast 40%. 1995 fielen in Deutschland 1.620 der insgesamt 4.053 Säuglingssterbefälle in die Kategorie Nachsterblichkeit.
Wenn man das liest, kann enem doch das Messer in der Tasche aufgehen. Da diese Statistik bereits mehr als zehn Jahre alt ist, kann man mutmaßen, dass diese heute noch viel schlimmer aussehen würde. Wenn man den obigen Bericht weiter liest, kann man das hier lesen:
"1970 waren im Westen ausländische und männliche Säuglinge von überdurchschnittlicher Säuglingssterblichkeit betroffen, am meisten aber nichteheliche, deren Sterberisiko nahezu doppelt so hoch lag wie der Gesamtdurchschnitt (vgl. Abb. 3.4.3). Diese Unterschiede existieren auch noch 1995, sie sind aber deutlich schwächer ausgeprägt. In Deutschland starben bezogen auf 100.000 Lebendgeborene 640 nichteheliche Kinder gegenüber 510 ehelichen, 650 nichtdeutsche gegenüber 510 deutschen und 590 männliche gegenüber 460 weiblichen. Nach Sonderuntersuchungen in Bayern und Westberlin waren noch anfangs der achtziger Jahre Kinder von Müttern unter 18 Jahren einer erhöhten Säuglingssterblichkeit ausgesetzt. Das gleiche galt für das zweite Kind bei Müttern mit zwei Geburten in kurzem Abstand sowie für Säuglinge mit drei oder mehr älteren Geschwistern. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Familie aus besseren Wohnvierteln kam oder nicht. Auch bei über 37jährigen Müttern war in Bayern die Säuglingssterblichkeit noch stark überhöht. Untersuchungen im In- und Ausland zeigen, daß in der unteren Sozialschicht die Säuglingssterblichkeit im allgemeinen höher ist als in der mittleren und oberen. Schwangere aus der unteren Sozialschicht nutzen die Vorsorgemöglichkeiten für Mutter und Kind auch seltener, obwohl bei ihnen mehr Risikoschwangerschaften auftreten. Als Ursachen gelten gemeinhin häufigere Schwangerschaften in jungen Jahren, mehr Geburten und starkes Rauchen."
Im Abschnitt "Schwangerschaftsvorsorge und Schwangerschaftskonfliktberatungen" kann man das lesen: "1994 kamen in Deutschland auf 100 Geborene ca. 28 Frauen mit Konfliktberatungen." Das ist fast ein Drittel!
Als Fazit kann man dann im Abschnitt "Verbesserungsmöglichkeiten" lesen:
"Der Ländervergleich zeigt, daß es trotz der unstrittigen Fortschritte bei der Säuglingssterblichkeit immer noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Die Senkung der Nachsterblichkeit hat eine besondere Priorität, da die Werte gegenüber der Mehrheit der Länder mit vergleichbar geringer Früh- und Spätsterblichkeit noch überhöht sind. Dabei geht es insbesondere darum, Schwangere und Mütter aus besonders gefährdeten Gruppen stärker in Vorsorgemaßnahmen einzubeziehen. Dies wird nach den bisherigen Erfahrungen durch die auf die Nachfrage beschränkten "Komm-Strukturen" erschwert. Deshalb sollten Sozialdienste oder Familienhebammen die Risikogruppen im Rahmen einer aufsuchenden Fürsorge betreuen und sie zum Umgang mit gesunden und kranken Säuglingen beraten. In Finnland und Schweden gibt es entsprechende Dienste seit langem; sie gelten als wesentliche Ursache für den stärkeren Rückgang der Säuglingssterblichkeit. In Deutschland wurden sie in größerem Maße bisher nur in Bremen eingeführt. Generell würde die Säuglingssterblichkeit