cornelia, wenn ich das richtig verstehe, hältst du vorherigen kontakt für nicht so wichtig, weil er für mütter/eltern möglicherweise schwer auszuhalten, zu schmerzhaft ist das kind bei anderen eltern leben zu erleben? vermutlich aber (wenn möglich) der einzige weg, späteren identitätskonflikten und einer totalen entfremdung vorzubeugen. was nutzt das hinausschieben einem kind, das das noch nicht überblicken kann, die entscheidung ihm zu überlassen. entscheidender finde ich wie mit dem kind umgangen wird. kind kann sich theoretisch in jedem alter dafür oder dagegen entscheiden, wird das zeigen können, wenn es damit nicht klar kommt.
Nö, ich finde es inzwischen aus diversen Gründen grundsätzlich nicht für gut, wenn ein Adoptivkind zu früh mit gleich zwei Familien konfrontiert wird (obwohl es natürlich Beispiele geben wird, wo das doch Sinn machen kann):
1. Sobald ein KInd beginnt zu erfassen, dass nicht alle Fremden, die Umgang mit seiner Familie haben, "Onkels" oder "Tanen" sind, halte ich den persönlichen Kontakt zur leiblichen Familie für nicht sinnvoll. Früher dachte ich anders, blauäugiger. Nachdem ich die Reportage über Frau Jolig und die Mutter des kleinen Tynee gesehen habe, kommt mir das kalte Grausen, wenn ich dabei an den kleinen Jungen als Schulkind denke. Frau Jolig instrumantalisiert ihr eigenes Kind und dessen leibliche Mutter gleich mit. Ich fand das zum Erbrechen. Wenn man so einen offenen Kontakt zulässt, müsste das "inkognito" (= neutral) sein, aber das wäre dann die nächste Lüge. Dann lieber gar kein Kontakt bis die/der Betroffene selbst entscheiden kann. Aufklären ja, aber Kontakt nein
2. Wozu wohl hält der Gesetzgeber an Inkognito als einziger juristisch abgesicherter Ado-Variante fest? Weil eine Verbrüderung der beiden Familien nicht das Ziel von Adoption ist! Das Ziel ist die Entwurzelung der Adoptierten. Wenn man das für falsch hält, muss man es halt lassen. Ich finde, der Staat macht es sich hier auf Kosten der Adoptierten und deren leiblicher Verwandschft sehr einfach, denn das Unvermögen die Gesetze endlich einmal anzupassen, wird mittels fadenscheiniger Gutwill-Variationen aus der Schußlinie genommen.
3. Brauche ich mein Kind nicht weggeben, wenn ich hinterher so etwas wie heile Welt spielen will. Entweder ich kann für mein Kind sorgen oder nicht. Kann ich es nicht, muss es folgerichtig in Dauerpflege oder zur Adoption kommen.
Aber jetzt nicht falsch verstehen! Das bezieht sich nur auf Kinder unter 16! Haben sie dieses Alter erreicht, muss man ihnen die Gelegenheit geben, alle Fakten zu kennen und die bio-Eltern auch persönlich kennen zu lernen.
ne cornelia, versteh ich absolut nicht falsch, ist nur konsequent zu ende gedacht was die rechtliche basis angeht, oder damit verfolgt.. und du auch ganz richtig siehst, geht das auch weiterhin zu lasten der adoptierten, was aufklärung, identität, kontakte, informationen, nachbetreuung usw. usf. angeht. und was die jolig-geschichte angeht.... war das wie ein werbe-tv-auftritt für offene adoptionen, für dieses gemisch hätte die mutter tatsächlich ihr kind nicht abgeben brauchen. weshalb sie es trotzdem rechtlich 'abgetreten' hat, die frage wird sich das kind bestimmt einmal stellen und die mutter gefallen lassen müssen. die antwort wäre interessant.
Als ich Cornelias Text gelesen habe, fiel mir ein Gespräch mit unserer Jugendamtsdame zu dem Thema ein. Sie meinte, dass eine Frau, die ihr Kind zur Adoption freigibt in den seltensten Fällen einen Kontakt möchte. Daher hielten die auch nichts von offener Adoption von Anfang an, sondern bevorzugten eher halboffen mit regelmäßigen Briefen oder ähnlichem. Sie meinte, dass eine Frau, die ihr Kind regelmäßig sehen wolle von ihr so beraten werden würde, dass sie es in eine Pflegefamilie gibt oder ihr eine Familienhilfe zugesprochen wird, da diese Frau eigentlich gar nicht bereit ist, das Kind zur Adoption freizugeben, sonst würde sie es nicht regelmäßig sehen wollen. Das würde für eine Bindung zwischen Mutter und Kind sprechen und damit gegen eine Adoption. Das fand ich irgendwie schlüssig.
so wird es auch für mich schlüssiger englandfan. der gedanke an die bindung, die demnach schon vorher zum kind bestand, kam mir auch. sie hätte wahrscheinlich nur etwas unterstützung (familienhilfe) dabei gebraucht, um ihr kind behalten zu können.
was mich noch sehr beschäftigt, und deshalb nochmal frage, weil du ja das problem hast/kennst (hatte das irgendwo noch nachgetragen, aber geht leicht unter):
wie ist das bei findelkinder, wissen sie, daß ihnen erfundene namen in ihre originalgeburtsurkunden eingetragen werden? werden sie darüber informiert, steht ihnen das rechtlich zu? ich stell mir das ganz schrecklich vor, wenn sie mit einem fantasie-namen eines tages nichtsahnend versuchen würden ihre herkunft zu klären.
darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Es ist aber immer so, dass Kinder, die keine Eltern haben, einen Namen "von Amts wegen" verpasst bekommen, von daher sollte es das Adoptivkind auch erfahren, wenn es nicht von den Eltern darüber aufgeklärt wurde. Außerdem kann es sich ja denken, denn wenn Vater und Mutter unbekannt sind, woher sollte dann der Name kommen? Im Jugendamt ist es ja auf alle Fälle auch vermerkt.
danke englandfan. das ergibt die nächste frage angenommen a-eltern schweigen dazu, in welchem dokument wird vermerkt, daß vater und mutter unbekannt sind? ist/wird das adoptierten später problemlos zugänglich?
Hallo englandfan: Sie meinte, dass eine Frau, die ihr Kind zur Adoption freigibt in den seltensten Fällen einen Kontakt möchte. Daher hielten die auch nichts von offener Adoption von Anfang an, sondern bevorzugten eher halboffen mit regelmäßigen Briefen oder ähnlichem. Sie meinte, dass eine Frau, die ihr Kind regelmäßig sehen wolle von ihr so beraten werden würde, dass sie es in eine Pflegefamilie gibt oder ihr eine Familienhilfe zugesprochen wird, da diese Frau eigentlich gar nicht bereit ist, das Kind zur Adoption freizugeben, sonst würde sie es nicht regelmäßig sehen wollen. Das würde für eine Bindung zwischen Mutter und Kind sprechen und damit gegen eine Adoption. Das fand ich irgendwie schlüssig.
Das mag , wie bei Adoption anscheinden so üblich , vorkommen. Finde das ist alles immer von Fall zu Fall unterscheidlich- In unserem Fall zum Beiipiel ist es bereits das dritte Kind was nun bei anderen lebt und die Mutter und der Vater lebte ein Jahr in einer Mutter Kind Unterbringung in dieser Zeit wollten sie das Kind schon mehrmals weggeben in Pflege. Dann haben sich sich bei beiden Kinder mehrmals von Pflege auf Ado umgeschwenkt. Wollen und Können sind halt auch zwei Punkte. Offen bedeutet ja auch nicht das wie in der Pflege stetige intensive Kontakte stattfinden sondern in seinem Ursprung nur das sie beide Teile kennen und persönlich ohne das Jugendamt Kontakte aufbauen uns stattfinden. Nicht das das Kind zwei Familien hat im extermfall wie mausi oben beschrieben hat. Wobei ich denke alles was für das Kind ok ist auch ok. Heutzutage bei Patchwork. Scheidung etc. etc. .....
ZitatOffen bedeutet ja auch nicht das wie in der Pflege stetige intensive Kontakte stattfinden sondern in seinem Ursprung nur das sie beide Teile kennen und persönlich ohne das Jugendamt Kontakte aufbauen uns stattfinden. Nicht das das Kind zwei Familien hat im extermfall wie mausi oben beschrieben hat. Wobei ich denke alles was für das Kind ok ist auch ok. Heutzutage bei Patchwork. Scheidung etc. etc. .....
Man kann "offene Adoption" nicht mit Pflege vergleichen! Bei Pflege bleibt das Kind juristisch seiner biologischen Familie zugehörig, bei Adoption haben sie juristisch gesehen genauso viel miteinander zu tun wie ich mit Margot Käßmann
Ich glaube auch nicht, dass bei "offen" ein unkomplizierter und lockerer Umgang ohne Jugendamt üblich ist. Im Normalfall ist das sicher für alle Drei sehr belastend und wird grundsätzlich über das Jugendamt gesteuert.
Das, was ich beschrieben habe, ist ganz sicher nicht der "Extremfall", sondern die Realität bei der "offenen" Variante. Mich ärgert hierbei das Schönreden maßlos, denn "offen" ist meistens eine verlogene Bauerfängerei seitens Vermittler, die dem Kind höchstwahrscheinlich auch gar nicht hilft. Ich rede von der zeit 0 - 16 Jahre.
offen Ado funktioniert bei uns seit 17 Jahren, mit einer Pause, die unser damals 12 jährige Sohn wollte. Inzwischen hat er von sich aus aber wieder gelegentlich Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie. Ich habe mich sehr gefreut, als er von sich aus wieder Kontakt gesucht hat denn er hat eine wirklich nette leibliche Mutter wie ich finde! Er wurde mit 4 Tagen in Adopflege genommen. Seine leibliche Mutter hatte unsere Adresse vom ersten Kennenlernen an! Besuche bei uns oder ihr waren kein Problem. (Und nicht einer wurde vom Jugendamt begleitet, bei uns war es learning by doing)
Für mich liegt der Schlüssen in einer offenen Adoption bei der Freiwilligkeit der Abgabe des Kindes. Nur dann versucht die leibliche Mutter nicht mit zu erziehen, sondern freut sich das ihr geborenes Kind in der neuen Familie gut Fuß gefasst hat und liebevoll umsorgt wird. Die Kinder klären das im Zweifelsfall aber auch sehr gut selbst. Mama darf pusten, "Heile Segen" machen, hoch nehmen oder Schnürsenkel binden. Lauter Dinge die Mamas so jeden Tag tun. Die nette leibliche Mutter wird ein bisschen vorsichtig beschnuppert, wie geht Mama mit ihr um, daran nimt sich das Kind ein Beispiel. Dann darf sie das Kind vieleicht auch mal, vom Kind aus, auf den Arm nehmen. Kinder sind nur verunsichert, wenn die Erwachsenen verunsichert sind. Zum Beispiel: Kind brüllt, aber A.Mutter handelt nicht, weil sie die leibliche Mutter nicht vor den Kopf stossen will und überlässt ihr das trösten. (Was aber nicht gelingen wird da sich kleine Kinder nur von ihrer Mama trösten lassen. Es wird aber verunsichert, weil Mama nicht wie sonst handelt.) Das sind meine Erfahrungen, die für das erste Treffen wichtig sein könnten.
Zitat von Patty... offen Ado funktioniert bei uns seit 17 Jahren, mit einer Pause, die unser damals 12 jährige Sohn wollte.
Da kann ich nur den Hut ziehen und gratulieren. Euer Sohn hat das große Los gezogen
ZitatFür mich liegt der Schlüssen in einer offenen Adoption bei der Freiwilligkeit der Abgabe des Kindes. Nur dann versucht die leibliche Mutter nicht mit zu erziehen, sondern freut sich das ihr geborenes Kind in der neuen Familie gut Fuß gefasst hat und liebevoll umsorgt wird.
So ist es und da diese freiwillige (= ganz bewusste) Abgabe eher selten sein dürfte, wird eine Konstellation wie die eurige normal nicht möglich sein und wenn, dann nur weil sich eine Partei bis zur Selbstaufgabe zurück hält.
ZitatOffen bedeutet ja auch nicht das wie in der Pflege stetige intensive Kontakte stattfinden sondern in seinem Ursprung nur das sie beide Teile kennen und persönlich ohne das Jugendamt Kontakte aufbauen uns stattfinden. Nicht das das Kind zwei Familien hat im extermfall wie mausi oben beschrieben hat. Wobei ich denke alles was für das Kind ok ist auch ok. Heutzutage bei Patchwork. Scheidung etc. etc. .....
Man kann "offene Adoption" nicht mit Pflege vergleichen!
Das wollte ich eigentlich auch damit sagen
Bei Pflege bleibt das Kind juristisch seiner biologischen Familie zugehörig, bei Adoption haben sie juristisch gesehen genauso viel miteinander zu tun wie ich mit Margot Käßmann
ja aber auch nur juristisch
Ich glaube auch nicht, dass bei "offen" ein unkomplizierter und lockerer Umgang ohne Jugendamt üblich ist. Im Normalfall ist das sicher für alle Drei sehr belastend und wird grundsätzlich über das Jugendamt gesteuert.
stimmt so definitiv nicht , das trifft bei Pflege zu nicht aber bei Ado ( bei uns zumindest nicht )
Das, was ich beschrieben habe, ist ganz sicher nicht der "Extremfall", sondern die Realität bei der "offenen" Variante. Mich ärgert hierbei das Schönreden maßlos, denn "offen" ist meistens eine verlogene Bauerfängerei seitens Vermittler, die dem Kind höchstwahrscheinlich auch gar nicht hilft. Ich rede von der zeit 0 - 16 Jahre.
wenn Du von dem Extremfall sprichts dachte ich das wäre das Bsp. wo die L-Mutter auch bei allen wichtigen terminen dabie war , wie Einschulung etc ??
Warum das nicht helfen soll , kann ich nicht nachvollziehen, denke da bisher anders drüber.
danke das baut auf . Wir werden auch alles tun damit Bericht wie in diesem Forum in den nächsten Jahren dank aller Virusadoeltern abnehmen werden :-))))
Hallo Patty, schön, dass Du von Euch berichtest. Danke! Freue mich, dass es so gut bei Euch läuft! Hattest Du letzte Nacht einen Schluckauf? Ich hab an Dich gedacht!