Zitat von Harry4244In dem Lied wird ja nicht die reguläre Freigabe zur Adoption besungen, sondern eine Form der Kindesaussetzung und Personenstandsfälschung. Mütter, die ihrem eigen Fleisch und Blut so etwas antun, sind entweder nicht klar im Kopf oder haben rein egoistische Motive, die sich kaum mit dem behaupteten Kindeswohl decken können.
Da habe ich mich wohl etwas zu undeutlich ausgedrückt und will es noch einmal drastischer tun:
Ja Harald, in dem Lied/Gedicht wird genau die Sorte Weggabe dargestellt, die aus Sicht der Inkognitoanhänger den Idealzustand bedeutet: das weggegebene Kind wächst (vermeintlich) völlig ungestört durch Vorlasten bei den neuen Eltern auf, da die unbekannte Ursprungsfamilie im Dunkeln bleibt.
Genau deswegen sehe ich es auch mit sehr gemischten Gefühlen, wenn es einem bei dieser Geschichte "warm ums Herz wird". Aus moderner Adoptionssicht, müsste man die Mutter in den Senkel stellen und dazu bringen, sich (ihrem Kind zuliebe!) einem normalen Adoptionsverfahren zu unterwerfen.
Ich lese aus diesem Gedicht zwei Dinge heraus. Eine beispiellos altruistische Achtung vor dem Leben des Anderen und eine unverkennbare Unfreiwilligkeit der beschriebenen Handlung ("ich muss"). Der Dichter wird den Schwerpunkt bewusst darauf gelegt haben. Daher finde ich das Gedicht nicht kitschig, sondern komprimiert. Bei einem echten Abschiedsbrief an das eigene Kind würde die Frage nach dem Warum nicht so offen bleiben, denke ich. Was ich nicht verstehe, bzw wofür ich kein Verständnis habe, ist, dass hier immer wieder - am häufigsten von Cornelia - dazu geraten wird, Abschiedsbriefe zu schreiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Briefe einen positiven Einfluss auf ein erwachsenes oder pubertierendes Adoptiv- oder Pflegekind haben können.
Das ist eigentlich mal ne gute frage Nancy sollte man einen Abschiedsbrief schreiben,oder ist es tatsächlich so das dies nicht immer förderlich oder angebracht hat? Es kann natürlich dich passieren das ein solcher Brief Verunsicherung weitere offenen fragen und Ratlosigkeit schürt ( bei dem abgegebenen Kind) denn manchmal hann so ein Brief wahrscheinlich mehr fragen offen lassen als beantworten,oder?
Es ist doch kein "Abschiedsbrief, sondern einfach ein Brief an das eigene weggegebene Kind. Zudem sollten dass eher die betroffenen, in diesem fall die adoptierten, beurteilen dürfen, wie sie einen solchen Brief empfinden.
Zitat von christina2910Das ist eigentlich mal ne gute frage Nancy sollte man einen Abschiedsbrief schreiben,oder ist es tatsächlich so das dies nicht immer förderlich oder angebracht hat? Es kann natürlich dich passieren das ein solcher Brief Verunsicherung weitere offenen fragen und Ratlosigkeit schürt ( bei dem abgegebenen Kind) denn manchmal hann so ein Brief wahrscheinlich mehr fragen offen lassen als beantworten,oder?
Versetze dich doch mal in so eine Situation hinein und stell dir vor dieses Gedicht wäre so ein an dich persönlich gerichteter Brief. Ich kann mich dir und Annalis anschließen, insofern als dass ihr beide geäußert habt, dass das einzige, was das Lesen dieser Botschaft hervorruft, Mitleid und Traurigkeit ist. Ich kann mir keinen solchen Abschiedsbrief inhaltlich vorstellen, der Erleichterung oder Freude beim Leser hervorrufen könnte. Eine weitere Reaktion des Lesers könnte wie die von Harald sein: Verständnislosigkeit ob der verachtenswerten Tat. Hinzu kommt, dass eine Mutter, die nichts für ihr Kind tut, außer es auszusetzen und gleichzeitig Mitleid für ihre Ohnmacht von demselben Kind einfordert, keine Person ist, die man gerne persönlich kennenlernen möchte. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass Abschiedsbriefe von Müttern in Adoptionsvermittlungsakten die möglicherweise bis dahin noch vage und imaginär vorhandene Bindung zwischen Kind und Eltern vollends trennen. Etwas anderes mag ein Brief sein, der kein Abschiedsbrief ist. Darüber entscheidet der Inhalt. Klar ist aber, dass Briefe von Müttern vor Beendigung des Adoptionsverfahrens kontrolliert und nicht in die Akte aufgenommen werden, wenn sie klar erkennen lassen, dass es sich bei dem Verfahren um gewaltsamen Menschenhandel handelt.
