Snow, vielen Dank für dein differenziertes, klares und persönliches Posting. Du hast für mich Maus Anliegen viel verständlicher gemacht.
Der Unterschied ist nur, dass Maus ständig die Adoptiveltern angreift, die erstmal nichts für die Weggabe können. Ich kenne aber viele, die sehr bemüht sind, den speziellen Bedürfnissen ihrer Adoptivkinder gerecht zu werden. Und da helfen mir Postings wie deins sehr weiter.
Ich stimme snow's Posting zu. Ich sehe sowohl Seite A als auch Seite B. Ich hatte eben großes Glück mit meiner Adoption. Und ich muss auch daran denken, wo ich damals gelandet wäre, wenn es kein adoptionswilliges Paar gegeben hätte, das mich aufgenommen und adoptiert hat. Ich wäre im Kinderheim gelandet...na toll. Die hätten sich bestimmt nicht so sehr über ein (weiteres) Kind gefreut, wie sich meine A-Eltern damals über mich gefreut haben. Und ich bin froh, dass sie sich über mich gefreut haben, denn mir hat das viel Liebe und Geborgenheit vermittelt. Aber...wie gesagt...ich hatte Glück mit meiner Adoption...anderen erging es leider nicht so gut. Und das tut mir leid.
Dein Bericht hilft mir sehr, auf meinen Sohn anders einzugehen, wie ich aus allen Berichten Adoptierter lerne. Dafür bin ich Euch sehr dankbar.
Ich bin auch den Adoptiveltern in meinem speziellen Fall dankbar, dass ihnen sehr bewusst war, dass sie ihr Glück auf Grund meines Unglücks ihnen geschenkt wurde (und wird).
Dass sie grosse Angst vor meiner Person hatten und dadurch jeden persönlichen Kontakt ablehnten, kreide ich ihnen heute nicht mehr an, ihr ganzes Umfeld war vehement dagegen.
Sie haben, wie er mir schrieb, schon sehr früh versucht, ihm meine Situation zu erklären. Wie und was sie ihm erklärt haben, wird sich herausstellen wenn wir uns gegenüber sitzen und, das wünsche ich mir, offen und ehrlich miteinander sprechen können.
Das geht tief. Die Lücke, die er empfindet, schmerzt mich genau so wie die Lücke, die er hinterlassen hat als er umgezogen ist (ja, er ist umgezogen worden, er wurde nicht gefragt!) Deswegen Schuldgefühle aufzubauen, nützt niemandem.
Mein größter Wunsch war, damals als er klein war, Kontakt zu ihm zu pflegen, dass diese Lücke der Unkenntnis, des "nicht-wert-seins-bei-mir-zu-Bleibens" eben nicht entstehen kann. Ich weiss nicht ob ich das jemals verständlich ´rüberbringen kann. Es ging mir nicht um mich, denn ich wusste um meine Unvollkommenheiten, ich wollte und konnte mich diesem unschuldigen und geliebten Wesen das in meinem Bauch vorübergehende Wohnung bezogen hatte, nicht guten Gewissens zumuten.
Ich denke, das geht vielen H-Müttern in etwa so sofern es sich nicht um Zwangsadptionen - z.B. wie hier im Forum beschriebene - handelt.
Ich habe ihn hergegeben - aus Liebe. When will they ever learn?
Meine Erfahrung ist: Das Kennenlernen der Herkunftseltern(teile) ist für die Adoptierten ein unbedingtes Muss! Erst dann können sich richtig abwägen und einordnen, was ihnen mit der Adoption versagt blieb, oder was sie gewonnen haben. Dieses Abwägen, das einer Entscheidung gleichkommt, die diesmal sie alleine für sich treffen, kann vieles geraderücken, das bislang diffus schief hing, ohne dass die Adoptierten es genau benennen und beschreiben können.
Natürlich kann der große Schmerz bleiben, wenn die Erkenntnis gezogen wird, ein Aufwachsen in der Herkunftsfamilie wäre doch das bessere oder das beste Los gewesen. Aber vielleicht läßt sich dann die verlorene Zeit in der H-Familie doch in etwa nachholen.
Martina Aber das "muss" mit dem kennenlernen der HE kann man doch eigentlich auch mit Fotos und Briefen/ Mails befriedigen da braucht man doch keine persönliche Begegnung. Man könnte doch auch bei neuen Adoptionen auf dem Jugendamt die Hm/V verplichten Bilder zu hinterlegen aber gleichzeitig ein Schreiben aufsetzten das man vor etweiligen Nachforschungen später nicht mehr belästigt wird, außer man will es, das später Kontakt aufgenommen wird. Dann haben die Adoptierten ein Gesicht und um mehr geht es ja eh meistens nicht. Wäre auch für die HE eine bessere Position. Was hälst du davon?
Zitat von berlinMartina Aber das "muss" mit dem kennenlernen der HE kann man doch eigentlich auch mit Fotos und Briefen/ Mails befriedigen da braucht man doch keine persönliche Begegnung. Man könnte doch auch bei neuen Adoptionen auf dem Jugendamt die Hm/V verplichten Bilder zu hinterlegen aber gleichzeitig ein Schreiben aufsetzten das man vor etweiligen Nachforschungen später nicht mehr belästigt wird, außer man will es, das später Kontakt aufgenommen wird. Dann haben die Adoptierten ein Gesicht und um mehr geht es ja eh meistens nicht. Wäre auch für die HE eine bessere Position. Was hälst du davon?
lg berlin
Berlin,
Wie kommst du darauf, dass es nur darum geht, ein Gesicht vor Augen haben zu wollen? Ich glaube dass das manchmal der fall ist, aber es ebensoviele adoptierte gibt, die die Hoffnung haben, diesen Teil ihrer Vergangenheit in ihr leben integrieren zu können, u. A. Durch einen anhaltenden Kontakt.
Zitat von VanteraWie kommst du darauf, dass es nur darum geht, ein Gesicht vor Augen haben zu wollen? Ich glaube dass das manchmal der fall ist, aber es ebensoviele adoptierte gibt, die die Hoffnung haben, diesen Teil ihrer Vergangenheit in ihr leben integrieren zu können, u. A. Durch einen anhaltenden Kontakt.
Nicht falsch verstehen, aber die deutsche Adoptionsgesetzgebung sieht kein persönliches Kennenlernen vor. Dass das komplette Ausblenden der Herkunft nicht zu den erwarteten Vorteilen für Adoptierte geführt hat, ist spätestens seit Anfang der 90er Jahre bekannt und wird seither von diversen Fachleuten publiziert. TROTZDEM hat sich diese Erekenntnis bis heute nicht in einer Gesetzesänderung niedergeschlagen. Warum wohl?
Ich möchte dir gerne als Adoptivmama auf deine Fragen antworten, oder es zumindest versuchen.
Eine Frage möchte ich aber vorausschicken. Wieso sprichst du davon, dass die meisten Adoptivfamilien ihr Leben alleine und abgeschottet leben? Wie meinst du das? Wir haben - so hoffe ich doch - ein ganz normales Familienleben, Freunde mit leiblichen Kindern, Freunde mit Adoptivkindern, Freunde ohne Kinder usw.
Du schreibst, dass es dir vorkomme, als würde man nur noch das Kind sehen in der Vorfreude. Damit hast du wahrscheinlich recht. Wenn man sich viele Jahre ein Kind gewünscht hat und sich nun der Wunsch erfüllen soll, dann ist das einfach menschlich. Man freut sich, das Kind zu halten, es lieb zu haben, ihm Geborgenheit zu geben. Es ist einfach so, dass man sich dieser Gefühle kaum entwehren kann. Für mich war damals besonders schwierig, dass ich mich auf der einen Seite unheimlich auf dieses Kind gefreut habe und mir auf der anderen Seite bewusst wurde, dass dieser besondere Tag für die Herkunftsmama ein wahnsinnig schmerzlicher Tag gewesen sein muss. Ihr Leid war gleichzeitig mein Glück. Das ist - so könnte man meinen - ein absolutes Luxusproblem für die Adoptiveltern. Aber einfach ist es eben auch nicht, mit diesem Wissen umzugehen. Denn es ist auch der Tag, an dem das Kind sein Herkunftseltern verliert und da stimme ich mit dir überein: das ist sehr traurig. Ich sehe es aber als meinenAufgabe an, dem Kind der bestmöglichste Wegbegleiter zu sein. Dazu gehört aber auch, dass ich mich an seinem Dasein freue und ihm das zeige.
Vantera wie ich darauf komme? Ganz einfach viele Erfahrungsberichte lesen, schöne und eben auch unschöne wo HM nur ausgenutzt werden um die Bedürfnisse zu befriedigen um danach eiskalt und meistens ohne einen grund zu nennen den Kontakt abzubrechen. Ich weiß nicht mehr wo der Bericht ist wo Adoptierten sogar der Rat !! gegeben wird sich Zutritt zur Wohnung mit irgendwelchen Vorwänden zu verschaffen und sollten Bilder da sein sie einfach an sich zu nehmen. lg berlin
ich möchte auch nochmal etwas dazu sagen und vielleicht meldest du dich ja auf die vielen Reaktionen und Antworten.
Bei unserer 2. Tochter hatten wir keine Zeit vorher grosse Vorfreude auszuleben, es ging alles relativ schnell. Diese Mutter hatte die SS verheimlicht und erst als sie im KH war gesagt, das sie das Kind nicht behalten will. Es wurde ihr Hilfe angeboten und Möglichkeiten genannt, sie sollte sich doch auch bitte um das Kind kúmmern... aber sie ist nach der Geburt nach hause gegangen... sie blieb bei ihrem Entschluss. Ist ein paar Tage später nochmal ins KH und hat sich verabschiedet, einen Namen hat sie nur auf bitten des JA erst später gegeben. Wir haben sie kennengelernt, weil es eigentlich eine offene Ado werden sollte....
Diese Begegnung war für mich ganz schlimm... Ich musste die ganze Zeit daran denken das sie jetzt ihr Kind weggeben will.... ich war einfach traurig.
Das klingt vielleicht unglaubwürdig, weil die meisten von so einer Freude und Glück sprechen aber ich war traurig.
Am liebsten hätte ich ihr ins Gewissen geredet.... aber das haben ja zwei Wochen lang andere getan.
Irgendwann im Laufe des Gesprächs fing ich an zu weinen.... (mir kommen jetzt wieder die Tränen) Das hat mir selbst noch mehr zu schaffen gemacht (und meiner SB glaube ich auch ;-) ) weil ich dachte die Mutter könnte denken ich weine aus Dankbarkeit und sich womöglich davon unter Druck gesetzt fühlen.....
An diesem Tag hat die Mutter entschieden, das ihr Kind zu uns soll.... und wir sind ins KH und haben die kleine Maus in unsere Arme geschlossen.
Es war ein glücklicher Tag.... auf eine Art. Aber ich denke sehr oft, wenn nicht sogar täglich an die leiblichen Eltern meiner Kinder.
Ich finde man sollte oder darf sich eigentlich nicht freuen. Denn es ist eine traurige Sache Adoption. Warum sich über ein fremdes Kind freuen?? Das nicht mal mit einem Verwandt ist.
Wenn sich jemand über leibliche Kinder freut, kann ich das verstehen, ja. Aber ein wildfremdes Kind? Nein, warum sollte das Anlass zur Freude sein.