noch weiter sinken, wenn unerwünschte Schwangerschaften sowie Risikoschwangerschaften vermieden würden. Wichtig wäre es auch, während der Schwangerschaft Tabak- und Alkoholkonsum zu minimieren; beides läßt die Zahl von Kindern steigen, die untergewichtig und mit Fehlbildungen geboren werden und damit einem erhöhten Sterberisiko ausgesetzt sind. Dazu sollten Informations- und Beratungsmaßnahmen bereits in einer frühen Phase der Schwangerschaft intensiviert werden. Im medizinischen Bereich lassen sich Verbesserungen dadurch erzielen, daß Risikoschwangerschaften in Perinatalzentren betreut werden, daß alle Kliniken mit Entbindungsabteilungen Fachärzte für die Behandlung Neugeborener erhalten, und daß ein adäquater mobiler Notarztdienst für Neugeborene eingerichtet wird. Grundsätzlich wäre es wichtig, sich auf Städte, Stadtbezirke und Kreise mit überhöhter Säuglingssterblichkeit zu konzentrieren. Dabei ist zu prüfen, ob Perinatal- oder Nachsterblichkeit überhöht sind, und ob einzelne soziale Gruppen besondere Risiken aufweisen. Dafür lassen sich die Daten zur Säuglingssterblichkeit verwenden und durch Ergebnisse aus den Perinatalerhebungen ergänzen. Auch die inzwischen sehr niedrige Müttersterblichkeit kann noch weiter gesenkt werden, wenn Frauen der unteren Sozialschicht in die Vorsorgemaßnahmen einbezogen werden und hinreichende Blutkonserven in allen Kliniken mit Entbindungsabteilungen vorrätig sind."
Wie gesagt, alle diese Erkenntnisse kommen aus Deutschland und sind bereits 15 Jahre alt. Es wäre interessant zu erfahren, was aus all den Verbesserungsvorschlägen geworden ist ...
Mich würde sehr interessieren, ob in dieser Statistik auch die Kindstötungen (Neonatizid) erfasst sind. In der Kriminalstatistik werden sie nicht mehr separat ausgewiesen, sondern unter den Tötungsdelikten erfasst.
Baby stirbt Hungertod - kein Haftbefehl gegen Eltern (2010-10-15 13:10:00) Nach dem Tod eines vernachlässigten Säuglings aus der Nähe von Bitburg wird gegen die Eltern vorerst kein Haftbefehl beantragt.
Das teilte die Staatsanwaltschaft Trier mit. Der Körper des Jungen sei in der Nacht obduziert worden. Nach ersten Ergebnissen haben bei dem Jungen organische Anomalien vorgelegen. Sie seien möglicherweise für seinen Tod mitverantwortlich. Daher erscheine derzeit das Fehlverhalten der Eltern nicht so gravierend, teilte die Ermittlungsbehörde mit.
Säugling starb an Folgen von Unterernährung
Das neun Wochen alte Baby war am Donnerstag (15.10.2010) im Kinderkrankenhaus Trier gestorben. Es war am Vortag von seiner 19-jährigen Mutter stark unterernährt und fast verdurstet in das Bitburger Krankenhaus gebracht. Der Säugling ist von dort in die Spezialklinik verlegt worden.
Polizei: kein böser Wille
Die Mutter und der 26-jährige Vater, die in einem Dorf bei Bitburg wohnen, waren nach den Ermittlungen der Polizei mit ihrer Situation völlig überfordert gewesen. Aus Böswilligkeit hätten sie ihren Jungen aber nicht vernachlässigt, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Ingo Hromada. Die am Mittwoch festgenommenen Eltern kamen gestern wieder auf freien Fuß. Nun steht fest: Nach dem Tod ihres Kindes werden sie nun nicht wieder in Untersuchungshaft kommen.
