Hallo, habe leider auch nicht alle Beiträge lesen können, möchte aber eine Anmerkung zu Pinos Vorschlag machen: Mit 16 stecken viele Kinder in extremen Schwierigkeiten mit den Eltern, weil sie anfangen sich abzugrenzen und zu lösen. Es gibt in Familien viele Konflikte und Probleme. Ich halte es für wenig hilfreich da noch ein zusätzliches Problem hineinzusetzen. Ich vermute, dass es einige gibt, die aus reinem Trotz, weil sie sich mal wieder über ihre Adoptiveltern geärgert haben, dann in dieser Phase zu den leiblichen Eltern zurückwollen, ohne dass sie da wirklich hinwollen. Sie idealisieren die Herkunftsfamilien und wollen ihre Adoptiveltern verletzen. Das ist der Sache glaube ich keineswegs dienlich und vergrößert die Probleme nur. Ich kenne etliche Kinder (keine Adoptierten), deren Eltern getrennt leben und die genau in dieser PHase plötzlich beschließen, dass sie jetzt bei ihrem Vater wohnen wollen - teils ohne ihn wirklich zu kennen. Da Adoptivkinder, vor allem Mädchen, erfahrungsgemäß diese Phase noch konfliktreicher erleben als nicht-Adoptierte, halte ich das für keinen guten Zeitplan. Für mich wäre eine Lösung, dass man rechtlich zwei Mütter und zwei Väter haben kann. Dann wäre das Problem für Stiefkinder leichter zu lösen und auch für Adoptivkinder. Dann könnte das Kind auch, wenn es das später will, den Namen wählen, den es haben möchte. Aber das geht wohl aus juristischen und erbtechnischen Gründen nicht. Was passiert mit den Kindern, bei denen man nicht weiß, wer die Eltern sind nach dem Pino-Modell? Was sind die, bis sie 16 sind? Gruß englandfan
vielleicht... vielleicht könnte man dann kritische pubertätsphasen sogar als entlastend erleben überstehen , wenn ergänzend beide eltern sich zuständig fühlen und für kinder ansprechbar sind
ich vermute, kinder mit unbekannten eltern werden später ein extremeres bedürfnis nach klärung ihrer herkunft entwickeln und entsprechend intensiver nachforschungen anstellen, und gerade da über jeden beistand und rückhalt glücklich sind. wo sie bis zur volljährigkeit hingehören wäre nach pinos modell klar, zu den mit allen rechten ausgestatteten pflegeeltern. ihr modell läßt jedoch den kindern die möglichkeit offen, sich als erwachsene mit eigener identität für eine erlebte gefühlte zugehörigkeit entscheiden zu können. so hab ich es verstanden.
@Bonnie du hast es exakt so verstanden, wie ich es meinte.
@englandfan bei dem, was du über die wirre Pubertätsphase schreibst, stimme ich dir zu. Aber warum sollten Jugendliche, die von den Herkunftseltern abgegeben wurden nicht dieselben Möglichkeiten haben wie Scheidungskinder? Das ganze Modell funktioniert ja ohnehin nur, wenn Herkunftseltern bzw. meistens sind es ja die Mütter, ausdrücklich von Anfang an den Kontakt halten wollen. Darüber müssten sie aber auch direkt aufgeklärt werden. Dann wird das passende Ehepaar unter den Adoptionsbewerbern gesucht.
In dem Moment wo ein Jugendlicher mit 16 zu seinen Herkunftseltern ziehen will, muss natürlich auch klar sein, dass auf deren Seite überhaupt die Möglichkeit besteht, räumlich und auch sonst. Das wäre ja bei Scheidungskindern nicht anders. Stellen wir uns mal vor, dass es klappt und der/die Jugendliche tatsächlich übersiedelt. Dann gibt es doch zwei Möglichkeiten. 1. Es läuft super und das Kind will wirklich dort bleiben. Dann wären die Adoptionsbewerber eben eine gewisse Zeit die Besuchseltern. 2. Der Jugendliche wollte aus pubertärem Trotz nur die Adoptiveltern triezen, dann läuft es auch nicht bei den Herkunftseltern und er ist schnell wieder Zuhause. Wir gehen ja bei dem Modell davon aus, dass über die ganzen Jahre ein Kontakt bestand. Das ist eher wie bei Scheidungskindern.
