Es ist nun fast ein halbes Jahr her, dass ich mich auf diesem Forum registriert habe, nicht immens lange aber immerhin. Seither hat sich in meinem eigenen Leben als Adoptierter bekanntlich viel Wundervolles & Erfreuliches ereignet, aber ich bin mir sehr, sehr bewusst, dass das ein großes & wohl eher seltenes Glück ist. Zugleich habe ich von ganz vielen wirklich traurigen Geschichten erfahren, in denen Menschen, die sich nicht wehren konnten, großes Unrecht geschehen ist. Und Unrecht macht mich grundsätzlich wahnsinnig zornig. Das war schon immer so, & mittlerweile weiß ich ja zum Glück, woher dieser Zorn kommt & dass er mehr als berechtigt ist.
Deshalb meine Frage:
Gibt es in Deutschland eigentlich irgendeine echte Lobby-Organisation/Interessenvertretung für die Anliegen von Adoptierten & Herkunftseltern?
Ich bitte zunächst um Entschuldigung, wenn ich die Adoptiveltern hier nicht nenne, aber zum einen gibt es eine Menge Vereine, die Adoptionen unterstützen & zum anderen sind die Interessen i.d.R. dort, wo es Probleme/Not gibt nunmal regelmäßig gegenläufig. Ich habe jedenfalls selbst nichts derartiges gefunden außer einer kleinen Website aus dem Rheinland. Mir ist das auch stark aufgefallen, als ich mich seinerzeit hier und andernorts (B90/Grüne) mit der Thematik der gleichgeschlechtlichen Adoption auseinandergesetzt habe. Ob man nun dafür oder dagegen ist, für die Interessen der Adoptierten hat jedenfalls niemand das Wort ergriffen. Aber das ist nur ein aktuelles Beispiel, ich suche ganz bestimmt keine Anti-Schwulenlobby, dafür sind hier auf dem Forum ja schon andere Herren engagiert. Aber ich denke wirklich, dass es einen Verein für die Interessen von Adoptierten & Herkunftseltern geben sollte, der berät, kompetente Anwälte vermittelt & eben politische Lobby-Arbei macht, um die teilweise absurde Rechtslage zu verbessern.
Wenn es eine bundesweite Organisation gibt, die sich für die Rechte von Adoptierten & Herkunftseltern & die Modernisierung des Adoptionsrechts einsetzt, würde ich gerne mitarbeiten. Andernfalls wäre ich interessiert, einen solchen Verein zu gründen. Soviel erst einmal an dieser Stelle, danke für euer Feedback!
Berechtigte Fragen, Akanaut. Vor etlichen Jahren, mein Sohn war noch Kind, habe ich mir diese Frage zugunsten Adoptierter auch schon einmal gestellt und gesucht. Meine Intention war mein Sohn, für den ich eine Anlaufstelle suchte, für den Fall, dass er als Jugendlicher oder junger Erwachsener mit seinem Status Schwierigkeiten bekommen sollte. Wir haben sie glücklicherweise nicht gebraucht. Aber ich fand eine Gruppe für Adoptierte, die der Kindernothilfe angegliedert waren und gute Arbeit leisteten, weil fachlich betreut. Damit das auch so bliebe, spendete ich einige Jahre zum Zwecke des Erhalts. Allerdings weiß ich nicht, ob diese Gruppe noch besteht (ich weiß, sehr nachlässig von mir).
Wie ich hier feststelle, ist eine Betreuung von Adoptierten sehr wichtig. Auch ich gab bereits einigen den Rat, nach einer solchen fachlichen Einrichtungen Ausschau zu halten.
Soll ich Dir ehrlich etwas gestehen? Von Anfang Deines Mitwirkens hier im Forum hatte ich die Idee, dass Du Dich in Deinem Beruf u. a. auch auf adoptionsspezifische Belange spezialisieren könntest. Mit Sicherheit hättest Du eine Reihe von Klienten. Nun bin ich Laie und kenne die Klimmzüge bis dahin nicht, aber Du kannst den Aufwand mit Sicherheit abschätzen, auch ob das eine Option für Dich ist.
