Lieber Ti_Moe, super,super, super - ich freue mich so für Dich! Fühl Dich ganz doll geknuddelt von mir, meine Daumen sind gedrückt und ich bin schon sehr gespannt, was Du uns als nächstes erzählen wirst!!! Herzlichst naji
Hallo, erstmal Danke für die vielen lieben Beiträge. Ich will nochmal kurz von dem Treffen am Samstag berichten: Ich war vor dem Treffen relativ nervös. Aber meine H-Mutter war sehr, sehr toll und hat mir immer das Gefühl gegeben, das ich willkommen bin und sie sich auch freut. Wir haben uns an einem öffentlichen Ort getroffen und ein Außenstehender wäre, hätte er unsere Gespräche belauscht, in fast keiner Situation auf die Idee gekommen, wer hier gerade mit wem unter welchen Umständen spricht. Wir haben mehrere Stunden über alles mögliche geredet und uns gut verstanden. Auf unsere Situation und auch auf unseren Umstand des schwierigen Zustandekommens unseres Kontaktes bin ich gar nicht eingegangen. Zum einen aufgrund des öffentlichen Platzes - zum anderen weil das ganze Gespräch von Anfang an so gut lief, dass ich gar nicht die Gefahr eingehen wollte, es zu unterbrechen/in eine andere Richtung zu lenken. Und ich glaube das war richtig so. Auch gab es kaum Momente, wo keiner wusste, was er sagen sollte. Und wenn gingen sie von mir aus, was aber auch daran liegt, dass ich in Small-Talk immer relativ schlecht bin. Meine Mutter hat am Ende auch noch Mal gesagt, dass sie weiß, dass es zurzeit schwer ist und man hat gemerkt, wie ihr das selbst auch leid tut. Sie hat auch gefragt, ob wir uns wiedersehen. Auf der Heimfahrt hatte ich nach den Eindrücken dementsprechend ein ziemlich befreiendes und besonderes Glücksgefühl in mir. Ich hatte das Gefühl, irgendwie innerlich zu schweben. Ich kann das Gefühl bis jetzt noch nicht richtig beschreiben. Das war ein sehr, sehr toller Tag.
Zitat von Martina Genieße diese aufregende Zeit. Mein Vorschlag: Schreibe die Entwicklungsstufen auf, damit Du später sie später noch einmal nachvollziehen kannst. Das sind sie allemal wert.
Danke für den Tipp. Den finde ich sehr schön. Ich habe schon angefangen, es aufzuschreiben. Zurzeit geht vor allem mit meinem Bruder alles sehr schnell, weil ich jeden tag mehr Details weiß und wir uns kennenlernen.
Wow das ist total aufregend. Das erinnert mich an die Zeit, als ich meine H-Familie kennengelernt habe. War alles wahnsinnig aufregend, verwirrend, neu aber auch schön.
Ich wünsche Dir, dass Du den Kontakt intensivieren kannst und Ihr Euch noch besser kennenlernt.
Lieber Ti_Moe, das ist wirklich das Schönste, was ich seit langem gelesen habe und ich freue mich von ganzem Herzen für Dich! Bin gespannt, wie es weitergeht. Genieße Dein "Glück" in vollen Zügen, lieben Gruß naji
ich bin ja von Adoption persönlich nicht betroffen aber sehr daran interessiert weil ich später auch ein Kind adoptieren möchte.
Was mich interessiert ist ob H-Mütter welche ihre Kinder weggegeben haben weil sie wirklich einfach kein Kind "wollten" bzw. es nicht lieben das in der "Öffentlichkeit" so auch sagen könnten ohne Angriffen ausgesetzt zu sein? Ich meine H-Mütter welche ihr Kind abgegeben haben weil sie es aus einer persönlichen Not heraus nicht behalten konnten werden wohl eher akzeptiert als die H-Mütter die das Kind abgaben weil sie es nicht wollten, es nicht mochten/lieb hatten aber warum ist das so?
