Ich finde solche Hinweise sehr wichtig, denn auch hierzulande läuft da einiges schief.
Zitat1. Which one is your real child?
Dazu passt, dass Adoptierte häufig betonen, dass ihre Adoptiveltern ihre "richtigen" Eltern seien. Auch hier ist offenbar die abstruse Unterscheidung richtig/falsch gebräuchlich.
Zitat2. He’s so lucky to have been adopted by you.
Solange es tatsächlich vernachlässigte Kinder gibt, die aus Familien genommen werden, wird sich dieser Grundgedanke in der Bevölkerung nicht ändern. Wenn dann noch das Thema Auslandsadoption dazu kommt, wo in fast allen Fällen geradezu argumentiert wird, dass nur die Adoption ins Ausland dem Kind das Überleben sichert, wie sollte man da einen "Rettungs"-Gedanken verhindern?
Zitat3. How much did it cost to adopt?
Die Frage nach Preisen/Kosten kann ich nicht verwerflich finden und finde sie durchaus berechtigt. Einerseits wird sie von Interessierten selbst gestellt, wenn sie an Adoption denken, andererseits ist das für Adoptiveltern sehr wohl auch ein Thema. Wie sonst kann man sich die Klagen darüber erklären, dass die Adoptionskosten nicht steuerlich absetzbar sind?
Zitat4. You’ll probably get pregnant now that you’ve adopted.
Die Frage ist für mich hauptsächlich deswegen unpassend, als dieses Thema niemand anderes etwas angeht, als nur das Paar selbst.
Zitat5. Why was she given up?
Auch das ist eine unglaubliche Indiskretion. Hier würde es nicht schaden klar anzugeben, dass das niemanden, außer der Familie selbst, etwas angeht.
Zitat6. Are your children siblings?
Das kann nur problematisch rüber kommen, wenn es adoptierte und leibliche Geschwister gibt. Wenn nicht, wo ist bei der Frage das Problem?
Zitat7. What if she searches for her real parents?
Ganz davon abgesehen, dass auch das niemanden etwas angeht, würde ich als Adoptiveltern hier extra offensiv vorgehen. Nur so wird erreicht, dass sich das Bild von Adoption in den Köpfen derer wandelt, die den Wandel bis heute nicht mitbekommen haben.
Zitat8. Why did you choose international adoption when there are so many kids who need homes here?
Die gegebene Erklärung zur Unangebrachtheit dieser Frage kann ich nicht nachvollziehen, denn ich finde die Frage berechtigt. Hierzulande gibt es jedenfalls Gründe, weshalb nicht jeder Adoptionswunsch mit Kindern aus dem Inland erfüllt werden kann. Schon alleine die Tatsache, dass nur wenige der in Heimen lebenden Kindern zur Adoption freigegeben sind, wäre ein Grund auf das Ausland auszuweichen. Ich vermute einmal, dass das in den USA auch nicht anders ist.
Cornelia, als A-Eltern (und wir decken ein Klischee ab mit A-Kind und danach L-Kind) kann man "froh" sein, wenn diese Inhalte als Fragen gestellt werden. Meist weiß es die unbeteiligte Gesellschaft besser
Ich kenne eigentlich Sprüche, die entstehen, weil Dinge einfach kommentiert werden müssen von den Mitmenschen.
Prinzipiell rede ich über das Thema nur, wenn ich es möchte und sich der Gegenüber wirklich dafür interessiert. Das merkt man recht schnell an der Fragestellung und meist erübrigen sich Fragen, wenn man uns als Familie kennenlernt und beobachtet.
Zitat von mausi51Sehe ich ja auch so! Auf die meisten der Fragen würde ich auch bestimmt aber höflich sagen, dass die Frager das nichts angeht
Cornelia
Genau!
Widerum denke ich manchmal, daß man die Gesellschaft etwas offener und toleranter "erziehen" sollte durch seine Geschichte. Das geht Euch H-Müttern sicher ähnlich.
Aber dazu ist mir mein A-Kind zu schade, es soll später selber entscheiden, ob und wie intensiv die Adoption ihren Alltag und ihre sozialen Kontakte bestimmt.
Das Problem ist, dass die nicht von Adoption Betroffenen in der Regel null Ahnung von den Problemen und Nöten der jeweiligen Gruppen haben. Das kann man nur durch Aufklärung und kritischen Hinterfragen bessern.
Unter anderem durch die kontinuierlich steigende Zahl an deutlich sichtbar "ausländisch aussehenden" Kindern ist das Thema Adoption definitiv mehr ins Bewusstsein der Allgemeinheit gerückt, aber das Verständnis füreinander hat sich dadurch nicht im gleichen Maß erhöht.
ich merke, dass Außenstehende Adoptivkinder wie leibliche sehen. Tatsächlich ist aber einiges einfach anders. Das Unbeteiligten klarzumachen ist Schwerstarbeit, wie z.B. dass wir unsere Tochter nicht auf Tour zum Babysitten jedem mitgeben, der sie mal haben will, sondern dass wir erst einmal eine stabile Bindung zwischen Kind und Eltern herstellen wollen. Das widerspricht sich mit: heute bei Oma, morgen bei Tante Uschi, übermorgen bei Onkel Fritz. Ebenso verstehen viele nicht, dass wir eine bestimmte körperliche Nähe erst einmal nur bei Eltern und Kind wünschen und wenn unsere Tochter zwischen den Personen trennen kann, auch bei anderen.
Ich staune, wie sich einige auf das Kind förmlich stürzen als sei es ein Spielzeug und weiß dann wieder, warum ich mit Kontakten mit anderen im Moment sehr zurückhaltend bin.
Zitatgolfi schrieb: ...., wie z.B. dass wir unsere Tochter nicht auf Tour zum Babysitten jedem mitgeben, der sie mal haben will, sondern dass wir erst einmal eine stabile Bindung zwischen Kind und Eltern herstellen wollen. Das widerspricht sich mit: heute bei Oma, morgen bei Tante Uschi, übermorgen bei Onkel Fritz. Ebenso verstehen viele nicht, dass wir eine bestimmte körperliche Nähe erst einmal nur bei Eltern und Kind wünschen und wenn unsere Tochter zwischen den Personen trennen kann, auch bei anderen.
Ich staune, wie sich einige auf das Kind förmlich stürzen als sei es ein Spielzeug und weiß dann wieder, warum ich mit Kontakten mit anderen im Moment sehr zurückhaltend bin. Golfi
Das unterschreibe ich blind. Das sollte nicht nur bei Auslandsadoptionen gelten, sondern auch bei Inlandsannahmen - hier allerdings besonders - sowie meiner Meinung nach auch bei leiblichen Kindern. Das Urvertrauen zu den Eltern (ein wichtiges und äußerst filigranes Instrument für eine gefestigte Bindung) muss sich erst einmal entwickeln, ansonsten sind Persönlichkeitsstörungen vorprogrammiert.
Aber der Trend zeigt, daß Eltern heute groß im Kinder-Wegorganisieren sind als im Kümmern und Erziehen.
2 Adoptivkindern, die ich kenne, hat es leider den Boden weggerissen. Sie haben die Stabilität, die sie vermutlich nie hatten, verloren, während die Eltern dabei waren, sie von a nach b zu organisieren, und wenn b krank, dann zu c.
etc.
Das lautet dann die Überschrift: Kinder haben, weil es dazugehört.
