ich hab lang nichts mehr von mir hören lassen, aber ich hab immer wieder mal hier vorbeigeschaut.
Ich habe vor 3-4 Monaten beschlossen, nach meinem 22. Geburtstag mit der Suche nach meiner Vergangenheit zu beginnen. Nun...inzwischen bin ich 22 und fühle ganz stark in mir, dass meine "Reise" bald beginnen wird. Zuerst werd ich wohl - ganz klassisch - im Jugendamt vorbeischauen und gucken, was die mir so an Infos geben können. Meine Ado-Eltern (die ich sehr liebe und die mich auch sehr lieben) möchte ich nicht einweihen in die ganze Geschichte, ich hoffe, es fühlen sich nun die Ado-Eltern unter euch nicht angegriffen oder so. Ich habe meine Gründe für diese Entscheidung. Jedenfalls wollte ich fragen, ob ihr vielleicht ein paar Tipps für mich habt. Und noch eine Frage: Sollte ich zum JA irgendwelche Unterlagen mitnehmen? Zum Beispiel meine erste Geburtsurkunde? Oder ist das nicht nötig?
Ich hab so viel über diese ganze Sache nachgedacht und trotzdem weiß ich nicht, was genau ich mir erhoffe. Ich weiß gar nicht, ob ich es überhaupt wagen soll, zu hoffen. Erst einmal möchte ich nur wissen, was damals alles geschehen ist und vor allem möchte ich das Warum wissen. Wenn ich danach das Gefühl in mir habe, mit meiner leiblichen Mutter in Kontakt zu treten, so halte ich das durchaus für möglich. Ich denke nur, dass ich manches wirklich erst im Laufe der "Reise" entscheiden kann. Ich möchte nicht leugnen, dass ich Angst habe, aber ich spüre, dass ich bereit bin für die Suche nach meiner Wahrheit.
Deinen Weg habe ich schon hinter mir, mit allen Hürden die einem so in den Weg gestellt werden können.
Dein direktes "hingehen" zum Jugendamt kannst Du Dir erstmal knicken. Ich würde an Deiner Stelle im Jugendamt Deiner Geburtsstadt anrufen und mich erstmal zu Deinem Sachbearbeiter verbinden lassen. Dem kannst Du dann schildern was Du möchtest und der wird Dir dann sagen, dass Du in die Akte einsehen kannst, aber das schriftlich beantragen musst. Dazu reicht ein formloser Brief: Hiermit beantrage ich, ..., die Einsicht in meine Adoptions-/Pflege-/Familien-Akte.
Hilfreich ist es wenn Du dem Jugendamt möglichst viele Eckdaten mitteilst, dann wissen die wo sie suchen können. Also Dein Geburtsdatum, der Name Deiner Ado-Eltern und Deiner HEltern, wann Du adoptiert wurdest, etc. pp.
Lass Dich nicht abspeisen von so Sätzen wie:"Ihre Akte ist bei einem Wasserschaden im Keller vernichtet worden" etc. Du hast ein RECHT auf Akteneinsicht...zur Not kannst Du das übers Amtsgericht beantragen...wenn man damit droht sind die auf einmal sehr schnell im Aktenfinden
Ja, und dann möchte ich Dir noch etwas mitgeben: Es kann sein, dass in Deiner Akte unheimlich viel drin steht...es kann auch sein, dass es sehr wenig ist. Aber: Egal was darin steht, es ist die subjektive Meinung der Mitarbeiter des Jugendamtes...es ist keine Gewährleistung dafür, dass es damals WIRKLICH so gelaufen ist. Das können Dir abschließend nur Deine HEltern erzählen.
Ich wünsche Dir ganz viel Glück bei Deiner Reise in die Vergangenheit und hoffe für Dich, dass Du die Puzzelteile findest die Dir fehlen.
Oh man, das klingt ja alles furchtbar kompliziert, das verunsichert mich etwas. Ich hab sowieso immer so einen Bammeln vor Ämtern...ich kann die Teile nicht leiden. XD Ich lebe nach wie vor in der Stadt, in der ich geboren wurde. Wäre es wirklich so schlimm, wenn ich direkt zum JA gehe, um denen zu erzählen, was mein Anliegen ist? Irgendwer wird mir ja wohl zuhören und den Akteneinsichts-Antrag kann ich ja dann gleich mitnehmen. Und ich hoffe wirklich, dass es nicht so weit kommt, dass ich mit dem Amtsgericht drohen muss...