Meine Tochter hatte in der heißen Phase der Pubertät mal einen heftigen Streit mit uns und beschloss, zu ihrem Freund zu ziehen, der auch noch bei seinen Eltern wohnte. Nach einer Woche war sie reumütig zurück und ich hab seitdem die Hochachtung der Eltern ihres Freundes. Der Sohn meines Mannes aus erster Ehe, bat mit 9 darum, bei uns zu wohnen, weil er mit verschiedenen Dingen bei seiner Mutter überfordert war. Die Mutter war traurig, ich atmete tief durch, weil es für mich mehr Verantwortung bedeutete. Wir setzten uns zusammen und entschieden gemeinsam, dass er zu uns zieht, Er hat bis 19 bei uns gewohnt. Das war für seine Mutter anfangs nicht ganz leicht. Als sie ein zweites mal heiratete, machte es aber auch vieles leichter für sie. Als er in die Pubertät kam, hat er viele Dinge viel lieber mit ihr geregelt als mit uns und die beiden hatten und haben ein super Verhältnis.
Kinder sollten sich entwickeln können, alle ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten. alles, was in ihnen schlummert. Dabei können wir sie unterstützen, ob A oder H Eltern. Die Orientierung und die Strukturen kommen wahrscheinlich eher von den Eltern, bei denen sie von klein an leben. Von den Herkunftseltern kommen Talente und Fähigkeiten und die Unterstützung bei deren Ausbau. Meine Tochter konnte schon mit 6 sehr gut malen. Wenn sie gefragt wurde wo sie das her hat, sagte sie, dass sie es nicht wüsste. Sie müsse es wohl ganz alleine bekommen haben, weil niemand in ihrer Familie das sonst noch könne. Es wäre doch gut für sie gewesen, wenn sie hätte sagen können, dass ihre andere Mutter Malerin ist und ihre Onkel und ihr Opa auch. Das gehört auch in den Bereich, den ich Wurzeln nenne. Es ist nicht nur ein Name.
ZitatFür mich wäre eine Lösung, dass man rechtlich zwei Mütter und zwei Väter haben kann. Dann wäre das Problem für Stiefkinder leichter zu lösen und auch für Adoptivkinder. Dann könnte das Kind auch, wenn es das später will, den Namen wählen, den es haben möchte. Aber das geht wohl aus juristischen und erbtechnischen Gründen nicht.
Die Idee klingt nachdenkenswert. Da wir ja sowieso gerade theoretisieren, können wir doch auch sagen, dass mit einer Nivellierung des Adoptionsrechtes eben auch bestimmte zusätzliche Klauseln im Erbrecht einfügen. Das würde aber bedeuten, dass im Einzelfall festgelegt werden müsste, wer die Elternrechte hat. Bei einer Adoptionsanwartschaft wären das ganz klar die Adoptionsbewerber.
