Hallo zusammen, bin seit 23 Jahren H-Mutter und neu hier. Bin froh, endlich ein Forum gefunden zu haben, das aktuell funktioniert. Bis heute kam ein Treffen mit dem Sohn nicht zustande obwohl ich den grossen Wunsch verspüre aber auch Angst davor habe, weil mir bewusst ist, wie tief emotional das sein wird. Die Adoptiveltern haben (angeblich) nichts dagegen. Meine Frage ist: Macht es Sinn wenn ich von meiner Seite aus auf ihn zugehe? Ich warte schon so lange darauf möchte ihn aber nicht bedrängen. Ich habe ihn nur einmal gleich nach der Geburt gesehen und nur seine Babygestalt vor Augen. Trotz Bitten bekam ich leider keine Fotos. Ausserdem bin ich schon eine alte Schachtel, es bleibt vielleicht nicht mehr viel Zeit. Dazu ist mir ein Gedichtchen eingefallen:
Für Adoptiveltern
Ich hab euch einen kleinen Rosenstock geschenkt. Einen Rosenstock, der in Meinem Garten wild Gewachsen ist. Es war kein Platz Frei für ihn obwohl er Wunderschön war und So verletzlich und So klein.
Ihr habt euch so sehr einen Rosenstock gewünscht Es gab viel Platz in Eurem Garten. Ihr habt Ihn gepflegt, genährt, behütet Mit viel Liebe Ist er zu einem Wunderschönen Rosenbaum Herangewachsen (hat man gesagt zu mir) Ich würd´ihn gern auch Einmal sehn Und mich auch -endlich- Mit euch Freuen Dürfen
Es wäre schön, wenn du ein bisschen von dir erzählen würdest. Warum musstest du deinen Sohn zur Adoption frei geben? Du warst ja keine "junge Mutter" mehr, wenn du jetzt 62 bist und dein Sohn 23? Woher weiß denn die Adoptionsmutter deinen Namen und deine Telefonnummer?
Hallo Brigitte,danke für deine Frage. Stimmt, ich war 38, auch in diesem Alter kann sowas noch passieren (lach) Ich hatte bereits 2 Söhne und war alleinerziehend, da mein Mann einen tödlichen Unfall hatte als die Beiden 5 u. 7 Jahre alt waren. Das war 1978. In der folgenden Zeit wurde mir sehr klar, wie sehr den Jungs der Vater fehlte. Ich hatte zwar danach feste Beziehungen aber damals waren Patchworkfamilien noch eher selten (besonders auf dem Land) und so hatte ich oft den Eindruck, dass sie zwar mich, nicht aber die Kinder wirklich wollten, was mich sehr an das Verhalten von Löwen erinnerte und oft darunter litt. Die Geschichte: Ich begleitete 1987 eine krebskranke Bekannte, die auf die Philippinen zu den Geistheilern wollte, die ihr schon einmal sehr geholfen hatten. Dort verliebte ich mich doch prompt in einen dieser Heiler (oder war ich einfach nur fasziniert?) Es ist eine lange Geschichte, kurzum: Als ich nach 3 Monaten nach D zurückgekehrt war liess mir das Gefühl keine Ruhe mehr und ich lud ihn für 3 Monate nach D ein, auch weil ich herausfinden wollte, ob es denn wirklich Liebe ist und ich hier auch einen Heimvorteil hatte, die Philippins sind ja kein besonders sicheres Land, damals wurden auch wegen Kleinigkeiten Leute ohne Skrupel um die Ecke gebracht. Es stellte sich auch ziemlich schnell heraus, dass es mit uns beiden nicht geht - jedenfalls bei mir - er wollte mich unbedingt heiraten um dableiben zu können und machte einen riesen Stress. Nach zwei Wochen schickte ich ihn mit Hilfe der örtlichen Polizei in sein Heimatland zurück, denn ich musste befürchten, dass er jemanden umbringt. Kurze Zeit danach bemerkte ich, dass er ein Souvenir dagelassen hatte. Ein medizinisches Wunder, denn ich habe nur 1 mal mit ihm geschlafen und das war 3 Tage nach dem Ende der Menses! Zwar habe ich mir immer noch ein Kind gewünscht aber der Zeitpunkt und die räumliche Situation waren sehr schwierig und zudem wollte ich nicht nochmal und schon gar nicht von Anfang an ein vaterloses Kind aufwachsen lassen wenn es Alternativen gibt. Abtreiben ist nicht mein Ding obwohl ich keine Frau jemals dafür verurteile. Also zum Jugendamt und sich erkundigen, wie so eine Adoption vonstatten geht. Die Tante dort war sehr freundlich war mir unglaublich guttat, denn ich kam mir so unglaublich blöd vor (in meinem Alter!!!) So entschied ich mich für diese Lösung obwohl ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, denn sehr schnell baute sich zwischen uns eine sehr enge und liebevolle Beziehung auf. Die JA-Tante informierte mich nicht über Alternativen zur Inkognito-Adoption und bot mir auch keinerlei Hilfen an ausser dass sie jederzeit für mich zu sprechen wäre falls ich Probleme hätte u./o. Fragen. Da kommen wir zu Deiner Frage, ich äußerte den Wunsch nach Kontakt zu den Adoptiveltern, für die ich mich entschieden hatte (es wurden mir nur 2 Paare vorgestellt) und erreichte so eine sog. halboffene Adoption. Deshalb gab es brieflichen Kontakt (meinerseits natürlich über das JA) und die A-Mutter rief auch an, was eine gewisse Hilfe für mich war. Wir verstanden und auch recht gut und so keimte in mir die Hoffnung, daraus später eine offene Adoption zu erreichen wenn genug Vertrauen aufgebaut wäre. Von der Möglichkeit einer offenen form erfuhr ich erst nach der Geburt und zwar nicht vom JA, gab eben noch kein Internet damals. Ich wusste auch nicht wie es mir nach der Abgabe gehen wird und stellte mir irrigerweise vor, einen Schlussstrich ziehen zu können. Nachdem ich bemerkte dass es so einfach nicht geht und mir nach 1 Jahr sogar die Trauer abgesprochen wurde und die Anrufe der A-Mutter immer seltener, fing ich an, aktiv aber heimlich nach dem Aufenthaltsort des Kindes zu suchen und fand ihn mit Hilfe eines Freundes ziemlich bald. Danach gings etwas besser weil ich einen Ort (30 km weit weg) hatte an den ich meine Trauer richten konnte. Gründete eine Selbsthilfegruppe und ging an die Öffentlichkeit um dieses Tabuthema aus seiner vermaledeiten Versenkung zu lösen. (Zeitung, Radio, TV). Die Resultate waren spärlich und die Selbsthilfegruppe kam nicht ins Laufen, mich versuchten sie auch, mundtot zu machen, bei den Allermeisten hat es damals funktioniert, dieses "schweig und leide, geschieht dir recht, man gibt sein Kind nicht her" bis heute, leider. Mein Wunsch damals war, Kontakt (einen geregelten selbstverständlich) zum Kind herzustellen,so dass ihm seine "Bauchmama" eine bekannte Person sei, die er ab dem Zeitpunkt sehen und auch anfassen kann an dem es erfährt, dass es adoptiert ist. Und nicht ein Blut- bzw. Kindergieriges Monster für den Sohn zu sein, das ich für die Adoptiveltern durch meine Aktivitäten darstellte. Der - für mich - natürlichste Weg ganz einfach - wenn auch nicht bei allen Fällen anwendbar, aber doch in den Meisten, glaube ich, wurde gesperrt.
Nachdem ich mein Ziel während der Kleinkindzeit nicht erreichen konnte, war mir klar, dass ich von nun an warten musste bis er sich selbst meldet, hinterliess beim JA sämtliche Informationen, die ihm den Zugang zu mir ermöglichen, lebte 10 Jahre in Spanien und nach meiner Rückkehr rief mich die A-Mutter eines Tages wieder an (wie sie es erfahren hatte weiss ich nicht, weil ich diesen nichtssagenden Kontakt abgebrochen habe bevor ich auswanderte) So ist es bis heute: nichtssagende Anrufe, Informationen über Dritte, ich frage mich was dieses blöde Versteckspiel eigentlich soll und habe einfach keinen Bock mehr, noch länger zu leiden und will nun selbst den Kontakt zu ihm suchen, deshalb meine Frage, weil ich über keinerlei Erfahrungsberichte verfüge, die mir aus meiner Unsicherheit hilft oder wenigstens lindert.
Das Gedicht/Gleichnis vom Rosenstock gefällt mir. Man sollte so etwas als Pflichtlektüre in die "Beratung" von abgabewilligen Müttern/Eltern einbinden. Vielleicht kapieren es Manche dann besser, dass das Rosenstöckchen ab der Umpflanzung unwiderruflich und ausschließlich von Anderen in Form gebracht wird und bestaunt werden kann oder darf. Wenn man richtig pech hat, kann man es noch nicht einmal hinter Glas betrachten, wenn man das Wiedersehen denn will.
Zitat von Maxi89So ist es bis heute: nichtssagende Anrufe, Informationen über Dritte, ich frage mich was dieses blöde Versteckspiel eigentlich soll und habe einfach keinen Bock mehr, noch länger zu leiden und will nun selbst den Kontakt zu ihm suchen, deshalb meine Frage, weil ich über keinerlei Erfahrungsberichte verfüge, die mir aus meiner Unsicherheit hilft oder wenigstens lindert.
Fairerweise muss man dazu sagen, dass dieses Versteckspiel aber auch umgekehrt vor die Adoptierten stattfindet, wenn auch die Hintergründe dann andere sind, denn es gab ja nie eine diesbezügliche, mündliche Vereinbarung; jedenfalls, wenn es eine normale Inkognitoadoption ist.
Mich macht es immer wütend, wenn ich höte, dass erst vollmundig das Blaue vom Himmel versprochen wird und danach wird man hingehalten. Das ist in meinen Augen Betrug - am eigenen Kind und an der Herkunftsfamilie. An deiner Stelle würde ich sie dazu aufforden, Dir direkt zu sagen, ob er denn keinen Kontakt zu Dir will. Du wirst sehen ob sie dies wahrheitsgemäß mit nein beasntworten kann. Wenn sie um den heißen Brei herumredet, hält sich diese Frau, die sich auch noch Mutter nennen darf, das angenommene, nun erwachsene Kind offenbar wie einen Leibeigenen. Das ist dann ganz üble Bevormundung.
Wir haben hier schon oft gehört, dass Adoptivmütter/-eltern selbst über ihre erwachsenen Kinder noch bestimmen wollen und das auch erfolgreich tun. Es wird ihnen ja von manchen Sachbearbeitern der Vermittler leicht gemacht bzw. sie werden darin auch noch unterstützt, denn das Gesetz ist sowieso auf der Seite der Adoptiveltern, denn es gibt nur das Inkognito, und die Gesellschaft ist eher der Meinung, dass jeder, der sein Recht am eigenen Kind verspielt hat, später auch kein Recht auf Kontakt hat. "Offen" hin oder her, das sind die Fakten.
Da sich die Zeiten inzwischen doch sehr ändern, und es nun durch die ganzen TV-Rührstücke auch viele an Kontaktaufnahmen interessierte Menschen gibt, würde ich an deiner Stelle versuchen, den (dreiundzwanzigjährigen!) Sohn direkt zu kontaktieren. Ohne ihn selbst gesprochen zu haben, wirst Du nie erfahren, was er selbst dazu denkt. Seine Adoptivmutter kann Dir ungeprüft erzählen was sie will. Du wirst immer im Ungewissen bleiben. Ganz davon abgesehen, ist so eine unschöne Ausspielung der Macht sehr belastend für dich.
als ich glaube fast das die Am ein sehr linkes Spiel mit dir macht und das dein Kind nichts davon weiß. Mir kommt es vor als das sie sich an deiner Hoffnung weidet. Ich würde mich nicht mehr und wenn dann nur mit einer gesunden Distanz mit ihr unterhalten und lass dich nicht ausfragen ich glaube das sie dich nur benützt. Gib ihr keine Informationen mehr und bleib wie sie unverbindlich, dreh den Spiess um.
an so ein linkes Spiel habe ich noch nicht gedacht, kann mir nicht erklären was sie davon hat. Könnte aber was dran sein. Gute Idee, den Spiess umzudrehen.
Nach einer Frau wie dir habe ich gesucht (weil du bestimmt bereit bist offen zu sprechen, wenn du schon eine SH-Gruppe gegründet hast). Ich würde mich gerne mit dir austauschen, aber nicht hier im öffentlichen Forenbereich, sondern in meinem Vorstellungsfaden "Nabend". Natürlich nur, wenn du magst.
Hallo nancy, gerne bin ich bereit, mich mit dir offen auszutauschen, wenn du mir erklärst, wie ich deinen Vorstellungsfaden finde (bin in diesen Sachen noch nicht sehr fit) oder schreib mir doch einfach eine email. LG annalis
Hallo annalis, http://www.adoption-forum.de/viewtopic.p...92c39162#p73987 Hoffentlich funktioniert der Link. Er sollte dich zu meinem Vorstellungsfaden führen. Ich würde mich freuen. Mich interessiert zunächst wie du den Kontakt zu den anderen empfunden hast und wie er vonstatten gegangen ist, auch inhaltlich, also ob du das Gefühl hattest, sagen und fragen zu dürfen, was du wolltest, oder ob das Jugendamt mit wachsamem Auge dich stets daran erinnerte, sachlich zu sein und nach Möglichkeit nichts außer Daten, Briefe und Fotos von dir abzugeben.
Hallo nancy, habe deinen Vorstellungsfaden gefunden, du hast dich in ein schwieriges Unterfangen eingelassen, da unser rechtlicher Rahmen so verdammt eng ist. Ich kann deinen Kampf gut verstehen, es ist eine zum Himmel stinkende S....... wie mancherorts mit uns umgegangen wird. Hast du denn keine Möglichkeit, dein Kind wenigstens ab und an zu sehen? Mit dem Jugendamt hatte ich auch so meine Probleme und sie mit mir. Deshalb warte ich seit 23 Jahren auf ein Wiedersehen, weil ich keine (in meinem Fall) Alternative hatte die dem Kind nicht geschadet hätte. LG Annalis
Ich habe über eine Bekannte die Adresse meines Sohnes bekommen und er freut sich, Post von mir zu bekommen. Es ist eine Freude in mir, wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt habe.
Einen ganz herzlichen Dank an Euch alle, die Ihr mir geschrieben habt und mich dadurch auf die Idee gebracht, mich mit dieser Bekannten in Verbindung zu setzen, damit sie ihn anruft und fragt ob er Kontakt mir mir will; die nötige Rückenstärkung bekam ich auch von Euch.