Hallo Cornelia, ich hab mich vielleicht kompliziert ausgedrückt: wir haben noch kein Kind, warten seit vier Jahren, das haben wir aber vorher schon gewußt. Seither haben wir uns auch mit der Frage beschäftigt, ob Inkognito ja oder nein. Da wir in einem sehr kleinen Landkreis leben, kommt das offene für uns nicht in Frage. Das Jugendamt hat uns auch sehr gut beraten, daher weiß ich, dass es eigentlich auch "halboffen" ist. Also ich könnte meinem Kind jederzeit sagen, woher es stammt und warum es zur Adoption freigegeben wurde. Ich bin mir auch sicher, dass da nichts gefiltert wird, da vertraue ich dem zuständigen Sachbearbeiter wirklich. Ein Seminar haben wir nie angeboten bekommen. Wundere mich, was das ist. Was wird dort gemacht? (bin aber auch in einem pädagogischen Beruf, vielleicht deshalb?)
@Primabella: genau die gleichen Gedanken haben wir uns gemacht, Du sprichst mir aus der Seele! Wir setzen uns ja auch schon lange mit dem Thema auseinander und wie ich den Mitarbeiter verstanden habe, geht es für uns ab jetzt in die letzte Phase...*freu*
das mit dem kleinen Landkreis und dem Inkognito verstehe ich immer noch nicht. Wo liegt denn da für dich das Problem? Glaubst Du die Herkunftseltern lassen euch nicht in Ruhe? Inkognito ist niemals "halboffen". Inkognito heißt auch nicht, dass die Ado-Eltern nichts über die Herkunft ihres neuen Kindes wissen, sondern nur, dass die Herkunftsseite so gut wie nichts über den Verbleib bzw. über die neuen Eltern ihrer KInder erfährt und auch im Laufe der Jahre nichts erfährt. Das Inkognito schützt die Ado-Familie, nicht die Herkunftsfamilie.
Soweit mir inzwischen bekannt ist, macht inkognito im Zeitalter des Internets keinen Sinn mehr, es sei denn, es handelt sich um Kriminalität. Die Jugendlichen lassen sich heute nicht mehr veralbern und wenn sie von ihrer Ado wissen, dann scheren sie sich nicht um das Jugendamt, sondern gehen in Facebook selbst auf die Suche, sofern sie das überhaupt wollen. Manche fangen erst mit 50 an sich führe Herkunft zu interessieren. Tatsache ist jedenfalls, dass Inkognito einer späteren Kontaktaufnahme immer im Wege steht, denn es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Wenn die Herkunftsseite außen vor bleibt, wird sie sich später dem Suchenden gegenüber nicht unbefangen verhalten können. Es sind für sie inzwischen total fremde Menschen, mit denen sie nicht mehr verwandt sind. Alles Emotionale wird durch Inkognito mit Gewalt verdrängt. Ich glaube, das ist nicht im Sinne der Adoptierten.
Über Adobewerber-Seminare kann ich Dir natürlich nichts sagen, denn ich gehöre zu den Lieferanten und für die gibt es meines Wissens bis heute keine Seminare. Solche Veranstaltungen wären auch nicht im Sinne von Adoption, denn jede Verzögerung ist ja schädlich für das Kind. Bei der Adoption kommt es darauf an, dass das "nicht gewollte" Kind so schnell wie möglich in die neue Familie kommt. (Ironieknopf wieder aus). Mir ist es völlig schleierhaft wie man schon vor der Geburt sein Kind aufgeben kann - ohne, dass man es zu Gesicht bekommen hat.
Also das mit der Inkognito würde ich mir noch einmal sehr genau überlegen.
Freunde von uns haben Ingoknito-Verfahren gemacht. Aus Gründen die ich nicht verstehen kann. Sie haben Angst vor Verfolgungswahn der H-Eltern. H-Eltern verfolgen (Stalken) ihre abgegebenen Kinder nicht. Das ist sehr sehr selten.
Wenn es an die Aufklärung geht, werden sie ihrem Kind "nur" die Akte vorlegen können, wo die Hauptdaten der H-Familie vermerkt sind und der Abgabegrund. Mehr aber auch nicht. Da wird es sehr schwierig werden, wenn das Kind den Kontakt suchen möchte, einen herzustellen. Finde ich dem Kind und der H-Familie gegebüber verantwortungslos.
Man braucht bei "halboffen" wirklich keine Angst zu haben. Informationstausch findet ausschliesslich über das JA statt. Man lernt sich vor der annahme des Kindes im Beisein des SB kurz kennen. Ohne Datenaustausch.
