Harry, Es geht dabei durchaus um einen Ausspruch eines Menschen, der gesellschaftlich als Richter anerkannt ist, vergleichbar mit einem heutigen Adoptionsverfahren. Und nur in der Bibel ist tatsächlich nicht klar, wer die Mutter ist und wer es nur gerne wäre. Etwas zu Brechts (ein Deutscher!) kaukasischem Kreidekreis:
ZitatNach Aussage der Schauspielerin Luise Rainer hat Brecht seinen Kreidekreis für sie geschrieben. In einem 2009 geführten Interview sagte sie:
„Brecht kam in die USA und fragte, ob ich nicht eine Idee für ein Stück für mich hätte. Ich sagte: ‚Jede Schauspielerin träumt davon, die Johanna von Orléans zu spielen. Die Heilige Johanna der Schlachthöfe haben Sie ja schon geschrieben. Doch es gibt ein Stück, das mich tief beeindruckt hat: Klabunds Kreidekreis.‘ Er riss die Arme hoch und sagte: ‚Ich habe Klabund diese Geschichte damals gegeben. Aber ich werde jetzt meine Version schreiben.‘ Er kam mit dem Skript zurück und wollte, dass ich die Hauptrolle spiele. Ich habe abgelehnt.“
Golfi, Ein nicht ungeschickter Versuch eine bestimmte Gesprächsrichtung zu killen, das muss ich dir lassen. Vermutlich werde ich irgendwann tatsächlich in einer entsprechenden Bücherei suchen, aber erstmal für uns hier: dir selbst als Insider ist kein einziger Fall präsent, von dem DU bereits gehört oder gelesen hast, habe ich das richtig verstanden?
Beim Kaukasischen Kreidekreis alias Salomonischen Urteil handelt es sich um eine uralte und beinahe weltweit verbreitete Sage. Die gemeinsame Aussage ist, dass immer die wahre Mutterliebe siegt, was man in der einen oder anderen Richtung interpretieren kann. Dass der Autor in manchen Fassungen mehr weiß als der Richter, ist ein erzählerischer Kniff.
Die Geschichte ist - was man nicht vergessen sollte - fiktiv. Jeder Erzähler hat eine andere Intention und berichtet dementsprechend abweichend. Da sich heute die biologische Abstammung leicht feststellen lässt, ist die Geschichte auf heute Verhältnisse nicht mehr ohne weiteres übertragbar.
Brecht hat den Stoff mehrfach verwendet. In der Schule hatten wir eine Kurzgeschichte ähnlichen Inhalts, die nach meiner Erinnerung aber in und um Augsburg nach dem Dreißigjährigen Krieg handelte, wo ein Kind höhergestellter Personen infolge der politisch-religösen Wirren von einer Dienstmagd aufgezogen und Jahre später von der leiblichen Mutter zurückgefordert wurde. Aber das hatte nichts mit Adoption zu tun, auch wenn es diesmal in Deutschland handelte.
Innerhalb eines Jahres werden zwei tote Säuglinge gefunden, die offenbar die selbe Mutter haben. Doch es dauert fünf Jahre, bis die Ermittler den Tod der Kinder aufklären können. Eine 28-Jährige legt ein Geständnis ab, insgesamt tötete sie fünf Babys. Eine 28-Jährige aus Husum hat die Tötung ihrer fünf Kinder seit 2006 gestanden. Die Frau habe Angst gehabt, von ihrem Mann verlassen zu werden, sagte Oberstaatsanwältin Ulrike Stahlmann-Liebelt in Flensburg zum Motiv der Frau. Gegen die Frau war bereits am Mittwoch Haftbefehl wegen Totschlags in fünf Fällen ergangen.
Zitat von burkhardhttp://www.n-tv.de/panorama/Mutter-gesteht-article7329346.html
Donnerstag, 27. September 2012
Fünf Babys getötet
Mutter gesteht
Innerhalb eines Jahres werden zwei tote Säuglinge gefunden, die offenbar die selbe Mutter haben. Doch es dauert fünf Jahre, bis die Ermittler den Tod der Kinder aufklären können. Eine 28-Jährige legt ein Geständnis ab, insgesamt tötete sie fünf Babys. Eine 28-Jährige aus Husum hat die Tötung ihrer fünf Kinder seit 2006 gestanden. Die Frau habe Angst gehabt, von ihrem Mann verlassen zu werden, sagte Oberstaatsanwältin Ulrike Stahlmann-Liebelt in Flensburg zum Motiv der Frau. Gegen die Frau war bereits am Mittwoch Haftbefehl wegen Totschlags in fünf Fällen ergangen.