Wieso wird immer davon ausgegangen dass eine Frau "ihr" Kind lieben MUSS? Wer schreibt sowas denn vor? Es gibt schließlich genug die ihre Kinder nicht wollen, nicht lieben, sie ablehnen aber es wird ja immer irgendwie davon ausgegangen dass Mutterliebe wohl an den Genen hängt oder angeboren ist usw. was ja nicht stimmt.
Sonst könnten doch Mütter von leiblichen und nichtleiblichen Kindern ihre Kinder nicht gleich stark lieben.
Aufjeden Fall finde ich es gemein dass diese Frauen dann oft wie Abschaum behandelt werden denn dazu hat niemand ein Recht und außerdem tun sie doch dann genau das Richtige wenn sie das Kind abgeben als wenn sie aus einem Pflichtgefühl heraus und aus Angst vor den äußeren Reaktionen das Kind behalten aber es dann diese Ablehnung spüren lassen und das Kind merkt ob es ungewollt/ungeliebt ist. Das ist für niemanden gut nicht für das Kind und nicht für die leibliche Mutter deswegen macht es mich traurig dass diese Frauen dann beschimpft werden weil sie ihr Kind abgeben weil sie es nicht lieben, denn sie helfen damit nur dem Kind und sich selbst, es ist das Beste dann für beide.
Hallo Nina, Wie kommst du darauf, dass es einem Kind schaden würde, wenn seine eigene Mutter es wegen einem ominösen Pflichtgefühl selbst erzieht, statt es einem ungewissen Schicksal bei einem fremden Paar zu überlassen?
Zitat von nancyHallo Nina, Wie kommst du darauf, dass es einem Kind schaden würde, wenn seine eigene Mutter es wegen einem ominösen Pflichtgefühl selbst erzieht, statt es einem ungewissen Schicksal bei einem fremden Paar zu überlassen?
Diese Frage wäre überflüssig, wenn Du Ninas Beitrag zu Ende gelesen hättest.
Zitat von Faorunaber es dann diese Ablehnung spüren lassen und das Kind merkt ob es ungewollt/ungeliebt ist.
ich möchte meinen Thread mal aus der Versenkung holen, weil ich kurz berichten möchte, was sich in der letzten Zeit getan hat.
Ich hatte/habe ja einen etwas unregelmäßigen Kontakt mit meiner Herkunftsmutter herstellen können, ein Kontakt zu meinen Schwestern war bislang aber nicht möglich, weil meine Herkunftsmutter ihnen nie von der Adoption erzählt hat. Zur Erinnerung: Ich habe zwei Schwestern (21 und 16) die noch bei ihr leben, die aber nichts von mir wissen.
Vor ein paar Wochen kam aber der absolute Hammer: Die ältere meiner beiden Schwestern hatte sich bei mir gemeldet. Sie weiß schon seit mehreren Jahren, dass es mich gibt, weil sie Briefe von mir gefunden hat. Wir haben uns bereits getroffen und haben regelmäßig Kontakt.
Das skurile ist: Meine Herkunftsmutter war ehrlich, als sie gesagt hat, meine Schwestern wissen nichts von mir. Meine Schwester hat meine Herkunftsmutter nie gesagt, dass sie von der Adoption weiß. Auch hat sie ihr jetzt nicht gesagt, dass sie mich kontaktiert hat.
Das heißt: Ich habe Kontakt zu meiner Herkuntsmutter, die glaubt, meine beiden Schwestern wissen es nicht. Und ich habe Kontakt zu meiner Schwester, wovon meine Herkunftsmutter nichts weiß.
