Ich habe hier noch keinen Diskurs gefunden, der o.g. Thema behandelt. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass hier mehr Eltern, gleich welcher Seite, ihre Ansichten zum Ausdruck bringen, als Ihr, die am meisten Betroffenen. Aber wie ist Eure Einstellung zu diesem Thema, aus welchem Grund entscheidet Ihr Euch für das Kennenlernen, bzw. warum verweigert man diesen Kontakt, wie z.B. zu lesen in "Wurzeln für Lisa - Briefe an meine unbekannte Tochter". Liegt es am Elternhaus, oder sind es ganz individuelle Beweggründe wie Mut oder Angst? Ist es vielleicht Verdrängung oder der Wille, das Geschehene zu begreifen und für sich zu verarbeiten?
Was könnten wir Herkunftseltern, was die Adoptiveltern dafür tun?
Ich freue mich über vermehrende Ansichten und Einsichten!
Zunächst müssen wir Herkunftseltern uns klar machen, dass aus den Adoptivkindern inzwischen Erwachsene mit ihrer eigenen Lebensgeschichte geworden sind. Auch ich hatte meine Tochter so in Erinnerung, wie ich sie zuletzt gesehen hatte. Als kleines, acht Monate altes Wesen. Als mir dann in einem Gespräch mit Vermittlungsstellle und JA gesagt wurde, siehe sehe (nach Bildvergleich) wie eine Zwillingsschwester ihrer vier Jahre älteren Schwester aus, da hatte ich dann eine Vorstellungsmöglichkeit. Meine Tochter hat ganz klar den Wunsch geäussert erst die Schwester, dann den Bruder und schließlich den Vater kennen zu lernen. Die Mutter stand ausdrücklich nicht auf der Wunschliste. Die beiden Schwestern stehen jetzt in lockerem Kontakt und haben sich auch schon zweimal getroffen.
Zwar bin ich nicht angesprochen, aber ich schreibe mal für meinen Sohn, den wir schon einige Male ermunterten, seine Wurzeln zu suchen. Lange Zeit lehnte er dieses Ansinnen ab, aber eines Tages kam er mit der Neuigkeit, er hätte sich einen Tag Urlaub genommen, um beim Jugendamt die Spur seiner Mutter aufzunehmen. Dabei hatten wir das unbestimmte Gefühl, er wollte damit uns einen Gefallen tun, denn von eigenem Antrieb war nichts zu spüren.
Am besagten Tag fragte ich ihn abends telefonisch nach den Erfahrungen beim Jugendamt, doch er war nicht dort. Die Gründe wollte er mir auch nicht nennen, die wären alleine seine Sache, genau wie das Suchen. Seitdem halten wir uns zurück; wie wir ihn kennen, wird er uns wohl eines Tages vor vollendete Tatsachen stellen.
Ehrlich muß ich auch gestehen, ich habe auch ein wenig Angst um ihn, wenn evtl. seine Mutter genau so handelt, wie einige Adoptierte hier berichten - nämlich keinen Kontakt will. Es könnte sein, dass ihm damit zunächst einmal Boden unter den Füßen weggezogen werden könnte; denn ich glaube, das Wissen darum, bereits einmal weggegeben worden zu sein, läßt bei einer solchen Erfahrung womöglich alles andere als Gleichmut aufkommen, wie wir im Forum erfahren durften. Deshalb überlassen wie die Entscheidung ihm ganz alleine. Natürlich, wenn seine Mutter den Anfang machte, wäre die Basis schon ein klein wenig anders.
Zitat von Martina Zwar bin ich nicht angesprochen, aber ich schreibe mal für meinen Sohn, den wir schon einige Male ermunterten, seine Wurzeln zu suchen.
Kommt es oft vor, dass Adoptiveltern dazu ermuntern? Das finde ich taff!! Allerdings, die anders Denkenden werden sich in diesem Forum kaum zu Wort melden. Dieses dürfte eher der Ort der Toleranten, Vertrauenden und Ermutigenden sein.
Zitat von Martina Ehrlich muß ich auch gestehen, ich habe auch ein wenig Angst um ihn, wenn evtl. seine Mutter genau so handelt, wie einige Adoptierte hier berichten - nämlich keinen Kontakt will. Es könnte sein, dass ihm damit zunächst einmal Boden unter den Füßen weggezogen werden könnte; denn ich glaube, das Wissen darum, bereits einmal weggegeben worden zu sein, läßt bei einer solchen Erfahrung womöglich alles andere als Gleichmut aufkommen, wie wir im Forum erfahren durften.
Martina, das ist in der Tat noch ein für mich hinzugewonnener Aspekt. Vielen Dank!
..........Mütter ist ein Begriff, der etwas aussagt, der die Wurzeln in die Erde steckt und jeden Tag gießt, damit ein fester Baum daraus hervor geht. Wenn das aber nicht passiert ist, dann haben sich die Wurzeln um etwas anderes geschlingt, was nicht so fest und erschütterungsfrei ist. wenn wir jetzt versuchen Kontakt aufzunehmen, dann müssen wir uns auten, ich weiß nicht , ob man das so sagen kann, aber es fehlt einfach ein wesentlicher Anteil, an bodenhaftigkeit, die Gefahr um zu fallen, verletzt zu werden ist ziemlich groß und immer das Gefühl eigentlich selbst Schuld zu sein. Ich glaube, um wirklich effektiv etwas positives aus der geschichte zu machen,(herkunftseltern kennenlernen) müßte das eigentlich mit einem Therapeuten statt finden, wo jeder seine Empfindungen Preis geben kann und muss, um einfach Missverständnisse abzubauen. Jeder empfindet es anders , aber auf alle Fälle, kann man als Kind nicht nach voll ziehen, was wirklich der Grund war, für diese Entscheidung. Herkunftseltern haben oft ein schlechtes Gewissen (blocken und reden nicht, was wirklich passiert ist)und können nicht nach voll ziehen, das man in den wurzeln so sehr verletzt ist, das das urvertrauen, das was man eigentlich mit der muttermilch aufsaugt , nicht vorhanden ist........es ist eine gewisse Leere, eine gewisse Unsicherheit........... Ich glaube man verträgt diese "Mutter"nähe nicht, weil man daran zweifelt, das sie ehrlich ist, ich glaube, es bedarf sehr viel Zeit , um eine andere Art von Vertrauen auf zu bauen. Ich denke so ungefähr ............., es läßt sich schlecht formulieren.
Liebe Pilcher, das war ein sehr offener Beitrag und ich danke Dir dafür.
Zitat von pilcherokay, eine Betroffene,
.... und immer das Gefühl eigentlich selbst Schuld zu sein.
Das überrascht mich, aber je länger ich darüber nachdenke,um so nachvollziehbarer ist es. Dann ist es vermutlich auch ein Schuldgefühl, das sich argumentativ nicht ausräumen läßt, oder? Wie können wir als Herkunftseltern damit um- bzw. darauf eingehen?
Zitat von pilcherHerkunftseltern haben oft ein schlechtes Gewissen (blocken und reden nicht, was wirklich passiert ist)und können nicht nach voll ziehen, das man in den wurzeln so sehr verletzt ist, das das urvertrauen, das was man eigentlich mit der muttermilch aufsaugt , nicht vorhanden ist........es ist eine gewisse Leere, eine gewisse Unsicherheit........... Ich glaube man verträgt diese "Mutter"nähe nicht, weil man daran zweifelt, das sie ehrlich ist, ich glaube, es bedarf sehr viel Zeit , um eine andere Art von Vertrauen auf zu bauen. Ich denke so ungefähr ............., es läßt sich schlecht formulieren.
Ja, das haben wir aus gutem Grund, aber ich bemühe mich um Ehrlichkeit vor allem auch zu mir selbst. Es ist so ungemein schwierig die Umstände und Gefühlswelt zum Zeitpunkt der Entscheidung zu vermitteln. Ich fühle mich da genauso wortlos wie Du.
Aber Du hast es trotzdem ziemlich gut auf den Punkt gebracht, fühle ich.
Zitat von trollkarlen Aber wie ist Eure Einstellung zu diesem Thema, aus welchem Grund entscheidet Ihr Euch für das Kennenlernen, bzw. warum verweigert man diesen Kontakt, wie z.B. zu lesen in "Wurzeln für Lisa - Briefe an meine unbekannte Tochter". Liegt es am Elternhaus, oder sind es ganz individuelle Beweggründe wie Mut oder Angst? Ist es vielleicht Verdrängung oder der Wille, das Geschehene zu begreifen und für sich zu verarbeiten?
Was könnten wir Herkunftseltern, was die Adoeltern dafür tun?
Ich freue mich über vermehrende Ansichten und Einsichten!
Hallo lieber Trollkarlen, ihr Lieben alle,
warum ich mich ( in meinem Fall )für ein Kennenlernen entschieden habe ? Meine beiden Eltern gehören zu mir, auch nun, da kein Kontakt da ist, für mich wäre es unvorstellbar, wie es ist, sie NICHT kennen lernen zu wollen. Ich denke auf jeden Fall, das es mit dem Elternhaus zu tun hat. Bei uns war es ja auch so, das meine Adoeltern immer angeboten haben, jederzeit eine Suche zu unterstützen ( als ich noch minderjährig war ) Bei mir gehörte keinerlei Mut zur Suche, nach 8 Jahren, die ich meine Herkunftsmama gesucht habe, war es eher Verzweiflung, das ich sie niemals finden würde, was ich empfand. Nun, es verbindet doch alle, was man tun kann : Absolute Ehrlichkeit ! Ja, wie leicht ist das gesagt, und dann muss es nicht einmal die Unwahrheit sein, sondern vielleicht auch Rücksicht, Angst, Unsicherheit, es gibt so Vieles, was uns hindern kann, in verschiedenen Lebenslagen immer den direkten, ungeschminkten Weg zu wählen... Ich habe ja nun keinerlei Kontakt, aber zu Weihnachten werde ich es wieder versuchen, wie letztes Jahr schon, und meine Grüße senden. Manchmal möchte ich gerne glauben, das es mir egal sein könnte, aber da muss man auch ehrlich zu sich selbst sein ( ein weiterer wichtiger Punkt, wie ich meine, und schmerzlich... ), das es nicht so ist. Sie sind mir nicht egal, das wird auch nicht so werden, obwohl ich es manches Mal gedacht habe. Für mich ist das etwas, was meine Adoeltern mir mit auf den Weg gegeben haben: Verständnis.
Was pilcher angesprochen hat, das "selbst Schuld sein", ist aber auch bei mir ständig präsent. Seltsamer Weise bei mir in allen Lebensbereichen. Ich schreibe es einmal so, wie ich es erlebe, ich kann ja nicht sagen, ob es bei den anderen unter uns ebenso ist Ich kann mir selbst nichts recht machen, wenn ihr wißt, wie ich das meine. Das hört sich sehr platt an, aber es ist einfach grausam, ich bin mein ständiger Kritiker, rund um die Uhr, und ich glaube, im Unterbewußtsein ist es sehr wohl mein Weg, zu sichern, das ich da bleiben darf, wo ich bin, auch wenn mir als erwachsener Mensch mein Platz in der Welt bewußt sein sollte.
Zitat von pilcher... Ich glaube man verträgt diese "Mutter"nähe nicht, weil man daran zweifelt, das sie ehrlich ist, ich glaube, es bedarf sehr viel Zeit , um eine andere Art von Vertrauen auf zu bauen.
Dieser Satz ist auch für mich sehr wichtig bzw. aufschlußreich. Für mich sieht es inzwischen so aus, dass da tatsächlich ein Unterschied zwischen mutter und Vater gemacht wird, besonders womöglich von Töchtern.
ZitatIch denke so ungefähr ............., es läßt sich schlecht formulieren.
Schlecht? Ich finde, das hast Du sehr gut formuliert.
die Frage warum,.................sieht man zurück auf die Wurzeln.......... ? Jeder Mensch braucht seine Wurzeln, muss wissen, warum manches so und anderes so ist. Besonders wichtig wird es , wenn man selbst ein Kind trägt, wenn man irgend wann seinen Kindern ehrlich gegenüber treten will, dazu muss man seine eigenen Geschichte wissen, Dazu gehört nicht nur die Geschichte des vaters und der Mutter sondern auch der Grosseltern. Uns fehlt eigntlich unsere eigene Geschichte innerhalb der Blutbahnen.
Jeder braucht irgend wo seine Wurzeln , glaube ich. Pilcher
könntest Du versuchen, diese Frage noch zu beantworten?
pilcher hat geschrieben: okay, eine Betroffene,
.... und immer das Gefühl eigentlich selbst Schuld zu sein.
trollkarlen hat geschrieben: Das überrascht mich, aber je länger ich darüber nachdenke,um so nachvollziehbarer ist es. Dann ist es vermutlich auch ein Schuldgefühl, das sich argumentativ nicht ausräumen läßt, oder? Wie können wir als Herkunftseltern damit um- bzw. darauf eingehen?
Ergänzung: Hast Du dich für ein Treffen mit Deinen Herkunftseltern entschieden, und wenn ja, welche Erwartungen hattest Du gegenüber ihnen?
..........Mütter ist ein Begriff, der etwas aussagt, der die Wurzeln in die Erde steckt und jeden Tag gießt, damit ein fester Baum daraus hervor geht.
