Zitat von Flipper Sicherlich gibt es jetzt schon soziale Hilfestellungen, über die man auch seitens der Adoptionsvermittlungsstelle/JA aufgeklärt werden wird. So sollte es auch sein. Es ist immer die Frage mit welchem Nachdruck versucht wird die Adoption zu vermeiden.
Am nötigen "Nachdruck" mangelt es sicher nicht - fragt sich nur in welche Richtung
Um wirklich im Sinne des Kindes zu beraten, brauchen wir eine strikte Trennung von Beratung bei ungeplanter Schwangerschaft und Beratung zum Adoptionsfall. Solange das dieselben Leute sind, wird es immer Interessenskonflikte geben und die Beratung in Richtung Behalten oder Abgeben wird stets von der individuellen Gesinnung des Beraters abhängen. Nicht umsonst wird immer wieder vom "Abschwatzen" der Neugeborenen geredet, was viele für überzogen halten, aber nicht nur meine eigene Erfahrung zeigt, dass dem teilweise so war und noch ist. Jeder einzelne Fall, wo eine Freigabe abgenötigt wurde, bedeutet nicht nur für den/die Adoptierte(n) ein späteres Trauma. Für die Adoptierten muss dieses nicht zwangsläufig heftig ausfallen, aber für die Herkunftsseite - und hier besonders die Mütter, weil die körperliche Bindung stärker ist - ist das ein lebenslanges Drama und nicht selten ist das eine Vorentscheidung für ein späteres Scheitern in allen Bindungsbelangen. Zusätzlich zu dem Trauma, werden diese Menschen dann auch noch öffentlich geteert und gefedert ...
ZitatMit der Aufklärung finde ich gut. Das sollte man gesetzlich verankerm (Wobei es immer schwierig ist so etwas in ein Gesetz zu verpacken, was alle Fälle und die individuelle Gegebenheit berücksichtigt).
Es ehrt Dich, dass Du so denkst, aber meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass das nur durch eine Bewusstseinsänderung zum Adoptionswesen im Allgemeinen zu bewerkstelligen sein wird. Gesetze können niemanden dazu bringen, anders zu denken. Wenn Adoption als eine Art juristisch untermauerte Verstärkung von Pflege gesehen würde, also die Adoptierten nicht unwiderruflich die alten Familienband verlieren müssen, sondern grundsätzlich die Möglichkeit beibehalten wird, dass die Bande erhalten bleiben, dann könnte sich etwas ändern. Bevor man Gesetze ändert, was sowieso so wahrscheinlich ist wie ein Lottogewinn ohne Spielteilnahme, muss der Schwerpunkt auf Aufklärung liegen. Wie Du schon sagtest: Aufklärung und noch mal Aufklärung.
Was haben all die bisherigen Eingaben und Petitionen zu sinnvollen Veränderungen gebracht? Nichts! Warum? Weil es keine Lobby für eine Änderung der Ado-Gesetze gibt.
Zitat von mausi51Um wirklich im Sinne des Kindes zu beraten, brauchen wir eine strikte Trennung von Beratung bei ungeplanter Schwangerschaft und Beratung zum Adoptionsfall
Auf jeden Fall. Im Sinne aller Beteiliger!
Zitat von mausi51Es ehrt Dich, dass Du so denkst, aber meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass das nur durch eine Bewusstseinsänderung zum Adoptionswesen im Allgemeinen zu bewerkstelligen sein wird.
Da hast Du 100% Recht. Aber ich denke, dass sich bereits was getan hat. Die notarielle Unterschrift der Herkunftsväter wurde erst Gesetzt, als allen (Adoptionsfachleuten) klar wurde, dass das sein muss. Die Einbeziehung der Väter wurde aber schon vorher praktiziert. Frühe Aufklärung über die Adoption ist überall verbreitet. Mann kann es so laufen lassen, oder in der nächsten Überarbeitung der Gesetze mit Aufnehmen. Die halboffene und offene Adoption wird schon stark gelebt. Zumindest in allen Fälle, die ich kenne besteht persönlicher Kontakt (nur ca. 10%) oder es werden Informatinen in ein oder in zwei Richtungen schriftlich ausgetauscht (restliche 90%). (Vielleicht nicht bei Babyklappenkindern -> aber selbst da kann man Nachrichten für die Akte hinterlegen). Oft werden diese Informationen aber (zunächst) auch nicht abgeholt. Manche Sachen brauchen eben Zeit. Hat man genug Erfahrungen mit offener und halboffener Adoption gesammelt, so steht nichts im Wege dies in ein Gesetz zu gießen und z.B. bei einer vereinbarten halboffenen Adoption auch ein Recht auf Fotos durchzusetzen. Wenn es gerecht formuliert ist, wird sich keiner (auch keine Adoptionsvermittler) quer stellen. Die Dame vom JA, die ich letztens zu diesem Thema angesprochen hatte, meinte, dass dies eh früher oder später kommt und nur richtig sei.
