Zitat von CarlaManchmal muss ich auch zweimal lesen und ein paar Mal tief Luft holen. :-) Dann finde ich diese Denkanstöße aber auch wieder gut!! Und wo sonst tauschen sich alle Seiten des Ado-Dreieckes so rege aus?
So sehe ich das auch und sei versichert, die Finger müssen sich nicht nur die Ado-Eltern manchmal unter der Tatstatur festnageln - das betrifft die Adoprierten und die bio-Eltern ebenso
ZitatUnd unsere Seite ist halt die freiwillige des Dreiecks.
Dieser satz hat mir sehr gut gefallen, denn er trifft den Nagel auf den Kopf. Ich habe schon sehr oft gesagt, dass viel Leid der Adoptierten erst gar nicht entstehen würde, gäbe es für alle drei Seiten die gleiche umfassende Beratung die den spezifischen Problemen wie für die wartenden Eltern. Die Tatsache, dass "die Ämter" manchmal noch nicht einmal die Adoptierten ernst nehmen, wirkt sich sicher nicht positiv auf die Gesamtsituation aus.
Zu dem Rest Deines sehr konstruktiven Beitrags nur noch eine Klarstellung: die Sozialarbeiterin, mit der ich länger gesprochen habe, hat beruflich nicht direkt mit Adoption zu tun, aber sie betreut junge Frauen, die in Frauenhäusern wohnen. Dadurch wiederum hat sie indirekt mit den JA-Mitarbeitern zu tun und natürlich auch mit Adoption. Sie hat mir bestätigt, dass es in den neuen Bundesländern mehr ungewollt schwangere junge Frauen gibt, als in den alten Bundesländern.
Was mich ebenso wie Dich schockiert hat, war die blauäugige Meinung über Adoption, die sie ja nicht aus ihren Lehrbüchern haben kann, sondern nur vom Hörensagen kannte. Sie war sehr interessiert an meinen Gedanken dazu und hat zugegeben, dass sie null Ahnung von "dieser Seite" hatte. Vielleicht mache ich einmal eine Lesung aus meinem Buch vor ihren jungen Schützlingen, die oft auch nicht wissen, welche Auswirkungen Adoption auf ihr weiteres Leben haben kann, sollten sie über Adoption laut nachdenken. Hilfen haben junge Mädchen heute genug, aber die zielen erstaunlicherweise mehr in Richtung Aufbau der eigenen Persönlichkeit und Ausbildung.
ich glaube noch nicht einmal, dass man sie heutzutage bewusst "überzeugt". Das läuft subtiler ab, indem man, teilweise aus eigener Unwissenheit(!), einfach nicht optimal informiert und berät.
Die Frau mit der ich sprach, war auch "nur" schlecht informiert bis unwissend. Es ist offenbar so, dass man diesem Thema nicht wirklich viel Beachtung entgegen bringt.
Warum lässt man so inkompetente Leute ran, die nicht genug wissen um beraten zu können?! Da finde ich keine Worte! Eine Ausbildung kann man auch mit Kind machen. Seine Jugend kann man auch mit Kind genießen. Kein Geld? Nicht gut, aber der Staat würde doch auch für den Pflegeplatz zahlen müssen und die Mutter, die zu Anfang kein Geld hat, kann ja nachher arbeiten, wenn das Kind im Kindergrten ist. Dem Kind was "bieten"? - Wie definiert man das überhaupt?! Nur finanziell darf nicht gemeint sein.
Dauerpflege? - Manchmal eine gute Lösung, aber besser eine Familienpflegerin für die Mutter, wenn sie nur "zu jung" ist! Ich bin für Adoption, aber NUR, wenn es keinen anderen Ausweg gibt, wenn die Mutter das Kind nicht WILL oder wenn das Kind verwaist ist.
merkst Du langsam, dass Dein bisheriges Bild von dem Gesamtkomplex "Adoption" irgendwie nicht ganz stimmen kann?
In einem anderen Faden hat Burkhard gerade das mit der "Lüge" erklärt. Dazu passt die Frage:
ZitatWarum lässt man so inkompetente Leute ran, die nicht genug wissen um beraten zu können?! Da finde ich keine Worte!
Antwort: Der Gesetzgeber hat überhaupt kein Interesse daran, dass diese Adoptionslüge endlich aus der Welt geschafft wird! Gerade erst kürzlich hat man die Gesetze derart geändert, dass der Adoptionsstatus eines Menschen heute noch schwerer erkennbar ist als früher (Abschaffung der Abstammungsurkunde)! Was könnte ein vernünftiger Grund für eine derartige Änderung sein?
Wenn man das alles weiß, wird einem immer klarer, dass jeglicher Ruf nach Verbesserung in die Wüste hallen muss, es sei denn, die Betroffenen rufen. Aber auch das wird nie geschehen, denn zum Glück (ist hier eigentlich nicht förderlich ) ist die Zahl der zufriedenen Adoptierten erheblich höher, als die der unzufriedenen; zumindest muss man davon ausgehen, denn es gibt keine seriösen Daten dazu.
