ich bin gerade etwas verwirrt, weil ich zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit die Aussage gehört habe, dass sich "nur ein Bruchteil aller Adoptierten für seine Herkunft interessiert". Stimmt das wirklich so? Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass die meisten Adoptivkinder auf Wurzelsuche gehen. Aber das ist nur ein Eindruck, stützt sich auf nichts außer einigen Erfahrungsberichten.
Ja, das ist offenbar so und ganz ehrlich, es wundert mich auch nicht. Wenn man den bisherigen Untersuchungen dazu Glauben schenkt, ist es z. B. so, dass zufriedene Adoptierte am wenigsten suchen gehen, was nachvollziehbar ist.
Leider basieren die meisten dieser Erkenntnisse aber auf Uraltdaten, weil es ausführliche neue Daten nur in begrenztem Maß gibt.
Wenn man nur die Meinungen aus unserem Forum (oder "dem anderen") nimmt, verzerrt sich das Bild sehr, denn hier schreiben sicher kein total desinteressierte oder uninformierte Betroffene.
Ich kann verstehen, dass zufriedene Adoptierte am wenigsten suchen gehen.
Aber ich kenne einige "zufriedene Adoptierte", die trotzdem suchen gegangen sind. Eigentlich wollten alle Adoptierten, die ich persönlich kenne, ihre Wurzeln suchen. Nur eine machte einen Rückzieher, als ihre adoptierte Schwester ihre Familie fand. Damals war ich noch ein Teenager und hatte selbst mit Adoption nichts zu tun. Dennoch ist mir das eben aufgefallen, dass alle auf Herkunftssuche gingen. Meine Eltern haben einige Adoptierte im Verwandten- und Freundeskreis.
Hallo naji, du beschreibst fast auf den Punkt, was ich auch als Gesetzesentwurf einbringen würde.
Da wir sowieso über Gesetzesänderungen sprechen, was spräche dagegen, dass eine solche Dauerpflege mit Übertragung aller Elternrechte finanztechnisch so gehandhabt würde wie eine Adoption? 1.Die Herkunfsteltern haben keinen Anspruch auf Unterhaltsleistungen der abgegebenen Kinder, wenn diese erwachsen sind. 2. Die annehmenden Eltern haben keinen Anspruch auf Pflegegeld für die Kinder.
Alles wäre wie bei einer Adoption, nur die leibliche Familie würde nicht mit Stumpf und Stiel amputiert.
hinter vielen Adoptionswünschen steckt auch ein Kinderwunsch. Wo soll die Motivation herkommen, wenn die Dauerpflegeeltern zwar kein Pflegegeld erhalten, das Kind aber ausschließlich mit der Herkunftsfamilie verwandt sein soll? Soll man es großziehen auf eigene Kosten, eigene Verantwortung, die ganzen Sorgen durchleben um es hinterher der Herkunftsfamilie zu übergeben gegen einen feuchten Händedruck?
Ich glaube darüber hinaus, dass Adoeltern eher bereit sind, die volle Verantwortung mit Haut und Haaren zu übernehmen als Dauerpflegeeltern, die ein "Rückgaberecht" haben.
ich würde die Situation anders einschätzen. Die Kinder können entscheiden, ob sie mit den Dauerpflegeeltern und / oder den leiblichen Eltern oder mit keinem von beiden Parteien Beziehungen aufrecht erhalten wollen. Meine Vermutung dabei ist, dass ich als Adoptivmutter die Kinder nicht verlieren würde, wenn vorher eine tragfähige Beziehung entstanden ist. Aber das Kind gewinnt die Herkunftsseite dazu. Und wenn keine gute Beziehung zu den Dauerpflegeeltern entstanden ist, bricht sie so oder so, auch bei einer Adoption. Einen Erwachsenen "übergibt" man nicht einfach so, der sollte schon in der Lage sein, mitzuentscheiden, mit wem er Kontakt haben will.
[quote=] Soll man es großziehen auf eigene Kosten, eigene Verantwortung, die ganzen Sorgen durchleben um es hinterher der Herkunftsfamilie zu übergeben gegen einen feuchten Händedruck? [/quote]
Da bekomm ich Plaque, entschuldige bitte geht es um die liebe zum Kind oder geht es um Besitz?? Wenn man sich gut und liebevoll um sein Kind kümmert, sieht das Kind die Adoptiveltern als "die Eltern" und die herkunftsfamilie spielt eine untergeordnete Rolle. Auch wenn man das Kind mit derzeitigen rechten adoptiert und etwas schiefgeht, (oder auch alles gut und normal verläuft) kann kein Mensch der Welt das Adoptivkind davon abhalten sich zu der herkunftsfamilie hingezogen zu fühlen. Oder sie sogar zu bevorzugen. Ein Kind ist kein Besitz, es geht nicht um finanziellen Aufwand den man betreibt, wer so denkt hat nichts verstanden!! Es geht um liebe! Bei sowas könnte ich wirklich ausflippen!!! Ich bin doch nicht mein lebenslang aus finanziellem Aufwand meinerseits zu 1000jähriger Loyalität verpflichtet.