Wir wissen noch nicht, wie es weitergehen soll. Die Schwierigkeit sieht ist ja folgende: Meine Herkunftsmutter hat bislang immer gesagt , es sei ungünstig momentan alles auf den Tisch zu bringen, weil die jüngere Schwester in einem schwierigen Alter sei. Deswegen wissen wir auch nicht, was wir machen sollen. Beide Schwestern wohnen noch zu hause. Wenn die ältere Schwester jetzt alles aufdeckt, tritt sie etwas in Gang, was erstes gar nicht ihre Aufgabe ist und zweitens auch nicht kalklierbar ist. Wie handeln wir da verantwortungsvoll?
Auf der anderen Seite wird sich meine Herkunftsmutter schön umgucken, wenn das später irgendwann alles rauskommt und sie erfährt, dass auch ihr die Wahrheit selber vorenthalten wurde. Das ganze über drei Ecken zu zuverheimlichen, kann eigentlich auch nicht richtig sein. Wenn wir dann aber wiederum nur die Mutter einweihen, wird die jüngere Schwester später unter Garantie allen - zurecht - einen Vorwurf machen, dass es alle gewusst haben außer sie. Je länger man da wartet, desto größer wird ihre Sonderrolle. Ich wäre vermutlich enttäuscht und wütend auf alle, wenn ich herausfinden würde, dass es alle gewusst haben, außer ich und mir niemand etwas gesagt hat.
Was denkt ihr: Was wäre verantwortungsvolles und kluges handeln?
Zitat von Ti_MoeWas denkt ihr: Was wäre verantwortungsvolles und kluges handeln?
Die einzig richtige Antwort darauf ist natürlich, die Wahrheit zu sagen. Die Frage ist nur, ob du dich der Familie zugehörig fühlst. Wenn nicht, solltest du den Anderen die Entscheidung überlassen und diese (beiden) respektieren. Frage deine Halbschwester doch einfach direkt, wie sie den Entwicklungsstand ihrer Schwester einschätzt. Ich meine, wenn sie selbst 21 ist und vor Jahren von dir erfahren hat und es geschafft hat, das so lange in sich hineinzufressen und vor ihrer Mutter im gleichen Haushalt geheim zu halten, dann ist es nicht klug zu meinen, dass ihre Schwester, die jetzt im gleichen Alter ist, wie die Ältere damals vielleicht war, mit einer Situation zu überfordern, in der sie die Möglichkeit hätte, sofort darüber zu sprechen. Aber deiner Mutter den Kontakt zu deiner Halbschwester zu verschweigen, ist meiner Meinung nach nur dann nötig, wenn sie dich ausdrücklich darum gebeten hat. Hast du deine Mutter darüber informiert, dass du deinen Bruder kennengelernt hast? Ich finde, das sollte wichtiger sein, da sie diesbezüglich ja keinen Wunsch an dich gerichtet hat, den du respektieren müsstest. Da hast du also gar keinen Loyalitätskonflikt. Es wäre respektvoll ihr gegenüber und insgesamt am Angemessensten (auch dir selbst und deinem Bruder gegenüber), wenn du damit beginnen würdest.
vielen Dank für deine Antwort. Die Fragen, die du stellst, treffen die Situation ziemlich gut. Damit haben meine Schwester und ich uns auch lange beschäftigt.
Zitat von nancy Die einzig richtige Antwort darauf ist natürlich, die Wahrheit zu sagen. Die Frage ist nur, ob du dich der Familie zugehörig fühlst. Wenn nicht, solltest du den Anderen die Entscheidung überlassen und diese (beiden) respektieren.
Genau das ist beonders wichtig. Ich habe meiner Schwester gesagt, dass die Situation für mich eine ganz andere ist. Während ich "weit" weg bin, müssen die anderen noch unter einem Dach wohnen. Ich kann ihr keinen Ratschlag geben, der im Endeffekt zu Spannungen in der Familie führt. Ich habe meiner Schwester gesagt, ich unterstütze sie in jeder Entscheidung, die sie trifft.