deine Ideen klingen wirklich gut und können in einigen Fällen sicher gut verlaufen. Aus meiner beruflichen Praxis kenne ich leider zu viele andere Beispiele (16-jährige, die sich einfach bei ihren leiblichen Müttern vor die Tür setzen, die aber nichts von ihnen wissen wollen, sie anschreien, ihnen Prügel androhen und sie wie einen Hund wegschicken; andere 16-jährige, die zu einer Mutter wollen, die sie schlägt und misshandelt, Herkunftsmütter, die alle paar Wochen einen neuen Freund haben und dann jedes Mal heile Familie mit ihren Söhnen spielen wollen, um ihren Männern zu zeigen, wie toll sie sich mit ihren Kindern umgehen, sobald die Beziehung kaputt ist, zeigen sie wieder ihr wahres Gesicht, Eltern, die 7 Kinder hintereinander direkt zur Adoption frei geben und damit angeben, dass sie bestimmt noch einige schaffen, .... ich könnte (leider) noch stundenlang weiterschreiben und das sind alles Fälle, die ich persönlich kenne. Daher meinte ich auch, dass diejenigen, die hier im Forum schreiben, ein Maß an Reflektionsfähigkeit besitzen, das vielen in der Welt da draußen leider nicht gegeben ist. Somit wären für diese Mütter die Vorschläge richtig, für sehr viele andere aber leider nicht. Es ist leider ein bisschen naiv zu glauben, dass es immer zwei Frauen (oder auch Männer) gibt, die nur auf Grund der Lebensumstände ihr Kind nciht behalten haben, die aber eigentlich tolle Mütter sind. Die gab es sicher in der Vergangenheit wesentlich häufiger als heute, aber dank der Verhütungsmethoden, der Pille danach etc. sind die krassen Fälle glaube ich mittlerweile prozentual in der Mehrheit und wir können ja für diejenigen, die hier im Forum sind, die erwachsenen Adoptierten oder die Herkuntsmütter, deren Kinder erwachsen sind, nichts mehr tun. Aber ich will euren Elan nicht dämpfen und will damit auch nicht sagen, dass ich die momentane Adoptionspraxis für perfekt halte. Das ist sie sicherlich nicht. Gruß englandfan
Mal unabhängig von der Diskussion über die Pflege / Adoption. Eine Kontakt-Pflicht Adoptierte zu Herunftseltern ist ja kaum umzusetzen. Um ein gesundes Verhältnis aufzubauen (so wie Pino es sich wünscht) muss man sich regelmäßig treffen und das möglichst von Beginn an. Ich glaube, dass es öfters an der Herkunftseite scheitern würde als von den Adoptiveltern. Alle Adoptivfamilien, die ich kenne, würden einen Kontakt begrüßen. Das ist von ihnen auch definitv ehrlich gemeint. Die Herkunftsseite fragt ganz selten an und die Treffen kommen auch oft nicht zustande. Ich denke, dass das generell kein Desinteresse ist, sondern viel mehr der eigene Wunsch etwas Abstand zu bekommen. Würden sie von vornherein regelmäßige Besuche wünschen, würde wohl fast immer eher eine Dauerpflege gemacht werden.
Nach ein paar Jahren kommt vielleicht doch der Wunsch auf sich zu treffen. Jetzt ist es aber viel schwerer eine Bindung aufzubauen weil das Kind den Kontakt zu seinen leiblichen Eltern nicht als selbstverständlich hinnimmt. Wenn sich das Kind total verweigert, würde man seine Wünsche akzeptieren (z.B. 10 jähriger). Ich finde es auch völlig ungerecht, wenn manche den Adoptivelten pauschal die Schuld geben, wenn das Kind keinen Kontakt will. Damit würde man dem Kind auch seinen eigenen Willen absprechen. Man kann als Eltern auf vielen Hinwirken, aber nichts erzwingen.
Bevor man ein Besuchsrecht festgeschreiben will, muss man erst einmal die heutigen Möglichkeiten ausschöpfen. Dann wären Vielen auch schon geholfen.
das ist ein punkt, den pino schon angesprochen hat. 'mittendrin' ist es wahrscheinlich schwieriger umzusetzen und wird nicht mehr so funktionieren wie es gedacht ist, weil da die beteiligten bereits von ganz anderen voraussetzungen ausgegangen sind. die möglichkeiten müßte gleich zu anfang vorgeschlagen und im einzelnen ausführlich durchgesprochen werden, damit sich alle einig sind, und natürlich auch um herauszufinden, ob die beteiligten damit klar kämen und sich das zutrauen. es geht letzlich darum, dem kind die ersten eltern, familie uws., diese seite seines lebens nicht unnötig zu entfremden, möglichst zu erhalten, natürlich da wo es machbar ist. ansonsten macht es dennoch sinn, weil es sich frei entscheiden kann, ob ihm seine ur-identität erhalten bleibt, und eben nicht zwangsweise ein falsche übergestülpt wird.
@Bianka von einer Kontaktpflicht hatte ich gesprochen und mich dabei auf die Bereitschaft der Adoptiveltern bezogen. Aber ihr habt Recht, dass es ein Recht auf Kontakt für das Kind ist.
