Mich macht es wirklich sehr traurig und nachdenklich, wie ihr über die Wartezeit redet. Auch wenn die Herkunftseltern sich ev. ablehnend gegenüber dem Kind verhalten. So ist anscheinend vielen doch nicht ganz bewusst, wie schmerzlich das alles ist und vorallem noch werden kann!
Mir kommt es einfach so vor, als sieht man nur noch das Kind. Und ganz ehrlich, die meisten Adoptivfamilien leben, alleine und abgeschottet ihr Leben. Und das stört mich.
Viele stellen sich auch in der Wartezeit vor, wie wird das Leben mit einem Kind. Aber man sollte nicht vergessen, das es (innerlich) ein "Loch" haben kann das Kind. Trotz den Adoptiveltern.
In vielen Beiträgen lese ich, dass es um materielle Sachen geht. Dabei sollte man traurig sein, über diesen Verlust, welchen das Kind erleben muss. Was gibt es in diesem Moment noch Schönes, im Zusammenhang mit Familie?
Es ist traurig und macht betroffen. Es ist für immer, rechtlich getrennt. Und dabei sind diese Kinder hilflos. Es wird einfach, für immer, über sie entschieden. Es ist kein Fest. Es ist einfach sehr, sehr traurig.
Maus, ich verstehe, dass es Dich schmerzt- aus Sicht des Kindes.
Nur, welch schreckliche Voraussetzung wäre es für ein Adoptivkind, wenn die zukünftigen Adoptiveltern sich NICHT auf das Kind freuen würden? Gerade für DIESE Kinder.
Und das man sich so manchesmal erträumt, wie das leben mit Kind sein kann, ist doch nur allzu verständlich.
Ich habe den Eindruck, dass den heutigen Adoptiveltern der frühe Bindungsabbruch, den "ihre" Kinder erlitten haben, viel,bewusster ist, als das früher der fall war, sicher auch durch die verbesserte Vorbereitung, das Internet, Vernetzung mit anderen a-Familien. Und dass sie auch eher bereit sind, sich damit und mit den hieraus resultierenden Problemen auseinanderzusetzen.
Und es gibt sicher viele viele Frauen, die ihre Entscheidung bereuen oder zumindest heute nicht mehr so treffen würden, wie sie es getan haben. Aber auch wenn das hier im Forum für manche eine unbequeme Wahrheit zu sein scheint, gibt es eben auch Kinder, die wirklich nicht gewollt waren, und schlußendlich die dritte "Gruppe", die die Entscheidung bewusst getroffen hat und das auch später nicht anders beurteilt.
Was erwartest Du von Adoptivbewerbern? Welches Verhalten, welche Einstellung fändest Du denn angebracht? Wie sollten sie sich während der Wartezeit Benehmen? Wie vorbereiten?
Maus du hast recht, dass die Freude überwiegt wenn das JA bzgl. eines Kindesvorschlages anruft. Aber natürlich schießen einem sofort auch Gedanken durch den Kopf in denen es um "alles-richtig-machen" bzgl. eines positiven Bindungsaufbaues geht. Für das Loch ist man als A-Eltern nicht verantwortlich. Man ist dafür verantwortlich dass das Kind trotz Loch glücklich und unbeschwert groß werden kann, ihm eine Basis gibt Senker zu schlagen oder eine zweite Baumspitze. Zu den allerersten Ausstattungsgegenständen gehörte bei mir auch ein Tragetuch. Ich weiß das meine Stimme und mein Herzschlag ein anderer ist als die der Mutter. Aber ich konnte und kann durch die Nähe beim Tragen immerhin signalisieren "du bist nicht allein".
Wenn ich schreibe, dass ein Bewerber nochmal ins Kino gehen soll, ist das der Teil der unbedarften Herangehensweise. Durch das Forum fange ich an, Dinge zu verkomplizieren. Aber ich glaube, ein A-Kind hat Recht auf Normalität; ich will ihm nicht jeden Tag durch mein Handeln und Nachdenken das Loch bewusst machen. Insofern freue ich mich auf eine Antwort von dir auf Vanteras Frage.
Zitat von VanteraWas erwartest Du von Adoptivbewerbern? Welches Verhalten, welche Einstellung fändest Du denn angebracht? Wie sollten sie sich während der Wartezeit Benehmen? Wie vorbereiten?
Maus möchte alle Adoptionen abschaffen - somit können sich die A-Eltern gar nicht benehmen, weil es in ihrer Weltvorstellung solche gar nicht geben darf.
Die Tatsache, dass es H-Mütter gibt, die ihr Kind leider wirklich nicht wollen oder eben die Weggabe als die richtige Entscheidung ansehen, zählt nicht.
Dass es leider auch andere Fälle gibt, wie z. B. Cornelias Fall beweist, ist furchtbar und tragisch und hätte verhindert werden müssen!
Dennoch muss es auch eine Lösung für die Kinder geben, die von der H-Eltern-Seite faktisch nicht gewollt sind.
Zitat von MaggieMae Für das Loch ist man als A-Eltern nicht verantwortlich. Man ist dafür verantwortlich dass das Kind trotz Loch glücklich und unbeschwert groß werden kann, ihm eine Basis gibt Senker zu schlagen oder eine zweite Baumspitze.
Adoptiveltern haben, m.M nach, aber auch die Pflicht, ihre Kinder bei der Herkunftssuche zu unterstützen, damit sich das Loch schließen bzw. verkleinern kann, denn auch das Wissen über die Herkunft kann bei vielen Adoptierten den Verlust nicht komplett hindern und das muss man im Hinterkopf behalten.
Zitat von VanteraWas erwartest Du von Adoptivbewerbern? Welches Verhalten, welche Einstellung fändest Du denn angebracht? Wie sollten sie sich während der Wartezeit Benehmen? Wie vorbereiten?
Maus möchte alle Adoptionen abschaffen - somit können sich die A-Eltern gar nicht benehmen, weil es in ihrer Weltvorstellung solche gar nicht geben darf. ... Dennoch muss es auch eine Lösung für die Kinder geben, die von der H-Eltern-Seite faktisch nicht gewollt sind.
....eben! Die gänzlich ungewollten Kinder (nun ja Erwachsene) gibt es in diesem Forum aber auch, nicht wahr? und bei den strikten Adoptionsgegnern fragt man sich dann schon, was mit diesen Kindern hätte geschehen sollen? Für DIESE kinder ist adoption m. m. nach ein Weg zu einer verlässlichen und liebevollen Familie, bei allen problemen, die eine adoption trotz allem mit sich bringt. Dafür müsste Maus ja nun einen adäquaten Vorschlag oder zumindest eine Idee haben.
Eine Tante erzählt immer mit völliger Begeisterung von dem Tag, als ich ins leben meiner Adoptiveltern trat, von ihrer Aufregung und Neugier und Freude. Diese vorbehaltlose, vorurteilsfreie Begeisterung, die freude darüber, die man auch nach all den Jahren noch raushört, tut gut. Besonders, denke ich den Kindern, die wirklich keiner vorher wollte.
Solche Verfahrensweisen, wie bei mausi51 sind wirklich traurig und so darf es nicht laufen bei der Beratung junger schwangerer Frauen. Das ist keine Frage.
Maus, ich fände es sehr gut, wenn du, nicht wie meist, einfach einen kurzen Beitrag ins Forum schreibst und Dich dann nicht mehr äußerst, sondern wirklich Dich in eine Diskussion einlässt und Deinen Standpunkt erklärst und vertrittst.
Was sollte aus diesen Kindern werden, gäbe es nicht Menschen die ohne Vorbehalte bereit sind Liebe und ein zuhause zu geben????????????
Sie sind nicht ohne Familie weil es uns gibt.
Zitat von Vantera
Nur, welch schreckliche Voraussetzung wäre es für ein Adoptivkind, wenn die zukünftigen Adoptiveltern sich NICHT auf das Kind freuen würden? Gerade für DIESE Kinder.
so sehe ich es auch.
Es ist schade das eigentlich die richtigen Menschen hier aufeinander treffen... und doch scheinen es die falschen zu sein sich gegenseitig zu unterstützen.
Jedem der Adoptiveltern oder -bewerber ist hier mehr als bewusst das wir Kinder mit mit einer besonders sensiblen Geschichte bekommen. Und ist es nicht gut, sich nicht von Problemen abschrecken zu lassen, sondern sich immer noch auf ein Leben mit diesem Kind zu freuen?