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich das nur verneinen. Es gibt wohl einige Interessenvereinigungen, die aber niemanden zur Kenntnis nehmen, der mit seiner Adoption Probleme hat. Gängige Begründung: Man fürchte eine Aufweichung der eigenen Rechtsposition - sprich, um sein Erbe. Interessanterweise sind das dieselben Leute, die der Gegenseite pauschal materielle Motive (versuchte Unterhaltsflucht gegenüber den Adoptiveltern usw.) unterstellen.
@Martina: Vielen Dank zunächst für Dein Zutrauen. Es steht natürlich für mich schon lange fest, dass ich, wenn ich erst einmal wieder als RA praktiziere, das Adoptions- und Pflegschaftsrecht zu einem meiner Fachgebiete ausbauen werde, wie könnte ich das nicht wollen. Ich hatte allein hier so viele Fälle, wo immer wieder die Frage war: Wie findet der/die Betroffene jetzt einen Anwalt, der was vom Thema versteht UND bereit ist, sich wirklich reinzuknien. In allen Rechtsgebieten scheuen die meisten Anwälte vor streitintensiven Fällen zurück, weil das schnell unwirtschaftlich wird & sagen lieber dem Mandanten "Recht haben & Recht kriegen, blah, blah, lass lieber bleiben" - & stellen ihr/ihm eine Rechnung für diesen "guten Rat". Ich bin sicher, dass es auch jetzt gute & engagierte Anwälte für Adoptionsrecht gibt, ich bin bestimmt nicht der erste, der auf so was kommt, aber ich wüsste nicht, wen ich zB hier vor Ort dafür empfehlen könnte, hier gibts zigtausend Anwälte. Mich frustriert das & wenn ich dann hier manche Schicksale sehe & kann nicht selbst ran, weil ich noch lange damit beschäftigt sein werde, mir erst einmal selbst wieder aufzuhelfen, dann zieht mich das echt runter. Aber die Zeit wird kommen ...
@Harry: Ich denke, das siehst Du ganz richtig. Auch sonst ist natürlich die Vermeidung von Unsicherheiten im Rechtsverkehr ein ganz großes Argument, das ja auch in sich zunächst einmal berechtigt ist. Wenn Armin Müller morgen Armin Stahl & übermorgen Hans Sachs heißt, bzw. ist dann ist das natürlich dem Rechtsfrieden nicht förderlich. Aber wie jedes berechtigtes Interesse muss auch dies gegen andere abgewogen werden & die Würde von Menschen, die auf die eine oder andere Weise zum Objekt gemacht werden, sollte dann eben doch Vorrang haben.
Zitat von Arkanaut, ich suche ganz bestimmt keine Anti-Schwulenlobby, dafür sind hier auf dem Forum ja schon andere Herren engagiert.
Jaja, so manipuliert Arkanaut mit indiferenten Aussagen. Ich bin nicht Antischwul, sondern dagegen dass Schwule Kinder adoptieren duerfen.
Und warum ich dagegen bin, das findest du ja bei deinen "geliebten Gruenen" Zuhauf, von Daniel Cohn-Bendit ueber deinem Beck bis zu Olav Stueben und der BAG SchwuP (Phaedos bei den Gruenen) . Sie alle wollten nur das beste vom und fuer das Kind. Wo bleibt deine Distanzierung? Die wirst du wohl kumpelhaft dezent schweigend uebergehen
bin politisch ein wenig aktiv. Von einer Interessensvertretung ist mir nichts bekannt. Weder auf Kreisebene noch auf Landes- oder Bundesebene. Da wird sich auch (so schnell) nichts drann ändern. Es wird ja schon auf viel einfacheren "Baustellen" versagt.
Gibt es in Deutschland eigentlich irgendeine echte Lobby-Organisation/Interessenvertretung für die Anliegen von Adoptierten & Herkunftseltern?
Nein. Außer Interessensgemeinschaften ist mir auch nichts bekannt.
Wozu auch? Die einen haben gefälligst dankbar zu sein und die anderen sind schließlich selbst an ihrer Situation schuld ... so die gängige Meinung, wenn man "mit so was" ankommt. Ich bekomme z. B. bis zum heutigen Tag regelmäßig "komische" Mails, um es mal freundlich auszudrücken, die sich über mein Gejammer in meinem Buch auslassen. So jemand wie ich hat gefälligt den Mund zu halten ... (gelle Frau Ch.).
