mich würde mal interessieren, ob man als Adoptivkind, das noch nicht über seine wahre Herkunft aufgeklärt wurde, nicht immer mal wieder Empfindungen hat, dass irgendetwas mit einem nicht stimmt... Ungereimtheiten, die einem auffallen und die man nicht so richtig einordnen kann. Z.B. die fehlende Ähnlichkeit zum Vater/zur Mutter/zu den Großeltern; Talente, die sonst keiner in der Familie hat; Lücken in der Familiengeschichte; wie sich die Verwandtschaft einem gegenüber verhält etc.etc. Manchmal vielleicht Kleinigkeiten. Ich kann mir so gar nicht vorstellen, dass man als Adoptivkind im Laufe der Zeit nicht irgendwelche Unstimmigkeiten spürt, Ahnungen hat. Oder wird das eher verdrängt? Können Adoptiveltern so perfekt lügen, dass man wirklich nie etwas merkt? Kann mir jemand etwas dazu sagen? Babu
Meine bescheidene Meinung ist eindeutig JA.. Viele viele haben das schon tief in sich gespürt , bevor es dann zu Gewissheit wurde!
Natürlich ahnt man was - man kann es nur nicht zuordnen.
Bei mir waren es kleine Dinge, die mich immer wieder zweifeln haben lassen.
Warum gibt es von meiner Mutter kein Foto mit Schwangerschaftsbauch? Antwort: Kamera war zu der Zeit kaputt....komischerweise gabs aber Fotos aus dem Urlaub kurz vor meiner Geburt.
Warum ist meine Geburtsurkunde über 1 Jahr nach meiner Geburt ausgestellt: Antwort: langsame Behörden
Warum sehe ich niemandem ähnlich und mein Bruder ist meinen Eltern wie aus dem Gesicht geschnitten.....
Warum bin ich so anders als der Rest meiner Familie?
Klar ahnt man was - aber was soll man denn tun? Also zweifelt man, verbiegt sich, zweifelt wieder...
dann hast du weniger das Adoptiertsein geahnt (abgesehen von der fehlenden Ähnlichkeit) als die Tatsache, dass deiner A-Eltern nicht aufrichtig sind, oder? Was wäre gewesen, wenn du damals ehrliche Antworten bekommen hättest und von vornherein mit dem Wissen um deinen Adoptivstatus aufgewachsen wärst? Íst wahrscheinlich schwierig zu beantworten, aber vielleicht doch?
Hallo Marleen, dich hat man ja nicht nur durch Verschweigen belogen, sondern dir richtige Lügen auf direkte Fragen aufgetischt. Ich bin sooo froh, dass man uns AdoEltern heutzutage nicht mehr von Seiten des JA, wie es früher wohl gewesen ist, erzählt, dass es zum Kindeswohl ist, wenn man ihm von der Ado nichts erzählt bzw. es erst "später" erzählen soll. Wann ist "später", wann ist "der richtige Zeitpunkt"? Wie hätte ich damals gehandelt? Aber auch diese "alten" AdoEltern haben aber meistens "im besten Glauben" gehandelt, das richtige zu tun. Noch heute wird man von Leuten, die nichts mit Ado zu tun haben, manchmal angeguckt, als sei man verrückt, wenn sie hören, dass man es denn Kindern "schon längst" gesagt hat. Es steckt - zumindest bei der Allgemeinheit - noch tief in den Köpfen, das alte Denken. Auch "das man doch froh sein soll", dass die leiblichen Mütter (z.Zt.) keinen Kontakt halten. Neeeee, ich bin nicht froh. Womöglich noch froh sein soll, dass die leibliche Mutter verstorben ist (Ist nicht bei uns so, habe ich aber mal im Bekanntenkreis gehört). Neeeee, ist auch kein Grund, froh zu sein. Marleen, ich kann mir auch gut vorstellen, dass man bei so offenen Lügen ahnt, dass etwas nicht stimmt und man belogen wird. Ob nun der Gedanke "Adoption" kommt oder ob man sich einfach nur belogen fühlt. LG Lena
dann hast du weniger das Adoptiertsein geahnt (abgesehen von der fehlenden Ähnlichkeit) als die Tatsache, dass deiner A-Eltern nicht aufrichtig sind, oder? Was wäre gewesen, wenn du damals ehrliche Antworten bekommen hättest und von vornherein mit dem Wissen um deinen Adoptivstatus aufgewachsen wärst? Íst wahrscheinlich schwierig zu beantworten, aber vielleicht doch?
Hallo Englandfan,
ich habe einfach geahnt, gespürt, dass ich da nicht so recht reinpasse. Ich sah anders aus, war anders usw. Das Wissen um meinen Adoptivstatus hätte wohl einiges geändert. Ich habe ja ständig versucht mich anzupassen, so zu sein wie der Rest der Familie und quasi immer gegen meine eigene Identität gearbeitet - solange bis ich gar nicht mehr wusste wer ich eigentlich bin und warum ich anders bin usw. Ich habe die Schuld immer bei mir gesucht - das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.