Auf der anderen Seite findet meine Schwester die Situation, so wie sie ist, sehr schwer. Sie weiß nicht, wie sie sich richtig verhalten soll. Sie stand schon einmal kurz davor, es ihrer Mutter zu sagen, hat sich dann aber nicht getraut. Hat dann überlegt, sich ihrem Vater anzuvertrauen oder es der Schwester zu sagen. Es direkt der Schwester zu sagen, darin sind wir uns aber einig, ist der schlechteste Weg. Sie hat deswegen auch vorgeschlagen, zu einer Beratungsstelle zu gehen, oder eben, als ich ihr unsere "Geschichte" hier im Forum gezeigt habe, gefragt, ob man nicht einfach mal die neue Situation erzählen solle, um andere Meinungen zu hören.
Zitat von nancy Frage deine Halbschwester doch einfach direkt, wie sie den Entwicklungsstand ihrer Schwester einschätzt. Ich meine, wenn sie selbst 21 ist und vor Jahren von dir erfahren hat und es geschafft hat, das so lange in sich hineinzufressen und vor ihrer Mutter im gleichen Haushalt geheim zu halten, dann ist es nicht klug zu meinen, dass ihre Schwester, die jetzt im gleichen Alter ist, wie die Ältere damals vielleicht war, mit einer Situation zu überfordern, in der sie die Möglichkeit hätte, sofort darüber zu sprechen.
Ja, genau das ist der Punkt. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt oder später? Meine ältere Schwester sagt, genau wie meine Herkunftsmutter, dass meine jüngere Schwester schwierig sei. Nach Einschätzung meiner Schwester liegt das aber auch an ihrer Persönlichkeit. Meine ältere Schwester meint, sie würde sich auch später nicht wesentlich ändern. Sprich: Wenn es jetzt rauskommt, wird sie daraus vemutlich ein Drama daraus machen. Wenn es in zwei Jahren rauskommt, so ist meine Schwester überzeugt, wrd sich daran nichts ändern. Nur wird sie in zwei, drei, vier Jahren auch das Gefühl bekommen, seit Jahren als einzige im Bunde nichts gewusst zu haben. Ich kann dazu leider gar nichts sagen. Ich verstehe das Schutzverhalten meiner Herkunftsmutter vollkommen. Ich mache da niemandem einen Vowurf. Das habe ich meiner Herkunftsmutter auch gesagt.
Auf der anderen Seite, und das ist auch ein Teil der Wahrheit, kann diese Konstruktion aus Unwahrheiten vielleicht einen viel größeren Knacks hinterlassen. Denn: meine ältere Schwester hat, seit sie von mir weiß, mehr Misstrauen gegenüber ihrer Mutter. Und das führt zu folgendem Punkt:
Zitat von nancy Aber deiner Mutter den Kontakt zu deiner Halbschwester zu verschweigen, ist meiner Meinung nach nur dann nötig, wenn sie dich ausdrücklich darum gebeten hat.
Ja, meine Schwester bat mich, als sie mich kontaktiert hatte, direkt darum, es nicht ihrer Mutter zu sagen. Sie war froh, mir endlich geschrieben zu haben, und wollte überhaupt erstmal sehen, ob ich Interesse an einem Kontakt habe. Und sie ist eben auch der Meinung, dass es eigentlich die Aufgabe ihrer Mutter ist, die Wahrheit zu sagen. Wenn wir darauf aber warten, leben die drei vielleicht Jahre mit dieser Unwahrheit unter einem Dach und am Ende fühlt sich jeder auf irgendeine Art und Weise hintergangen: Die ältere Schwester von der Mutter, die jüngere Schwester von beiden, die Mutter fragt sich, warum die älteren Schwester jahrelang nichts gesagt hat. Und da, wie du ja als ersten Satz schon gesagt hast, die Wahrheit eigentlich immer ein guter Weg wäre, wissen wir nicht, ob diese Verwicklung aus Unwahrheiten nicht am Ende sogar einen Knacks mit nachhaltigen Folgen hinterlässt. Meine Schwester misstraut meiner Mutter ja jetzt schon stärker. Deswegen frage vor allem ich mich, ob es in unserer Verantwortung liegt, zu handeln? Ist dieses Szenario real?