„Sie haben offenbar nicht gewusst, was sie taten“, sagte der Oberstaatsanwalt über ihr Handeln. Es sei keine „brutale Tat von Rabeneltern“, sondern Überforderung gewesen. Mutter undVater waren denAngaben zufolge arbeitslos und sozial isoliert. Sie wohnen in einem Dorf, in dem sie keine Bekannten haben. „Im Rahmen ihrer finanziellen und intellektuellenMöglichkeiten haben sie sich um das Kind bemüht“, sagte Hromada. Die Mutter hätte versucht, das Kind zu stillen und mit Babynahrung zu füttern. Die Nahrung, die ihr eine Hebamme gegeben hatte, sei allerdings kaum benutzt worden.
Das Amtsgericht Bitburg hatte den Eltern bereits am Mittwoch Teile des Sorgerechts entzogen und auf das zuständige Jugendamt übertragen. Die Eltern waren dem Jugendamt nach Angaben der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm zuvor nicht bekannt gewesen. Es ist bereits der zweite Fall eines vernachlässigten Babys im Eifelkreis Bitburg-Prüm innerhalb weniger Wochen. :: Anfang September war das Kind eines amerikanischen Paares vom US-Stützpunkt Spangdahlem schwer misshandelt ins Krankenhaus gebracht worden. Das Kind liege noch immer in einer Spezialklinik nach St. Augustin bei Bonn mit stark verminderten Hirnleistungen im Koma, sagte Oberstaatsanwalt Hromada.
In der Nähe von Mainz war vor wenigen Tagen ein Säugling gewaltsam ums Leben gekommen. Das sechs Wochen alte Mädchen starb nach vorläufigen Erkenntnissen an einem Schütteltrauma. Die 24 und 25 Jahre alten Eltern wurden vernommen.Sie sind weiter auf freiem Fuß. Wer das Kind getötet hat, war bis gestern nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch unklar.
bereits vor 1 - 2 Jahren wurde vom Gesundheitsministerium gefordert und angeordnet, die Säuglings- und Kleinkinderuntersuchungen (U1 - U5?) als unbedingt erforderlich festzuschreiben und zu überwachen. Eltern, deren Kinder diesen Untersuchungen nicht zugeführt wurden, sollten zunächst schriftlich aufgefordert und bei weiterem Fernbleiben durch Familienhelfer persönlich kontaktiert werden. Was ist aus dieser gesetzlich? festgeschriebenen Verordnung geworden? Wenn sie gegeriffen hätte und konsequent überwacht würde, dürfte es nicht so viele vernachlässigte Kinder oder daraus resultierende Todesfälle geben.
Wer weiß, wie hoch erst die Dunkelziffer ist, welche Schicksale nicht an die Öffentlichkeit gelangen und wievile Kinder infolgedessen keinen Start in ein geregeltes, sozial eigenverantwortliches Leben erhalten, weil es ihnen an liebevoller Nähe von Erwachsenen, Vorbildern und gelebten Strukturen fehlt und an Stelle dessen Ablehnung und Gewalterfahrung treten.
Armes Deutschland - da werden höchstqualifizierte Kindergärten für Politiker-, Banker-, Akademiker- usw. Kinder geschaffen, während andere unbeachtet verkommen, weil das Geld für einfaches Nachschauen fehlt.
Bert K. war jahrzehntelang Sozialarbeiter, bis er zum Amtsvormund aufstieg. Ab da hatte er keinen direkten Kontakt mehr zu seinen Mündeln, sondern musste sich auf seine Mitarbeiter verlassen. Zu K.s Zeit, das belegt auch der Bremer Kinderschutzbericht, hatte ein Amtsvormund im Durchschnitt 230 Kinder zu betreuen. Diese Zahl ist inzwischen auf 90 reduziert worden.
Wie soll da eine sinnvolle Betreuung eines Kindes überhaupt gewährleistet sein?