@Flipper
ZitatBevor man ein Besuchsrecht festgeschreiben will, muss man erst einmal die heutigen Möglichkeiten ausschöpfen. Dann wären Vielen auch schon geholfen.
welches sind denn deiner Meinung nach die heutigen Möglichkeiten?
@englandfan ja, diese Fälle gibt es. Aber ich habe auch nicht davon gesprochen, dass Kontakt auf Biegen und Brechen stattfinden muss. Es geht wie schon beschrieben darum, diese Möglichkeit zu schaffen und von Fall zu Fall zu entscheiden. Dazu gehört an erster Stelle eine Aufklärung und Beratung der Herkunftsmütter. Darunter verstehe ich, dass ihnen vermittelt wird, was die Trennung für ihr Kind bedeutet. Und zwar nicht, um ihnen ein schlechtes Gefühl zu machen, sondern damit sie sich sicher sind in ihrer Entscheidung. Als nächstes müssten ihnen eben diese Möglichkeiten des Kontaktes vorgeschlagen werden. Das werden vielleicht nicht alle Herkunftsmütter wollen. Und wenn sie es wollen, muss eben geprüft werden, in welchem Maß das ablaufen kann. Eine ähnliche Beratung sollte es für Adoptionsbewerber geben. Und wenn ein Ehepaar für ein bestimmtes Kind gefunden ist, dann gehören Adoptionsbewerber und Herkunftsmutter an einen Tisch (begleitet natürlich vom JA oder einer ähnlichen Stelle) Sollten Adoptionsbewerber nicht erfahren, wessen Kind sie annehmen werden? Sollten Herkunftsmütter nicht wissen, wem sie ihr Kind geben?
Es wird sicher auch immer Mütter geben, die es vorziehen, keinerlei persönlichen Kontakt zu haben. In solchen Fällen wäre zu klären, ob sie nicht trotzdem regelmäßig eine Information oder Fotos haben wollen. Bei einer Adoption geht es um das Leben eines Menschen, eines Kindes, dass aus irgendeinem Grund nicht bei der Herkunftsfamilie bleiben kann. Sollten sich da nicht alle beteiligten Erwachsenen viel mehr Zeit miteinander nehmen als das bisher der Fall ist, um diesen Übergang von einer Mutter zur anderen, so gut wie möglich im Sinne des Kindes zu vollziehen und zu begleiten? Stattdessen findet so eine Art versteckter anonymer Wechsel statt, fast wie eine Heimlichkeit. So als wärs irgendwie peinlich, ein Kind zu bekommen. Durch eine Änderung und Öffnung von Adoption, durch Ent-Tabuisierung des ganzen, gibt es irgendwann vielleicht immer mehr "reflektierte" Herkunftsmütter. Es ist nicht peinlich, wenn man ein Kind abgibt, weil man es alleine nicht schafft. Es ist auch nicht peinlich, wenn man ein Kind annimmt, weil man keins bekommen kann. Peinlich ist nur das Tabu.
ZitatZum 4. und 5. Punkt von Matina: Ich kenne wiederum andere Fälle, wo die Kinder adoptiert werden könnten, man aber aus dem finanziellen Aspekt darauf verzichtet.
Die kenne ich auch! Diese Pflegeeltern versuchen sogar, gerichtlich den Pflegestatus bis zur Volljährigkeit durchzusetzen, weil sie auf das Geld nicht verzichten und - bei Herausnahme des Kindes - sich nicht schon wieder an ein anderes gewöhnen wollen.
ZitatWas ich auch überhaupt nicht verstehe ist, dass Pflegekinder dann mit 18 vor die Tür gesetzt werden. Spätestens dann kann man doch eine Erwachsenenadoption machen!