Zitat von nancy Hast du deine Mutter darüber informiert, dass du deinen Bruder kennengelernt hast? Ich finde, das sollte wichtiger sein, da sie diesbezüglich ja keinen Wunsch an dich gerichtet hat, den du respektieren müsstest. Da hast du also gar keinen Loyalitätskonflikt. Es wäre respektvoll ihr gegenüber und insgesamt am Angemessensten (auch dir selbst und deinem Bruder gegenüber), wenn du damit beginnen würdest.
Ja, das habe ich schon direkt damals gemacht. So wie ich das sehe, hat mein Bruder kein Interesse, Kontakt aufzunehmen. Ich hatte meine Herkunftsmutter gefragt, ob ich meinem Bruder ihre Kontaktdaten geben darf. Das durfte ich. Nach allem was ich weiß, hat er sich aber nicht bei ihr gemeldet. Ich selbst habe auch nur sehr sporadischen Kontakt mit meinem Bruder. Nachdem sich meine Schwester gemeldet hatte, hatte ich es meinem Bruder gesagt und ihm Kontaktdaten gegeben. Aber auch die Gelegenheit hat er bislang nicht genutzt.
Was du wegen deinem Bruder gesagt hast, finde ich korrekt. Ich habe da nachgehakt, weil ich beim Lesen nur dachte: "Da war doch noch jemand.". Wie steht deine Schwester zu ihm, möchte sie Kontakt zu ihm? Also das Szenario wirkt auf mich persönlich schon real. Ihr müsst auch wissen, dass ich mich nicht in eure persönlichen Beziehungen zueinander einmischen möchte, sondern nur aus anderen Gründen antworte. Beratungen bei Amt und freien Trägern (Sozialarbeiter) und Ärztekammer und Pharmaindustrie (Psychologen und -therapeuten) würde ich auch mit mindestens derselben Vorsicht genießen, wie das Internet, wenn nicht mit noch mehr Vorsicht. Das ist meiner Meinung nach wichtig für sie.
Ich halte etwas Anderes als deine Mutter für wahrscheinlicher. Je jünger Kinder sind, desto ruhiger nehmen sie krasse Geschichten auf. Was die jüngere Schwester später zum Vorwurf machen könnte, wenn sie nicht eingeweiht wurde, ist Bevormundung. Ich habe immer gesagt: es ist respektlos einem Kind gegenüber, es zu unterschätzen. Bevormundung ist nur für denjenigen vorteilhaft, der sich selbst durch Unterlassen einer in seinen Augen notwendigen und unumgänglichen Handlung eine Galgenfrist einräumt. Anders als du, verstehe ich das Schutzverhalten deiner Mutter, wie du es nennst, nicht. Ich denke auch, wie deine Schwester, dass es die Pflicht eurer Mutter ist, die Wahrheit zu sagen. Und ich denke auch, wie du, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie dies in 2 bis 4 Jahren von sich aus getan haben wird, relativ gering ist. Sie scheint abzuwarten. Euer Druckmittel auf sie kann jetzt euer Bruder sein. Wichtiger ist zunächst aber die Frage, warum deine Schwester sich nicht ihrem Vater anvertraut. Hat sie möglicherweise dir gegenüber einen Loyalitätskonflikt? Erlaube ihr das ausdrücklich.