Wenn ich dann sehe, wie sich unser Stoiberer vor den Bayern LB-Untersuchungsausschuß stellt und frech behauptet, er hätte von nichts gewußt, während der Steuerzahler für diesen Politiker-Größenwahn zig Milliarden blechen muss, kommt es mir hoch.
in den Vernachlässigungsfällen wo rechtzeitig eingegriffen wurde und die Kinder aus den Familien genommen wurden, gibt es leider oft genug Rückführungen in die Herkunftsfamilien aus einer intakten Pflegefamilie. Das finde ich Wahnsinn, die Kinder haben sich nach Ihrer Vernachlässigung (manchmal auch schlimmeres) meist über Jahre nach Hilfestellung der Ämter, in einer Pflegefamilie stabilisiert, gebunden und erholt und dann geht es zurück!? Ich möchte nicht alle über einen Kamscheren und sicherlich gibt es Ausnahmen, aber wo fängt es an und wo hört es auf?!
hier gebe ich Dir, bis auf eine Kleinigkeit, Recht. Jedes Kind, das nach der Rückführung weiter leidet, ist eines zuviel! Was das "oft genug" angeht, fehlen mir die Zahlen. Erfahren tun wir immer nur die schlimmen Fälle, von den erfolgreichen hört man dagegen nichts. Der Erfolg/Mißerfolg dieser Aktionen hängt hauptsächlich von der Erfahrung der JA-Beamten ab und hier habe ich meine Zweifel, ob da immer die richtige Entscheidung getroffen wird.
ZitatKimba schrieb: in den Vernachlässigungsfällen wo rechtzeitig eingegriffen wurde und die Kinder aus den Familien genommen wurden, gibt es leider oft genug Rückführungen in die Herkunftsfamilien aus einer intakten Pflegefamilie. Das finde ich Wahnsinn, die Kinder haben sich nach Ihrer Vernachlässigung (manchmal auch schlimmeres) meist über Jahre nach Hilfestellung der Ämter, in einer Pflegefamilie stabilisiert, gebunden und erholt und dann geht es zurück!? Ich möchte nicht alle über einen Kamscheren und sicherlich gibt es Ausnahmen, aber wo fängt es an und wo hört es auf?!
Vor einigen Monaten berichtete ich von Bekannten, die die total verwahrloste Tochter einer Süchtigen vorübergehend in Pflege genommen hatten. Nach vielen Monaten mußte diese 3-4Jährige, die zum erstenmal in ihrem Leben kontinuierliche Zuwendung und Strukturen kennenlernte, wieder zu ihrer Mutter zurück, die durch ihre Substitution mit Methadon vom Jugendamt eine positive Prognose erhielt. Zum Entzug konnte sie sich nicht durchringen. Auf meine entsetzt geäußerten Bedenken sagten unsere Bekannten: "Sie muß es schaffen" (womit sie die Kleine meinten). Weil sie mit einem evtl. Elend nicht konfrontiert werden wollten, haben sie keinen Kontakt weiter zu dem Kind gesucht, so dass wir nicht wissen, wie die Angelegenheit ausging.
Vor ca. 2 Jahren wurde im Fernsehen von substituierten Müttern berichtet, die ihre Kinder behalten oder wiederbekommen haben. Einige von ihnen konsumierten nach einiger Zeit doch wieder Drogen nebenher, wegen der anderen/stärkeren Wirkung wie sie begründeten.
Ich könnte mir vorstellen, würde vom JA nicht die weiche Welle, sondern die härtere Gangart "totaler Entzug" gefahren, würde so manche Mutter sich gewaltig am Riemen reißen, um ihr Kind/ihre Kinder zu behalten.
