Ich finde die Vorstellung aus Adoptionseltern-Sicht auch furchtbar. Für das Kind kann man nur hoffen, dass die neuen Umstände solche sind, die das Kind gut aufwachsen lassen.
Aber ehrlich gesagt, sollte man dann den Verlust des Kindes als "Adoptiveltern" erst einmal verarbeiten, soweit das geht. Das hört sich irgendwie nach einem Austausch an.
Aber es kommt meiner Meinung nach ganz entschieden auf den Zeitraum an, den das Kind bei den Adoptionsbewerbern verbracht hat: Es ist mehr als heftig nach 2-3 Jahren Bindung (!) das Kind an die leiblichen Eltern zu geben. Die Prägung hat dann bereits stattgefunden und auch für das Kind wird es nicht einfach - es weiß ja nicht, was passiert! Es hält die Adoptiveltern für die Eltern und einzigen Bezugspersonen und psychisch wird das nicht einfach... Das Kind möchte ich nicht sein. Da hilft auch nicht die größte Liebe der leiblichen Eltern. Schaut Euch mal 2-3 jährige Kinder an - das sind kleine Menschen, wo schon ganz viel stattgefunden hat, was die Zeit nicht aufholen kann. Etwas völlig anderes ist es in den ersten 8 Wochen - da nimmt das Baby doch nur die erste Umwelt wahr. Die Grenze liegt wohl beim 6. Lebensmonat - so die Theorie und so habe ich es auch bei Babys (Nichte oder von Freunden) beobachtet - ab dem Zeitpunkt findet Prägung zur Bezugsperson statt.
Natürlich geht man dieses Risiko als Bewerber ein. Und natürlich hat man als Bewerber keinerlei Rechte trotz Investition von Zeit oder Geld. Ich finde es aber auch mehr als menschlich, wenn das JA oder die vermitteltende Stelle diesen Bewerbern ein anderes Kind vermittelt, sofern die Eltern auch zu dem anderen Kind passen. Denn es ist eine andere Art von Verlust als Tod. Unterm Strich geht es um die Suche der passenden Eltern für ein Kind - nicht umgekehrt! Und nicht um Tausch oder Ausgleich oder sonst etwas... Wir kennen auch einen Fall - da war das Kind aber nur 3 Wochen bei den Bewerbern. Nach 1 Jahr haben sie ein anderes Kind vermittelt bekommen, zu dem sie gut passen.
@ Lattitia: Ich finde den Vergleich von Tod und Rückführung nicht passend. Beim Tod eines Menschen musst Du diesen anders akzeptieren und kannst ihn nach entsprechender Trauer verarbeiten (oder auch nicht). Bei der Rückführung denkst Du (ohne dass ich Erfahrung hätte) immer an das Gewesene und hast eine Bindung aufgebaut und hoffst, das es dem Kind gut geht. Es ist wie eine Trennung von einem Menschen, den man liebt (Scheidung?) Sicher verarbeitet man die auch irgendwann, aber es gibt nicht die Endlichkeit des Todes - eine Tatsache, die man nicht beeinflussen kann. Stell Dir vor, Dein Adoptionskind würde nun zurück geführt... du würdest Dich fragen gehts ihm gut - kommt es mit der Situation klar oder Auslandsadoption? Das ist natürlich etwas anderes...
So ganz günstig fand ich den Vergleich auch nicht, der ja auch kein Vergleich sein sollte.
Nur sehe ich in Deinen Schilderungen auch keinen Unterschied zum Verarbeiten und zu der Trauer.
Aber das war ja auch nicht das Thema. Es ging um Materielles:
Und was ich mit den "Vergleich" meinte, ist das "Recht" auf ein Kind und die damit verbundenen Aufwandsentschädigungen, die Martina ansprach.
Unser JA hat uns gesagt, daß A-Eltern das Risiko einer Rückführung tragen sollten genau wie leibliche gewollte Eltern das Risiko, daß etwas mit dem geborenen Kind passieren kann.
Fazit ist: für die Eltern, ob leiblich gewollt oder Adoptiveltern ist der "materielle Schaden" gleich groß, egal ob das KInd rückgeführt oder verstorben ist.
Zitat von ajiluna@ Lattitia: Ich finde den Vergleich von Tod und Rückführung nicht passend. Beim Tod eines Menschen musst Du diesen anders akzeptieren und kannst ihn nach entsprechender Trauer verarbeiten (oder auch nicht). Bei der Rückführung denkst Du (ohne dass ich Erfahrung hätte) immer an das Gewesene und hast eine Bindung aufgebaut und hoffst, das es dem Kind gut geht. Es ist wie eine Trennung von einem Menschen, den man liebt (Scheidung?) Sicher verarbeitet man die auch irgendwann, aber es gibt nicht die Endlichkeit des Todes - eine Tatsache, die man nicht beeinflussen kann. .