Ich muss, glaube ich, mal eine Lanze für die MENSCHEN im JA brechen. Wenn ich das so lese, klingt das ja wie legaler Menschenhandel.In meinem Bundesland übernehmen schon immer separate Stellen wie Diakonie oder pro Familia die Schwangerenkonfliktberatung. Ich verstehe nicht so recht worin das INTERESSE des JA liegen soll, Herkunftsmenschen gegen ihren Willen eine Adoption "abzuschwatzen"? Welchen Gewinn sollen sie davon haben? Meine Erfahrungen waren durchweg so ( d.h. also mit 3 unterschiedlichen Stellen in 2 Bundesländern und 5 unterschiedlichen Mitarbeiterinnen) , dass es sich um Menschen handelt die sich als Vermittler verstehen wollen (wie ich finde ein echt harter Job bei so unterschiedlich besetzten Parteien), die sehr empathisch und tolerant gearbeitet haben und professionell aufgetreten sind. Ganz bestimmt macht jeder seine eigenen Erfahrungen und ich bin dankbar das meine so positiv waren... käme aber nie auf die Idee zu verallgemeinern.
Ich kenne auch sehr sehr nette Menschen, die beim JA sehr gute Arbeit machen!!! Gar keine Frage!!!
ZitatIch verstehe nicht so recht worin das INTERESSE des JA liegen soll, Herkunftsmenschen gegen ihren Willen eine Adoption "abzuschwatzen"?
Problematisch wird das, wenn ungewollt Schwangere oder junge Mütter in Not direkt an die Adoptionsvermittlungsstelle des JA weiter geleitet werden. Diese SA haben haufenweise Bewerbungen von kinderlosen Paaren, die gern adoptieren würden. Da liegt es doch nahe, in welche Richtung sie die Mütter beraten werden, oder?
die bisherigen Gespräche mit dem JA ergaben, dass es uns bei der Suche unterstützen wird, und wir die Möglichkeit haben einen Brief zu übermitteln.
Andererseits erfuhr ich auch, dass unsere Tochter sich bisher nicht nach uns erkundigte, was mir wiederum einen kräftigen Dämpfer verpasste. Es ist schon eine verrückte Situation, denn im Falle, dass sie sich bereits erkundigt hätte, hätte ich wiederum Schuldgefühle gehabt, dass wir es nicht als Erste versucht hätten.
Gibt es überhaupt eine Erkenntnis, in wie viel Fällen Adokinder sich für einen Kontakt entscheiden bzw. diesen ablehnen? Ich habe zu diesem Thema ein bewegendes Buch gelesen, und wahrscheinlich kennen es die Meisten hier: "Wurzeln für Lisa - Briefe an meine unbekannte Tochter" von Cornelia Oehlert. Sie schrieb dort, man habe ihr gesagt, dass sie sich damit abfinden müsse, wenn ihre Tochter keinen Kontakt wünsche, da die meisten Kinder diesen ablehnen.
Hallo Trollkaren, beim JA hat man mir das auch mal so gesagt. Eine andere Mitarbeiterin sagte mir aber das Gegenteil. Es gibt wohl keine Zahlen darüber, wie viele Adoptierte ihre leiblichen Eltern suchen, finden oder Kontakt haben. Wo sollte man solche zahlen auch hernehmen.
Meine SA denkt vielleicht, dass mein Sohn und ich keinen Kontakt haben, weil er sich da mal telefonisch gemeldet hatte, aber dann doch nicht hingegangen ist. Er nahm einen direkteren Weg. Also selbst wenn die vermittlungsstellen solch eine Statistik führen würden, würden die, die den direkten Weg suchen, nicht erfasst.
ich erhoffe bei Euch Antworten, ob, und wenn ja, wie man auf eine Person zugeht, die möglicherweise als leibliches Kind in Frage kommt.