Das mit der Bevormundung gilt auch für dich. Ein gewisses Misstrauen gegenüber der Mutter ist aus der Bitte deiner Schwester, eurer Mutter euren Kontakt zu verschweigen, ableitbar - so sehe ich es auch. Das ist aber ein gesundes Misstrauen, das nicht zwangsläufig für einen schweren Bruch zwischen Mutter und Tochter spricht. Die Bitte spricht deshalb nicht für einen Bruch, weil es für deine Schwester noch selbstverständlich ist, zu versuchen, den Wunsch ihrer Mutter zu respektieren. Ich denke also insgesamt, dass eine längere Phase ohne offene Worte eurer Mutter nicht zwangsläufig zu einer Katastrophe führen muss. Und meine Empfehlung ist, dass deine Schwester zu ihrem Vater geht und ihm sagt, dass sie weiß, dass sie noch zwei Brüder hat.
Zitat von nancy Was du wegen deinem Bruder gesagt hast, finde ich korrekt. Ich habe da nachgehakt, weil ich beim Lesen nur dachte: "Da war doch noch jemand.". Wie steht deine Schwester zu ihm, möchte sie Kontakt zu ihm?
Ja, du hast vollkommen recht. Ich habe ihn in meinem ersten Beitrag ganz ausgeklammert. Meine Schwester würde gerne Kontakt zu ihm haben, möchte aber nicht den ersten Schritt machen. Das liegt an den unklaren Fronten in diesem Fall: Meine Schwester wusste, bis sie mich kontaktiert hat, gar nicht, dass sie zwei Brüder hat. Aufgrund der Unterlagen die sie gefunden hat, ging sie davon aus, dass sie nur einen Bruder hat. Als ich ihr dann alles erzählt hatte, war sie natürlich überrascht. Nachdem dann aber auch klar war, dass unser Bruder bislang keinen Kontakt zu unserer Herkunftsmutter gesucht hat und auch der Kontakt zu mir nur sehr sporadisch ist, war meine Schwester unsicher, ob sie ihn dann einfach so anschreiben solle. Ich sollte unserem Bruder daher ihre Kontaktdaten geben. Bislang hat er sich darauf aber nicht gemeldet. Sie hat gesagt, dass sie es schade findet, dass er anscheinend etwas weniger Interesse an der Sache hat, als wir beiden, aber das müsse man akzeptieren.
Zitat von nancy Also das Szenario wirkt auf mich persönlich schon real. Ihr müsst auch wissen, dass ich mich nicht in eure persönlichen Beziehungen zueinander einmischen möchte, sondern nur aus anderen Gründen antworte. Beratungen bei Amt und freien Trägern (Sozialarbeiter) und Ärztekammer und Pharmaindustrie (Psychologen und -therapeuten) würde ich auch mit mindestens derselben Vorsicht genießen, wie das Internet, wenn nicht mit noch mehr Vorsicht. Das ist meiner Meinung nach wichtig für sie.
Ja, ich finde es gut, dass du das nochmal ewähnst. Also alles was ich mir hier an Ratschlägen einhole, wäge ich sorgfältig ab. Und im Zweifel neige ich dazu, die Option zu wählen, die am wenigstens Schaden anrichten kann. Und Hilfestellung von einer Beratungsstelle kann ich mir pesönlich, für diese Situation, nur sehr schwer vorstellen. Der Fall ist so kompliziert und es kommt, meiner Meinung nach, so stark auf die individuellen Situationen der Involvierten an, dass ich von jemandem, der von Adoptionen nicht selbst betroffen ist oder vielleicht nur am Rand damit zu tun hat (je nach Beratungsstelle), gar keinen tiefergehenden Rat erwarten würde. Deswegen schätze ich aber auch gerade das Forum, weil hier "Betroffene" antworten. Und nebenbei hat das Forum für mich auch etwas befreiendes. Wenn ich das alles einmal runtergeschrieben habe, löst sich bei mir auch ein wenig der Druck.