Und was hat das mit diesem Thread zu tun? Hat sie die Säuglinge vielleicht getötet, weil sie sonst nicht anonym hätte bleiben können? Die Frau war einfach nicht ganz dicht. Bei einem Säugling kann das wirklich mal ein "Ausrutscher" sein, aber gleich fünfmal? Die Frau war nicht etwa verzweifelt, sondern eindeutig gestört!
Zitat von Harry4244Dass der Autor in manchen Fassungen mehr weiß als der Richter, ist ein erzählerischer Kniff.
...den es in der Bibel nicht gibt, was die beiden Geschichten doch stark voneinander unterscheidet, finde ich. Überzeuge dich selbst:
ZitatSalomos Urteil 16 Zu der Zeit kamen zwei Huren zum König und traten vor ihn. 17 Und die eine Frau sprach: Ach, mein Herr, ich und diese Frau wohnten in "einem" Hause und ich gebar bei ihr im Hause. 18 Und drei Tage nachdem ich geboren hatte, gebar auch sie. Und wir waren beieinander und kein Fremder war mit uns im Hause, nur wir beide. 19 Und der Sohn dieser Frau starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. 20 Und sie stand in der Nacht auf und nahm meinen Sohn von meiner Seite, als deine Magd schlief, und legte ihn in ihren Arm, und ihren toten Sohn legte sie in meinen Arm. 21 Und als ich des Morgens aufstand, um meinen Sohn zu stillen, siehe, da war er tot. Aber am Morgen sah ich ihn genau an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte. 22 Die andere Frau sprach: Nein, mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene aber sprach: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und so redeten sie vor dem König. 23 Und der König sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene spricht: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. 24 Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, 25 sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte. 26 Da sagte die Frau, deren Sohn lebte, zum König - denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn - und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen! 27 Da antwortete der König und sprach: Gebt dieser das Kind lebendig und tötet's nicht; die ist seine Mutter. 28 Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.
und die fünffache Kindstötung ist anscheinend nicht anhand von Beweisen nachgewiesen worden. Und was ist das eigentlich für ein Ehemann, der fünf Schwangerschaften oder fünf tote Kinder nicht bemerkt oder nur deshalb mit der Frau verheiratet bleibt, weil die Kinder nicht lebendig geblieben sind und aber gleichzeitig nicht in die Taten verwickelt war?
"Die Gesellschaft braucht eine Hinwendung zu mehr Menschlichkeit und die Mütter Unterstützung bei ihrer Aufgabe und ihrer persönlichen Entwicklung." Dorothee Wolf-Stiegemeyer
In der Art und Weise wie eine Gesellschaft ein Neugeborenes empfängt, zeigt sie ihre tiefen Ressourcen und ihr Wissen vom Leben. Jaques Gelis
Hallo Lalena, ich habe mir schon gedacht, das ich mich schlecht ausgedrückt habe... Ich will versuchen, meine Gedanken anders zu erklären: Mütter, die dieses Angebot nutzen, müssen sich in einer ziemlich ausweglosen Situation sehen. Immerhin nehmen sie den Umstand auf sich, bereits ihre Schwangerschaft geheim zu halten. Wenn ich da an meinen Bauch zurückdenke, den ich jedesmal vor mir hertrug, ist alleine das sicher nicht für Jede ein leichtes Unterfangen.
Meine Sorge ist, das ein Angebot der "endgültigen" Lösung - also das das Kind nie und zu keinem Zeitpunkt versuchen wird, in das Leben der Mutter zu treten - voreilig genutzt wird, ohne sich über die weitreichenden Folgen im Klaren zu sein. Wenn man sich in einer ausweglosen Situation wähnt, kann man sich in der Regel nicht vorstellen, das sie sich verändern läßt bzw. das es in ein paar Jahren ganz anders aussieht.
Frauen, die sich für die anonyme Geburt entscheiden, möchten in erster Linie eines: Das Baby soll nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Es muß weg! Das das Kind eventuell irgendwann wiederkommen könnte, wird vermutlich in dem Moment eher als eine Bedrohung empfunden statt als Geschenk. Das mag dann in späteren Jahren, wenn sich die Lebenssituation verändert, anders aussehen. Aber ich weiß nicht, ob man dann noch den Mut aufbringt, zum Jugendamt zu gehen und zu erklären: "Ich hab da vor 5 Jahren in dem und dem Krankenhaus mein Kind anonym entbunden und hätte jetzt doch gerne Kontakt..."
Schließlich spielen da auch Schuldgefühle eine Rolle. Ich persönliche empfinde es als ein Zurücklassen des Kindes, womit ich mir persönlich selbst das Recht abspreche, jemals wieder Anteil an seinem Leben haben zu wollen. Das hätte ich in meinen Augen verwirkt. Wie gesagt, das sind lediglich meine Vorstellungen zum jetzigen Zeitpunkt, ob ich das alles genauso wahrnehmen würde, wenn ich tatsächlich betroffen bin, kann ich nicht sagen.
Im übrigen sehe ich das Gesetz aber auch nicht als "Adoptionsbeschleuniger". Schließlich wird damit nichts Neues aus dem Boden gestampft, sondern lediglich ein bereits bestehendes Hilfsangebot legitimiert. Aus der von Mausi angegebenen Statistik geht hervor, das für etwa die Hälfte der Kinder tatsächlich ein Adoptionsverfahren eröffnet wurde. Ich kann die Zahlen nicht in Relation setzen, aber es erscheint mir angesichts der Sachlage wenig.
Mich stört wirklich nur, das die Informationsrechte des Kindes durch diesen neu eingefügten Passus auf den Nullpunkt reduziert werden. In der heutigen Zeit für mich eigentlich undenkbar, wissen wir doch um die Problematiken, die sich daraus ergeben.
Die Hilfsangebote "anonyme Geburt" und "Babyklappe" kommen übrigens keinesfalls von staatlicher Seite, liebe Nancy. Denn zum jetzigen Zeitpunkt kollidiert die Praxis mit geltendem Recht! Beides wird bestenfalls geduldet, indem man die bestehenden Gesetze recht freizügig zugunsten der Mutter auslegt. Es ist ein Angebot der freien Wohlfahrtshilfe und sehr wohl den Mitarbeitern der Schwangerenkonfliktberatung bekannt. Hebammen und Ärzte werden sich damit zugegebender Maßen seltener auseinandersetzen müssen. Wer sie kontaktiert, wünscht sich in der Regel ein anderes, individuelles Hilfsangebot.
Zur neueren Entwicklung der Diskussion werde ich mich jetzt nicht äußern, das erscheint mir müßig.
alles was Du geschrieben hast, kann ich so unterschreiben! Ich war selbst als Siebzehnjährige "heimlich" mit einem ständig wachsenden Bauch unterwegs und keiner in meiner Familie oder der Schule hat, bis eine Woche vor der Geburt(1), hat davon Notiz genommen; wenn doch, hat er/sie das für sich behalten. Es ist die Hölle, wenn man Angst hat, die Schwangerschaft zugeben zu müssen, besonders der eigenen Familie gegenüber! Keiner, der nie in einer solchen Situation war, sollte sagen: "Das wäre MIR nicht passiert!".
In einem Punkt haben Du und andere mich aber total falsch verstanden: sowohl Babyklappe als auch "anonyme Geburt" sind sehr wohl Adoptionsbeschleuniger, aber natürlich nur verfahrenstechnisch. Bleibt die Mutter (oder der Vater!) nämlich anonym, wird in diesem Fall (wie bei Findelkindern allgemein üblich) sofort nach Ablauf der Mindestwartefrist von acht Wochen die Adoption eingeleitet. Dann wird die Freigabeunterschrift durch das Gericht ersetzt und das Verfahren nimmt seinen Lauf. Sicher wird dabei keiner versuchen, die Mutter/Eltern doch noch zu finden, um sie umzustimmen. Ich finde, in diesem Fall mässte die Frist wieder auf drei Monate erhöht werden oder eben die Option eingebaut werden, dass die erstezte Freigabeunterschrift doch annuliert werden kann, wenn sich dadurch die Lage des Kindes nicht verschlechtert. Das ist man schon dem Kind gegenüber schuldig.
Im Gegensatz dazu, kann man bei einer offiziellen Adoptionsabsicht (z. B. direkt nach der Geburt) in schwierigen Situationen diese endgültige Freigabeunterschrift noch ein paar Monate hinauszögern, um z. B. die Situation der Mutter/Eltern für das Kind positiv zu beeinflussen, damit die Wegadoption überflüssig ist. Das gelingt durchaus, besonders dann, wenn die Weggabeabsicht aus Verzweiflung zustande kam und die Mutter sich beraten lassen will. Bei Klappenkindern etc. scheint es zwar einige Absichtserklärungen seitens Vermittler zu geben (ich habe das jedenfalls schon gelesen), dass ein Kind auch nach der ersetzten Unterschrift wieder zurück gehen kann, sollte sich die Mutter nach einigen Monaten doch noch melden. Bekannt ist mir ein solcher Fall aber nicht. Viellicht ist hier jemand, der so einen Fall kennt.
Ansonsten wollte ich Dir noch einmal sagen, dass ich Deine Beiträge sehr wertvoll finde, weil Du, als absolut nicht von Adoption Betroffene, so neutral deinen Input gibst. Fast alle hier, mich natürlich eingeschöossen, sind manchmal zu sehr drin in dem Thema ...
das sind beides Fälle, wo sich die Mutter innerhalb der acht Wochen gemeldet hat. Davon gibt es glücklicherweise nicht wenige. Ich meinte aber die Fälle, wo der Anspruch auf das Kind nach der ersetzten Freigbe erfolgt.
Übrigens ist für mich die Tatsache, dass es diese zurückkehrenden Mütter überhaupt gibt, ein Beweis dafür, dass diese nicht zu dem Kreis derer gehören können, die ihr Kind getötet hätten, gäbe es diese unsäglichen Klappen nicht. Die Tötung nach der Geburt hat nichts mit rationalem Denken zu tun und wir es auch trotz Klappen und Co immer geben. Hier müssten andere Maßnahmen greifen. Dazu gehört zum Beispiel, dass das Umfeld auf Schwangere, die sich nicht erkennbar mit ihrem Zustand auseinander setzen (z. B. Freunde, Familie, Kollegen etc.), reagiert und gegebenfalls auch mal zum Jugendamt geht. bei manchen der aufgeklärten Fälle kann man später beim Prozess in der Zeitung nachlesen, dass die Schwangerschaft sehr wohl bemerkt worden war. Das war eine vertane Chance ...
Es wird so lange Baby/Kindstötungen geben wie es generell Morde gibt. Eine Mutter die ihr Kind tötet ist in Umständen in der das warscheinlich die letzte aber einzige lösung ist, ich wage zu bezweifeln ob man überhaupt in der lage ist rational abzuwägen was man da gerade tut. Warscheinlich erleben diese Frauen es nichtmal "aktiv". Eine Frau die mehrere Säuglinge umbringt, da gebe ich Harry?? recht, ist nicht normal. Auch das ihr Mann so lange nichts gemerkt hat, finde ich unglaubwürdig....aber es gibt ja nichts was es nicht gibt. Ein Fall in dem der Frau der Partner wichtiger als ihr eigen fleisch und Blut. (um diskret auf meine Kinder an erster stelle theorie hinzuweisen))
Im Grunde spielt es ja keine Rolle, wer was wie erzählt. Die Geschichte ist von vorneherein fiktiv, weil vermutlich jede der beiden Frauen nach dem Prinzip "Der Klügere gibt nach." den Richter durchschaut und losgelassen hätte. Der biblische Autor scheint überzeugt, dass die Frau, die loslässt, auch die leibliche Mutter ist. Bei Brecht hingegen überwiegt (erzählerisch) die Komponente der sozialen Mutterrolle, so dass die Zieherei um das Kind (wer loslässt, ist von vorneherein klar) im Grunde nur der Gipfelpunkt ist. Die zugrundeliegende Moral aber ist stets: Kinder sind kein Eigentum, sondern brauchen Liebe. Nur in einem Negativ-Universum hätte der Richter es zur Zerteilung des Säuglings kommen lassen bzw. der Brutalen das Kind zugesprochen.
In Hinblick auf den Ehemann der fünffachen Kindsmörderin gebe ich Dir Recht. Aber irgendwie hat das alles nicht mehr sehr viel mit diesem Thread zu tun. Es ging ja um anonyme Mutterschaft für Frauen in Ausnahmesituationen. Die Kindsmörderin ist - ebenso wie ihr Mann - ein Ausnahmefall an sich. Und es ist wohl gut, dass niemand sich die Kinder solcher Leute antun muss.
Zum Thema Mutter darf anonym bleiben: Wie Martinas geschilderte Situation aus Frankreich zeigt, halte ich diesen Entwurf für mehr als gefährlich. Es raubt einem Adoptierten die letzte Chance auf Wissen um seine Herkunft. Im Grunde ein no go! Und meiner Meinung nach ein Verstoß gegen das Grundgesetz (Art. 2 Abs. 1 mit Art. 1 Abs. 1)