Okay...also die Eckdaten kann ich denen auf jeden Fall geben. Ich weiß ein paar Sachen von meiner Herkunftsmutter, z.B. ihren (damaligen?) Namen, wo sie damals gewohnt hat und wann sie geboren wurde.
@riddle: Es wird Dir einfach nichts nützen dahin zu gehen. Es ist ja nicht so, dass da den ganzen Tag eine Sachbearbeiterin sitzt und wartet dass ein AdoKind kommt und mit ihr reden möchte. Es ist ein ganz einfaches Amt mit ganz genauen Zuständigkeiten. In meiner Stadt z.B. ist die zuständige Sachbearbeiterin in einem Gebäude am anderen Ende der Stadt untergebracht und nicht da wo die anderen vom Jugendamt sitzen. Da hätte es mir gar nichts genützt einfach so da hin zu gehen. Insofern würde ich an Deiner Stelle echt einfach mal das Telefon in die Hand nehmen und mich durchtelefonieren. Du kannst ja dann auch sagen, dass Du gerne ein persönliches Gespräch hättest...unabhängig von der Akte...dafür sind die Herrschaften ja schließlich auch da
Hallo riddle, schön, dass du jetzt an diesen Punkt gekommen bist. Egal was daraus wird, es wird deine Entwicklung als Mensch unterstützen. Meine Tochter hat damals das JA und die AEltern ganz rausgehalten, weil sie fand es sei eine Angelegenheit zwischen ihr und mir, bzw. ihrer Herkunftsfamilie. Sie hat dann alle Leute mit ihrem Geburtsnamen, also meinem Familiennamen aus dem Telefonbuch angerufen, bis sie tatsächlich bei jemanden aus meiner Familie gelandet ist. Derjenige hat mich angerufen und gefragt ob es ok ist, wenn er ihr meine Nummer gibt. Und am nächsten Tag hab ich zum ersten Mal ihre Stimme am Telefon gehört. Ich wünsche dir eine wunderbare Reise.
Zitat von pinocchio Meine Tochter [...]. Sie hat dann alle Leute mit ihrem Geburtsnamen, also meinem Familiennamen aus dem Telefonbuch angerufen, bis sie tatsächlich bei jemanden aus meiner Familie gelandet ist. Derjenige hat mich angerufen und gefragt ob es ok ist, wenn er ihr meine Nummer gibt.
Exakt so lief es bei meiner Tochter, als sie 17 war! Leider hat sie aber genau an dem Punkt aufgehört, als sie meine Tante (Schwester meines Vaters, gleicher Geburtsname wie ich) an der Strippe hatte. Sie hat sich danach weder bei ihr noch bei mir jemals gemeldet. Da sie es ja hätte tun können, aber nicht tat, habe ich automatisch angenommen, dass sie es einfach nicht will. Das war der einzige Grund, weshalb ich danach meinerseits fast 20 Jahre mit einer Kontaktaufnahme gewartet habe. Möglicherweise war das ein Fehler, und ich hätte vielleicht damals zum JA gehen sollen - wer weiß das schon? Sie selbst ist nie auf dieses Thema eingegangen, obwohl ich sie mehrmals innerhalb der vergangegen acht Jahre gefragt habe, ob ich da vielleicht etwas falsch gemacht hätte. Sie gibt mir einfach keine Antwort.
Nach meinem Eindruck geht in diesem Thread zweierlei durcheinander: Zum einen das Entdecken und Aufarbeiten der eigenen Geschichte anhand der Akten, zum anderen das Auffinden der leiblichen Eltern und/oder Verwandten.
Letzteres ist heute nicht mehr so schwierig. Wenn das Jugendamt nicht hilft, besser beim Standesamt nachfragen, wo im Geburtseintrag zumindest die Mutter (mit allem, was sie eindeutig identifizierbar macht) steht. Mit diesen Infos dann beim Einwohnermeldeamt nachfragen.
ZitatMöglicherweise war das ein Fehler, und ich hätte vielleicht damals zum JA gehen sollen - wer weiß das schon? Sie selbst ist nie auf dieses Thema eingegangen, obwohl ich sie mehrmals innerhalb der vergangegen acht Jahre gefragt habe, ob ich da vielleicht etwas falsch gemacht hätte. Sie gibt mir einfach keine Antwort.