Bei mir war es so, das da nicht nur Vorfreude war..... es war auch Angst. Vor der Verantwortung, vor Versagen.... ich stellte es sogar kurz in Frage, weil ich dachte dieses Kind muss nicht zu mir.... kann ich das schaffen... will ich das tragen.... oder hat es woanders eine bessere Chance auf ein (gutes, erfülltes... wie auch immer) Leben. Kann ich es ertragen immer "nur" die zweite Mama zu sein?
Egoistische Fragen... aber nicht wie -wie sieht ein kleines mini-me wohl aus -ich möchte unsere Liebe krönen -Kinder gehören in eine Ehe, erst dann sind wir eine Familie
Alle Kinder der Welt sind uns anvertraut.... aber ein Kind annehmen - das muss man nicht - man hat die Wahl.... diese Verantwortung für jemanden übernehmen zu wollen - ist eine grosse Entscheidung.
Ich finde es schrecklich mich schlecht fühlen zu müssen, weil ich mit diesen (zwei wundervollen) Kindern zusammen zu lebe.
Sie sind mit meinem Mann das beste was mir je passiert ist. Und ich nehme es als so gegeben an und bin dankbar dafür. Trotzdem ist mir immer bewusst das es eine Herkunftsfamilie gibt. Und wisst ihr was? Ich wäre glücklich für meine Kinder hätten sie in dieser Familie aufwachsen können! Jeder sollte bei seiner leiblichen Familie glücklich aufwachsen können! Darüber werde ich sicher viele Tränen gemeinsam mit meinen Kindern weinen.
Zitat von MaggieMae Für das Loch ist man als A-Eltern nicht verantwortlich. Man ist dafür verantwortlich dass das Kind trotz Loch glücklich und unbeschwert groß werden kann, ihm eine Basis gibt Senker zu schlagen oder eine zweite Baumspitze.
Adoptiveltern haben, m.M nach, aber auch die Pflicht, ihre Kinder bei der Herkunftssuche zu unterstützen, damit sich das Loch schließen bzw. verkleinern kann, denn auch das Wissen über die Herkunft kann bei vielen Adoptierten den Verlust nicht komplett hindern und das muss man im Hinterkopf behalten.
Guilia, da gebe ich dir absolut recht. Was ich meinte ist, dass wir nicht ursächlich sind für den Bindungsverlust. mats4 drückt es besser aus "Sie sind nicht ohne Familie weil es uns gibt."
Da hast du absolut Recht und ich wollte deine Aussage auch nicht als falsch o.ä. darstellen. Bloß eine Ergänzung machen, weil es mir ganz spontan dazu in den Sinn kam.
Zitat von MausUnd ganz ehrlich, die meisten Adoptivfamilien leben, alleine und abgeschottet ihr Leben. Und das stört mich.
Woher willst du das wissen? "die meisten" ist eine These die du in deinen Satz als Tatsache aufnimmst, aber du nicht nachweist. Was ist denn, wenn es ganz anders ist? Du hast deine festgefahrenen Thesen und wiederholst sie alle paar mal wieder. Auf Nachfragen gehst du entweder sehr sporadisch oder gar nicht ein. Keine Grundlage für eine gute Diskussion-eigentlich nicht mal für eine schlechte, denn es kommt gar keine zustande!
