Wenn Adoptivkinder ihre leibliche Mutter suchen und finden, können leibliche Mütter in die Situation kommen, dass ihr Umfeld davon erfährt, dass sie früher ein Kind wegegeben haben. Ich möchte besser verstehen, wie leibliche Mütter mit dieser Situation eines "Outings" im persönlichen Umfeld umgehen. Deswegen würde ich mich freuen, wenn mich Betroffen an ihren Erfahrungen teilhaben lassen würden.
Warum ich daran interessiert bin: Ich (27m) selbst bin ein Adoptivkind und bemühe mich zurzeit um Kontakt zu meiner leiblichen Mutter. Die Situation ist ziemlich zäh: Ich habe meine Mutter vor fünf Jahren gefunden und einmal getroffen. Das Treffen war aus meiner Sicht sehr offen. Aber alle Kontaktversuche meinerseits sind danach gescheitert. Warum weiß ich nicht.
Verschlossenheit gegen Offenheit: Wiedergefunden habe ich meiner Mutter vor einem halben Jahr in Facebook und seitdem haben wir sehr sporadisch Kontakt, der mehr von meiner als von ihrer Seite kommt. Meine leibliche Mutter sendet mir dabei sehr unterschiedliche Signale, die zwischen Offenheit und totaler Verschlossenheit wanken.
Ziemliche Verschlossenheit: Sie antwortet auf Nachrichten von mir nur sehr kurz und geht kaum auf Fragen meinerseits ein. Meine Nachrichten sind aus meiner Sicht stets zurückhaltend und offen formuliert. Ich versuche Druck zu vermeiden und biete stets einen zwanglosen Kontakt an. Ich äußere Verständnis, wenn der Kontakt für sie schwer ist. Leider kommen von ihr von aber keine Nachrichten. Ihre Antworten auf meine Nachrichten sind kurz oder es gibt keine. Darauf wie sie die Situation sieht, gibt es kaum Hinweise. Sie schreibt, dass sie sich freut in FB Kontakt haben zu können, aber von ihrer Seite kommt eigentlich kein aktiver Kontakt. Meine Briefe in den vergangen Jahren wurden nie beantwortet.
Offenheit: Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich zwei Halbschwestern habe, die bei ihr leben. Meine Halbschwestern habe ich aber noch nie kennengelernt und sie wissen nicht, dass es mich gibt. Meine leibliche Mutter hat mir aber in einer ihren ersten Nachrichten ohne Nachfrage gesagt, wer sie in Facebook sind. Auch hat sie mir öffentlich auf meiner Pinwand zum Geburstag gratuliert und sie sagt mir, dass sie es schön findet, mit mir Kontakt zu haben - totale Offenheit.
Ich kann so alle drei jeden Tag in Facebook "sehen". Ich schreibe aber natürlich nur mit meiner leiblichen Mutter, da meine Halbschwestern nichts von mir wissen. Bizarr ist die Situation so auch, weil ich meine Halbschwestern mehr oder weniger stalke. Sie sind ca. 16 und 20 Jahre alt und natürlich würde ich auch sie gerne kennelernen. Aber natürlich kann ich ihnen nicht schreiben. Und solange der Kontakt mit meiner leiblichen Mutter so unklar ist, stecke ich in einer Sackgasse. Komplizierter wird es dann auch noch, da alle nur eine Autostunde vo mir entfernt wohnen.
Antworten darauf, was meine Mutter über die Situation denkt, bekomme ich nur sehr, sehr wenige.
Ich habe meiner leiblichen Mutter nach mehreren Monaten dieser widersprüchlichen Situation erklärt, dass mich die Diskrepanz zwischen "Offenheit" und "Verschlossenheit" belastet und mir einen offeneren Umgang wünsche und ich auch Verständnis habe, wenn der Kontakt für sie schwer ist, sie es aber sagen müsse. Sie hat für mich sehr authentisch geantwortet und gesagt, dass sie meine Sicht versteht und auch zugegeben, dass die Situation für sie schwer ist. Sie hat aber auch angeboten, dass wir uns im Juli treffen können (ich hatte ein paar Wochen zuvor ein Treffen vorgeschlagen, was ohne Antwort blieb) und gesagt, dass ich "im Sinn bleibe". Ob sie das Treffen wirklich vorhat, weiß ich nicht. Ich warte ab.