Liebe Martina, da ich es im Rahmen meines Berufes selber miterleben konnte, sehe ich es etwas anders. Heroinabhängigkeit ist eine üble Krankheit, nicht weniger schlimm als Krebs oder Aids und genauso unberechenbar und schwer zu heilen. Ich habe wie in einem anderen thread schon berichtet miterlebt, wie einer Heroinabbhängigen Mutter die Kinder abgenommen wurde, aber zu den Großeltern in Pflege kamen. Die Oma hat immer wieder versucht, die Mutter der Kinder mit in die Pflicht zu nehmen, mit mehr oder weniger Erfolg. Sie hat die Kinder besucht, mit ihnen etwas unternommen (im Beisein der Oma), stand dabei aber oft unter Drogeneinfluss. Ein Junkie nimmt die Droge irgendwann nicht mehr für den "Kick", sondern nur noch, damit er überhaupt irgendwie funktionieren kann. Ich habe einen getroffen, der hatte eine eigene Firma und hat sich auf einem bestimmten Heroinpegel gehalten wie es manche Alkoholiker machen. Er hatte eben Geld und Möglichkeiten dazu. Um wieder auf die Mutter aus dem Beispiel zurückzukommen. Sie hat es irgendwann geschafft, durch viel Liebe und Unterstützung udn natürlich hat sie dann einen echten Entzug gemacht, als sie so weit war. Aber sie musste selber so weit kommen. Die Kinder waren keine Motivation, obwolh sie sie geliebt hat. Mit heroin ist es eine seltsame Sache. Das Problem ist nicht nur die Droge, sondern die Kriminalisierung, die Verwahrloseng, die sich aus der andauernden Jagd nach dem Stoff entwickelt, oder Prostitution, Unterenährung, Verwahrlosung usw. Wie gesagt, der Mann aus dem obigen Beispiel hatte seine Firma, seine Eigentumswohnung, seinen Mercedes und Geld genug für den Stoff. Seine geschiedene Frau war auch abhängig, und bekam ausreichend Unterhalt. Zwei Kinder lebten bei den Großeltern und sahen ihre Eltern nicht oft, waren aber in Kontakt. Wie es bei einer Pflegefamilie auch sein könnte. Da die Familie alles unter sich geregelt hatte, kam auch kein JA ins Spiel. Ich kenne das Ende der Geschichte allerdings nicht, weil es nicht in Deutschland war, ich aber wieder nach Deutschland zurück kam und den Kontakt verlor.
ZitatZitat: Mit heroin ist es eine seltsame Sache. Das Problem ist nicht nur die Droge, sondern die Kriminalisierung, die Verwahrloseng, die sich aus der andauernden Jagd nach dem Stoff entwickelt, oder Prostitution, Unterenährung, Verwahrlosung usw.
Genau das ist es ja, was ich meine. Die Beschaffung des "Stoffs" sprengt alle Begriffe, die man so etwas wie Normalität bezeichnen könnte. Wenn die Wirkung nachläßt, existieren in dem Denken keine Kinder mehr, keine eigene Persönlichkeit, keine Gedanken, dann regieren nur noch Sucht und Gier. Wo bleiben dann die mehr als berechtigten Belange der Kinder, wenn sie total ausgeblendet, absolut nicht mehr wahrgenommen werden? Können Kinder in dieser ständig wiederkehrenden Atmosphäre gedeihen, sich gesund entwickeln? Kinder leben Vorbilder nach, brauchen Strukturen, regelmäßig Mahlzeiten, Zuwendung, Orientierung. Finden sie diese bei anhängigen Eltern, die ständig auf dem Trip und der Jagd nach dem nächsten sind? Was soll aus diesen Kindern werden? Können sie sich zu eigenverantwortlichen und sozial integrierbaren Erwachsenen entwickeln? Meiner Ansicht nach sind die Kinder diejenigen, die Anspruch auf ein konfliktfreies und normales Aufwachsen haben. Sie sind die Schwächsten Glieder in der Gesellschaft und bedürfen des umfassenden Schutzes unserer Gesellschaft.