Ich kann meine Bekannte mit der Rückführung beschreiben, sie sagte:
"für mich ist, als ob das Kind gestorben ist" "ich werde es nie mehr sehen und etwas von ihm erfahren"
Sie hat richtige Trauerarbeit geleistet, bei der sie das JA und ein Psychologe begleitet hat. Erst nach einem Jahr fühlte sie sich instande, wieder ein Kind aufnehmen zu können.
Aber wie gesagt, mit meinem Statement ging es nicht um den emotionalen Teil einer Rückführung, sondern um den materiellen, den Martina erwähnte.
Zitat von ajilunaAber es kommt meiner Meinung nach ganz entschieden auf den Zeitraum an, den das Kind bei den Adoptionsbewerbern verbracht hat: Es ist mehr als heftig nach 2-3 Jahren Bindung (!) das Kind an die leiblichen Eltern zu geben. Die Prägung hat dann bereits stattgefunden und auch für das Kind wird es nicht einfach - es weiß ja nicht, was passiert! Es hält die Adoptiveltern für die Eltern und einzigen Bezugspersonen und psychisch wird das nicht einfach... Das Kind möchte ich nicht sein. Da hilft auch nicht die größte Liebe der leiblichen Eltern. Schaut Euch mal 2-3 jährige Kinder an - das sind kleine Menschen, wo schon ganz viel stattgefunden hat, was die Zeit nicht aufholen kann.
Kennst Du das Buch "Jessica"? Es handelt von einem absolut erbärmlichen Kampf um ein unschuldiges Baby, das voreilig direkt nach der Geburt zur Adoption freigeben wurde (USA).
Zitat von LattitiaIch kann meine Bekannte mit der Rückführung beschreiben, sie sagte:
"für mich ist, als ob das Kind gestorben ist" "ich werde es nie mehr sehen und etwas von ihm erfahren"
Sie hat richtige Trauerarbeit geleistet, bei der sie das JA und ein Psychologe begleitet hat. Erst nach einem Jahr fühlte sie sich instande, wieder ein Kind aufnehmen zu können.
Aber wie gesagt, mit meinem Statement ging es nicht um den emotionalen Teil einer Rückführung, sondern um den materiellen, den Martina erwähnte.
Gruß
Das müsste doch nicht so sein, wenn beide Elternpaare anders damit umgehen würden. Warum lässt man die Bewerber-Eltern nicht noch etwas an der Entwicklung des Kindes teilhaben? Ich sehe das so wie umgekehrt bei Inkognito für die abgebende Seite. Meine Tochter war ab dem Augenblick als sie weg war, auch 30 Jahre lang für mich "gestorben", und ich habe permanent um sie "getrauert", ohne zu wissen was mit ihr passiert ist. Das ist genau so unmenschlich, aber mir hat kein Mensch irgendeine Hilfe angeboten (im Gegenteil), denn ich war ja die "Böse", die ihre Situation selbst verursacht hat ...
Ja, Cornelia, das wäre wünschenswert. Obwohl ich vermute, daß der Schmerz über den Verlust des Kindes auf beiden Seiten so groß sein könnte, daß eine "objektive" Begleitung unwahrscheinlich ist. Soll heißen: in den seltenen Fällen läuft es positiv zugunsten des Kindes aus, irgendwann wird doch gezerrt.
ZitatLattitia schrieb: Wenn ein leibliches Kind stirbt (sorry für das Beispiel), dann ist es doch genauso. Wieso sollen A-Eltern einen Vorteil bekommen?
Der Vergleich ist aber mehr als an den Haaren herbeigezogen. Diese Eltern haben immer noch die Option, aus eigener Kraft ein weiteres Kind zu bekommen, während die Bewerberpaare auf das Jugendamt angewiesen sind. Das ist immerhin ein "kleiner" Unterschied.
ZitatSollten Bewerber tatsächlich das Risiko nicht tragen wollen, gibt es immer noch die Möglichkeit, daß sie im Vorfeld eintscheiden können, daß das Kind solange in eine BSP kommt.
Was soll das denn? 1. Geht kein Jugendamt davon aus, dass es sich die H-Eltern doch noch anders überlegen, 2. ebenso wird kein Jugendamt Bewerbern ein Kind vermitteln, bei dem eine BSP vorgeschaltet werden soll. Auch bei einer Rückführung wird nicht mal ansatzweise erwogen, eine BSP einzurichten. Wozu denn auch?