Zitat von nancy Ich halte etwas Anderes als deine Mutter für wahrscheinlicher. Je jünger Kinder sind, desto ruhiger nehmen sie krasse Geschichten auf. Was die jüngere Schwester später zum Vorwurf machen könnte, wenn sie nicht eingeweiht wurde, ist Bevormundung. Ich habe immer gesagt: es ist respektlos einem Kind gegenüber, es zu unterschätzen. Bevormundung ist nur für denjenigen vorteilhaft, der sich selbst durch Unterlassen einer in seinen Augen notwendigen und unumgänglichen Handlung eine Galgenfrist einräumt. Anders als du, verstehe ich das Schutzverhalten deiner Mutter, wie du es nennst, nicht.
Ich kann deine Argumenation gut verstehen. Ich sehe es im Prinzip auch so. Ich glaube, dass sich meine Herkunftsmutter damit selbst eine Frist gibt, aber diese gleichzeitig, zumindest für mich, schlüssig erklären kann. Meine Herkunftsmutter weiß aber vermutlich auch ganz, ganz genau, dass diese Frist den Nachteil hat, dass die Enthüllung, je später sie eintritt, sehr schwer sein wird. Und gerade weil meine Schwester und ich uns jetzt kennen, wird auch meine Herkunftsmutter Teil derer sein, die eine Situation vorfinden, mit der sie nie gerechnet haben.
Zitat von nancy Wichtiger ist zunächst aber die Frage, warum deine Schwester sich nicht ihrem Vater anvertraut. Hat sie möglicherweise dir gegenüber einen Loyalitätskonflikt? Erlaube ihr das ausdrücklich.
Was meinst du in diesem Fall mit "Loyalitätskonflikt"? Also ich habe meiner Schwester gesagt, es ist für mich vollkommen ok, wenn sie es ihrem Vater sagt. Wir haben nur festgestellt, dass wir es unserer Schwester nicht zu erst sagen sollten. Ich finde sowohl die Kontaktaufnahmer zur Mutter als auch zum Vater richtig.
Zitat von nancy Das mit der Bevormundung gilt auch für dich. Ein gewisses Misstrauen gegenüber der Mutter ist aus der Bitte deiner Schwester, eurer Mutter euren Kontakt zu verschweigen, ableitbar - so sehe ich es auch. Das ist aber ein gesundes Misstrauen, das nicht zwangsläufig für einen schweren Bruch zwischen Mutter und Tochter spricht. Die Bitte spricht deshalb nicht für einen Bruch, weil es für deine Schwester noch selbstverständlich ist, zu versuchen, den Wunsch ihrer Mutter zu respektieren. Ich denke also insgesamt, dass eine längere Phase ohne offene Worte eurer Mutter nicht zwangsläufig zu einer Katastrophe führen muss. .
Nachdem ich meiner Schwester die ganze Geschichte erzählt hatte, war sie, veständlicherweise erstmal sehr enttäusch von ihrer Mutter und hat sich auch ziemlich verarscht gefühlt. Sie hat dann auch erzählt, dass sie, seitdem sie das alles vor ein paar Jahren herausgefunden hat, nie ganz sicher ist, was ihre Mutter wohl noch alles verheimlicht. Wenn es mal einen größeren Streit gab – was nicht oft vorkam aber eben auch mal passiert, wie überall – hätte sie ihr die Geschichte am liebsten vorgeworfen. Ich persönlich glaube nicht, dass das Verhältnis zwischen beiden stark belastet ist. Aber das Misstrauen ist halt ein negativer Beigeschmack des Verheimlichens. Wichtig ist denke ich deswegen auch, dass meiner Schwester und ich uns einig sind, dass wir ihr, wenn es rauskommt, Verständis entgegenbringen und erklären, dass die Situation so wie sie ist, in Ordnung ist.
in Deinen Beiträgen schilderst Du mehrere unbearbeitete Baustellen. Zunächst den (sporadischen) Kontakt zu Deinem Bruder als einziger aus der Familie. Dann den Kontakt zu der älteren der Schwestern, von dem außer Deinem Bruder niemand weiß. Dann der noch nicht bestehende Kontakt zu der jüngeren Deiner Schwestern, weil sie nichts von Dir weiß.