Ja, das war es vielleicht. Du hattest das noch nie erzählt. Ich verstehe etwas mehr dadurch, was unglücklich gelaufen ist. Siebzehn ist einfach ein anderes Alter als 37. Es ist ein so offenes aber auch unsicheres Alter. Da können sich viele Türen öffnen oder schließen je nachdem. so, das war jetzt etwas off topic. pino
hi, ich hatte mit 24 den ersten kontakt. danach hat sich niemand mehr von ihnen gemeldet, obwohl ich meine adresse dort hinterlassen hatte. es mag eine extrem-situation gewesen sein, nachdem kurz aufeinander die a-eltern starben, und damit die komplette a-familie weg war. mit hatte man natürlich jahrelang unterschwellig eingehämmer, daß die h-familie mich nicht wollte, nichts mit mir zu tun hat... weshalb ich vermutlich erst nach ihrem tod aktiv wurde. das war dann natürlich eine unbeschreibliche enttäuschung, eine regelrechte ENTmutigung, die mich jahre danach noch ziemlich fertig machte, bis in die träume verfolgte. da kam es ja von beiden seiten ganz dicke. es war schlimm. erst jahre (jahrzehnte) später unternahm ich noch einmal einen (erfolglosen) versuch. das muß man dann wirklich erst mal begreifen können.
@ riddle, ich wünsche dir da auf jeden fall ganz ganz andere, bessere erfahrungen, auf diesem weg verständnisvolle nette menschen, die dich, wenn nötig, auffangen
Gute Entscheidung! Wünsche dir viel Erfolg beim Suchen und Finden. Und gebe dir folgendes mit auf den Weg:
Hör immer wieder in dich hinein und sei aufmerksam. Überstürze nichts. Das Finden und Kennenlernen der leiblichen Eltern ist ein bewegender Moment, der viele Emotionen auslöst/auslösen kann. Versuche dich auch ruhig in die Situation der Gefundenen hinein zu versetzen, damit du mir ihren Reaktionen umgehen kannst. Denn alles ist möglich: Von überschwenglicher Freude bis hin zur Ablehnung.
Und sei dir sicher, dass du liebe Menschen an deiner Seite hast (Freunde), die dich bei diesen Schritten unterstützen. Die sich deine Erzählungen anhören und immer wieder anhören, wenn du darüber erzählen möchtest.
Nun wünsche ich dir alles Glück und viel Erolg.
kleiner kämpfer
Ps.: Zum Thema Ado-Eltern noch was: Ich hab das auch erst im Alleingang gemacht. Ich wollte sie nicht verletzen, hatte das Gefühl, ich würde sie hintergehen, wenn ich mich mit den leiblichen Eltern treffe. Das ist aber Quatsch! Sie wissen doch, dass sie ein Kind adoptiert haben!! Und sie wissen auch, dass dieses Kind irgendwann einmal suchen wird. Wenn du sie außen vor lassen willst, ist das deine Entscheidung und damit ok. Bei mir war es aber so, dass sie einer Akteneinsicht zustimmen (!!!) mussten. Da gibt es einen entsprechenden Paragraphen. Da musste ich durch. Das hab ich nicht verstanden, aber es war so. Begründung: In den Akten könnte auch sehr persönliche Angaben über die A-Eltern stehen.... Sie gaben mir dann auch ohne Probleme die Unterschrift.
Hallo, ich möchte mich hier einmal kurz als Adoptivmutter einmischen, auch wenn die ursprüngliche Frage an Adoptierte gerichtet war. Mich würde interessieren, warum man die Adoptiveltern von der Suche/Kontaktaufnahme mit der HFamilie nicht informiert. Zumindest, wenn man ein gutes Verhältnis zu den Ado-Eltern hat. Ich verstehe absolut, wenn man den Kontakt und die Suche allein macht, aber warum nicht informieren? Wir als Ado-Eltern sind doch auch den Kindern gegenüber ehrlich und erzählen alles, was wir wissen und lassen sie mit dem Wissen, dass sie adoptiert sind, aufwachsen. Ehrlichkeit als Form des Respektes gegenüber dem anderen. (Oder wurdet ihr eurerseits auch von euren Ado-Eltern belogen, dann wäre es natürlich etwas anderes.) Warum also die Suche bzw. Kontaktaufnahme verheimlichen? Weil man den Ado-Eltern nicht weh tun möchte? Ich denke, der Schuss geht doch nach hinten los und man fühlt sich eher verletzt, wenn man im nachhinein oder hintenherum davon erfährt, vor allem, wenn denn andere eingeweiht sind. @riddle: Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Suche und dass du "etwas" findest, was dein Leben bereichert. Viele Grüße und Lena
Ich werde nächste Woche mal im JA anrufen. Die Sache mit meinen Eltern ist die, dass wir seit Jahren nicht mehr über meine Adoption gesprochen haben. Aber das ist ganz allein meine Schuld, weil ich es jedes Mal abblocke, wenn wir uns diesem Thema nähern. Der Grund, warum ich meine Eltern komplett heraushalten möchte, kann nicht rational verstanden werden. Ich könnte euch hier keine wirklichen Argumente auflisten. Es ist eine Gefühlssache und ich bin einfach ein Mensch, der auf sein Bauchgefühl/Herz hört. Ich weiß, dass hier jeder von euch vermutlich eine andere Meinung dazu hat und das respektiere ich.