Liebe Martina, ja, das hab ich eben unter anderem egschrieben. Ich hab auch einen Fall beschrieben, wo es die üblichen Probleme und die Jagd nach dem Stoff nicht gibt, weil die materielle Basis der Abhängigen super solide ist. Das ist für mich ein Dreh und Angelpunkt. Was wäre, wenn Heroin an Junkies quasi als Medikament ausgegeben würde? Ich rede hier nicht von Methadon, sondern von nicht verunreinigtem Heroin (also ohne Strichnin, Scheuermittel und was Leuten sonst noch so einfällt, um den Stoff zu strecken und mehr Geld einzunehmen). Ich habe mich wirklich intensiv mit dem Thema beschäftigt, gerade weil ich bei verschiedenen Menschen damit konfrontiert war. Was unterscheidet einen Heroinabhängigen von einem Lungenkrebserkrankten. Der Krebskranke hat ja möglicherweise exzessiv geraucht und ist damit auch einer Droge erlegen. Wir nehmen doch anderen Schwerstkranken auch nicht die Kinder weg. Versteh mich nicht falsch, ich bin nicht dafür, dass Kinder in solchen Familiensituationen unbegleitet in der Familie bleiben. ich mag nur nicht, wenn Drogenabhängigkeit persé mit Gewalt und Verwahrlosung gleichgesetzt wird. Diese Dinge entstehen eben nicht aus der Droge, sondern aus den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Vater, von dem ich erzählt habe, der genug Geld für seinen Heroinkonsum hatte, hat sich jeden Morgen eine Spritze aufgezogen. Eklig? Machen Diabetiker auch. Man hat ihm nichts angemerkt, er wirkte immer ganz normal und lebensfit. Wenn ich es nicht gewusst hätte, wär ich nie darauf gekommen. Ich weiss, dass das eine gewagte Aussage ist, aber ich stehe damit nicht alleine. Viele, die mit Junkies arbeiten, sehen es ähnlich. So ist das Methadonprogramm ja entstanden. Leider ist Methadon im Vergelich zu Heroin wohl so wie Kräuterzigaretten im Vergleich zu Nikotin. (der vergleich hinkt nut ein wenig. Das heisst, dass eine bestimmte Ruhigstellung wohl stattfindet, aber die Sucht der Hunger auf einen ganz bestimmten Effekt der Droge bleibt bestehen. Damit kommen viele nicht klar und brechen das Programm ab.
Übrigens soll wohl so sein, dass z.B. die Rolling Stones Heroin konsumiert haben und regelmäßig eine Blutwäsche gemacht haben. money rules LG pino
ZitatÜbrigens soll wohl so sein, dass z.B. die Rolling Stones Heroin konsumiert haben und regelmäßig eine Blutwäsche gemacht haben.
Bei deren Äußerem kann ich mir auch nichts anderes vorstellen! Wenn sie sich und ihre Gesundheit ruinieren, ist das ganz alleine ihre Verantwortung - obwohl ich ein gewisses Mitleid auch mit denen verspüre.
Im Übrigen, wer hat schon das Budget, sich jeden Morgen eine Spritze aufzuziehen, bezahlt aus der Portokasse? Für die anderen Süchtigen ist die Jagd nach Nachschub so gut wie ein full-Time-Job, der weder eine Berufstätigkeit noch das Managen einer Familie zuläßt. Wenn Erwachsene alleine leben und sich dieser Art Bewußtseinsmanipulation hingeben, ist das hinzunehmen, aber wenn Kinder darunter zu leiden haben, geht es mir schlecht, wenn ich das lese oder höre. Leider kann ich da aus der Ferne auch nicht helfen (in meinem Umfeld gibt es momentan keinen solchen Fall).
Was mich stört ist ,dass man den Wahrheitsgehalt dieser Meldungen niemals selbst nachprüfen kann, ob es stimmt oder nicht! Der Staat setzt einem alles vor , und man muss es glauben.. Da mach ich nicht mit! Man müsste alles selbst recherchieren können und selbst die Wahrheit hören können! Sehr dubios! Es steht in der Zeitung und alle glauben daran ?! Seltsam.. Sorry!
Zitat1995 fielen in Deutschland 1.620 der insgesamt 4.053 Säuglingssterbefälle in die Kategorie Nachsterblichkeit.