Mit 18 Jahren (Volljährigkeit) fällt das Pflegegeld weg, das Jugendamt ist dann nicht mehr zuständig und vermutlich wird der Pflegling auf Hatz 4-Bezug umgestellt und das Loch in der Pflegefamilienkasse ist dann doch schmerzlich spürbar. Würden diese Pflege"Kinder" zu diesem Zeitpunkt adoptiert, hätten sie vermutlich gar nicht mal Anspruch auf Sozialhilfe, sondern die Ado-Eltern wären für den Unterhalt zuständig. Da kann bei Erwachsenen in Schul- oder Berufsausbildung schon eine ganz beachtliche Summe monatlich zusammenkommen, die die Pflegeeltern nicht tragen können oder wollen. Hier scheiden sich die Geister der Pflegeeltern in solche, die mit Fug und Recht so genannt werden können und die anderen, die sich spätestens hier outen. Als Pflegeeltern würde ich zu diesem Zeitpunkt keinen Pflegling vor die Tür setzen, sondern den Auftrag, den ich einmal übernommen habe, auch bis zum Ende ausführen, selbst wenn ich nicht unerhebliche Summen zuschießen müsste.
ZitatAls Pflegeeltern würde ich zu diesem Zeitpunkt keinen Pflegling vor die Tür setzen, sondern den Auftrag, den ich einmal übernommen habe, auch bis zum Ende ausführen, selbst wenn ich nicht unerhebliche Summen zuschießen müsste.
@Martina mich erschreckt diese Praxis, ein Kind aufzunehmen aus finanziellen Gründen auch sehr. Ich kenne Fälle, wo Pädagogen das als Jobersatz machen.
an einem tisch sitzen, sich kennen lernen, miteinander reden, genau das fände ich für beide eltern sehr wichtig! tabuisierung abbauen, die mehr kaputt macht wie sie hilft.
warum sollte es nicht möglich sein, z.b. lockere WE-treffen, wie sie a-eltern mit a-kinder zum kennenlernen und austausch angeboten werden, in abständen auch für a-pf-eltern und h-eltern zu organisieren? damit käme man sich bestimmt etwas näher.
durch regelmäßige Adoptionstreffen in unserer Stadt kenne ich viele Ado-Eltern, die in den letzten 10 Jahren adoptiert haben. In der Mehrzahl der Fälle wären die Ado-Eltern zu offener Adoption bereit, zu halboffener oder was auch immer die Herkunftseltern wollen. Sie würden sie sehr, sehr gerne kennen lernen, um ihren Kindern möglichst viel erzählen zu können und auch spätere Spurensuche der Kinder zu erleichtern. Aber die Herkunfts- meist - mütter wollen das nicht. Bis auf wenige Ausnahmen, wo das gut klappt. Mein Eindruck ist, dass die Aufklärung auf der Seite der Ado-Eltern schon recht weit ist, weil auch in allen Vorbereitungsseminaren und in den Gesprächen beim Jugendamt sehr anschaulich vermittelt wird, wie viel das für die Kinder bedeutet. Meistens wollen das aber die Herkunftsmütter nicht, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt, kurz nachdem sie ihr Kind weggeben haben. Diese Vorschläge scheinen mir daher nicht realistisch und könnten dazu führen, dass noch mehr Mütter den Weg in die Anonymität gehen, weil sie nicht ständig dazu gedrängt werden möchten, sich mit ihrer "Freigabe" auseinanderzusetzen zu müssen. Diese Frauen wollen nicht mit den A-Eltern an einem Tisch sitzen. Wenn die Bereitschaft da ist und die H-Mütter den Kontakt wollen, dann funktioniert das in den Fällen, die ich kenne, auch sehr gut. Die Jugendämter, die ich kenne, unterstützen das auch so gut sie können.
Das, was Englandfan berichtet, deckt sich mit meinem eigenen Empfinden.
Was die Kontaktfähigkeitbder herkunftsseite, und hier besonders die Mütter, die die Geburt durchlebt haben, angeht, kann das nur funktionieren, wenn sie ihre Kinder ganz bewusst und woh überlegt weggegeben haben. Tun sie es aber mehr oder weniger unfreiwillig, dann ist für viele der persönliche Kontakt unerträglich. Ich jedenfalls hätte das niemals ertragen.
Mir hätte es aber sehr geholfen, hätte es einen Austausch von Informationen gegeben - von mir aus über das Jugendamt. Wieviele ungewisse Jahre voller Zweifel und Schuldgefühle hätte so ein bisschen Menschlichkeit lindern können!