Einen krassen Fall erlebte ich auch: Bekannte, bis dahin ohne Kinder, nahmen ein ca. 6-jähriges Mädchen auf, das bei seinem Vater in Süddeutschland lebte, weil die Mutter es nicht wollte. (Ob die Eltern verheiratet waren, weiß ich jetzt gar nicht mehr). Als der Vater starb, kam es zunächst nach hier zu seiner Mutter, die aber das Jugendamt über ihre Ablehnung informierte und die Kleine zur Adoption freigab. Wie gesagt, nahmen unsere Bekannten, die zusammen einen Handel im eigenen Hause betrieben, das Kind in Adoptionspflege. Als sie 14 Tage später verabredungsgemäß bei uns waren, erzählte die Frau mit strahlendem Gesicht, das Kind sei jetzt bereits 2 Wochen bei ihnen, sie wären aber noch nicht einen Abend zu Hause gewesen. Auf meine Frage, ob das Mädchen denn nicht, zumindest in den ersten Wochen mehr Zuwendung und Gespräche benötigte (die tagsüber auch nicht störungsfrei möglich waren) sagte sie 'nein, sie sei ja schon größer'. Von Bekannten hörte ich dann von ihrem Ärger über meine Frage mit dem Hinweis, ich sei ja nur neidisch, weil mein Sohn noch jünger sei und wir damit nicht so flexibel wären. Das Mädchen kam nach der Schule des öfteren unabgesprochen zu uns, weil sie zu Hause nur allein in einem Zimmer sitzen musste und nie raus durfte. Weil ich nichts dagegen hatte, lud ich sie immer ein, den Nachmittag zu bleiben, wenn sie ihrer Pflegemutter Bescheid sagte, wo sie sich aufhielt. Trotz meiner Intervention wurde sie jedesmal sofort nach Hause beordert, was mir noch heute leid tut, weil auch ihr Vertrauen in mich dadurch zerstört wurde. Nach einem Jahr hielt sie es nicht mehr aus und wollte zurück ins Heim. Obwohl die P-Eltern nun Himmel und Hölle in Bewegung setzten, konnte keiner sie zum Bleiben überreden. Die Heimbetreuer stellten bei ihr so schwere psychische Störungen fest, so dass ein Psychiatrie-Aufenthalt nötig war. Dort durfte sie auch keiner besuchen, so dass mein Kontakt zu ihr verloren ging. Diese Geschichte mach mich heute noch traurig.
Noch heute lagen der Meinung der Eltern nach die Gründe für das Scheitern der Beziehung einzig und allein bei dem Mädchen, weil sie es nur gut meinten und das nicht honoriert wurde.
Zitat von LattitiaAber der Trend zeigt, daß Eltern heute groß im Kinder-Wegorganisieren sind als im Kümmern und Erziehen. 2 Adoptivkindern, die ich kenne, hat es leider den Boden weggerissen. Sie haben die Stabilität, die sie vermutlich nie hatten, verloren, während die Eltern dabei waren, sie von a nach b zu organisieren, und wenn b krank, dann zu c.
Fehlt dann nur noch, dass so aufgekommene Probleme auf das Kind oder gar dessen "schwierige" Herkunft geschoben werden
Zitat von LattitiaAber der Trend zeigt, daß Eltern heute groß im Kinder-Wegorganisieren sind als im Kümmern und Erziehen. 2 Adoptivkindern, die ich kenne, hat es leider den Boden weggerissen. Sie haben die Stabilität, die sie vermutlich nie hatten, verloren, während die Eltern dabei waren, sie von a nach b zu organisieren, und wenn b krank, dann zu c.
Fehlt dann nur noch, dass so aufgekommene Probleme auf das Kind oder gar dessen "schwierige" Herkunft geschoben werden
Cornelia
Das oder die unfähigen Erzieher im KiGa oder die inkompetenten Lehrer etc..
Auf welche Reaktionen seid Ihr gestoßen, als Ihre Euer A-Pläne bekannt gabt und Euch somit unfruchtbar outete???
In einem anderen Thread wurde der gesellschafliche Status von H-Müttern angesprochen. Ich habe darüber nachgedacht und denke, daß auch Ungewollt-Kinderlose einer Randgruppe in der Gesellschaft angehören und nicht nur Verständnis für ihre Situation bekommen (wie man primär annehmen könnte), sondern auch jede Menge Demütigung und Beleidigungen.
"Fahrt mal in den Urlaub, dann klappts schon...."
" Du musst mal Deine Frau richtig rannehmen......."
" zieh Dir doch mal nette Dessous an, dann hat Dein Mann auch Lust auf Dich....."
Ich persönlich habe nur das Erste gehört, weiß aber von anderen, die diese Sprüche sich anhören mußten.
Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, daß nicht jedem Menschen an der Nasenspitze abzulesen ist, was er denken könnte. Gut so.