Zitat von nanuck... Man muss ja wohl viel verdauen....und es gehen einem so viele verschiedene Sachen durch den Kopf...hätte ich vorher nie gedacht.
Gegenfrage: Was hast Du denn über Adoption gedacht?
Wenn Du Dir vor Augen hältst welche lebenslangen und nicht umkehrbaren Folgen Adoption für die Adoptierten und bio-Eltern hat, müsste doch eigentlich kar sein, dass man das nicht mal eben im Vorbeigehen erledigen kann. Ihr tragt für das Kind fremder Leute eine riesen Verantwortung. Da sollte man schon sehr gut informiert sein und genau wissen was man tut.
Ich finde es absolut OK, wenn das Verfahren nicht kurz und schmerzlos ist. Wie gut wäre es, wenn die leiblichen Eltern auch so lange Zeit zum Überlegen hätten! Leider wird hier nicht lange gefackelt sondern eher auf eine schnelle Entscheidung gedrängt (von oder durch wen auch immer), obwohl meistens eine Notlage oder Krisensituation vorliegt. Bekannterweise macht man genau dann aber die meisten Fehler.
Hallo Nanuck wir mussten einmal einen mehrseitigen Bogen ausfüllen und einen Lebensbericht schreiben. Die Zeit dazwischen empfand ich aus verschiedenen Gründen als sinnvoll - man festigt seinen Entschluss (oder auch nicht, je nachdem) zur Adoption. Das Ganze wächst in der Zeit. Wenn es das nicht tut, sollte man die Finger davon lassen. Anderen wird bewusst, dass es nicht der eigene Weg ist. Auch diese Gefühle sollte man offen mit dem Partner besprechen, denn nichts ist schlimmer, als wenn nicht beide 100% hinter der Adoption stehen. Da gibt es hier genügend negative Beispiele, wenn die Adoptierten von ihrem schlechten Verhältnis zu den A-Eltern berichten. Vieles liegt meiner Ansicht nach schon ganz in den Anfängen begründet, weil die A-Eltern es nicht geschafft haben, eine Bindung zu dem Kind aufzubauen. Die Ursachen dafür in können fehlender Bewältigung der eigenen Kinderlosigkeit liegen oder in der Tatsache, dass ein Partner nur dem anderen zuliebe das Verfahren mitmacht, eigentlich aber sich nicht vorstellen kann, ein "fremdes" Kind als sein eigenes anzusehen etc. etc. Die Gespräche beim Jugendamt waren für uns Impulse für Gespräche zu Hause, die uns sehr weitergebracht haben und (in unserem Fall) in unserem Entschluss bestärkt haben. Man muss sich aber darauf einlassen, dazu sind leider nicht alle bereit. Es gibt ja leider auch viele Beziehungen, wo die Partner nicht offen über Gefühle reden (können). Das ist dann schon mal eine sehr schlechte Voraussetzung.
Zu deiner Frage: Es gab alle paar Wochen Gespräche zu unterschiedlichen Themen: -eigene Kinderlosigkeit - Herkunftsfamilien -Krankheiten/Behinderungen etc. (was traue ich mir zu, was nicht) - die eigene Kindheit - wie bin ich erzogen worden, was fand ich daran gut, was schlecht, wie ist das Verhältnis zu Eltern/Geschwistern etc. - die Partnerschaft - was finde ich gut an meinem Partner, was schlecht - das Leben ohne Kind, wie wird es aussehen, wenn wir kein Kind zugesprochen bekommen etc. etc.
Die Gespräche waren immer ein bis zwei STunden lang und hatten ein Thema als Schwerpunkt.
wie Du vielleicht schon mitbekommen hast, bin ich auch neu hier und wir sind ebenfalls erst am Anfang. So weiß ich zum Beispiel noch nicht, was eine "SB" ist. Diese Abkürzung habe ich oft gelesen. Auch uns wurden erst mal alle Krankheiten aufgezählt. Schwer behinderte Kinder würden von Hongkong nicht vermittelt, nur leichte Behinderungen. Zu den leichten Behinderungen zählt man in Hongkong beispielsweise das Down-Syndrom. Auch wir grübeln, was wir schaffen und was nicht. Das Schlimmste ist, dass wir uns so unwissend fühlen. Man sieht auf der Straße einfach niemanden mit einem kranken Adoptivkind und kann keine Eltern kranker Adoptivkinder kennen lernen. Uns sagte man auch, dass man kleine Kinder selten bekommt. Die bleiben im Land und werden von dort ansässigen Paaren angenommen. Nur die Kinder, die im Land nicht vermittelbar sind, kommen ins Ausland und sie sind meist im Grundschulalter. Da grübele ich nun ständig rum: je älter das Kind, desto schwerer die Eingewöhnung und wenn es dann auch noch krank ist und eine andere Sprache als die Umgebung spricht.........
Seht ihr, es ist so spät und ich bin noch wach........
Ja, das weiß ich jetzt, hab wieder was gelernt Danke, Cornelia
@Nanuck, hast Du mal hier im Forum rumgestöbert? Ich war voll geschockt, ehrlich gesagt. Wütende Herkunftsmütter und vorwurfsvolle Adoptierte sind gegen Adoptionen. Werden wir zu Monstern, wenn wir adoptieren?! Wie wirkt das denn auf Dich? Ich überlege, was da los sein kann. Vielleicht haben die Kinder aber auch schon zu viel durchgemacht, bevor sie adoptiert wurden und sind psychisch angeschlagen. Man muss wohl damit rechnen, dass ein Adoptivkind später mal einen Psychologen braucht.
das Spektrum an Erfahrungen, die ein Adoptivkind mit sich brignt, ist so breit wie das Leben. Die Vorbereitung und auch die Vorbereitungszeit, in der man sich selber mit dem Thema Adoption auseinandersetzt, ist dazu da, dass wir das Kind voll und ganz annehmen können, auch wenn sich später Entwicklungen ergeben, die man nicht voraussah und die nicht in eine Bilderbuchfamilie passen. Zu angeschlagen sind die Kinder sicher nicht, ist auch auf keinen Fall ihre Schuld.
Ich denke, auch so manches leibliche Kind in der leiblichen Familie, dem man die eigene Identität unterschlägt (abgesehen davon, dass es in der leibliche Familie lebt) und es dann noch lieblos behandelt und Fehler und Schuld beim Kind sucht, für eine eventuell nicht zustande kommende Bindung, wie man sich das vorgestellt hatte, wird psychologische/psychiatrische Hilfe benötigen. Sorry - nur meine Meinung, hast Du sicher nicht so gemeint - aber an den Kindern liegt es nicht!!
Hey und ich find's toll, dass Du Dich mit dem Thema auseinandersetzt, und nicht vom Forum hier abschrecken läßt!!!!
das Spektrum an Erfahrungen, die ein Adoptivkind mit sich bringt, ist so breit wie das Leben. Die Vorbereitung und auch die Vorbereitungszeit, in der man sich selber mit dem Thema Adoption auseinandersetzt, ist dazu da, dass wir das Kind voll und ganz annehmen können, auch wenn sich später Entwicklungen ergeben, die man nicht voraussah und die nicht in eine Bilderbuchfamilie passen. Zu angeschlagen sind die Kinder sicher nicht, ist auch auf keinen Fall ihre Schuld.
Ich denke, auch so manches leibliche Kind in der leiblichen Familie, dem man die eigene Identität unterschlägt (abgesehen davon, dass es in der leibliche Familie lebt) und es dann noch lieblos behandelt und Fehler und Schuld beim Kind sucht, für eine eventuell nicht zustande kommende Bindung, wie man sich das vorgestellt hatte, wird psychologische/psychiatrische Hilfe benötigen. Sorry - nur meine Meinung, hast Du sicher nicht so gemeint - aber an den Kindern liegt es nicht!!