An Deiner Stelle würde ich das Problem nicht global sehen und als gesamtes bearbeiten. Fange doch erst einmal an einer Seite an. Ein Vorschlag: Du lädst Deine Schwester und Deinen Bruder zu einem Treffen ein. Wenn das zustande kommt, hättest Du bereits eine Baustelle abgeschlossen und könntest Dich der anderen widmen. Als nächstes könnt Ihr beraten, zu einem weiteren derartigen Treffen Eure gemeinsame Mutter einzuladen. Dabei kommt mit Sicherheit eine Aussprache über das Einweihen der jüngeren Schwester zustande, bei dem hauptsächlich die Einstellungen Mutter und die ältere Schwester eine Rolle spielen sollten. Nach einem solchen Treffen gibt es für Dich und Deinen Bruder nur noch eine offene Lücke, die zu Eurer jüngeren Schwester. Mit dieser lässt es sich vielleicht vorläufig leben, obwohl es auch nicht vollkommen befriedigend ist.
Mehrere Probleme nach und nach angegangen, führen auch zu deren Lösungen, die ich Dir für die nahe Zukunft wünsche. Das einzige, was Du dazu brauchst, ist ein wenig Mut.
Zitat von Ti_MoeWas meinst du in diesem Fall mit "Loyalitätskonflikt"?
Ich habe hier im Forum oft gelesen, dass Adoptierte großen Wert darauf legen, dass nur diejenigen Menschen von ihrer Adoption erfahren, denen sie es persönlich sagen. Deshalb dachte ich, dass sich deine Schwester vielleicht dachte, dass sie dich damit verletzten könnte, wenn sie ihrem Vater von dir erzählt, und sich deshalb nicht getraut hat. Das war aber nur mein Gedanke für eine Situation, in der ihr vorher noch nicht darüber gesprochen habt. Ich denke, mehr als es ihr direkt zu erlauben, kannst du ja nicht tun. Wenn sie trotzdem nicht den Mut aufbringt, sich ihrem Vater anzuvertrauen, dann wird das wahrscheinlich andere Gründe haben. Sie könnte aber auch zu dir aufschauen und auf eine Aussprache zwischen dir und deinem Vater warten.
Zitat von MartinaDas einzige, was Du dazu brauchst, ist ein wenig Mut.
LG Martina
Hallo Martina, hallo nancy,
nach euren Beiträgen, haben meine Schwester und ich noch nochmal darüber nachgedacht und beschlossen -> Mut <- zu haben und die Wahrheit zu sagen. Ich habe dann nicht mehr lange darüber nachgedacht und abends einfach meiner Herkunftsmutter geschrieben, gesagt wie es ist und dass wir sie gerne unterstützen würden.
Zwischen meiner Herkunftsmutter und meiner Schwester kam es dann heute zum Gespräch. Die Konstellation wa ganz gut: Meine Schwester musste so nicht nach den passenden Worten suchen und ihre Mutter hat gleichzeitig doch irgendwie die Initiative ergriffen. Das Gespräch zwischen beiden verlief wohl ganz ok. Meine Herkunftsmutter hat meiner Schwester zwar gesagt, dass es sehr schwer für sie sei, sie aber auch froh ist, dass es endlich raus ist.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Meine jüngere Schwester soll erstmal noch nichts erfahren. Es wird vermutlich noch etwas dauern, bis alle Baustellen geschlossen werden. Aber diese heute war hoffentlich/vermutlich die größte und wichtigste für den weiteren Verlauf: Die Wahrheit ist zu 50 Prozent raus, meine Herkuntsmutter kann einen Teil des Ballasts, den sie so lange mit sich rumgetragen hat, abwerfen und merkt, dass sie Unterstüzung bekommt.