ich möchte noch einmal zu den Eingangsworten von Maus zurückkehren. Als ich ihr Posting gelesen habe, stiegen in mir alte, aber immer noch gut bekannte Gefühl auf. Die stärksten waren: eine abgrundtiefe Verzweiflung und eine allumfassende Traurigkeit. Aus der Perspektive des Adoptivkindes, das immer noch in mir lebt und zu dem ich immer noch Zugang habe, kann ich nur sagen: Ja, so ist es. Alles wird uns genommen. ALLES. Die Welt ist dunkel. Wir sterben, weil unsere Mama und unser Papa wie gestorben sind: Ein für allemal. Sie sind nicht mehr da. Egal, ob sie uns weggeben wollten oder gezwungen wurden. Sie sind weg. Am Anfang können wir das nicht einmal denken und nicht aussprechen, aber wir sind dabei, erleben es, unser ganzer Körper macht diese Erfahrung. Ich kann verstehen, was Maus erlebt und ich kann auch nachvollziehen, wie die Freude der Adoptiveltern wie blanker Hohn empfunden werden kann. Wie können sich Menschen freuen w ä h r e n d (ich sage absichtlich nicht "weil" oder "obwohl") ein Kind im Bauche seiner Herkunftsmutter auf den schlimmsten Verlust seines Lebens zuwächst? Kinder, die weggegeben wurden, spüren die Komplexität der Emotionen in der Adoptivfamilie und sind Meister der Anpassung. Aus Sicherheitsgründen – denn sie wollen ja dazugehören – wird mitunter gelächelt. Nur, um die Adoptiveltern glücklich zu machen und Dankbarkeit auszustrahlen (die nicht einmal wirklich empfunden werden muss, von der aber gedacht wird, dass sie geschuldet ist). Alles ohne Worte... Adoptivkinder fühlen sich groß, weil sie ihre Adoptiveltern so glücklich machen konnten und gleichzeitig ist da der Wunsch, niemanden glücklich machen zu müssen und um seiner selbst Willen geliebt zu werden. Und ob es sich um eine solch bedingungslose Liebe handelt, wer kann das schon sagen? Die Nagelprobe ist dann das Verhalten der Adoptiveltern, wenn es um die Adoption selbst, die Offenheit und den Respekt im Hinblick auf die Herkunftseltern geht. AdoptivKINDER können in den seltensten Fällen aussprechen, wie schlimm es ist, die Freude Ihrer Adoptiveltern zu erleben, während sie wahrnehmen, dass die Freude nur aus einem Unglück für sie selbst als Kind entstehen konnte. Ich finde es in Ordnung, wenn Maus sich hier den Platz nimmt, aus diesen Gefühlen heraus zu schreiben, denn wo, wenn nicht hier, sollten diese Gefühle Gehör finden. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Wer in diesen Gefühlen ist, MUSS radikal sein. Jede Radikalität ist ein Mahnmal. Und Mahnmale können Wegweiser für uns andere sein, wenn wir sie richtig lesen. Ich weiß, dass es in mir einen Teil gibt, der genauso radikal ist wie Maus und ihre Forderungen. Dieser Teil möchte schreien: Ihr habt alle keine Ahnung! Ihr bestimmt einfach über mich. Das tut mir weh! Ich will verstanden und geliebt werden, so wie ich es brauche. Ja, diesen Teil gibt es in mir. Und ich habe nach vielen, vielen Jahren gelernt, ihn immer wieder geduldig zu beruhigen. Und das geht nur, in dem ich tröste, mitfühle und den Wünschen dieses Teils Ausdruck verleihe. Dieser Ausdruck darf radikal, ungerecht gegen andere, einseitig und schlichtweg egoistisch sein. Er muss nicht auf Fakten basieren, sondern darf in all' seiner Empörung und Wut herausgeschleudert werden. Erst wenn sich dieser Teil genügend ausgetobt oder ausgeweint hat, ist Platz für etwas Neues. VORHER NICHT! Adoptiveltern können nichts dafür, dass sie sich freuen. Sie können auch nichts dafür, dass sie ein trauerndes Kind bekommen. (Also, entweder eine trauerndes oder keins.) UND: Sie müssen sehen und aushalten lernen, dass Trauer und Verzweiflung so groß sein können, dass sie sie niemals verstehen, nachempfinden oder wegmachen können. Und sie müssen damit rechnen, dass, egal, wie sie den Entwicklungsprozess ihres Adoptivkindes selbst empfinden, dass dieses Kind das Abschneiden der Wurzeln, das Auf-der-Hut-Sein der Adoptiveltern, wenn es um die Herkunftsfamilie geht oder auch nur die leiseste Zuckung, die eine Verunsicherung ausdrückt, möglicherweise als Betrug empfindet. Die ist keine Drohung, aber eine realistische Möglichkeit, mit der Adoptiveltern zumindest rechnen sollten. Für mich ist das die bittere Pille, die Adoptiveltern schlucken müssen – genauso, wie die Herkunftsmütter die bittere Pille schlucken müssen, nur einen kurzen Zeitraum haben, in dem sie eine der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens treffen müssen. UND wie wir Adoptierten die bittere Pille schlucken müssen, dass uns manchmal erst als erwachsenen Menschen die Möglichkeit offensteht, der Not des Kindes von einst Ausdruck zu verleihen: Radikal und wie wir es Kinder gern getan hätten: Rücksichtslos um unser psychisches Überleben kämpfend. Ich höre Dich, Maus!