Warum ich meine Wurzeln gesucht habe??? Weil ich wissen wollte, wer ich bin. Ich glaube wirklich, dass Menschen, die bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen sind, sich gewisse Fragen einfach nie stellen. Ich denke da an Fragen wie "Warum habe ich diese Augenfarbe? - Warum bin ich ein Ass wenn es um Sprachen geht und eine Niete in Naturwissenschaften? - Warum habe ich diese Körpergröße? - Von wem diese Charakterzüge? - Warum bin ich Linkshänder? - Woher kommen die Haarfarbe, die Gestik, Mimik, Vorlieben und Abneigungen?...." Diesen (eigentlich banalen) Fragenkatalog könnte ich unendlich fortsetzen.
Diese Fragen habe ich mir schon als Kind gestellt, weil immer klar war, dass ich über völlig andere Talente als meine A-Familie verfüge. Aber ich habe nicht konsequent gesucht. Da war auch viel Angst vor dem, was ich finden würde. Ich habe mir nie eine Prinzessin vorgestellt, die mich zur Welt gebracht hat. Es war immer eine ganz normale Frau. Aber ich hatte Angst davor, wie sie reagieren würde, wenn ich sie finde. Es war einfach ganz, ganz, ganz viel Unsicherheit. Unsicherheit vor der leiblichen Mutter und Unsicherheit davor, wie meine A-Familie reagieren würde. Zu diesem Zeitpunkt habe ich nicht einen einzigen Gedanken an meinen leiblichen Vater verschwendet.
Dann wurde ich selbst Mutter. Als das zweite Kind zur Welt kam, passierte was. Jeder (auch ich) stellte fest, dass dieses Kind mir unglaublich ähnlich sieht und ähnlich ist. Da bohrten die Fragen plötzlich wieder. Und irgendwann suchte ich ernsthaft und stellte fest, dass meine leibliche Mutter mich (!) schon seit Jahren suchte.....damit war der Weg plötzlich frei.
Bei ihr fand ich zwar Ähnlichkeiten, aber weniger, als ich erwartet hatte. Ihre Worte "du hast aber viel von deinem Vater" lösten erst den Wunsch aus, auch ihn zu finden. Und als ich ihn das erste Mal sah, erlebte ich etwas für mich völlig Neues: Ich sah wie in einen Spiegel. Ich erinner mich an eine Szene, als wir mit mehreren Familienmitgliedern zusammentrafen. Ich saß plötzlich mit Menschen am Tisch, die einen sehr ähnlichen Humor wie ich hatten, die sich ähnlich bewegten und ähnlich aussahen. So etwas kannte ich überhaupt nicht! Das muss so ähnlich sein, als ob ein Blinder zum ersten Mal sehen kann.
Das alles sind Gründe, warum ich mich auf die Suche gemacht habe. Ich wollte einfach nur wissen, wer ich bin und von wem mein eigenes Kind das eine oder andere hat. Also ganz pragmatische Gründe.
Übrigens: Ich habe meinen A-Eltern und auch Freunden Fotos meiner leiblichen Eltern gezeigt und die haben sich richtig erschrocken ;-) Die Herkunft ist nicht zu leugnen. Alles in allem war es eine Reise zu mir selbst. Ich habe also nicht nur meine Wurzeln sondern auch mich selbst gefunden. Das empfinde ich als Bereicherung und das gibt mir - trotz aller Schwierigkeiten - ein gesichertes Selbstbild.
Ich möchte aber auch dazu sagen, dass ich froh bin, dass ich mich erst als Erwachsene auf die Suche gemacht habe. Als Jugendliche hätte ich all die Hürden und psychischen Belastungen vermutlich nicht bewältigen können. Diese instinktive Angst und Unsicherheit, die mich in jungen Jahren davon abgehalten hat, hatte offensichtlich ihren Grund.
Daher finde ich es auch bedenklich, als A-Eltern zur Wurzelsuche zu raten. Ich persönlich finde es besser, einfach nur zu signalisieren, dass man als A-Eltern eine Suche völlig akzeptiert. (Dieses Signal hätte ich mir gewünscht - kam aber leider nie... Als es dann soweit war, hieß es nur: "Ui, wir wussten gar nicht, dass dich das interessiert..." Hätte ich vorher gewusst, dass sie das so locker nehmen, hätte ich deutlich weniger Kraft und Mut aufwenden müssen.) Suchen muss der Adoptierte allein und vor allem muss er selbst den Zeitpunkt bestimmen.
Buchtipp zum Thema: "Adoptierte auf der Suche" von Christine Schwientek.
nun, es scheint auch eben recht unterschiedlich zu sein, denn Burkhard hatte ganz oben berichtet, dass die Tochter neben den Geschwistern nur den Vater treffen wollte, jedoch nicht die Mutter. Daraus hatte ich dann geschlossen, dass neben einigen anderen Hinweisen diese Tochter/Mutter -Beziehung eventuell besonders problematisch sind?
Allgemein heist es, dass Adoptierte, wenn sie sich auf die Suche machen, zunächst (oder auch nur) ihre Mutter suchen. Ich erinnere mich an eine Hallo-Ü-Wagen Sendung mit Carmen Thomas zum Thema Adoption. Eine Adoptierte reagierte auf die Frage, ob sie denn auch schon nach ihrem Vater suche, mit den Worten: "Dieses eine Sperma interessiert mich nicht." Um zu verstehen zu können, weshalb meine Tochter keinen Kontakt zu ihrer Mutter wünscht, wollte ich dir meinen Bericht über "Die Adoption meiner Tochter K" empfehlen. Anscheinend wurde dieser Beitrag gelöscht oder verschoben. Ich kann ihn nicht mehr finden. Vielleicht können die Admins. da weiter helfen. Eventuell würde ich ihn dir aber auch aus meinem Archiv per PN schicken.
Zitat von burkhard Um zu verstehen zu können, weshalb meine Tochter keinen Kontakt zu ihrer Mutter wünscht, wollte ich dir meinen Bericht über "Die Adoption meiner Tochter K" empfehlen. Anscheinend wurde dieser Beitrag gelöscht oder verschoben. Ich kann ihn nicht mehr finden. Vielleicht können die Admins. da weiter helfen. Eventuell würde ich ihn dir aber auch aus meinem Archiv per PN schicken.
Zitatdie Mauer, das ist in erster Linie nicht das Sprechen können, das Problem etwas verständlich auszudrücken, das wäre noch nachsehbar. Viel schlimmer ist Nicht Sprechen Wollen, das ist töricht und unverzeihlich. Das macht die Mauer zu einem unüberwindbaren Hindernis. Ich glaube Vertrauen kann sich nur wieder einstellen, wenn man bereit ist dem Kind gegenüber völlig offen und ehrlich zu begegnen, und da zu sein, wenn man gebraucht wird.
Lieber Trollkarlen, das trifft es zu einem Teil. Aber dieses "nicht sprechen wollen" ist nicht bewusst. es ist innen drin, ohne dass man es will. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an meine Tochter denke und nicht denke, dass ich sie anrufen will. Und dann tue ich es nicht. Warum? Keine Ahnung. Ja, es hat etwas mit den Sprechen zu tun, aber was es ist habe ich noch nicht herausgefunden.
Liebe Pilcher, auch mir hat dieses Forum sehr geholfen. Übrigens hatte meine Tochter mich mit 16 gesucht und es hat sie umgehauen. Eine lange Geschichte, was dann kam, mit einer Steigerung ihrer Probleme. Vor dem ersten Kontakt gab es zwei Telefonate mit den Adoptiveltern, danach nie wieder. Und ich nehme es ihnen übel, dass sie mich nicht über die totalen Schwierigkeiten informiert haben, die meine Tochter in der Folgezeit hatte. Ich hab mich nicht mehr gemeldet, weil ich sie nicht bedrängen wollte und sie hat sich nicht gemeldet, weil sie mir nicht so "durchgeknallt" gegenüber terten wollte. Ich hätte ja denken können, sie sei nicht gut genug für mich und entäuscht sein. Furchtbare Vorstellung, asl ob ich je entäuscht sein könnte von meinem Kind und als ob sie je nicht gut genug wäre. Durch das Forum hab eich verstehen gelernt, wie solche Gedanken zustande kommen. Die Adoptiveltern hätten aber nur einen kurzen Anruf machen müssen, und ich wäre da gewesen zur Interstützung. Wahrscheinlich war es ihnen unangenehm, weil es für mich so hätte aussehen könne, als hätten sie Fehler gemacht. Ich weiss noch, dass ihnen peinlich war, dass meine Tochter so punkig aussah, als sie mich treffen wollte. verrückt oder? ich wünsche uns allen hier, dass es gut wird. Pino
Die Zeit danach ist immer schwer.Auch wenn viele anfangs behaupten es mache ihnen gar nichts aus,so ist es ja nicht der Fall.Mich hat man auch nie vorgewarnt wie schwer der ganze prozess ist,nie habe ich gedacht das ich den gesamten Halt verliere nach Beginn der suche. Aber auch bei den Heltern kommt es zu Nebenwirkungen dessen,auch wenn die H-Eltern Kontakt verweigern sind die tief verstört und depressiv. Denke ich mir mal.Warum sonst lässt man sein eigen Fleisch und Blut nicht in sein Leben rein,wenn doch alles bestens ist ?! Darüber grübel ich schon ne ganze Zeit lang.