Dem persönlichen Umfeld öffnen Was mich aber vor allem interessiert: Meine leibliche Mutter sagt leider nicht viel darüber, was sie denkt. Ich kann mir aber vorstellen, dass meine leibliche Mutter Angst hat, dass ihr Umfeld erfährt dass es mich gibt. Ihr Mann weiß es, meine Schwestern wissen es aber nicht und ihr Umfeld weiß vermutlich auch nichts. Ich bin eine Art Risiko für Sie. Ihre Töchter, meine Schwestern, muss sie vor schwierigen Situationen schützen und wenn man es genau nimmt, bin ich ein vollkommen Fremder. Und darüber hinaus heranwachsenden Töchtern zu sagen, man sei doppelt ungeplant schwanger gewesen, ist viell. auch ein schwieriger Gedanke (sie hat zwei Kinder zur Adoption freigegeben).
Aber das sind alles nur Spekulationen von mir: Was sie denkt, sagt sie nicht!. Es wäre aber nur verständlich, wenn sie Angst vor Reaktionen hat und meine Schwestern so lange es geht "schützen will".
Mich interessieren deshalb die Gedanken und Erfahrungen von leiblichen Müttern, die vor der Situation standen, dass ihre Familie/ihr Umfeld von einer vergangenen Freigabe zur Adoption erfahren könnte. Ich möchte besser verstehen, was in (m)einer leiblichen Mutter vorgeht, was sie denkt und fühlt wenn diese Situation "droht" und bin für jede geschilderte Erfahrung dankbar.
eine erschöpfende Antwort wirst du dazu nicht bekommen, denn so eine Kontaktaufnahme ist für beide Seiten eine sehr individuell gefärbte Angelegenheit und da ist alles möglich. Es lebe das Inkognito!
Ganz schwierig ist die von dir geschilderte Variante, wenn sich einer nicht wirklich öffnet und dazu auch noch wankelmütig ist. Ich persönlich kann die Handlungsweise deiner Mutter nicht verstehen, denn sie muss ja wissen welche Auswirkungen das auf dich haben muss. Das Outen vor Verwandten oder nicht weggegebenen Kinder dürfte sehr schwer sein, denn es ist mit der Konsequenz verbunden, dass man dann kaum mit Verständnis rechnen kann. Vorher war man eine normale Mutter, danach bestenfalls eine "Rabenmutter".
Wenn sie jetzt Kontakt zu dir haben will, sollte sie wenigstens heute zu der Wegadoption stehen zweier ihrer Kinder stehen.
Mir geht es übrigens mit meiner Tochter ebenso, denn auch sie konnte sich jahrelang nicht entscheiden was sie bezüglich meiner Person will. Am Ende hat sie sich gegen die Weiterführung des Kontaktes entschieden, was ist viel besser hätte verstehen können, hätte sie mir diesen Entschluß schon ein paar Jahre früher kommuniziert.
Ganz ehrlich, an deiner Stelle würde ich den Kontakt erst einmal auf Eis legen. Teile ihr mit, dass es so nicht laufen kann und sie sich doch bitte klar für oder gegen einen Kontakt entscheiden möge. Sie muss merken, dass sie dir diese Entscheidung schuldig ist.