Frühgeburten, Sauerstoffmangel während der Geburt und der plötzliche Kindstod sind für den Tod eines Säuglings am meisten verantwortlich. Daher verstehe ich hier den Zusammenhang zur Vernachlässigung nicht. Ebenso frage ich mich, ob wir hier nicht zu viel in einem Topf packen, wenn wir den Fall des Babys in Bittburg da mit rein bringen. Scheinbar hatten die jungen Eltern ja sogar eine Hebamme, der auch nicht aufgefallen ist, dass das Baby zu wenig Nahrung bekam. Ich möchte nichts schön reden, aber grobe Vernachlässigungen von Kindern betrifft in Deutschland 0,07%! Mag sein, dass das nur die Spitze des Eisberges ist, aber es zeigt auch, dass die Mehrheit der Eltern sehr wohl gut mit ihren Kindern umgeht!
ZitatIch könnte mir vorstellen, würde vom JA nicht die weiche Welle, sondern die härtere Gangart "totaler Entzug" gefahren, würde so manche Mutter sich gewaltig am Riemen reißen, um ihr Kind/ihre Kinder zu behalten.
Wo fängt denn Vernachlässigung oder Misshandlung an? Bei der schwangeren Raucherin, beim Klaps auf den Po, beim Liebesentzug, beim Öffnen der Dose Raviolis, bei der Backpfeife, dem Stubenbau, dem Schlag ins Gesicht oder dem Anschreien...? Wem soll man denn da die Kinder entziehen und wem soll man sie lassen? ich glaube die meisten Eltern haben heute schon genug Angst vorm Jugendamt. Wenn man diese Ängste noch verschärfen würde, wäre bald keine Zusammenarbeit mehr mit den Eltern möglich!
ZitatVor ca. 2 Jahren wurde im Fernsehen von substituierten Müttern berichtet, die ihre Kinder behalten oder wiederbekommen haben. Einige von ihnen konsumierten nach einiger Zeit doch wieder Drogen nebenher, wegen der anderen/stärkeren Wirkung wie sie begründeten.
Auch die Diskussion um abhängige Eltern verunsichert mich hier. Hast Du hierzu einen Link oder eine Quelle? Ich kann/will mir gar nicht vorstellen, dass drogenabhängige Eltern ihre Kinder bei sich alleine behalten dürfen, wenn das JA von den Umständen weiß. Einem Heroinabhängigen kann man nicht unkontrolliert ein Kind anvertrauen! Das geht gar nicht. Und auch in vielen Fällen, wo die Eltern krank sind, wie Pino es beschrieb, muß doch ein Familienpfleger her.
ZitatDer Staat setzt einem alles vor , und man muss es glauben..
Das ist in diesem Fall ja nicht der Staat sondern die Medien. Vieles kann man schon glauben, aber man darf natürlich nicht alles glauben!
ZitatIch könnte mir vorstellen, würde vom JA nicht die weiche Welle, sondern die härtere Gangart "totaler Entzug" gefahren, würde so manche Mutter sich gewaltig am Riemen reißen, um ihr Kind/ihre Kinder zu behalten.
Bianka antwortete:
ZitatWo fängt denn Vernachlässigung oder Misshandlung an? Bei der schwangeren Raucherin, beim Klaps auf den Po, beim Liebesentzug, beim Öffnen der Dose Raviolis, bei der Backpfeife, dem Stubenbau, dem Schlag ins Gesicht oder dem Anschreien...? Wem soll man denn da die Kinder entziehen und wem soll man sie lassen? ich glaube die meisten Eltern haben heute schon genug Angst vorm Jugendamt. Wenn man diese Ängste noch verschärfen würde, wäre bald keine Zusammenarbeit mehr mit den Eltern möglich!
Es ging bei mir um Suchtstoffabhängige Eltern/Mütter, nicht um Klaps, Dosen-Ravioli, Backpfeife, Anschreien usw. Das erleben viele Kinder und ist kein Grund zur Wegnahme, evtl. zum Gewähren von Hilfestellungen. Aber Wie Du weiter unten schriebst, ist Drogensucht schon ein gravierender Mangel für die Entwicklung eines Kindes.