ZitatÜbrigens haben wir die meisten Sachen erst gekauft, als die Unterschrift vorlag. Klamotten, Kinderwagen, Maxicosi, Bett haben wir uns alles geliehen, gekauft nur Wickelunterlage und Badewanne. Neben Windeln und Milch.
Wenn man denn die Gelegenheit zum Ausleihen hat. Meine Verwandtenkinder sind alle über 10 Jahre älter als unser Sohn und die meisten Bekannten haben Kinder in seinem Alter oder jünger. Es geht bei anderen nicht immer alles nach Schema F, wie bei einem selbst. Nur aus Lust an Konfrontation zu schreiben, ohne die Fakten auszuleuchten, ist kein guter Stil.
Nur aus Lust an Konfrontation zu schreiben, ohne die Fakten auszuleuchten, ist kein guter Stil.
Martina, die Stilfrage hatten wir ja bereits an anderer Stelle geklärt, und was Deine Fakten angeht, so scheinen sie mir manchmal veraltet
Woher weißt Du eigentlich, daß Paare, die ein leibliches Kind bekommen haben, auch wieder ein weiteres einfach so bekommen können? Meine Freundin hat nach 6 ICSI-Versuchen ein Kind bekommen dürfen, welches am plötzlichen Kindstod gestorben ist. Sie ist nicht mehr schwanger geworden.
Das, was Du übers JA schreibst, ist bei unserem NICHT so. Es gibt "unsichere" Adoptionen (Klappenkinder, Pflege mit Adoption als Option etc..) und es gibt bei uns die Möglichkeit, daß Bewerber das Risiko nicht tragen wollen und eine BSPF zwischengeschaltet wird. Ob diese dann je ein Kind vermittelt bekommen, ist eine andere Frage.
Was heißt Schema F? Bei uns standen Nachbarn und Fremde aus dem Ort vor der Tür und brachten uns Sachen vorbei, als sie von der Adoption und dem plötzlichen Einzug unseres Kindes erfuhren. Wir haben viel Hilfe bekommen.
ZitatEs gibt "unsichere" Adoptionen (Klappenkinder, Pflege mit Adoption als Option etc..)
Das ist eine andere Situation, mit der die Bewerber oder A-Pflegeeltern bis zur Freigabe oder zur Adoption ganz bewußt leben und aus diesem Grunde bei einer Rückführung nicht in ein ganz so tiefes Loch fallen, wie Ado-Pfl.-Eltern, die ein Kind mit Option auf Adoption zugewiesen bekommen und sich relativ sicher fühlen können.
Zitatund es gibt bei uns die Möglichkeit, daß Bewerber das Risiko nicht tragen wollen und eine BSPF zwischengeschaltet wird.
Ebenfalls eine ganz andere Situation. Das Jugendamt möchte ich kennenlernen, das sich auf Grund der Bewerberzahlen darauf einläßt.
Ich sehe es ebenso wie Lattitia (und empfinde auch nichts aggressives in ihren Postings ). Und auch uns wurde von Jugendamtsseite das Angebot gemacht (wird im Bewerberfragebogen behandelt), ob man erst nach Ablauf der 8-Wochenfrist ein Kind aufnehmen wollte, das bis zur Freigabeunterschrift bei einer Bereitschaftspflege unterkommt. Für uns kam das nicht in Frage, aber es gibt Leute, die das Risiko einer Rückführung nicht tragen wollen (evtl weil sie solches schon einmal erlebt haben) und diese Option wählen. Die (sehr überraschende und plötzliche) Ankunft insbesondere unseres ersten Kindes hat eine Riesenwelle der Hilfsbereitschaft in unserem Umfeld ausgelöst. Wir bekamen "Carepakete" selbst von Leuten, die wir gar nicht persönlich kannten. Ich glaube, man muss heutzutage schon in einem extrem kinderarmen Umfeld leben oder seine Adoptionspläne geheimhalten, um KEINE Hilfsangebote von allen Seiten zu bekommen. LG Morgenmuffel Übrigens sehe ich gerade, dass die Diskussion schon weitergegangen ist. Es ging ursprünglich ausdrücklich um Klappenkinder und die Unsicherheit, ob sich die Herkunftsfamilie entscheidet, doch das Kind zurück zu holen. Von daher ist für mein Verständnis nichts Abwegiges daran, was Lattitia schreibt...
ZitatWir bekamen "Carepakete" selbst von Leuten, die wir gar nicht persönlich kannten. Ich glaube, man muss heutzutage schon in einem extrem kinderarmen Umfeld leben oder seine Adoptionspläne geheimhalten, um KEINE Hilfsangebote von allen Seiten zu bekommen.