meine Situation ist ähnlich wie deine. Sie hat Kinder die nichts von mir wissen, ich weis nichtmal wie alt diese sind oder wie sie heißen. Ihr Mann weiß von mir. wir haben seit Jahren Briefkontakt aber sie sagt ihnen einfach nichts. Sie ist mittlerweile etwas offener und sehr interessiert, sie möchte auch eine "Zukunft" mit mir haben. Aber sie sagt ihnen eben nichts. Aus meiner Sicht kann sie nicht beides haben, ich finde das Unfair. Sie hat die Wahl und ich bin die dumme. Es ist nachvollziehen dass es schwer ist so etwas zu outen, aber ich bin nunmal da. Ich bin nicht von selbst entstanden und man hätte verhüten können. Sie wurde nicht gezwungen mich wegzugeben, sie hat es getan damit es mir besser geht. Und es kann doch um himmelswillen nicht so schlimm sein, die Wahrheit zu sagen, ihre Kinder werden sie ja wohl lieben? LÜGEN IST DOCH VIEL SCHLIMMER.
Zitat von kenza Aus meiner Sicht kann sie nicht beides haben, ich finde das Unfair.
Das sehe ich auch so.
ZitatEs ist nachvollziehen dass es schwer ist so etwas zu outen, ... [...] Und es kann doch um himmelswillen nicht so schlimm sein, die Wahrheit zu sagen, ....
Aus deiner Sicht sicher, aber es gibt auch noch andere.
Das ganze Gerede, Herkunftseltern seien verantwortungsvoll wenn sie KInder weggeben, damit es denen besser ergehen möge, ist Unsinn. Der Großteil der Bevölkerung sieht da gar nichts "Ehrenhaftes" darin und verachtet Menschen wie deine Mutter. Sie weiß das und warum sollte sie mit Freude genau in dieses Messer laufen wollen? Außerdem wurde uns Herkunftseltern bei der Adoption meistens gepredigt, dass wir damit unwiderruflich alle Rechte abgegeben hätten und wir die Pflicht hätten unser Kind möglichst gründlich zu vergessen, um die neue Familie nicht zu stören. Nicht nur aus diesen Gründen sollte man das Verhalten von Herkunftseltern auch in diesem Kontext betrachten.
Sie hat es mir gesagt dass es ihre Intention war, genau mit dieser Begründung, das es mir besser geht. Wenn ich ihr egal gewesen wäre hätte sie mich ja auch im Wald vergraben können. Sie ist ein aufgeschlossener weltoffener Mensch, in keinster weise in engen oder altmodischen Denkstrukturen verankert. Ihre Kinder sind auch nicht von vorgestern sondern in dieser Zeit aufgewachsen, also in einer Zeit in der Familie kaum einen Stellen wert hat und Scheidungen, Patchworkfamilien, Halbgeschwister, Stiefgeschwister, Stiefomas, Halbtanten etc an der Tagesordnung sind. Deswegen ist ihr handeln ja auch so widersprüchlich. Sie versteht sich gut mit mir und will ja wie gesagt eine gemeinsame "Zukunft" bin ich es also nicht wert das man dieses Risiko eingeht?? Ich finde jedenfalls das ich es wert bin, genau wie jedes andere Kind dessen Herkunftsmutter Kontakt möchte es aber ihrer Familie verheimlicht.
Man soll in der Tatsache des weg gebens auch nichts ehrenwertes sehen. Es hat nichts ehrenhaft sein Kind wegzugeben. Manchmal erfordern es die umstände, dann hat es etwas verantwortliches sein Kind wegzugeben.
es gibt für mich so gut wie keinen, wie auch immer positiv bezeichneten Grund, sein Kind wegzugeben. Das ist so gut wie immer gepaart mit Versagen. Bei mir ist das jedenfalls exakt so. Ergo wird es auch nicht geschehen, dass Menschen, die das tun, in der Gesellschaft ald verantwortungsvoll bezeichnet werden. Diejenigen, die das tun, sind entweder besonders menschlich oder haben ein Interesse daran, dass es auch weiterhin Menschen gibt, die ihre Kinder weggeben. Alleine die Tatsache, dass fast jeder bei Adoption/Herkunftseltern (eigentlich geht es immer nur um die Mütter) von "nicht wollen" spricht, anstatt z. B. von "abgeben", deutet schon an wie man das sieht.