Übe doch einmal als Adoptierter in einem Kreis von Leuten, die von Adoption wenig bis null Ahnung haben, Kritik am Ado-System! Dann weißt Du warum es weder eine erkennbare Lobby gibt noch das Inkognito jemals abgeschafft wird
Naja, wenn man eine Interessenvertretung braucht, dann sollte man sich mit anderen Betroffenen zusammenschließen und gemeinsame Ziele formulieren. Wer sollte das sonst für einen tun?
Ich finde es absolut falsch, wenn man zum Beispiel Sterbehilfe befürwortet aber es nicht versteht, wenn eine adoptierte Person unter der Adoption leidet!
Zitat von JohannaNaja, wenn man eine Interessenvertretung braucht, dann sollte man sich mit anderen Betroffenen zusammenschließen und gemeinsame Ziele formulieren. Wer sollte das sonst für einen tun?
...wird dann wohl genau daran scheitern. Haben "die adoptierten" gemeinsame Ziele? Oder "die Herkunftseltern"?
Hm, hm, nun ja. Irgendwer muss irgendwann mal damit anfangen. Ich bin immer noch einigermaßen erstaunt, dass es scheinbar wirklich noch nichts dergleichen gibt außer kleinen, tendenziell eher/nur nach innen gerichteten Gruppen wie diesem Forum, Selbsthilfegrüppche, etc.
Das wird ein bisschen Arbeit, aber überschaubar.
[list]1. Zum einen wäre natürlich ein e.V. zu gründen, das braucht 7 natürliche Personen & kostet etwa 75,- bis 120,- € Gebühren. Einzelheiten & mehr Info finden sich hier. Das ist ein Betrag, der sich per Crowdfunding recht einfach reinholen lässt. Ansonsten lässt sich das auch durch die Gründer teilen, 20,- € könnte sogar ich entbehren.
2. Weiterhin werden wir unbedingt eine Website brauchen, denn wenn wir eine möglichst große Anzahl von Mitgliedern & Unterstützern werben wollen, wird das nur über das Internet gehen, da braucht es eine Anlaufstelle, die einigermaßen etwas hermacht. Es sein denn, irgendjemand hat 1 oder 2 Millionen übrig, um Büros & Anzeigen in Printmedien zu finanzieren.
3. Neben "Unterstützern" wäre ein Netzwerk von Partnern aufzubauen. Mir fallen da spontan natürlich erst einmal Rechtsanwälte ein, im Sinne eines am Ende flächendeckenden Netzwerkes, so dass schon einmal jeder/jedem Hilfesuchenden vor Ort ein kompetenter & vertrauenswürdiger Anwalt vermittelt werden kann. Aber da gibt es natürlich bestimmt noch mehr Ideen für nützliche Partnerschaften.
4. Und nicht zuletzt (die Auflistung hier meint ohnehin nicht eine zeitliche Reihenfolge, es sind alles "Erste Schritte") müssen die Gründer eine klare Agenda formulieren & zwar nicht nur, weil ein e.V. eine Satzung braucht. Sondern weil Menschen, die überlegen, uns zu unterstützen schon werden wissen wollen, was genau unser Zweck & Ziel wäre.[/list:u]
Alles machbar, Herr Nachbar. Ich habe noch massig ungenutzten Webspace & wollte schon länger mal ein bisschen mit verschiedenen CMS experimentieren, ich werde also mal schauen, ob ich eine brauchbare website noch ohne finale Inhalte aber mit allen benötigten Funktionalitäten aufgesetzt kriege. Dauer mindestens 1 Monat (ich bin kein IT-Experte & habe auch noch ein paar andere Sorgen )
In der Zwischenzeit könnte man sich hier ja weiter über mögliche Agenda-Inhalte etc. austauschen. Vantera hat das ja gerade angesprochen, dazu würde ich sagen: Man kriegt nie alle unter einen Hut. Das ist das anstrengende an jeder politischen Arbeit. Auch Vereine sind demokratische Institutionen.
Es gibt objektive Interessen & es gibt subjektive. Nur objektive Interessen können eine breitere Basis generieren. Persönlich würde ich dafür eintreten, am Anfang die konkrete Hilfeleistung (Beratung, Vernetzung, Aufklärung) in den Vordergrund zu stellen & erst später, wenn eine gute Basis vorhanden ist, in die politische Lobby-Arbeit einzutreten.
Ich denke aber eigentlich schon, dass es objektive gemeinsame Interessen der Adoptierten ebenso wie der Herkunftseltern & zu einem erheblichen Teil sogar der Adoptierten UND der Herkunftseltern gibt. Aber natürlich gibt es auch Interessenkollisionen, z.B. zwischen Adoptierten, die ihre Herkunft kennen möchten & jenen Herkunftseltern, die wirklich nichts mit dem Kind zu tun haben wollen. Wie man sich als Verein dazu stellen möchte, muss man dann eben mühsam verhandeln & eine Einigung finden.
Im Übrigen ist ein Verein eben auch kein Forum & deutlich weniger offen & tolerant bzw. geduldig. Bei so einer Arbeit steht im Vordergrund, dass Ergebnisse erzielt werden müssen & man ja vor allem anderen Menschen helfen will, während es z.B. hier ja gerade auch Sinn der Sache ist, dass Menschen ihr eigenes Schicksal thematisieren & teilen & auch einfach mal hadern dürfen, das finde ich gut. - Aber in der Vereinsarbeit werden Leute, die z.B. pöbeln & stören oder beständig nur ihre eigene Leidensperspektive zur Weltideologie machen wollen, ganz schnell rausfliegen, & das ist auch gut so.
Du willst einen Verein übers Internet gründen? Ich würde prinzipiell als Gründungs- und Vorstandsmitglied mitmachen und die Satzung schreiben, bin aber nicht bereit für Versammlungen zu reisen. Außerdem arbeite ich ausschließlich an einer vollständigen Abschaffung des Adoptionsrechts und bin gegen eine einfach gemachte Möglichkeit, Mitglieder auszuschließen. Wer eine Modernisierung des Adoptionsrechts will und beispielsweise offene Adoptionen befürwortet, braucht nicht mit meiner Unterstützung zu rechnen. Bevor du dich an die Arbeit machst, eine neue Webseite zu gestalten, erlaube ich mir eine schon bestehende hier zu verlinken:
Lieben Dank, Nancy. Aber ich würde nie im Leben einen Verein (nur) über das Internet gründen, sondern selbstverständlich nur gemeinsam mit Menschen, die ich persönlich von Angesicht zu Angesicht kennengelernt habe. Dazu muss man in der Tat zu gegebener Zeit dann irgendwo vor Ort zusammenkommen. Auch die Einigung auf & Erarbeitung einer Satzung/Agenda ist nur in dieser Weise jedenfalls zum Abschluss zu bringen. Natürlich können Vorarbeiten & vieles mehr sehr gut online geleistet werden.
Weiterhin sehe ich auch keinen Sinn darin, einen Verein zu gründen/unterstützen, der die grundsätzliche Abschaffung von Adoptionen fordert, sondern möchte gerne geduldige & vernünftig auf eine Reform & Weiterentwicklung des geltenden Rechts hinarbeiten. Ich bin ein Krieger, & in meinem "Credo des Kriegers" findet sich folgende Weisung:
Wozu kämpft ein Krieger? - um zu siegen. Wer um des Kampfes willen kämpft, ist ein Narr. Er wird sich immer neue Feinde suchen, wo gar keine sind, er wird sich in sinnlose Scharmützel verstricken & seine Feinde werden ihn unvorbereitet treffen. Ein Krieger hat stets nur sein Ziel vor Augen, er kennt seine Feinde & weiß, dass wo er sich ihnen stellt, er besser siegen sollte.
Die "Herkunftsmutter"-Website finde ich übrigens sehr schön, ich habe einige Arbeit vor mir, bis ich so etwas werde präsentieren können. Aber ich arbeite auch direkt vom Backend & baue alles mit CMS von Grund auf neu. Naja, mal sehen ...