Natürlich hatten wir unsere Adoptionspläne geheim gehalten, weil wie ja nicht wußten, ob es klappt. Zunächst wollte man uns einen 13-jährigen als Pflegekind aufschwatzen, mit dem seine Mutter nicht klarkam, dann einen 10-jährigen Körperbeeinträchtigten (damals waren die gleichen Sozialarbeiter des JA für Adoptionen und Pflege zuständig). Als wir beide Angebote nicht annahmen, dachten wir zunächst, dass es das war und wir nicht weiter berücksichtigt würden. Aus diesem Grund hielten wir unsere Pläne, auch der Verwandtschaft gegenüber geheim. Erstens wollten wir den ständigen Nachfragen aus dem Weg gehen und zweitens der Kritik an unserem Vorhaben, denn nicht alles sind Adoptionen gegenüber aufgeschlossen.
Damals wohnten wir in einem 6-Parteienhaus mit alten Leuten zusammen, die alle Nachbarschaftskontakten aus dem Wege gingen. Allenfalls ein kurzer Gruß war standard. Wir waren noch die einzigen, die hin und wieder Kontakte zu allen hatten, die unmittelbaren Nachbarn luden wir auch des öfteren zu uns ein. Unser Sohn war dann auch das einzige kleine Kind weit und breit, weder in den Nachbarhäusern noch in den Gegenüberliegenden waren Kinder.
Natürlich bekamen wir auch nach und nach Säuglingskleidung geschenkt, aber die Erstausstattung samt Kinderwagen und -bett mussten wir ganz schnell - innerhalb von 2 Tagen - zusammenkaufen.
Das mit der Bereitschaftspflege für ängstliche Ado-Bewerber halte ich für eine Mär, zumal auch das Jugendamt stets daran interessiert ist, die Kinder zügig in ihre endgültigen Familien zu integrieren. Diese Form der Unterbringung gibt es nur für Kinder, deren Eltern sich entweder noch nicht endgültig für eine Freigabe entschieden haben, oder derzeit noch unbekannt (Klappen- oder ausgesetze Kinder) sind. Auch die Jugendämter wissen um die große Belastung ständig wechselnder Umgebungen und Betreuungen für die Kinder, selbst für kleine Säuglinge.
Es ist ja nett, dass hier Leute aus reiner Freundschaft anderen Recht geben, auch wenn die Ausführungen noch so daneben liegen, aber so blöd bin ich nicht, das nicht zu merken und das ist nicht das erstemal. Ich weiß auch, woher der Wind weht.
Hallo ihr Lieben!Ich kann es wahnsinnig gut nachempfinden das diese 8 wochen Frist der absolute Horror ist,ich selbst war auch von Woche zu Woche immer nervöser,und doch ing die Frist rum,wir haben wahnsinniges Glückgehabt,uns war allerdings von anfang an klar das diese Frist eben dazu gehört,und sie mit Sicherheit(und das sage ich als Adoptivmutter!!!) ihre Berechtigung hat.Es tut mir wahnsinnig leid für die bei denen es nicht geklappt hat das muss der absolute Horror gewesen sein!!! LG...
Zitat von Martina Es ist ja nett, dass hier Leute aus reiner Freundschaft anderen Recht geben, auch wenn die Ausführungen noch so daneben liegen, aber so blöd bin ich nicht, das nicht zu merken und das ist nicht das erstemal. Ich weiß auch, woher der Wind weht.
Grüße
Ich versteh nicht ganz. Wenn Leute gleicher Meinung sind, und diese von deiner abweicht, dann müssen sie doch nicht befreundet sein. Das erlebe ich öfter in Foren (ich meine, dass Leute die gleiche Meinung haben, die andere völlig anders sehen).
Und dass die Ausführungen "daneben" liegen, ist deine persönliche Sichtweise. Verallgemeinern kannst du es nicht.
Zitat von MartinaWas soll das denn? 1. Geht kein Jugendamt davon aus, dass es sich die H-Eltern doch noch anders überlegen, 2. ebenso wird kein Jugendamt Bewerbern ein Kind vermitteln, bei dem eine BSP vorgeschaltet werden soll. Auch bei einer Rückführung wird nicht mal ansatzweise erwogen, eine BSP einzurichten. Wozu denn auch?
Bei uns war es aber so, aus Rücksicht auf unseren Großen wurden wir gefragt ob wir es uns zutrauen, da die LM noch in ihrer Entscheidung schwankte oder ob er bis zur Einwilligung in eine BSP untergebracht werden soll. Wir haben uns gegen die BSP entschieden, da ich ihm kein hin-und hergeschiebe zumuten wollte.