vielen Dank für eure Antworten. @ mausi51: Danke für deine Antwort. Ja, ich hätte gerne deutlichere Worte von ihr. Ihr quasi die Pistole auf die Brust zu setzen traue ich mich allerdings nicht. Ich versuche so gut es geht ihre Situation mit einzubeziehen, auch wenn sie sich (noch) nicht so richtig öffnet. Ich habe Angst, dass ich durch so einen Zwang mehr kaputt mache und mir einen Kontakt verbaue. Da "leide" ich lieber erst noch so vor mich hin, als einen mögliche "Absage" hinzunehmen. Problematisch ist auch, dass eine Absage von ihrer Seite mit für sie nicht kalkulierbaren Konsequenzen einhergeht: Sobald sie sagen würde, "Kontakt geht nicht", müsste sie zumindest Angst davor haben, das ich meinen Schwestern von selbst schreibe (schließlich hat sie mir beide ja ganz offen in Facebook gezeigt). Deswegen weiß ich gar nicht, ob sie selbst bei einer direkten Frage offen zugeben würde, dass sie keinen Kontakt wollen würde. Ich glaube, sie würde dann versuchen weiter "Zeit" für sich rauszuholen und muss hoffen, dass ich das lange mitmache.
@kenza: Danke für deine Schilderung. Dir geht es damit irgendwie ja "schlechter" als mir. Ich kann mir wenigstens Informationen zu meinen Schwestern in Facebook "suchen". Darf ich fragen, wie alt deine Geschwister sind? Ich hätte in meiner Situation zum Beispiel Verständnis, wenn meine leibliche Mutter sagen würde, dass sie und ihr Mann gerne warten würden, bis auch die jüngere meiner Schwestern volljährig ist. Nur muss man mir das sagen. Ich versuche so gut es geht einen offenen Eindruck zu erwecken und Zwang aus der Geschichte zu nehmen, aber für meine leibliche Mutter ist es sicherlich auch nicht leicht. Vielleicht ist ihr Mann auch gegen einen Kontakt und sie steht zwischen den Stühlen und leidet. Ich weiß es nicht.
Aber Fakt ist auch (zumindest sehe ich das momentan so), dass sie sich irgendwann mit dem Thema befassen müssen. Wenn meine jüngere Schwester volljährig wird, werde ich selbst mit beiden in Kontakt treten. Dann hätte meine leibliche Muter ca. 8 Jahre das Heft in der Hand gehabt, um von sich aus einen Weg zu finden, es zu sagen. Ich weiß, dass das schlussendlich ein offener Konflikt wäre, bei dem gar nicht gesagt ist, dass meine Schwestern einen Kontakt zu mir wollen würden, aber ich kann einfach nicht mein Leben lang so tun, als ob es sie nicht geben würde. Mich gibt es und das muss man akzeptieren. Ich lebe nicht womöglich mein ganzes Leben lang 60km entfernt neben meinen Schwestern und tue so, als ob nichts wär.
Meine Mutter hat es aber auch nicht leicht mit der Geschichte. Sie hat, wie gesagt, zwei Kinder zur Adoption freigegeben und war zu den beiden Zeitpunkten zirka 14-16 Jahre. Mit dem Vater muss sie seit mittlerweile Jahrzehnten(?) keinen Kontakt mehr haben. Und gezwungen die Kinder wegzugeben wurde sie in dem Alter vermutlich auch noch. Wie sie danach gelitten haben muss, kann ich mir gar nicht vorstellen. Und ich kreide ihr auch kein Weggeben an oder sie sei eine Rabenmutter etc. Dass sie allerdings Angst vor solchen Reaktionen aus ihrem Umfeld hat kann ich nachvollziehen.
dass Du mit der Beziehung zu Deiner leibl. Mutter in den anderthalb Jahren noch nicht weitergekommen bist, ist wirklich sehr traurig und belastend. Die Halbschwestern als Grund für ihre Zurückhaltung vorzuschieben, halte ich für nicht plausiebel, denn viele Adoptierte berichteten nach dem Kennenlernen schon von glücklichen Beziehungen zu ihren leibl. Geschwistern. Kann mir auch gut ihre Freude über einen 'großen Bruder' vorstellen, wer hätte das als Mädchen nicht gerne.