Zitat von Lena0610Aber auch diese "alten" AdoEltern haben aber meistens "im besten Glauben" gehandelt, das richtige zu tun. Noch heute wird man von Leuten, die nichts mit Ado zu tun haben, manchmal angeguckt, als sei man verrückt, wenn sie hören, dass man es denn Kindern "schon längst" gesagt hat. Es steckt - zumindest bei der Allgemeinheit - noch tief in den Köpfen, das alte Denken.
Hallo Lena,
Ja das stimmt leider. Auch das Unverständnis, dass man nach seinen Wurzeln sucht, ist weit verbreitet. Ich höre immer wieder Sprüche wie: "Warum stocherst Du da rum, die wollten Dich nicht, wozu interessiert Dich das, Du hast doch Eltern, usw."
marleen, das was du beschreibst hab ich zu genüge so erlebt.
wenn sich nicht mal die eigenen a-eltern in ihr(e) kind(er) hineinversetzen können, wie dann außenstehende, wie unsere gesellschaft, sich hineinversetzen in adoptierte, die endlich wissen wollen wer sie sind, wo sie herkommen, wie es dazu kam usw. - um einen weg für sich, zu sich zu finden.
adoption ist etwas gutes, vor allem endgültiges, und fertig. das scheint das einzige zu sein was zählt. die kw-motivation und erfüllung darf für viele nach wie vor durch nichts angetastet oder in frage gestellt werden, nicht durch die bedürfnisse oder forderungen der adoptierten, nicht durch ihre späteren erfahrungen mit adoption...
ausnahmen (wie im forum) durchbrechen natürlich auch da oftmals die regeln.
In der Regel ist es doch so, dass viele Jugendliche sich in der Pubertät fragen, ob ihre Eltern wirklich ihre leiblichen Eltern sind. Diese Frage gehört zur Identitätsfindung. Man sieht ja in der Regel dann auch wieder die Ähnlichkeiten und alles ist in Butter.
Wenn man aber weit nach der Pubertät immer noch keine Ähnlichkeiten findet und man keinen Beweis dafür erhält, dass es wirklich die leiblichen Eltern sind... das ist schlimm! Man muß ja zwangsläufig anfangen an sich selbst zu zweifeln. Wie soll man da eine gesunde Identität entwickeln?
Marleen, hast Du Deine Eltern gefragt, warum sie es Dir verschwiegen haben?
Zitat von BibiBlocksteinIn der Regel ist es doch so, dass viele Jugendliche sich in der Pubertät fragen, ob ihre Eltern wirklich ihre leiblichen Eltern sind. Diese Frage gehört zur Identitätsfindung.
Bei diesem Argument handelt es sich um ein pseudowissenschaftliches Konstrukt, um adoptionsbedingte Schwierigkeiten in Abrede zu stellen oder sie in gefälliger Weise als Normalität wie in jeder anderen Familie auch umzudeuten.
Das war keine Pseudowissenschaft, sondern mein Gedankengang! Hättest Du meinen Beitrag ganz gelesen, wäre Dir aufgefallen, dass ich damit auf keinen Fall adoptionsbedingte Schwierigkeiten in Abrede stellen wollte. Eher im Gegenteil!
Harry, auch Adoptierte sind Menschen und machen ganz normale Prozesse im Leben mit. Keiner stellt hier die besondere Lebenssituation von Adoptierten in Frage, aber es bringt auch nichts, wenn man alles im Leben auf die Adoption reduziert. So kann man sich nämlich auch aus der Verantwortung für das eigene Leben oder für das Leben des AKindes "stehlen", so nach dem Motto, ohne die Adoption wäre das ja alles nicht so gekommen. Den Eindruck habe ich bei manchen AFamilien leider. Da kann das Ganze auch zur self-fulfilling-prophecy werden. Als AKind- mein Leben ist eh nicht mehr zu retten, also muss ich auch nicht dafür kämpfen etwas zu ändern oder als AEltern - ich bin ja perfekt, an allen Problemen sind nur die HEltern und der Adoptivstatus schuld. Das hilft keinem wirklich weiter und hat in der Vergangenheit so manchen in ein depressives Loch gestürzt und in einen Teufelskreis, aus dem man nur schwer wieder herauskommt.
Zitat von BibiBlocksteinDas war keine Pseudowissenschaft, sondern mein Gedankengang!
Das Argument wird hier nur dermaßen häufig benutzt, dass viele (wie Du auch) es unbewusst aufnehmen und mit eigener Erfahrung oder Eingebung verwechseln. Fast jeder ist irgendwie in der Richtung beeinflussbar, ohne dass er selber es merkt.
Zitat von BibiBlocksteinHättest Du meinen Beitrag ganz gelesen, wäre Dir aufgefallen, dass ich damit auf keinen Fall adoptionsbedingte Schwierigkeiten in Abrede stellen wollte. Eher im Gegenteil!