Sonst geht es mir im Moment erstmals nur um die Fakten meiner Vergangenheit, also erstmals um die Akte (in der Hoffnung, dass meine Ado-Eltern da nix unterschreiben müssen. Hatte sonst wer dieselbe Erfahrung bezüglich der Unterschricht?). Ob ich meine leibliche Familie kennen lernen möchte, weiß ich noch nicht. Das ist meiner Meinung nach nämlich schon wieder ein ganz anderer und viel emotionaler Schritt. Zumindest wäre es das für mich. Das Einzige, was ich mir im Moment schon vorstellen kann ist, dass ich meiner leiblichen Mutter einen Brief schreibe, in dem ich sie einfach wissen lasse, dass es mir gut geht und, dass ich an sie denke. Ich möchte ihr auch sagen, dass ich kein Bisschen böse auf sie bin und ihr dafür danken, dass sie mir das Leben geschenkt hat. Ich möchte einfach, dass sie das weiß.
Soo, ich muss jetzt auf die Uni, bin eh schon spät dran. Danke euch nochmal!
Du hast Dir da den schwereren der gangbaren Wege rausgesucht, aber Du hast ja wohl Gründe dafür
Aus Sicht Deiner Eltern würde es mich traurig machen, wenn unsere Tochter das alleine durchzieht. Ich würde natürlich nicht jede Einzelheit wissen wollen, mich aber sehr freuen, wenn ich/wir um Unterstützung oder sogar Rat gefragt werden würde(n). Manchmal reicht es ja schon, jemanden wortlos in den Arm zu nehmen, wenn dieser eine unschöne Nachricht bekommt. Eines der größten Probleme bei Adoption ist doch, dass die "interdisziplinäre" Zusammenarbeit in der Regel nicht funktioniert. Wieviele Adoptierte gibt es, die gezwungen sind, das alles heimlich zu machen! Wäre es da nicht schöner für eine Familie, wenn man wenigstens einen Teil des Weges gemeinsam geht?
Ich will mich nicht bei Dir einmischen, aber ich hatte eigentlich nie eine Familie, zu der ich Vertrauen haben konnte. Da tut es einem regelrecht weh, wenn man so etwas hört.
Absolut richtig, was Ihr da schreibt. (A-Eltern einweihen)
Aber irgendwas sperrt sich da im Inneren der Adopierten. Ich hab ja die gleiche Erfahrung gemacht und war ganz erleichtert, als ich in dem Fachbuch "Adoptierte auf der Suche" von Christine Swientek las, dass ich kein Einzelfall bin.
Ich kann diese Einstellung noch nicht mal ordentlich begründen. Aber es ist so. Man hat das Gefühl, dass man das ALLEINE klar kriegen will. Das heißt ja nicht, dass man dann nicht in Kürze den A-Eltern davon berichtet. Aber ich hätte nie und nimmer sagen können: "He, ich mach mich jetzt auf die Suche." Das ging irgendwie nicht. Ich hab gesucht, gefunden. Dann (etwas nach zwei Wochen), als ich mit mir selbst klar war!!! - da konnte ich es ihnen erzählen. Sie haben mir das auch gar nicht übel genommen (glaube ich). Für mich war es wichtig, dass ich auch eine Meinung zu den Menschen habe, die ich da fand. Die mir das Leben geschenkt haben. Nur sagen "ich suche" - nein, das ging bei mir auch nicht.
Das hat nichts mit Hintergehen zu tun und ist nicht böse gemeint. Vielleicht was mit "ich möchte es erst selbst wissen".