Ich glaube man verträgt diese "Mutter"nähe nicht, weil man daran zweifelt, das sie ehrlich ist, ich glaube, es bedarf sehr viel Zeit , um eine andere Art von Vertrauen auf zu bauen. Ich denke so ungefähr ............., es läßt sich schlecht formulieren.
Pilcher
Hallo Pilcher,
ich habe eine Nacht darüber geschlafen, und finde, dass Du dich ganz wunderbar ausgedrückt hast.
Aber eine Frage noch; aus Deiner Beschreibung entnehme ich, dass es sich speziell um ein Tochter/Mutter-Problem behandelt, oder war das allgemein auch auf den Vater bezogen gemeint?
Ich hatte weiter oben schon gelesen, dass die Töchter wohl eher den Kontakt zu den anderen Angehörigen bevorzugen. Auch Mausi (Cornelia), die Authorin von "Wurzeln für Lisa" berichtet ja leider ähnliches. Eigentlich ungerecht.
Lieber Trollkarlen, das ist glaube ich nicht zu verallgemeinern. Meine Tochter hat sich noch nicht einmal für ihren Vater interessiert, obwohl ich ihr von Anfang an von ihm erzählt habe. LG pino
Ich habe hier noch keinen Diskurs gefunden, der o.g. Thema behandelt. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass hier mehr Eltern, gleich welcher Seite, ihre Ansichten zum Ausdruck bringen, als Ihr, die am meisten Betroffenen. Aber wie ist Eure Einstellung zu diesem Thema, aus welchem Grund entscheidet Ihr Euch für das Kennenlernen, bzw. warum verweigert man diesen Kontakt, wie z.B. zu lesen in "Wurzeln für Lisa - Briefe an meine unbekannte Tochter". Liegt es am Elternhaus, oder sind es ganz individuelle Beweggründe wie Mut oder Angst? Ist es vielleicht Verdrängung oder der Wille, das Geschehene zu begreifen und für sich zu verarbeiten?
Was könnten wir Herkunftseltern, was die Adoeltern dafür tun?
Ich freue mich über vermehrende Ansichten und Einsichten!
Hallo Trollkarlen,danke für deine Pn eben. Ich werde mich nun auch äussern dazu,und meine Einstellung kundtun dafür. Ich bin für Kennenlernen,da es wichtig ist für jeden die Herkunft zuu erfahren und zu wissen woher man kommt.Es muss nicht mit grossen Reunionsplänen zu tun haben emotional,aber ich denke,dass es gut ist für den weiteren Prozess,für eine erwachsene Adoptierten. Ich selbst habe gesucht und gefunden.Meine L-Mutter ist bereits verstorben 1999,und mit meinen L-Vater habe ich ein Verhältnis weiss aber nicht wie man es definieren kann.aber ich liebe in abgöttisch und gehe mit ihm durchs Feuer und zurück,aber er schreibt kaum,aber das nehme ich nicht zum Anstoss ihn zu verlassen ,auch wenn es hart ist. Habe mich gegen meine Adoeltern entschieden und FÜR meine Herkunft und das wird auch bleiben bis zu meinem Tode.Mein dad ist mir so ähnlich und fats identisch und er kämpfte fast bis zum Knast für mich damals wie Mutter auch damals.Beide sind für mich meine Helden und egal was passiert,ich werde meine Herkunft fürimmer heldenhaft lieben auch wenn es von vielen sehr feindlich gesehen wird und ich deswegen auch schon oftmals Attacken hatte,die mir das ausreden wollten,aber ich bleibe dabei mein leiblicher Vater ist und bleibt mein Vater.egal wer mich mal aufgenommen hat oder gar verpflegt hat.Ich liebte meinen DAD immerschon überalles und hatte einen sehr intensive Bindung zu ihm.Auch wenn er krank ist seelisch,niemals mehr heiraten konnte oder Kinder bekommen konnte so zeigt mir das,wie viel wir ihm bedeutet haben und wie sehr er uns liebte schonimmer.Er ist derzeit schwer traumatisiert und emotional total ausser kontrolle aber ich werde immer für ihn dasein.egal was auch kommt.DAD und Tochter fürimmer!!Egal wie Er ist oder fühlt. ich bin immer FÜR Herkunft und Identitätsfindung!!! Das ist lebenswichtig für alle. Da haben in meinen Augen die Adoeltern weder was zu suchen,noch zu bestimmen.Sie sind das dritte Glied der kette und Ersatz für die echten Eltern .