ob du in einem pädagogischen Beruf tätig bist, ändert nichts daran, dass ein Seminar sehr, sehr sinnvoll ist. (Ich bin auch in einem pädagogischen Beruf ;-)) Viele Jugendämter fordern, ein Vorbereitungsseminar zu besuchen, bevor sie überhaupt die Paare ins Verfahren lassen. Andere sagen, man solle im Laufe eines Seminars eins besuchen und wollen es am Ende haben, wieder andere empfehlen es nur und dann scheint es auch noch welche zu geben, die davon gar nichts sagen. Die Seminare werden von Familientherapeuten angeboten und richten sich an Adoptionsbewerber. Man bearbeitet gemeinsam mit anderen Paaren, die auch adoptieren wollen, verschiedene Themen. Dazu gehören rein informative Teile über das Verfahren, die Vorgehensweise, welche Entscheidungen man treffen muss (Krankheiten, Alter, etc.), aber auch sehr persönliche Themen wie die eigene Kinderlosigkeit, die Beziehung zum Partner, die eigenen Eltern und die Art der Erziehung (was möchte ich davon weitergeben, was eher nicht), die Herkunftsfamilie (in Rollenspielen wird die Abgabe des Kindes nachgespielt und man muss in verschiedene Rollen schlüpfen) etc. Das alles kann man sich nicht anlesen, meiner Meinung nach, da erst das Erleben und der Austausch mit anderen und das Gespräch mit dem Partner nach den Sitzungen zu dem gewünschten Effekt führt, dass man sich seiner Entscheidung als Paar sicher ist oder eben auch nicht. Ein Paar hat bei uns festgestellt, dass es nicht ihr Weg ist. Wären sie ohne Seminar in den Bewerbungsprozess gegangen, hätte das vielleicht kein gutes Ende für die Beziehung oder das potentielle A-Kind gehabt. Euer Jugenamt kann euch sicher Adressen nennen und es wundert mich sehr, dass sie das noch nicht getan haben. Für uns war es die perfekte Vorbereitung, weil alle Themen, die im Seminar besprochen wurden, auch später beim Jugendamt Thema waren und wir außerdem noch mit drei Paaren sehr engen Kontakt haben. Man hat nach dem Seminar das Gefühl, man kennt sich ewig, da man über so persönliche Dinge spricht. DAraus sind echte Freundschaften geworden und man kann sich gut austauschen.
Zitat@martina: das finde ich schön so und ich würde es dem Kind auch ermöglichen. Hattest Du denn eine offene Adoption?
Nein. Mein Sohn ist bereits erwachsen und damals gab es nur die Form der Inkognito-Adoption. Seine Schwester machte ihn kurz vor Weihnachten letzten Jahres ausfindig, seitdem hat er (haben wir) Kontakt zur Herkunftsfamilie, der sich allerdings nicht so unproblematisch und harmonisch gestaltet, wie man es sich wünscht. Leider posten hier Adoptierte, denen es auch ähnlich oder noch krasser ergeht, so dass mein Sohn auf diesem Sektor kein Exot ist.
wir haben kein Seminar angeboten bekommen, ich bin selbst in der Systemischen Beratung und Therapie in der Jugendhilfe tätig. Werde aber auf jedenfall nachfragen, das finde ich nämlich auch sehr wichtig. Ich stelle mir das nämlich so vor, dass man sich ja auch mental gut vorbereiten sollte, denn es kann ja jetzt auch unter Umständen schnell gehen und dann ist das Kind auf einmal da. Schwangere haben die ganze Schwangerschaft Zeit, jedoch immerhin 6 Wochen vor der Geburt. Allein die Vorstellung, die Vorfreude mit anderen Bewerbern zu teilen, finde ich sehr schön. Und auch interessant, was jeder einzelne zu berichten hat. Diese Termine mit dem Jugendamt hatten wir ja schon, übernächste Woche steht der Hausbesuch an. Ich kann mir vorstellen, dass diese Seminare schon zusammenschweißen... Und wie ist es nach der Adoption? Gibt es auch dann Gruppen, denen man sich als Adoptiveltern anschließen kann?
Gibt es denn in dieser Sache zur heutigen Zeit Änderungen, was diese Inkognito- Ado. angeht? Bzw. ist das, was ich meine, die "halboffene" Adoption?: JA hat die Unterlagen von der Herkunftsfamilie, Kind kann sich jederzeit die Info´s besorgen und Kontakt aufnehmen? Oder hab ich einen Denkfehler ? Oder sagen die das nur?
Hallo Tanja, genau so ist es, die mentale Vorbereitung ist das entscheidende. Die Woche nach den Seminaren (es waren mehrere Samstage) haben mein Mann und ich sehr intensive Gespräche geführt. Es gibt Adoptionsstammtische und jährliche Adoptions- und Pflegekindtreffen, hängt ein bisschen davon ab, wo man wohnt. Wir haben, wie gesagt, durch das Seminar Kontakt zu anderen A-Eltern. Wir wollen es aber auch nicht übertreiben, wir halten die meisten Kontakte ziemlich lose, eher um unserer Tochter später die Chance zu geben, auch andere Adoptierte zu treffen und sich mit ihnen austauschen zu können, wenn sie das will. Gruß englandfan
so weit ich weiß, kann die abgebende Mutter heutzutage zwischen Inkognito-, Halboffener oder Offener Adoption wählen, so dass das Jugendamt die Ado-Bewerber nach diesen Kriterien (auch noch anderen) aussucht. Wünscht eine H-Mutter eine offene Adoption, wird wahrscheinlich kein Bewerber, der nur auf eine Inkognito-Adoption fixiert ist, zum Zuge kommen. Aber diese 2 letztgenannten Adoptionsformen haben keine rechtliche Grundlage, so dass die Bio-Mutter später kein Recht auf Erfüllung dieser Vorgabe hat, sondern nur auf den guten Willen der Ado-Eltern angewiesen ist. Die Nichteinhaltung eines solchen lockeren Vertrages durch die annehmende Seite finde ich schäbig und schlägt sich mit Sicherheit in dem Moment nachteilig nieder, wenn die Ado-Kinder ihre Wurzeln kennenlernen. Dann ist das mühsam aufgebaute Vertrauen futsch.
@Martina: also gehe ich richtig in der Annahme, dass ich dem Kind bei der halboffenen Adoption alle nötigen Info´s liefern kann, die es benötigt, um seine Herkunft zu finden, ohne dass es Probleme mit dem Auffinden von Adressen, etc. gibt...?
Zitat von tanja tdbalso gehe ich richtig in der Annahme, dass ich dem Kind bei der halboffenen Adoption alle nötigen Info´s liefern kann, die es benötigt, um seine Herkunft zu finden, ohne dass es Probleme mit dem Auffinden von Adressen, etc. gibt...?
Die Möglichkeit Deinem Kind bestimmte Infos zu geben hast Du immer, denn im Gegensatz zu der Herkunftsseite haben die Ado-Eltern viel mehr Informationen - auch bei Inkognito! Nicht umsonst haben früher manche Ado-Eltern die Unterlagen streng unter Verschluß gehalten, damit ihre KInder sie nicht entdecken können. Hier hatten wir sogar einen Fall wo der Vater die Ado-Akten in der Bank im Safe liegen hatte. Die Adoeltern kennen immer mindestens die Daten von der Mutter, sofern es kein Findel- oder Klappenkind ist oder bei einer anonymen Geburt im Krankenhaus zurückgelassen wurde!
"Halboffen" heißt, dass die Herkunftsseite ab und zu anonym über das Jugendamt etwas über das Gedeihen ihres ehemaligen Kindes erfährt, was es bei inkognito nicht gibt. Auch die Adopotiveltern und das Kind können über diesen Weg Fotos, Briefe etc. von der Herkunftsfamilie bekommen. Für mich ist das die für alle Beteiligten fairste Variante.
Bei "offen" geht man noch einen Schritt weiter und die Paare können sich kennenlernen und natürich auch das Kind. Im TV kann man ab uns zu solche Schmusemärchen betrachten, aber mich hat bisher noch kein einziger dieser Berichte überzeugt. Ich halte von "offen" so gut wie gar nichts, denn das macht höchstens in speziellen Einzelfällen einen Sinn.
@Cornelia: danke, jetzt blicke ich durch, bzw. hab ich mir das so vorgestellt mit halboffen. Also berichtige ich mich hiermit und nenne das ganze Halboffen und nicht mehr Inkognito!
Zitat von MartinaHallo tanja, so weit ich weiß, kann die abgebende Mutter heutzutage zwischen Inkognito-, Halboffener oder Offener Adoption wählen, so dass das Jugendamt die Ado-Bewerber nach diesen Kriterien (auch noch anderen) aussucht. Wünscht eine H-Mutter eine offene Adoption, wird wahrscheinlich kein Bewerber, der nur auf eine Inkognito-Adoption fixiert ist, zum Zuge kommen.
Diese Vorgehensweise der Jugendämter wurde schon mehrfach berichtet und ich finde sie höchst zweifelhaft und ungerecht. Es wundert mich, dass da noch kein abgewieser Bewerber geklagt hat. Tatsache ist jedenfalls, dass die Absichtserklärung der Cleveren theoretisch bereits am Tag der gerichtlichen Adoptionsentscheidung kommentarlos widerufen werden kann. Wie blöd stehen dann all die Bewerber da, die wahrheitsgemäß gesagt haben, dass sie mit einer offenen Variante nicht so gut leben können? Die sind doch total betrogen worden! Diese Benachteiligung mancher Paare ist in meinen Augen eine Frechheit.
Zitat von tanja tdbwas ist eine Absichtserklärung genau?
Einfach nur eine Erklärung vor dem JA, dass man die Absicht hat, sich auf halboffen/offen einzulassen oder das sogar wünscht. Die Form dieser Erklärung ist offenbar nicht festgelegt, auf keinen Fall hat sie wohl einen "Vertragscharakter".
Zitat von mausi51 Die Adoeltern kennen immer mindestens die Daten von der Mutter, sofern es kein Findel- oder Klappenkind ist oder bei einer anonymen Geburt im Krankenhaus zurückgelassen wurde!
Also ich war weder ein Findel- noch ein Klappenkind und meine Adoeltern kennen die Daten meiner Herkunft auch nicht. Hier greift meines Wissens nach der Datenschutz auf beiden Seiten. Ich werde das aber morgen nochmal im BGB nachlesen (jetzt bin ich zu müde)