Wie weit bist Du mit der Suche nach Deinem Vater und nach Deinem älteren, ebenfalls adoptierten Bruder gekommen? Diese beiden stehen Dir ja verwandtschaftlich auch sehr nahe und könnten für Dein Leben eine Bereicherung sein, die Deinen Schmerz über das bislang vergebliche Hinterherlaufen hinter Deiner Mutter vielleicht etwas abmildern könnte. (Hatte eben noch einmal die Einträge, u. a. meine Ratschläge unter der Rubrik VORSTELLUNG gelesen). Ein leiblicher Bruder und evtl. ein leiblicher Vater an Deiner Seite wäre meiner Ansicht nach auch nicht zu verachten und brächte Dir mit Sicherheit einige Lebensqualität.
Wünsche Dir alles Gute bei Deinen Unternehmungen, den Kontakt zu Deiner Mutter und ihrer Familie zu intensivieren.
Zitat von Ti_MoeMeine Mutter hat es aber auch nicht leicht mit der Geschichte. Sie hat, wie gesagt, zwei Kinder zur Adoption freigegeben und war zu den beiden Zeitpunkten zirka 14-16 Jahre. Mit dem Vater muss sie seit mittlerweile Jahrzehnten(?) keinen Kontakt mehr haben. Und gezwungen die Kinder wegzugeben wurde sie in dem Alter vermutlich auch noch. Wie sie danach gelitten haben muss, kann ich mir gar nicht vorstellen.
Genau das dürfte hier das Hauptproblem sein. Dazu passt auch diese Wankelmütigkeit. Einerseits "hängt" sie vermutlich an ihren wegadoptierten Kindern, andererseits hat man auch sie höchstwahrscheinlich so getrimmt, dass sie die Adoptionen verdrängt. Bei so jungen Müttern war man bis vor wenigen Jahren der Meinung, dass sie das locker wegstecken würden und hat sich nicht um eine Nachsorge gekümmert. Dass das falsch war, weiß ich sehr gut und die Experten inzwischen auch. Trotzdem bleiben die Betroffenen (Mütter/Eltern und Adoptierte) später alleine im Regen stehen.
Ich habe jetzt nicht oben nachgelesen, aber wie alt war dein biologischer Vater denn bei deiner Geburt? Ist es auch der Vater des anderen wegadoptierten Kindes?
Zitat dass Du mit der Beziehung zu Deiner leibl. Mutter in den anderthalb Jahren noch nicht weitergekommen bist, ist wirklich sehr traurig und belastend. Die Halbschwestern als Grund für ihre Zurückhaltung vorzuschieben, halte ich für nicht plausiebel, denn viele Adoptierte berichteten nach dem Kennenlernen schon von glücklichen Beziehungen zu ihren leibl. Geschwistern. Kann mir auch gut ihre Freude über einen 'großen Bruder' vorstellen, wer hätte das als Mädchen nicht gerne.
Hallo Martina, danke für deine Antwort. Ja, es wäre toll, wenn es so sein könnte. Ob sie wirklich meine Schwestern schützen will, weiß ich nicht bzw. ob sie sie vorschiebt. Sie sagt nicht viel zu ihren Beweggründen und ihrem Verhalten. Viell. ist es auch ihr Mann, der skeptisch ist. Ich kann mir so viel vorstellen, dass sie daran hindert den Schritt zu gehen - aber sie öffnet sich nicht.
Zitat Wie weit bist Du mit der Suche nach Deinem Vater und nach Deinem älteren, ebenfalls adoptierten Bruder gekommen? Diese beiden stehen Dir ja verwandtschaftlich auch sehr nahe und könnten für Dein Leben eine Bereicherung sein, die Deinen Schmerz über das bislang vergebliche Hinterherlaufen hinter Deiner Mutter vielleicht etwas abmildern könnte. (Hatte eben noch einmal die Einträge, u. a. meine Ratschläge unter der Rubrik VORSTELLUNG gelesen). Ein leiblicher Bruder und evtl. ein leiblicher Vater an Deiner Seite wäre meiner Ansicht nach auch nicht zu verachten und brächte Dir mit Sicherheit einige Lebensqualität.
Zufall Ich bin deine Ratschläge von damals heute auch noch mal durchgegangen und habe praktisch zeitgleich mit deinem Beitrag beim Standesamt eine beglaubigte Abschrift mit Randvermerken angefordert. Ich habe mich aufgrund der zuvor vergeblichen Anläufe auf Behördenseite bis jetzt nie dazu aufraffen können, diesen Weg wieder in Angriff zu nehmen. Ich habe mich immer auf meine leibliche Mutter konzentriert, weil sie in so kurzer Distanz zu mir wohnt und alles eigentlich so greifbar ist. Ich habe bei der Suche nach meinem Vater definitv den Faden verloren - auch weil meine leibliche Mutter seinen Namen kennt und er daher eigentlich nur eine Frage entfernt ist. Aber wie ja beschrieben stockt der Kontakt und eine Information von ihr dazu ist weit, weit weg. Man kann schon sagen, dass meine Suche nach meinem leibl. Vater und meinem Bruder einfach kaum stattgefunden hat, weil ich immer gehofft hatte, über meine Mutter viel einfacher als über Behörden Informationen zu bekommen (was nicht heißt, dass ich sie nur um Infos ausquetschen will und dann war es das). Dass das nicht plausibel ist, weil meine leibl. Mutter eben seit Jahren nicht antwortet, ist natülich auch richtig und sollte meine Strategie infrage stellen. Ich bin deswegen sehr gespannt, ob ich durch die Abschrift neue Informationen gewinne.
Generell bin ich von der Situation meiner Mutter und meiner Schwestern aber irgendwie gefesselt, weil alles so nah sein könnte. Ich weiß wo meine Mutter und meine ältere Schwestern arbeiten, beide haben "Kundenkontakt" und ich könnte einfach ins Auto steigen, hinfahren und wie jeder andere Mensch an ihnen vorbeigehen - geht natürlich nicht.
Zitat Ich habe jetzt nicht oben nachgelesen, aber wie alt war dein biologischer Vater denn bei deiner Geburt? Ist es auch der Vater des anderen wegadoptierten Kindes?
Ich weiß leider so gut wie nichts über meinen biologischen Vater. Weder Namen, noch Alter noch Wohnort. Lediglich, dass er irgendwann in die Schweiz gegangen sein soll. Das erwähnte meine leibliche Mutter bei unserem einzigen Treffen vor fünf Jahren. Er ist allerdings auch der Vater des anderen Kindes. D.h. ich habe irgendwo einen älteren Bruder mit gleichem Vater und gleicher Mutter - und manche Zufälle gibt es: Wir tragen den gleichen Vornamen.
an Deiner Stelle stellte ich das Ringen um die Zuwendung Deiner Mutter erst einmal ein wenig zurück (das bedeutet nicht aufgeben) und wendete mich anderen Baustellen zu, wie z. B. der Suche nach Deinem Vater und Deinem älteren Bruder. Vielleicht lebt Letzterer ja noch näher zu Deinem Wohnort als Deine Mutter und Du hättest einen nahen Verwandten ganz in Deiner Nähe. Außerdem ist diese Suche doch so spannend, dass die Enttäuschung mit Deiner Mutter etwas in den Hintergrund tritt. Auch ist es gut möglich, dass Dein Vater Dir wesentlich offener und herzlicher entgegentritt und sich über Kontakt zu so einem netten Sohn freut. Über ihn könntest Du auch Informationen erhalten, die Dir Deine Mutter bislang vorenthält.
Es gibt ein passendes Sprichwort: 'Hoffen und Harren hält manchen zum Narren'. Vielleicht läßt Du Dich von dem Abenteuer weitere Suche fesseln und vergißt darüber Deine deprimierte Stimmung. Nichts ist so spannend wie eine Fahnung ala Sherlock Holmes und für Dich so schicksalhaft.
Hallo Ti_moe, ich weis leider nicht wie alt sie sind, aus der Pubertät sind sie aber wohl schon raus, dass hatte sie mal am Rande erwähnt. Ich weis auch leider nicht wie sie heißen, im Netzwerk sie auf gut Glück zu finden ist etwas schwierig da sie zu der Fraktion Müller, Meier, Schmidt gehören. Angenommen würde ich sie in Facebook etc. finden, hätte ich glaube ich nicht den Mut dazu sie anzuschreiben. Mich ärgert diese dumme Situation. Komischer weise bin ich furchtbar stolz auf meine Geschwister obwohl ich sie nicht kenne ist das blöd oder was?! Nach meinem Vater kann ich leider auch nicht suchen da der nicht in meiner Urkunde Vermerkt ist und sie keine Auskunft darüber gibt. Ich wünschte es wär wie im Märchen, eine Zauberfee kommt und macht alles gut.
Wenn du weist wie dein Bruder heißt, ist das doch schonmal ein Anfang, ich wünsche dir alles Glück und Kraft und ein Happy End
Was diese Geschwister Verheimlichungssache betrifft, ist mir hier im Forum aufgefallen, das Adoptiveltern die ihren Kindern nichts von der Adoption sagen sehr negativ angegangen werden (was auch verständlich ist) Von Herkunftseltern die ihre Kinder ebenfalls verheimlichen wird immer Verständnis erwartet und damit argumentiert das sie Ämter einen zum totschweigen zwangen. Kann es nicht sein, dass es Adoptiveltern genauso nahegelegt wurde? früher kein Kind bekommen zu können war sicher um einiges schlimmer als in den letzen 20 Jahren und das Makel unfruchtbar zu sein schlimmer.... ...Nur mal so ein Gedanke. Ich finde beides Falsch! wann verstehen Menschen endlich das man mit der Wahrheit weiterkommt, in Wirklichkeit ist dieses ganze Gelüge doch nur die eigene Feigheit, wenn wir EHRLICH sind.
Zitat von kenzaWas diese Geschwister Verheimlichungssache betrifft, ist mir hier im Forum aufgefallen, das Adoptiveltern die ihren Kindern nichts von der Adoption sagen sehr negativ angegangen werden (was auch verständlich ist)
Wie das früher war, entzieht sich meiner Kenntnis, aber heutzutage wird Adoptiveltern dringend geraten, mit der Aufklärung möglichst früh zu beginnen. So steht es überall auf den Adoptionsseiten der Jugendämter geschrieben. Auf der anderen Seite wissen wir aber auch aus persönlichen Berichten, dass sich manche Jugendamtsmitarbeiter erdreisten, erwachsene Adoptierte zu entmündigen, wenn von der Herkunftsseite Kontaktanfragen kommen. Da werden die Adoptiveltern um Erlaubnis gefragt! Das passt irgendwie nicht mit der Aufforderung zur Wahrheit zusammen.
ZitatVon Herkunftseltern die ihre Kinder ebenfalls verheimlichen wird immer Verständnis erwartet und damit argumentiert das sie Ämter einen zum totschweigen zwangen.
Das ist so nicht richtig! In meinem Fall war es so, dass mir jegliches Nachfragen nach meiner Tochter verboten wurde und mir eingeredt wurde, dass ich sie sowieso bald vergessen haben werde. Keiner hat mir je gesagt, dass ich mein Kind verschweigen soll. Das war wohl auch nicht nötig, denn wer gibt schon groß damit an, dass er/sie sein eigenes Kind verschenkt hat?
ZitatKann es nicht sein, dass es Adoptiveltern genauso nahegelegt wurde? früher kein Kind bekommen zu können war sicher um einiges schlimmer als in den letzen 20 Jahren und das Makel unfruchtbar zu sein schlimmer....
Kann ich mir nicht vorstellen, dass es ihnen nahe gelegt wurde. Ein Verschweigen dürfte eher darin begründet sein, weil die Gesellschaft Kinderlose stigmatisiert(e). Früher zielte das auf den Makel der Unfruchtbarkeit, was ich absolut unmöglich finde, und heute bekommen Kinderlose zu hören, dass sie wohl zu egoistisch zum Kinder großziehen sind. Das Ergebnis hat leider die gleiche negative Auswirkung.
Zitat wann verstehen Menschen endlich das man mit der Wahrheit weiterkommt, in Wirklichkeit ist dieses ganze Gelüge doch nur die eigene Feigheit, wenn wir EHRLICH sind.
So ist es und auch mir geht das Gelüge sehr nahe, denn man bescheißt damit nicht nur die anderen, sondern sich selbst auch.
Hallo Ti_Moe als leiblicher Vater, der durch sein Kind gefunden wurde (und sich glücklich hat finden lassen!) möchte ich dies bemerken: Ab jenem Moment, da du in das Leben deiner leiblichen Mutter eintrittst, erfährt s i e , dass ihre Vergangenheit nicht zu Ende ist, sondern wieder vorhanden. Alle Verdrängungen, alle Ängste, alle Schuldgefühle, alle Sehnsüchte und auch Ablehnungen dir gegenüber (von vor vielen Jahren) stehen heute und plötzlich wieder vor ihren Augen und Gefühlen. Vielleicht hatte sie längst mit dir "abgeschlossen", während du dich längere Zeit mit ihr innerlich während des Suchens beschäftigen konntest? Sie muss ihr altes Leben (mit den alten Gründen der Adoption, den alten Ängsten und Sehnsüchten) und in Einklang bringen mit ihrem neuen Leben mit dir. Gleichzeitig ist man verunsichert. Hat man als leibliche Mutter oder Vater eigentlich moralische Rechte, dem Sohn, der Tochter etwas zu sagen? Darf man dies oder jenes verschweigen? Habe ich Angst sie (dich) wieder zu verlieren? Wo ist plötzlich mein Platz bei ihr? Habe ich Angst vor den auftauchenden Gefühlen? Fühle ich mich schuldig sie damals weg gegeben zu haben? All das und mehr verbindet sich in deiner leiblichen Mutter zu einem Wust an Gefühlschaos, den sie wohl nicht bewältigt und daher zwiespältig reagiert.
Ich verstehe das zwiespältige Verhaltend einer Mutter recht gut. Besonders im Hinblick auf deine Geschwister. Wenn sie erfahren, dass es dich gibt, muss deine leibliche Mutter diesen Geschwistern viel erklären, eventuell auch unangenehme Fragen. Daher lege erst mal den Schwerpunkt auf das persönlich. Kannst du mit ihr telefonieren? Frage sie, aber erkläre gleichzeitig dass du nur etwas machst was auch sie möchte. Ich rate dir weiterhin vorsichtig mit ihr umzugehen, ihr immer wieder zu signalisieren, dass sie dir wertvoll ist. Aber ich glaube du machst das, zuindest klingt alles danach. Meiner Erfahrung nach läuft vieles besser, wenn man erst einmal viel miteinander am Telefon gesprochen hat (sinnliche Wahrnehmung! Facebook ist nur anonymes und daher unverbindliches Computerbit) und sich gesehen und umarmt hat. Überhaupt ist die sinnliche Erfahrung (auch Fotos gehören dazu) ganz wichtig. Mache deiner leiblichen Mama immer wieder klar, dass sie keine Furcht haben muss, kein Gefühl von Schuld. Ich denke du machst das sowieso. Ich wünsche dir das allerbeste für euch.