Wenn wir dann das Baby annehmen dürfen, entscheiden wir welche Informationen wir dem JA geben, die sie dann der H-Familie weiterleiten darf. Andersherum genauso. Wir sind diejenigen die entscheiden, wann und ob wir telefonischen oder persönlichen Kontakt herstellen möchten. Cornelia, korrigiere mich bitte, wenn ich hier etwas nicht richtig dargestellt habe. Danke :-)
@ Tanja ich drück euch die Daumen, dass ihr nicht mehr zu lang warten müsst.
Jetzt habe ich etwas zu schnell den "Abschicken"-Knopf gedrückt, deswegen nun die Fortsetzung ...
Zitat von primabella3Freunde von uns haben Ingoknito-Verfahren gemacht. Aus Gründen die ich nicht verstehen kann. Sie haben Angst vor Verfolgungswahn der H-Eltern. H-Eltern verfolgen (Stalken) ihre abgegebenen Kinder nicht. Das ist sehr sehr selten.
Erstens glaube ich das auch und zweitens kommt mir dabei noch etwas anderes in den Sinn: Wenn so etwas passiert, wäre es für mich nicht gerade ein Zeichen dafür, dass die Adoption freiwillig erfolgt ist. Da so etwas in unserem Lande ja nicht vorkommt, muss man sich wegen eines möglichen Stalkings ja wohl keine Gedanken machen. Deswegen finde ich es sehr eigenartig, wenn jemand diese Möglichkeit überhaupt ins Kalkül zieht, bzw. davor sogar noch Angst hat. Für mich widerspräche das allem, was ich bisher über die moderne, aufgeklärte Adoptionswelt gelernt habe.
Zitat von mausi51Jetzt habe ich etwas zu schnell den "Abschicken"-Knopf gedrückt, deswegen nun die Fortsetzung ...
Zitat von primabella3Freunde von uns haben Ingoknito-Verfahren gemacht. Aus Gründen die ich nicht verstehen kann. Sie haben Angst vor Verfolgungswahn der H-Eltern. H-Eltern verfolgen (Stalken) ihre abgegebenen Kinder nicht. Das ist sehr sehr selten.
Erstens glaube ich das auch und zweitens kommt mir dabei noch etwas anderes in den Sinn: Wenn so etwas passiert, wäre es für mich nicht gerade ein Zeichen dafür, dass die Adoption freiwillig erfolgt ist. Da so etwas in unserem Lande ja nicht vorkommt, muss man sich wegen eines möglichen Stalkings ja wohl keine Gedanken machen. Deswegen finde ich es sehr eigenartig, wenn jemand diese Möglichkeit überhaupt ins Kalkül zieht, bzw. davor sogar noch Angst hat. Für mich widerspräche das allem, was ich bisher über die moderne, aufgeklärte Adoptionswelt gelernt habe.
Cornelia
Sehe ich genauso. Ich glaube eher, dass das was mit Besitzdenken zu tun hat. Nach dem Motto: Kind adoptiert, jetzt isses meines und soll mit der Herkunft nichts mehr zu tun haben.
In unserem Vorbereitungsseminar hatten auch manche solche Ängste und ich konnte das damals schon nicht nachvollziehen. Manche haben in der Tat solche Gedanken äußert, wie Marleen es beschreibt, wobei ich glaube, dass diese Leute noch nicht an dem Punkt angekommen sind, wo man in der Lage ist, ein Kind zu adoptieren. Umso schlimmer, wenn man dann schon ein Kind zugesprochen bekommt. Ansonsten halte ich die Ängste auch für unbegründet. Wie ich schon mehrfach erwähnt habe, ist es meistens die Herkunftsseite, die einen offenen Umgang ablehnt (für mich auch emotional nachvollziehbar). Stalkende Eltern sind eher im Pflegebereich zu finden, wo Eltern sich nicht damit abfinden können, dass ihre Kinder gerade nicht bei ihnen leben können. Da habe ich leider im Bekanntenkreis zwei Fälle erlebt, wo das sehr schlimm war.
Zitat von englandfan Manche haben in der Tat solche Gedanken äußert, wie Marleen es beschreibt, wobei ich glaube, dass diese Leute noch nicht an dem Punkt angekommen sind, wo man in der Lage ist, ein Kind zu adoptieren. Umso schlimmer, wenn man dann schon ein Kind zugesprochen bekommt.
Das glaube ich auch - ich verstehe auch nicht, dass man solchen Bewerbern ein Kind zuspricht Da ist doch schon von vornherein klar, dass das Kind entweder gar nichts von der Ado erfährt oder aber dass die Eltern später auf "Opfer" machen, wenn das Kind seine Herkunft finden möchte. Sowas finde ich ganz schlimm
Zitat von MarleenSehe ich genauso. Ich glaube eher, dass das was mit Besitzdenken zu tun hat. Nach dem Motto: Kind adoptiert, jetzt isses meines und soll mit der Herkunft nichts mehr zu tun haben.
Zitat von englandfanStalkende Eltern sind eher im Pflegebereich zu finden, wo Eltern sich nicht damit abfinden können, dass ihre Kinder gerade nicht bei ihnen leben können. Da habe ich leider im Bekanntenkreis zwei Fälle erlebt, wo das sehr schlimm war.
Und auch hier ist es wieder die Feigheit der Politik, den Pflegeeltern eine stärkere Position zu verschaffen. Solange man nachweislich ungeeigneten bio-Eltern mehr Befugnisse zubilligt als denen, die sich um die Kinder kümmern, braucht man sich darüber auch nicht zu wundern.
Fachleute fordern schon lange erweiterte Befugnisse, aber was ist bisher passiert?
Zitat von MarleenSehe ich genauso. Ich glaube eher, dass das was mit Besitzdenken zu tun hat. Nach dem Motto: Kind adoptiert, jetzt isses meines und soll mit der Herkunft nichts mehr zu tun haben.
Wie gut, dass Du sagst und nicht ich
Cornelia
Klar - es gibt solche Adoeltern - meine sind so! Meine Mutter hauptsächlich...für mich ist das eine Form von Verlustangst, die unheimlich anstrengend ist...Das ist völligst kontraproduktiv - aber sie will sich auch gar nicht mit der ganzen Thematik auseinandersetzen. Helfen kann ich ihr da allerdings auch nicht Aber unter Druck setzen lasse ich mich nicht mehr.
Ich finde es sehr, sehr schade, dass da offenbar noch die alten, eingübten Verhaltensmuster eine Rolle spielen. Wäre dem nicht so, würde es manche verheimlichte Suchaktion samt der dazugehörigen Spannungen gar nicht geben ...
ZitatKlar - es gibt solche Adoeltern - meine sind so! Meine Mutter hauptsächlich...für mich ist das eine Form von Verlustangst, die unheimlich anstrengend ist...Das ist völligst kontraproduktiv - aber sie will sich auch gar nicht mit der ganzen Thematik auseinandersetzen
.
Ehrlich gestanden, ständige Angst um das Verlustiggehen des Hauptaugenmerks, der Aufmerksamkeit oder Zuwendung wäre mir wirklich zu anstrengend; die Auseinandersetzung darüber mit meinem Sohn brächte mir auch einen erheblichen Verlust an Lebensqualität. Das wäre mir diese Art von Sorge absolut nicht wert. Warum sollte ich darum kämpfen, die alleinige Familienangehörige zu sein? Wenn mein Sohn Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie hat, geht mir doch überhaupt nichts ab. Sie gehört zu seinem Leben, ich habe ihre Existenz doch quasi mitadoptiert. Wenn ich ihn liebe, mache ich ihm das Leben doch nicht unnötig schwer, sondern freue mich mit ihm, wenn der Kontakt zur H-Familie herzlich ist (leider in unserem Fall nicht, so dass ich hier auch einiges abfangen muss). Aber ich würde niemals den Ratschlag geben, die Familie "in den Wind zu schießen", oder mich freuen, wenn er das täte.
Ich finde es sehr anmaßend, dass mir hier "Besitzdenken" angehängt wird. So ist das nämlich ganz und gar nicht gemeint. Ich hatte auch eher das Stalking gemeint. Da ich noch nie ein Kind zur Adoption freigegeben habe, weiß ich nicht, wie sich eine leibliche Mutter dann fühlt. Deshalb möchte ich ja auch wissen, welche Erfahrungen ihr gemacht habt. Um mich genau zu informieren, bin ich hier ins Forum gekommen, nicht um falsch verstanden zu werden und hier lesen zu müssen:
"Sehe ich genauso. Ich glaube eher, dass das was mit Besitzdenken zu tun hat. Nach dem Motto: Kind adoptiert, jetzt isses meines und soll mit der Herkunft nichts mehr zu tun haben"
Das hilft mir in diesem Fall leider nicht weiter. Es ist einfach nur gemein. Ich bin selbst in einem pädagogischen Bereich tätig und weiß, wie wichtig es für jeden ist, wenn er seine Wurzeln kennt. Das wünsche ich mir auch für das Kind. @Marleen: Sorry, aber nur weil Deine Mutter das so macht, heißt das nicht, dass es von jedem so gewollt wäre. Du kennst mich doch überhaupt nicht, also kannst Du dann nicht einfach so urteilen. @Primabella3: das klingt schon eher plausibel, danke für die Info. @englandfan: welche Seminare?
@martina: das finde ich schön so und ich würde es dem Kind auch ermöglichen. Hattest Du denn eine offene Adoption?