Ich habe mit meiner Frau vor 30 Jahren eine Tochter zur Adoption freigegeben. Wir haben bis heute keine konkreten Hinweise, aber durch die mediale Vernetzung der Gesellschaft ist ja fast alles möglich. Vermutlich werden die Gefühle uns gegenüber ablehnend sein, und daher stellt sich die Frage, ob wir überhaupt diesen Schritt unternehmen sollten, nicht weil wir Ablehnung erfahren, sondern die junge Frau ihren Frieden mit der Situation geschlossen hat.
Herzliche Grüße
Hallo Trollkarlen,erstmal Herzlich Willkommen in unserem Forum. Ich finde es sehr schön,dass ein Herkunftsvater dich in unser Forum begeben hat. Gibt es ja nicht oft. Wie meintest du das,dass etwas dich ins Krankenhaus gebracht hat mit ner Beruhigungsspritze ?! Hast du einen Nervenzusammenbruch gehabt und dabei wurde ein Abzesss festgestellt? Oftmals sind die Nachfolgen von Adoption emens schwer,und man leidet lebenslang Kinder ,wie Erwachsene unter alle dem Ballast.Ich finde,dass auch Männer sehr darunter leiden,auch wenn sie es nicht zeigen oftmals. Ich finde es toll,dass du kommst,und dich traust und dich offenbahrst.
Zitat von SherrySt ...Wie meintest du das,dass etwas dich ins Krankenhaus gebracht hat mit ner Beruhigungsspritze ?! Hast du einen Nervenzusammenbruch gehabt und dabei wurde ein Abzesss festgestellt?...
Hallo Sherry,
du scheinst da etwas zu verwechseln. Das hat nicht trollkarlen geschrieben, sondern UliWinkler.
Zitat von trollkarlen... die bisherigen Gespräche mit dem JA ergaben, dass es uns bei der Suche unterstützen wird, und wir die Möglichkeit haben einen Brief zu übermitteln.
Das ist schon einmal ein guter Ausgangspunkt
ZitatAndererseits erfuhr ich auch, dass unsere Tochter sich bisher nicht nach uns erkundigte, was mir wiederum einen kräftigen Dämpfer verpasste. Es ist schon eine verrückte Situation, denn im Falle, dass sie sich bereits erkundigt hätte, hätte ich wiederum Schuldgefühle gehabt, dass wir es nicht als Erste versucht hätten.
Das kann ich sehr, sehr gut verstehen, aber Du solltest darüber nicht zu sehr grübeln, auch wenn das schwer fällt. Dass sie sich bisher nicht gemeldet hat, muss gar nichts heißen. Der Ausgang von so einer Suche ist von soooo vielen Zufällen und winzig kleinen Mosaiksteinchen abhängig; da ist es fast unmöglich Vorhersagen zu wagen. Und eines kann ich Dir versichern: auch wenn Du noch so viel über das Thema philosophierst, Du wirst auf manche Fragen nie eine Antwort bekommen.
ZitatGibt es überhaupt eine Erkenntnis, in wie viel Fällen Adokinder sich für einen Kontakt entscheiden bzw. diesen ablehnen?
Wie Bianka sagt, das ist wohl unmöglich. Von den Fällen, wo alles glatt ging und alle Beteilgten zufrieden sind, wird man nicht viel hören. In einschlägigen Foren versammeln sich meistens diejenigen, die Probleme haben und sich austauschen wollen. Deswegen würde ich nicht so schwarz sehenö Vielleicht gibt es ja ein große Menge an Fällen, wo es gut ging.
ZitatIch habe zu diesem Thema ein bewegendes Buch gelesen, und wahrscheinlich kennen es die Meisten hier: "Wurzeln für Lisa - Briefe an meine unbekannte Tochter" von Cornelia Oehlert.
Ich kenne es (leider) besser als mir lieb ist Wenn Du dazu Fragen hast, wende Dich vertrauensvoll an mich "Lisa" will übrigens inzwischen gar nichts mehr von mir wissen und der Kontakt ist nun nach über sieben Jahren ganz abgebrochen. Ich bin mir aber sicher, dass das alles nicht so ausgegangen wäre, hätte sich das vermittelnde JA mehr Mühe gegeben ... Deswegen gebe ich Dir den Rat, ruhig deren Unterstützung einzufordern, wenn Du das Gefühl hast, das könnte Dir hilfreich werden.
Zitat von SherrySt Hallo Trollkarlen,erstmal Herzlich Willkommen in unserem Forum. Ich finde es sehr schön,dass ein Herkunftsvater dich in unser Forum begeben hat. Gibt es ja nicht oft.
Hallo Sherry,
lieben Dank für Dein Kompliment. Ich denke ja, ich bin neben einigen anderen Vätern eher die Minderheit. Woran mag das liegen? Vielleicht weil Männer nicht gewohnt sind über Gefühle zu sprechen? Es geht mir manchmal auch so, da nehme ich mich nicht aus. Aber bei diesem Thema hat es bei mir irgendwann "klick" gemacht.
Magst Du Dich vielleicht auch noch zu diesem Thema äußern?
es tut mir sehr leid, dass ich Deine Signatur bisher nicht wahrgenommen habe. Ich wäre dann schon vorher darauf gestoßen. Und es macht mich betroffen, dass nun der Kontakt ganz abgebrochen ist, denn wie jeder Leser habe auch ich gehofft, dass sie spätestens nach diesem Buch sich anders besinnen würde. Andererseits heißt es doch auch so treffend "die Hoffnung stirbt zuletzt". Es handelt sich ja um die entscheidende Frage, die ich auch mit dem anderen Thread gestartet habe, was hält die Kinder davon ab, zumindest einen Versuch zu machen. Zumal in Deinem Fall ja überhaupt kein Eigenverschulden vorlag. Vielleicht gibt es ja in Deinem Innersten ein Verstehen, wo Du einräumen musst, ja, in dem Punkt ist sie wie ich oder ihr Vater, da hätte ich oder er genauso reagiert. Für uns außenstehende ist es gerade in Deinem Fall schwer nachvollziehbar.
Ja, mein persönlicher Fall ist wirklich sehr hart, besonders, seit ich weiß, dass sie mich von Anfang an angelogen hat was ihren leiblichen Vater angeht. Das ist eine sehr lange Geschichte, die ich noch gar nicht ganz verarbeitet habe, weil sie mir erst seit ganz kurzer Zeit verständlicher wird - unter anderem übrigens durch Deinen Faden und die Beiträge von einigen Adoptierten, aber auch durch ein kürzliches Geständnis seitens meines Ex! Der hat mir nämlich gesagt, dass er mich bei ihr vom ersten Tag an madig gemacht hat, weil er auch nach 17 Jahren einen Zorn auf mich hatte - wegen der Adoptionsfreigabe. Mit mir hatte er nach der Adoption ja Schluß gemacht und ich habe ihn erst vor zwei Jahren wieder getroffen.
Meine Tochter hat seit ihrer Suche als sie 17 war, zwischen ihm und mir einen Unterschied gemacht. Ihn hat sie glorifiziert und mich links liegen lassen. Sie hatte mich damals auch (indirekt) gefunden, aber keinen Kontakt zu mir aufgenommen - auch später nicht. Das habe erst ich vor acht Jahren gemacht. In ihrem ersten Brief an mich war sie sehr unpersönlich geblieben und an einer Stelle sogar verletzend, was mir sehr zu schaffen gemacht hatte, weil ich damit, blauäugig wie ich war, überhaupt nicht gerechnet hatte (im Buch steht dazu auf Seite 90 ganz unten was). Sie kann mich offenbar nicht persönlich "ertragen" und das akzeptiere ich, denn etwas anderes bleibt mir gar nicht übrig.
Ich denke, mein Fall ist ziemlich "unnormal" und Du solltest auf gar keinen Fall daraus für Dich Rückschlüsse ziehen!
Mensch Mausi, dem Vater deiner Tochter gehört echt eins über gezogen. Dass er damals als Jugendlicher nicht verstanden hat, wie sehr deine Mutter alles bestimmt hat und wie wenig Chancen du hattest, kann ich sogar noch verstehn und dass er dann wütend auf dich war. Aber als erwachsener Mann seiner Tochter immer noch diese Version zu erzählen finde ich bodenlos. So kann ich sie aber auch verstehen. Der Papa ist also der "Liebe", der alles getan hätte, um sein Kind zu behalten, aber die eiskalte Mama, die "Böse" hat ihn ja nicht gelassen und wollte das Kind nicht. Na toll. Echt billig. Oder glaubt er das wirklich?