In die Röhre gucken am Ende alle Adoptierten, die entweder "nur" unzufrieden mit der Familie sind, die man für sie ausgesucht hat, oder gar todunglücklich.
Zitat von mausi51Zur Wahrscheinlichkeit ein Ado-Kind zu bekommen:
Zitat von englandfan... das ist meines Erachtens stark davon abhängig, wo man wohnt. Unsere Sachbearbeiterin hat uns durchaus Hoffnung gemacht und sie sollte Recht behalten. Wenn man aber in einer eher ländlichen Gegend wohnt, sieht das anders aus.
Das ist genau das, was nicht nur ich schon lange sage: heutzutage ist nicht mehr Schande der Lieferant, sondern die soziale Unterschicht, die immer unfähiger zum Arterhalt wird.
Nun, ich komme aus einer ländlichen Region, und dort ist es nicht so, dass die Herkunftseltern aus der "unter" sozialen Schicht kommen. Im Gegenteil ein JA hat uns gesagt, dass die Mehrheit seiner Abgebendenmütter aus der "Mittelschicht" stammen.
Den Grund, warum in den "neuen" Bundesländern die Chance größer ist ein Kind zu bekommen, sehe ich Grund eher darin, dass die Bewerberinnen- und Bewerberzahl dort noch stärker abnimmt. Ursachen hierfür sehe ich aber durchaus bei den dortigen Bedingungen - potentielle Bewerberpaare aus den "neuen" Bundesländern wollen sich durch eine Adoption nicht in noch größer (finanzielle)Unsicherheit bringen und versuchen es somit erst gar nicht. Liebe Grüße Bilyboy
ZitatNun, ich komme aus einer ländlichen Region, und dort ist es nicht so, dass die Herkunftseltern aus der "unter" sozialen Schicht kommen. Im Gegenteil ein JA hat uns gesagt, dass die Mehrheit seiner Abgebendenmütter aus der "Mittelschicht" stammen.
Hat auch keiner gesagt. Auf dem "richtigen" Lande fallen erfahrungsgemäß besonders wenige Kinder an. Wenn Bad Tölz oder lenggries auch zum ländlichen Gebiet zählst, sieht das natürlich noch mal anders aus. Da es in ländlichen Gebieten bisher auch vergleichsweise weniger finanziell minderbemittelte Familien gibt, als in den Ballungsräumen, dürften hier die zur Freigabe kommenden Kinder eher nicht aus sozial sehr schwachen Familien kommen. Es gibt bei uns im Süden Landkreise, wo ich weiß, dass seit ca. zehn Jahren dort nie mehr ein Kind in die Adoption kam und die Aussichten für Bewerber weit und breit gleich null sind. Das trifft z. B. auch auf den Schwarzwald zu.
Das mit der überforderten sozialen Unterschicht-Müttern findet eher in der Stadt oder den Ballungsgebieten statt und da eben vermehrt im Osten. Übrigens gab es nach den letzten Kindstötungen im Osten eine ziemlich heftige Diskussion dazu, ob die Ostbedingungen das wohl fördern würden. Aufgrund der zu geringen Fallzahlen kann man das aber natürlich nicht seriös behaupten.
ZitatDen Grund, warum in den "neuen" Bundesländern die Chance größer ist ein Kind zu bekommen, sehe ich Grund eher darin, dass die Bewerberinnen- und Bewerberzahl dort noch stärker abnimmt.
Selten so gelacht. Ich habe keine Zahlen sondern nur Originalaussagen von Sozialabreiterinnen und die lauteten unisono, dass dort erheblich mehr Frauen ungewollt schwanger werden als im Westen und die kommen nicht aus den besseren Schichten! Das Alter der Frauen ist übrigens nicht erwartungsgemäß sehr jung, sondern sie sind auch weit älter, was meine Informanten umso mehr wundert, da man in dem Alter doch sehr gut über Verhütung bescheid weiß.
ZitatDen Grund, warum in den "neuen" Bundesländern die Chance größer ist ein Kind zu bekommen, sehe ich Grund eher darin, dass die Bewerberinnen- und Bewerberzahl dort noch stärker abnimmt.
Selten so gelacht. Ich habe keine Zahlen sondern nur Originalaussagen von Sozialabreiterinnen und die lauteten unisono, dass dort erheblich mehr Frauen ungewollt schwanger werden als im Westen und die kommen nicht aus den besseren Schichten! Das Alter der Frauen ist übrigens nicht erwartungsgemäß sehr jung, sondern sie sind auch weit älter, was meine Informanten umso mehr wundert, da man in dem Alter doch sehr gut über Verhütung bescheid weiß. Cornelia
schön, dass ich dir eine Freude zu mache konnte. Aber deine Erklärung beschreibt nicht , warum das Verhältnis vorgemerkter Adoptionsbewerberpaar/pro Kind in den "neuen" Bundesländern geringer ist. Zumal man auch nicht sagen kann, dass die Zahlen von Adoptionen in diesen Bundesländern erheblich höher sind. Liebe Grüße Bilyboy
P.S. auch für Schwangerschaftsabbrüche lässt sich nicht sagen, dass diese in den "neuen" Bundesländern erheblich höher sind