Liebe Pino, das klingt genauso wie bei mir. Wie ist jetzt zur Zeit euer Kontakt? Mein Sohn meldet sich seit einiger Zeit nicht mehr. Reagiert nicht auf mails. Ohne einen für mich erkenntlichen Grund. Ich werde mich weiterhin bei ihm melden. Manchmal denke ich mir, dass ich mich nicht mehr melden sollte, weil ich ihn nicht unter Druck setzen will. Und dann wiederrum denke ich, dass er meinen könnte, ich würde keinen Kontakt mehr wollen, wenn ich mich nicht mehr melde. Egal was man tut - es könnte falsch sein! Ich mache mir zur Zeit große Sorgen um ihn, und es tut mir leid, dass ich ihm nicht helfen kann.
Zitatkleiner Kämpfer schrieb: Daher finde ich es auch bedenklich, als A-Eltern zur Wurzelsuche zu raten.
Dieses Gefühl habe ich mittlerweile auch und unterlasse es jetzt. Er kennt unsere Einstellung und das müßte vorerst genügen.
Übrigens, habe ich 2 Bekanntenfamilien, die mit jeweils einem ihrer absolut nicht klarkamen. Eine Mutter stöhnte oft: 'Ich weiß gar nicht, wie uns 'der' untergekommen ist. Die andere Mutter nahm sogar psychologische Hilfe in Anspruch, weil sie und auch die übrige Verwandtschaft mit dem Kind nichts anfangen konnte. Auch heute noch ist er ein Außenseiter. Genau so verlief es in der Familie meines Vaters. Alle Kinder, bis auf einen Bruder sahen sich sehr ähnlich und hatten auch ansonsten viele Ähnlichkeiten aufzuweisen. Nur dieser Bruder fiel total aus dem Rahmen, die Geschwister konnten nichts mit ihm anfangen, obwohl der Zusammenhalt unter den anderen zeitlebens eng war. Vielleicht war das der Grund, warum er zum Liebling der Eltern avancierte. Es steckt also nicht immer Adoption hinter einem 'aus der Art schlagen'.
Auch das Wesen unseres Sohnes entspricht in vielem nicht unserem Naturell, auch nicht dem unserer Verwandtschaft, was sich auch in dem Umgang mit einigen Dingen ausdrückt. Aber das ist nun einmal seine Persönlichkeit, die wir respektieren müssen. Wir haben ihn angenommen mit all seinen Genen und nicht nur mit den uns angenehmen und uns zu Passe kommenden. Das müßte den Eltern auch bereits in den Ado-Bewerberseminaren vermittelt werden.
Liebe Bianca, im Moment ruht unser Kontakt. Meine Tochter ist selbst Mama geworden vor ein paar Monaten. Ich weiss nicht, ob sie ihre mails überhaupt abfragt, weil sie dafür ins I-café gehen muss. Einen Festnetzanschluss hat sie auch nicht, bei ihrem handy geht immer die mail box an, beim handy ihres Freundes auch. Sie lebt in einem Land mit einer anderen Zeitzone. Wenn ich ins Bett geh, hat sie Nachmittag. Ich hab ihre aktuelle Adresse nicht. Es ist schon ein bißchen kompliziert. Aber Sorgen mach ich mir zur Zeit noch nicht. Wenn ich mir welche mache, werd ich den Adoptiveltern auf die Nerven gehen. ich weiss, dass die keinen Bock auf mich haben, sonst hätten sie auf einen Brief, den ich vor einigen Monaten geschrieben hab reagiert. Aber das wär mir auch egal, wenn ich besorgt bin. Ich habe selber mal so gelebt wie meine Tochter, im Ausland mit Kind und hab mich fast nie bei meiner Mutter gemeldet, vielleicht zweimal oder dreimal im Jahr oder so. Und ich war nicht adoptiert. Also scheint das irgendwie in der Familie zu liegen. pino
nun bat ich meine adoptivtochter ...16 jahre jung, eine junge frau schon, wir beiden reden offen und stehen uns sehr nah, kein thema auf erden, was nicht diskutiert wird, sie ist mir halt sehr ähnlich ... um ihre meinung zum thema, wenn adoptiveltern zur wurzelsuche raten. wir hatten unserer tochter von kleinster kindheit an versprochen, wenn du mal suchen magst, wir unterstützen dich.