Ich hätte mich sehr gefreut, hätte mir meine leibliche Mutter einen Brief hinterlassen,in dem sie mir ihre Gründe erklärt hätte.
Den Babyklappen stehe ich auch mit gemischten Gefühlen gegenüber. Drastisch gesehen, werden dadurch vielleicht nicht so viele Neugeborene einfach "entsorgt", andererseits haben diese Kinder nie die Möglichkeit, ihre leibliche Mutter bzw. Vater kennenzulernen.
Ja, und dieses "Gedicht" finde ich auch ganz schrecklich, aber jedem das seine.
Interessant wie sich diese Diskussion entwickelt... Ich gehöre sicher nicht zu den Menschen die alles abnicken und einer Sache nicht kritisch gegenüber stehen aber wenn ich das hier verfolge glaube ich das wohl ein Abschiedsbrief dem einen hilft abzuschließen und dem anderen überhaupt nicht gut tut und wohl mehr kaputt macht als das er hilfreich ist frage: Hang ihr als HM eurem Kind einen Brief hinterlassen ? Habt ihr von Reaktionen auf diesen Brief erfahren ? Lg C.
Wenn eine Herkunftsmutter ihrem abgegebenen Kind beim Jugendamt einen Brief hinterlegt, den es später einmal bekommen soll, so wird es ja kein Abschiedsbrief im wortwörtlichen Sinne sein (also noch dieser Brief und dann nichts mehr), sondern ein Zeichen dafür, dass es der Mutter nicht so egal ist, dass das Kind geht und dass sie es aus dem Bedürfnis heraus tut, diesem Kind noch etwas mitzugeben, sozusagen einen Segen auf ihre Weise. Diese Handlungsweise finde ich sehr gut und die sollte Usus werden. Andererseits: Mütter, die es nicht so gehandhabt haben, haben nicht etwa weniger Interesse an ihrem wegadoptierten Kind, sie sind auf diese Idee nur nicht gekommen, bzw. es hat ihnen keiner nahegelegt. Ich bin sicher, dann wären sehr viel mehr Briefe in den Jugendamtsakten zu finden. Meiner Ansicht nach wären die Jugendamtsmitarbeiter/innen verpflichtet, dieses bei der Abgabe anzuregen.
Zitat von christina2910Interessant wie sich diese Diskussion entwickelt... Ich gehöre sicher nicht zu den Menschen die alles abnicken und einer Sache nicht kritisch gegenüber stehen aber wenn ich das hier verfolge glaube ich das wohl ein Abschiedsbrief dem einen hilft abzuschließen und dem anderen überhaupt nicht gut tut und wohl mehr kaputt macht als das er hilfreich ist frage: Hang ihr als HM eurem Kind einen Brief hinterlassen ? Habt ihr von Reaktionen auf diesen Brief erfahren ? Lg C.
Christina, bislang schrieb hier jeder adoptierte, er empfände einen Brief als hilfreich oder bereichernd.
Einzig Nancy äußerte sich kritisch (wohlgemerkt ist sie aber Herkunftsmutter).
Und ich wiederhole es nochmal, ich denke was solch ein Brief dem adoptierten bedeutet, sollten auch diese beurteilen.
Zitat von VanteraEinzig Nancy äußerte sich kritisch (wohlgemerkt ist sie aber Herkunftsmutter).
Ich bin keine Herkunftsmutter. Was soll auch dieser diskreditierende Hinweis? Ich werde mir diese offensichtliche Ermahnung zur Voreingenommenheit von einem sehr beliebten Forenmitglied zu Herzen nehmen und mich nur noch dort äußern, wo es mir am wichtigsten ist und ich weiß, dass meine Meinung (und Recherche) nicht unerwünscht ist.
Du kannst dich äußern wo es dir beliebt Nancy, aber es bleibt eine Tatsache, dass sich bislang kein adoptierter über solch einen Brief negativ äußerte.
Wieso bestreitest du, eine Herkunftsmutter zu sein? Welcher Begriff passt dann? Leibliche Mutter?