Hey und ich find's toll, dass Du Dich mit dem Thema auseinandersetzt, und Dich nicht vom Forum hier abschrecken läßt!!!!
Zitat von Helena Ich überlege, was da los sein kann. Vielleicht haben die Kinder aber auch schon zu viel durchgemacht, bevor sie adoptiert wurden und sind psychisch angeschlagen. Man muss wohl damit rechnen, dass ein Adoptivkind später mal einen Psychologen braucht.
Liebe Grüße, Helena
Hallo, ja, man muß wie bei einem leiblichen Kind mit allem rechnen.
Meist sind es aber auch die A- Eltern, die etwas verbocken in ihrer Aufgabe, das Kind über seine Herkunft auzuklären, es dabei zu unterstützen und es liebevoll zu begleiten, wenn es sich vielleicht nicht so entwickelt, wie es sich die A- Eltern für sich gewünscht hätten.
War schon lange nicht mehr hier, möchte aber noch eine Sache sagen: ich habe oft wiedergegeben, was unsere Sachbearbeiterin uns gesagt hat, dass ist nicht unsere Meinung, von wegen verantwortungslos etc. Wie schon einmal gesagt, haben wir wirklich Hochachtung vor den Herkunftsmüttern. Ist bestimmt eine wahnsinnig schwierige Entscheidung, schwerer als die Entscheidung zu adoptieren. Ich denke auch, dass die adoptierten Kinder etwas über ihre Herkunftsmütter wissen sollten. Schade das man selten etwas über Herkunftsväter erfährt. Ich muss dazusagen, dass es nicht leicht ist, die richtigen Worte zu finden für die Dinge, die man fühlt oder denkt. Man hofft, hier Antworten und Hilfe zu bekommen, was noch so auf einen zukommt und wie ihr das erlebt habt. Wir stehen zu unserer Entscheidung, adoptieren zu wollen. Es ist für uns aber auch schwierig, da mein Mann oft spät nach Hause kommt und in der Firma so viel los ist, dass er einfach nicht so leicht frei kriegt. Dadurch "verzögert" sich alles auch ein wenig. Dass das Adoptionsverfahren ca. 1 Jahr dauert, finden wir angemessen. Wenn wir von jetzt auf gleich ein Adoptivkind bekommen würden, wären wir etwas überfordert, weil man zwar wusste, dass ein Adoptionsverfahren schwierig ist und man doch nicht mit allem gerechnet hat, was auf einen zukommft. Ich muss zugeben, dass ich manchmal davon träume, wie es mit einem Adoptivkind ist, was man so machen würde, wie das Kinderzimmer aussehen würde etc. Aber dann kommen wieder die Gedanken so nach dem Motto Freu dich nicht zu früh. Je weniger man darüber nachdenkt, desto kleiner könnte die Enttäuschung sein, wenn es nicht klappt.
Hoffe, ich hab mich verständlich ausgedrückt und ihr könnt mich etwas verstehen..
"Ich muss zugeben, dass ich manchmal davon träume, wie es mit einem Adoptivkind ist, was man so machen würde, wie das Kinderzimmer aussehen würde etc. Aber dann kommen wieder die Gedanken so nach dem Motto Freu dich nicht zu früh. Je weniger man darüber nachdenkt, desto kleiner könnte die Enttäuschung sein, wenn es nicht klappt."
Hallo Nanuck, diese Reaktion finde ich völlig normal. Ich habe den Gedanken auch immer verdrängt und wenn andere mich bestärkt haben, dass es sicher klappen würde, habe ich immer auf die emotionale Bremse getreten. Ich habe meine berufliche Zukunft geplant und den Gedanken ausgeblendet, dass es ja vielleicht gar nicht so kommt, weil ich bis dahin in Elternzeit bin. Andere hatten es immer eher auf dem Schirm als ich. Das ist aber normal, sonst würde man irgendwann verrückt werden. Unsere Sachbearbeiterin meinte, es kommt dann, wenn man am wenigstens damit rechnet und so war es dann auch...