Ich habe ihn ganz gelesen. So lang war er ja nun auch wieder nicht. Das ist ja gerade das Furchtbare, dass Argumente der Gegenseite unbewusst in das eigene Gedankengut einsickern.
Du musst Dir vor Augen halten, dass dieser Unsinn mit den "pubertären Adoptionsphantasien" (die von der seriösen Wissenschaft so nicht bestätigt werden!) ja irgendwoher kommen muss.
Zitat von englandfanHarry, auch Adoptierte sind Menschen und machen ganz normale Prozesse im Leben mit. Keiner stellt hier die besondere Lebenssituation von Adoptierten in Frage, aber es bringt auch nichts, wenn man alles im Leben auf die Adoption reduziert. So kann man sich nämlich auch aus der Verantwortung für das eigene Leben oder für das Leben des AKindes "stehlen", so nach dem Motto, ohne die Adoption wäre das ja alles nicht so gekommen. Den Eindruck habe ich bei manchen AFamilien leider. Da kann das Ganze auch zur self-fulfilling-prophecy werden. Als AKind- mein Leben ist eh nicht mehr zu retten, also muss ich auch nicht dafür kämpfen etwas zu ändern oder als AEltern - ich bin ja perfekt, an allen Problemen sind nur die HEltern und der Adoptivstatus schuld. Das hilft keinem wirklich weiter und hat in der Vergangenheit so manchen in ein depressives Loch gestürzt und in einen Teufelskreis, aus dem man nur schwer wieder herauskommt.
Bitte lies meine Antwort an Bianka, mit der sich Deine Kanzelpredigt hoffentlich erledigt hat.
Zitatauch Adoptierte sind Menschen und machen ganz normale Prozesse im Leben mit.
Mhh Marlene, du bist Adoptierte. Deine Einstellung in allen Ehren, aber man erleidet von Beginn des Lebens eine schwere Traumatisierung , und die ist immer bei jedem Fakt.. Manche spüren es nicht, manche spüren es stärker, aber sie begleitet uns unser ganzes Leben ,wie ein roter Faden .. Es ist nunmal nicht von der Hand zu weisen. Selbstverständlich begleitet uns diese Problematik auch in unserem Leben weiterhin , und es kann!! zu wirklich heftigen Phasen kommen im Leben ... Wir sind zwar "normal" ganz klar , aber nicht für die normale Gesellschaft und fürs normale Erleben. Wir kennen keine Normalität im Sinne von biologischer Familienschaft. Ich pers. denke da oft drüber nach was in "unsrem" Leben "normal" ist.. Wir haben niemals normale Gefühle bezüglich Familie gespürt. Wissen nicht was es heisst "leibliches Kind im aktiven Zustand" zu sein , und wir leben ein Kunsterleben. Das ist zu keiner Zeit normal. Ok, für uns ist das vielleicht "normal" weil wir es ja nicht kennen, das normale Familienleben. Wir wissen , dass wir bei Menschen aufwuchsen , die fremd waren damals. Der Prozess des Gewöhnens ist manchmal leichter , manchmal schwerer gefallen... aber letzendlich haben wir trotz Widerstände durchaus adoptionsbedingte Problematiken. Das wir "normale" Prozesse durchlaufen widerspreche ich mal dreist.. Wie gesagt ,. bei uns ist nichts normal. Normal wäre es wenn wir bei Mama und Papa gross geworden wären , wir biologische Gefühle kennen würden, und dementsprechend uns normal entwickelt hätten. Aber es ist nunmal Fakt , wir wurden in andere Welten geschmissen .. Ob es nun gut oder schlecht ist sei mal dahingestellt, ist verschieden. Fakt ist aber , dass wir unter ganz anderen Problemen leiden, wie andere und das es diese "Adoptionskrankheit" nunmal gibt! Da gibt es nichts wegzudiskutieren ode überhaupt drüber zu diskutieren. Man kann sich allerdings psychologische Hilfe holen und versuchen eine normale Gefühlswelt zu erreichen! Das geht, und dann unser Leben in den Griff bekommen selbstständig! Niemand muss in diesem Zustand leben... Man kann seines in den Griff bekommen !! Trotzallem durchlaufen wir keine!!! normalen Prozesse eines normalen Jugendlichen. Wenn man dieses sagt , vergisst man dass man in eine künstliche Familie kam mit künstlichen Gefühlswelten der Familie .. Das Trauma kann uns niemand nehmen! Auch nicht die Ersatzeltern! Das geht einfach nicht! Unmöglich .. Alles andere ist Verdrängung von tiefverborgenen Gefühlen im tiefsten ICH.. Das kommt dann meistens erst bei der Suche nach der Herkunft ans Tageslicht , wenn man beginnt wahre , echte Familiengefühle zu spüren! Halt die Herkunft zu erspüren! Nicht die künstliche Famillienkonstellation!!