@Sherry: Leider schaffe ich es gar nicht so streng zu sein wie ich mir das immer vornehme.
Und nun mein Beitrag zur geführten Diskussion: Nach dem Grundsatz der Volladoption soll das Annahmeverhältnis dem von leiblichen Kindern völlig gleichgestellt sein. Eine „Kündigungsoption“ der (adoptierten) Kinder gegenüber ihren Adoptiv-Eltern könnte generell alle Eltern-Kind-Verhältnisse in Frage stellen. Soll diese Option auch für leibliche Kindern gelten? Noch weiter gedacht, kann ein Eltern-Kind-Verhältnis auch von den (Adoptiv- oder gar leiblichen) Eltern aufgekündet werden? Hier käme ein Stein ins Rollen der das letzte Fundament an Sicherheit für die Kinder bröckeln lässt, nämlich die stabile und auf Dauer angelegte Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern. Kinder haben schon genug zu leiden wenn die Beziehung zwischen Vater und Mutter zerbricht.
Es mag sein dass diese Aufkündigung des Adoptivverhältnisses für manch gestrandeten Adoptierten ein Segen wäre, eben wenn die Adoptiveltern keine echten Eltern sein wollten oder konnten. Das sind traurige Einzelschicksale und sie machen mir ehrlich Kummer. Aber sollten wir deshalb die bestehenden und bewährten Strukturen verlassen?
Darüber hinaus werden liebende Adoptiveltern das gleiche tun wie liebende Herkunftseltern, nämlich den Willen des erwachsenen Adoptierten akzeptieren, die Gestaltung irgendwelcher Kontakte allein dem Adoptierten überlassen und dem Adoptierten offen und ehrlich ohne Ansprüche begegnen.
Das war mein Wort zum Sonntag und ich wünsche euch einen ebenso erholsamen.
Zitat@Martina, ja sie können mit 18 leben wo sie wollen, nachdem die meisten von ihnen keinen Kontakt zu den Wurzeln hatten. Aber wo auch immer sie wohnen wollen. Es ist irgendwann über ihren Kopf hinweg für sie entschieden worden, ihnen die Wurzeln zu nehmen durch Adoption. Das ist nicht so, wie über gesunde Ernährung oder Zubettgehen zu entscheiden. es ist elementar. Diese Ungerechtigkeit würde ich aufheben wollen.
Mit 18 Jahren ist es doch noch nicht zu spät, zu den Wurzeln zurückzukehren (Dein Konstrukt sieht ja eine endgültige Entscheidung zur Adoption mit 16 oder 18 Jahren vor, wo ist da der Unterschied? Die Zeit bis dahin sollen die Kinder ja Deinen Vorstellungen entsprechend bei den Ado-Bewerber-Eltern leben).
Was ist aber, wenn sich die sozialen Verhältnisse bei den H-Eltern bereits einige Jahre nach der Abgabe des Kindes so gravierend gebessert haben, dass sie das Kind auch bei sich aufwachsen lassen können? Mit Sicherheit würden dann die Gerichte mit vielen Klagen auf Herausgabe des Kindes überschwemmt, weil die Herkunftseltern die größeren Rechte auf ihr Kind für sich reklamieren - Vertrag hin oder her. Und wenn Kinder, die dann evtl. gerichtlicherseits nach ihren Vorstellungen gefragt werden, Morgenluft schnuppern und hoffen oder zugesagt bekommen, bei den Herkunftseltern mehr Freiheiten eingeräumt zu bekommen und sich für diese entscheiden, sind die Ado-Bewerber-Eltern die Verlierer. Kinder dieses Alters überblicken ja noch nicht die ganze Tragweite einer verantwortungsvollen Erziehung und sind meist auf ihre vermeintlichen Vorteile fixiert. Eine Rückkehr zu den bisherigen Pflegeeltern wird dann in den meisten Fällen wohl auch nicht im Bereich des Machbaren liegen, wenn die Kinder festgestellt haben, dort doch besser aufgehoben zu sein. Wo liegen in diesen - dann sicherlich auftretenden - Fällen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit?