Golfi, Du hast das nicht richtig gelesen: Eine Herkunftsmutter bekommt ein Kind, das ist Fakt. Und dann kommen die Adoptiveltern, und diese sind austauschbar und ersetzbar. Sie werden ausgewählt. Es ist keine vorherige Zuteilung vorhanden (außer man sieht da einen göttlichen Masterplan hinter, dass es so sein sollte, dass ein bestimmtes Kind in eine bestimmte Familie kommt). Und insofern geht es in erster Linie um das was IST, und das sind nunmal die Ursprünge, vor der Adoption: Kind und Herkunftsfamilie
Dass die Adoptiveltern irgendwann im Leben des Kindes eine wichtige Rolle spielen, nämlich dann wenn sie ausgewählt wurden Eltern für das Kind xyz zu sein, streite ich gar nicht ab.
Hallo Born, also eine rosarote Brille ist das letzte was ich auf habe. Ich/wir sind sehr bewusst und bedacht an das Thema gegangen, das ja unser Leben schon seit über acht Jahren beschäftigt. Von unserem ersten Baby (was ja auch nur kurz bei uns war) haben wir auch heute noch ein Foto hängen, sie ist und war ein Teil von uns. Und so ist es auch mit dem kleinen. Ob ich diese Liebe empfinde oder nicht kannst du gar nicht beurteilen, wir wussten schon in der Schwangerschaft von dem Baby und am dem Moment wächst da eine Liebe in einem. Dafür muß ich das Kind nicht selbst austragen. Unser Sohn wächst mit dem wissen auf das er auch eine Bauchmama hat und ich schreibe für ihn regelmässig Briefe und schicke Fotos die über das JA. Ich kenne einige Adoptivkinder und auch Eltern die weder so offen mit ihren Kinder sprechen noch das die Kinder offen damit umgehen. Und ich weiß nicht was daran nicht richtig sein soll, das wir um den kleinen sehr traurig sind. In seinem Fall bin ich eben nicht sicher ob er wirklich genug liebe empfängt, was wir ihm von ganzen Herzen wünschen. Den das ist das wichtigste , das Kinder liebe und geborgenheit haben.Und vor allem diese ungewissheit macht mich traurig. Ja und ich kann mit stolz sagen das er seine ersten Lebenstage ganz viel Nestwärme und geborgenheit mitbekommen hat. Nicht nur von uns sondern es hängt noch eine große Familie mit dran.
Darf ich dich nochmal was fragen?? Hast du als Adoptivkind so schlechte Erfahrung gemacht? LG Mariella
Ich sehe das ähnlich wie golfi. Über allem steht das Wohl des Kindes, das sollte klar sein. Die beteiligten Erwachsenen stehen für mich auf einer Stufe, da sollten die Belange aller Beteiligten berücksichtigt werden. Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung braucht es da halt Verständnis. Mariella hat zwei Wochen lang ein kleines Baby bei sich gehabt, dem sie bereit war, eine Familie zu bieten. Das sie geliebt hat. Sowas sollte in der Herkunftsfamilie eine Selbstverständlichkeit sein. Ist es aber nicht, sonst stünde das Thema Adoption ja gar nicht im Raum. Die leibliche Mutter hat ja schließlich das Kind weggeben wollen, es war also ihre Entscheidung, Marielle oder andere Adoptionsbewerber ins Boot zu holen. Hätte die Mutter nicht so entschieden, wäre Mariella gar nicht in Kontakt zu diesem Kind gekommen. Wenn das Kind jetzt zurück zu seiner leiblichen Mutter geht und es ihm dort gut geht, ist alles bestens, das würde ich nie bestreiten. Für Mariella nicht, die muss ja jetzt erstmal mit dem Trennungsschmerz zurecht kommen, den die leibliche Mutter verursacht hat, weil sie sich nicht direkt für ihr eigenes Kind entschieden hat sondern erst noch drüber nachdenken musste, ob sie es behalten möchte oder nicht. In der Zeit, in der die leibliche Mutter überlegt hat, hat sich eine fremde Familie um ihr Kind gekümmert. Hat die Aufgaben übernommen, die die leibliche Mutter hätte übernehmen müssen und nicht übernommen hat. Und die fremde Familie soll das mal eben so wegstecken, dass das neue Familienmitglied jetzt doch wieder aus der Familie heraus muss? Dass das bereits in der Familie lebende Kind jetzt doch wieder ohne Geschwisterkind sein muss, an das es sich zwei Wochen lang gewöhnen durfte? Ich denke, da ist doch wohl zumindestens mal Mitgefühl für die Familie zu erwarten, die dieses Kind mit offenen Armen empfangen hat. Für die Familie, die von Anfang an und nicht erst nach mehrwöchigem Zögern (bzw. sogar mehrmonatigem Zögern, es ist ja nicht so, als hätte man nicht schon in der Schwangerschaft lange genug Zeit sich auf so eine Entscheidung vorzubereiten) bereit war, dieses Kind aufzunehmen.
Ich finde, diese Sache hat ganz klar zwei Seiten. Ein Kind sollte nach Möglichkeit bei seinen Eltern leben, da würde ich sofort zustimmen. Auch wenn die Situation der leiblichen Mutter schwierig ist. Aber wenn man erst zwei Wochen nach der Geburt sagen kann, dass man sein eigenes Kind zurückhaben will, nachdem man zugelassen hat, dass es zwei Wochen lang bei Fremden geblieben ist, dann machen sich bei mir ganz laut Zweifel darüber breit, ob das Kind bei dieser leiblichen Mutter wirklich besser aufgehoben ist. Dass die Mutter von Rechts wegen her ihr Kind zurückholen darf, sehe ich ein, das bleibt ihr unbenommen. Moralisch ist das für mich was ganz anderes.
Ich bin mir übrigens auch nicht sicher, ob es sich jederzeit revidieren und in etwas positives umwandeln lässt, dass man sein eigenes Kind nicht haben will, Born1981. Ich glaube, da ist viel psychologische Arbeit notwendig, um sowas zu beheben.
Auch wenn ein gefuehlsmaessiger Aufschrei seitens der Adoptionsfrauen kommt - in aller erster Linie gibt es Adoptionen, um den KINDERN ein Zuhause zu bieten, und nicht um Kinderlosen Ehepaaren ein Kind zuzufuehren.
Das wird hier mitunter gerne vergessen.
Und was den konkreten Fall betrifft - die leibliche Mutter hat, bitteschoen, wie alle Menschen der Welt, das Recht zur Einsicht zu kommen, wenn sie fuehlt einen Fehler gemacht zu haben. Gottseidank hat sie es. Wie wuerde die Mutter leiden, wenn in, sagen wir, einem Jahr die Erkenntnis kommt einen furchtbaren Fehler gemacht zu haben? Denn auch in solche Erkenntnisse waechst man durch die Zeit hinein. Soll denn die Adoption eines Kindes auf dem Ruecken der Trauer der leiblichen Mutter geschehen? Und was wuerde man so einem Kind Jahre spaeter sagen, wenn es erfaehrt, die Mama wollte es eigentlich haben, aber die Adioptionsmutter war staerker. Fragt sich das eigentlich jemand? Es gibt genuegend Herkunftsmuetter hier die genau dieses Leid durchlebt haben, ohne dass die Trauer ein Ende nimmt.
Das noergeln, dass diese Mutter dem Kind etwa nicht genug oder "richtige" Liebe geben kann, empfinde ich als einfach unsagbar ueberheblich. Als ob andere Menschen nicht zur Liebe in der Lage waeren. Zumal Liebe nicht alles ist was ein Kind benoetigt. Es geht auch um Urvertrauen und Bindung die mit dem Embryo an die Mutter heranwaechst. Es geht auch im Identitaet.
Ich muss Born 1981 vollstaendig zustimmen. Um zu solchen Einsichten zu kommen, muss man nicht schlechte Adoptionseltern gehabt haben (immer nett, wenn gute Argumente ploetzlich personalisiert werden, damit sie besser herabgewertet werden koennen, als ob damit Wahrheit Ungueltig wird), sondern schlicht nachdenken und nachforschen.
Ich verstehe dieses Stueck Trauer in der Adoptionsmutter, dazu hat sie auch Anlass.Doch auch wenn sie sich seit Monaten auf ein Kind freut, kann Liebe nicht gewachsen sein, es sein denn in der Illusion. Liebe waechst am Personellem und am Erfahren..
Ich finde Marielle sollte Dankbar sein ueberhaupt ein Kind zu haben. Wieviel tausende Frauen gibt es, die es sich wuenschen, und deren Sehnsucht wird niemals erfuellt sein.
Zitat von HansDas wird hier mitunter gerne vergessen.
...weil du dich diesbezüglich irrst. Adoptionsrecht ist niemals mit einer Kinder respektierenden und liebenden Intention gefördert worden. Das erkennt man bei der Recherche eigentlich schnell, finde ich.
ich kann Mariella verstehen, für mich würde eine Welt untergehen, wenn die Herkunftsmutter unserer Tochter zurückhaben wollte.
Ich tue mich immer wieder schwer mit den hohen Erwartungen, die an Adoeltern hier gestellt werden. Sie sollen selbstlos lieben, sich zurücknehmen können, Traumata lindern, die Kinder so erziehen, dass die Kinder das Bewusstsein haben, es gibt noch eine Herkunftsfamilie, sie sollen gesund sein,....
Diese Liebe ist aber sehr schwierig, wenn Trauer und Verlustängste verboten sind. Das ist für mich kaum vorstellbar.
Egal aus welchen Motiven Menschen adoptieren, sie bringen genauso Opfer, wie leibliche Eltern. Warum wird hier ständig erwartet, dass Adoeltern altruistisch sind? Adoptierte und Herkunftseltern sind doch auch nicht selbstlos.
Aber Hans, wie soll denn eine Mutter, die daran zweifelt, ob sie ihr Kind behält, genau diesem Kind Urvertrauen und Bindung vermitteln? Ist da nicht Grundvoraussetzung ein bedingungsloses Annehmen des Kindes? Natürlich ist es schlimm, wenn die leibliche Mutter ihre entscheidung bereut, aber ein Kind ist nunmal kein Gegenstand, den man je nach aktueller Gefühlslage hin- und herschieben kann. Das kann für so einen kleinen Menschen nicht gut sein, und mir tut einfach jedes Kind leid, das bereits in den ersten tagen seines lebens so einem emotionalen stress ausgesetzt wird.
Dass das für die leibliche mutter eine schwierige situation ist, kann ich mir vorstellen. Das ist es aber für die adoptiveltern auch, wenn sie ein kind wieder abgeben müssen. In so einer situation gibt es nur leidtragende, mir tun alle beteiligten leid.
Die frage, wo das kind besser aufgehoben ist, bleibt hier für mich offen.
Zitat von golfiWarum wird hier ständig erwartet, dass Adoeltern altruistisch sind?
Das wird nicht erwartet, sondern unterstellt. Offensichtlich sind sie es faktisch nicht. Danke für die Aufklärung.
Zitat von karina1975In so einer situation gibt es nur leidtragende, mir tun alle beteiligten leid.
Die frage, wo das kind besser aufgehoben ist, bleibt hier für mich offen.
Du bedauerst also ein Baby, das vom Jugendamt seiner Mutter übergeben werden musste, weil sie darauf bestanden hat das Sorgerecht zu behalten? Habe ich das so richtig verstanden?
Hallo Hans, ich verstehe einfach nicht was hier alle gegen meine Aussage "wir sind sehr Traurig" haben. Wäre doch total schlimm wenn das nicht so wäre. Ich habe auch überhaupt nicht gegen die Mutter gesagt geschweigeden sie verurteilt, wir wünschen uns für den kleinen einfach das beste. Natürlich fällt es schwer zu verstehen wie das alles gekommen ist, sie hat sich schließlich über fünf Monate mit der Adoption auseinandergesetzt. Wir vermissen den kleinen einfach schrecklich und der einzige trost ist da, das sie sich doch für ihn entschieden hat. Das zeigt ja das sie doch gefühle für ihn hat. Auch unserem Sohn fällt es schwer zu verstehen warum sein Bruder nicht mehr da ist. Klar weiß man das es so kommen kann, aber gleich zweimal! Da brauchst du gar nicht denken das wir nicht Dankbar für unseren großen sind, wir haben eine ganze Meng auf uns genommen. Das ich geschrieben habe,ich bin nicht sicher ob der kleine geliebt wird, hat mit unseren Informationen zu tun. Die Mutter hat bis zur Geburt und auch danach noch immer wieder gesagt sie fühlt nichts, es sei als ob sie das Baby einer Freundin anschaut. Und das tat mir einfach total weh, da ist die Sorge berechtigt. Nicht umsonst ist sie nun in einer Einrichtung die 24Std.betreuung hat mit dem Schwerpunkt "Bindung". Das liebe erst am Personellem wächst sehe ich anders, ich fühle das eben so. Der Grund warum ich hier geschrieben habe war der, das ich dachte man bekommt trost und kannn sich austauschen. Das man als Adoptivmutter verurteilt wird und noch zusätzliche Nackenschläge bekommt, damit habe ich nicht gerechnet.
Zitat von MariellaDie Mutter hat bis zur Geburt und auch danach noch immer wieder gesagt sie fühlt nichts, es sei als ob sie das Baby einer Freundin anschaut.
Seit wann kennst du sie denn, wenn ich fragen darf? Bist du diese Freundin? Wie intensiv war und ist euer Kontakt? Ich meine, wenn du sie so gut kennst, wie kann es da sein, dass du das Baby, das du nun ja wahrscheinlich weiterhin regelmäßig besuchst, schrecklich vermisst?
Wie soll ich die Fragen verstehen? All unsere informationen haben wir vom JA, einen persönlichen Kontakt gab es nie. Viele Gesprächemit dem JA und einen Brief an uns bzw. den Kleinen mit Fotos. Ich habe nicht gesagt das ich sie gut kenne, all diese Aussagen haben wir vom JA.
der Ton ist hier leider sehr rauh, das Mitgefühl für Adoeltern hält sich aus den verschiedensten Gründen in Grenzen.
Den Austausch, den du suchst, wirst du hier wahrscheinlich nicht finden. Aber wenn man sich die Beiträge der anderen Seiten liest, bekommt man eine Vorstellung, wie die anderen Seiten jeweils denken und fühlen. Das macht es später vielleicht einfacher, bei einer aufkommenden Identitätskrise seinem Kind helfen zu können.
Hier "laufen leider einige herum", die nur Frust ablassen oder in alle Richtungen die Diskussion einfach anheizen wollen. Ich würde mich mit diesen Personen inhaltlich nicht befassen. Andererseits gibt es hier genügend konstruktive user.
Hallo Golfi, danke für deine Worte . Habe grad deine ersten Nachrichten hier im Forum gelesen und du hast es ja auch nicht ganz einfach gehabt. Schade das es so ist. LG
ZitatEs ist schön, wenn Du einem Baby Deine bedingungslose Liebe geben willst, aber man kann einen anderen Menschen, den man nicht kennt, von dem man die Charakterzüge nicht weiß, den man gerade in den Arm gelegt bekommen hat nicht sagen, dass man ihn sofort über alles liebte. Das ist verwaschene Realität. Liebe ist immer ein Entwicklungsprozess, welcher bei einer leiblichen Mutter 9 Monate in Anspruch nimmt. Daher haben leibliche Mütter bereits nach der Geburt eine Bindung zu ihrem Kind.
Hallo Born, ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass dies durchaus geschehen kann. Mich hat die Liebe zu unserem Sohn so überfallen, damit hatte ich selbst nicht gerechnet. Ich glaubte auch immer, dass sich das entwickeln muss und das es nicht von jetzt auf gleich gehen kann, das mit der Liebe. Wir haben zwei Kinder, beim ersten hat uns die Liebe überfallen, beim zweiten ist sie gewachsen.