ich fragte vorhin meine süsse, hast du druck unsererseits empfunden deine mutter zu suchen? sie antwortete, war doch kein druck, ihr habt mir angeboten, ich solle euch sagen, wenn ich meine mutter treffen will. ihr hattet mir versprochen mich zu unterstützen und habt das versprechen gehalten.
dann fragte ich noch, hat es dir was gebracht deine mutter zu finden und zu treffen? sie sie sagte sehr glücklich, war eine gute entscheidung von uns allen
ich denke "raten zur suche" trifft nicht den kern der sache, vielmehr sollte ein angebot und das versprechen zu unterstützen vorhanden sein! dieses angebot und versprechen darf nur nur aus vollem herzen und ohne eifersucht gelten, sonst besteht echt gefahr für die seelen alller beteiligten!
ich kann leider nichts über den vater unserer süssen schreiben, er hat das weite gesucht, gleich bei der schwangerschaft und töchterleins mama mochte beim treffen keinerlei angaben über ihn machen. war eine "kurze beziehung", aus welcher das wundervollste mädchen auf erden entstand.
grüsschen, urmeli
ps. meine adoptivtochter sendet euch allen herzliche grüsse, nach unserem langen mama-tochter-gespräch
kleiner Kämpfer schrieb: Daher finde ich es auch bedenklich, als A-Eltern zur Wurzelsuche zu raten.
Zitat von urmeliich fragte vorhin meine süsse, hast du druck unsererseits empfunden deine mutter zu suchen? sie antwortete, war doch kein druck, ihr habt mir angeboten, ich solle euch sagen, wenn ich meine mutter treffen will. ihr hattet mir versprochen mich zu unterstützen und habt das versprechen gehalten. dann fragte ich noch, hat es dir was gebracht deine mutter zu finden und zu treffen? sie sie sagte sehr glücklich, war eine gute entscheidung von uns allen
Hast Du toll hingekriegt Urmeli! Das ist nicht selbstverständlich! Ich denke auch, dass die Kinder spüren würden, wenn man nicht selber vom ganzen Herzen hinter der Wurzelsuche steht.
Liebe Urmeli, bestell ihr herzliche Grüße zurück. Für mich klingt es, als hättet ihr es sehr liebevoll und annehmend allen Seiteb gegenüber geschafft, sie groß zu ziehen.
es geht unserer adoptivtochter gut, es geht ihrer mutter gut und geht uns adoeltern auch recht gut offenheit ist halt immer das mittel der wahl, wie es scheint
ich habe mich jetzt länger nicht zu Wort gemeldet, da ich mit diesen vielen, offenen Beiträge viel zu verarbeiten hatte. Wirklich toll und vielen, herzlichen Dank dafür.
Ich möchte mich noch mal gezielt an die hier beteiligten Adoptivkinder wenden, in dem ich meiner Anfangsfrage noch etwas hinzufüge, welches mir in den Sinn kam, als ich las, dass das Verhältnis zu Hvater bzw. Hmutter differenziert zu betrachten ist.
Könnte es sein, dass man unbewusster Maßen sein Verhältnis z.B. zur Amutter auf die Hmutter überträgt? Also, ist es gut sucht man auch die Nähe eher bei der Hmutter als beim Vater, oder anderes Denkmodell, versucht man Defizite z.B. zu kompensieren. Es es beim AVater distanziert sucht man mehr Nähe beim HVater? Oder gibt es solche Einflüsse nicht?
hallo trollkragen,ich könnte mir auch ein treffen mit der h.mutter meiner tochter vorstellen.ich habe ihr auch meine hilfe angeboten.doch noch hat sie kein verlangen danach.warum sollte ich mich mit ihr treffen oder kontakt aunehmen.die frage stellte sie mir. ich warte bis sie mich um unterstützung bittet.es soll kein zwang werden. ich habe keine angst davor.es kommt darauf an ,wie man so ein zusammentreffen organisiert und meistert.ein bischen fingerspitzen gefühl gehört schon dazu.dann ist da noch der unterschied ob ein kind seine h.mutter schon kennt,weil es älter war bei der adp.oder ob es als baby adp.wurde und sie gar nicht kennt.mfg.annett.