Zu dem obigen Vorschlag denke ich jetzt schon einige Stunden über etwas nach: den Namen.
Ich bin auch dafür, dass man ihn lässt. Aber jetzt mal nicht aus Elternsicht gedacht, sondern aus Lehrersicht: geht es z.B. die Klassenkameraden oder Lehrer etwas an, dass XY ein Pflegekind ist? Ich hatte mehrere Pflegekinder als Lehrerin und wusste auch um ihren Status, aber nicht alle Mitschüler. Die Pflegeeltern hatten die Klassenlisten mit ihrem Namen bestückt. Und dem Teenie war das auch sehr recht. Und ich konnte sie verstehen, schätze aber, dass das auf keiner rechtlichen Grundlage beruhte.
Wäre da nicht eine flexiblere Möglichkeit anzudenken, bei Bedarf auch den Namen der Pflegefamilie zu verwenden? Also nicht den ersten Namen wegnehmen, aber gesetzlich zu erlauben, auch den anderen Namen anzugeben (im Pass den originalen Namen lassen).
hinter vielen Adoptionen steckt ein Kinderwunsch? Na das will ich doch wohl sehr hoffen, denn ohne diesen Wunsch sollte niemand ein Kind adoptieren dürfen.
Was den Rest deines postings angeht: Klar, ein Kind sollte doch unbedingt eine Kosten-Nutzen Rechnung sein. Und natürlich auf ewig dankbar und verpflichtet........???? Solche Aussagen, wie du sie triffst, sind es doch, die das negative Bild von Adoptivmüttern erzeugen. Danke für deine schonungslose Ehrlichkeit
@chakimaus, warum ist denn ein anderer Familienname zwingend mit einem Pflegekinderstatus verknüpft? Ich kenne Familien, da bekam das Kind den Namen des Vaters, und dann trennten sich die Eltern. Das Kind und die Mutter haben nun also verschiedene Namen, aber es wird nirgends als Pflegekind angesehen. LG pino
erst einmal wollte ich keine Plaque auf irgendwelchen Zähnen verursachen.
Ich habe weder etwas von Besitz noch von ewiger Dankbarkeit noch von Kosten- Nutzen- Rechnung geschrieben. Ebenso habe ich in meinem posting keinen Schwerpunkt auf den finanziellen Aspekt gelegt. Das sind allein Eure Interpretationen, die nichts mit meinem posting zu tun haben. Sie passen aber natürlich besser zum negativen Vorturteil über Adoptiveltern. Natürlich kann sich ein Kind mehr zur Herkunftsseite hingezogen fühlen. Das kann aber vorher keiner wissen.
Glaubt Ihr, dass all die Adoptiveltern, die hier nicht schreiben, nur aus humanitären oder religiösen Gründen ein Kind großziehen sollen und genauso den Weg der Dauerpflege gehen würden? Das weiß man erst, wenn man die Adoption abschafft. Ihr erwartet da ein bißchen viel Altruismus von den Adoeltern. Adoption ist eine Form der Familiengründung wie das Zeugen von leiblichen Kindern.
Auf der einen Seite soll ein Kinderwunsch bestehen, auf der anderen Seite soll nur vorübergehend eine Familienbildung stattfinden. Sicherheit, wo die Kinder hingehören, haben Kinder dadurch auch nicht.
Das ein Kind die Adoption in begründeten Fällen rückgängig machen können sollte, ist eine Überlegung, ebenso, dass ein Kind später ein Wahlrecht hinsichtlich des Namens hat.
also, ich finde, dass ganze Konzept "Adoption" ist erneuerungswürdig. Dazu gehört für mich, dass es Adoptionen gar nicht mehr geben dürfte.
ZitatWie schon von einigen hier erwähnt, bin ich für einen Dauerpflegefamilienzustand mit der Option den angeborenen Namen zu behalten, das Aufenthaltsbestimmungsrecht und Sorgerecht jedoch den annehmenden Eltern zu übertragen. Ich bin der Meinung, dass es kein Abspalten der gesamten Ursprungsfamilie geben darf, weder rechtlich noch sozial.
Aber sind die Kinder bei der von Dir propagierten Dauerpflege nicht auch von der H-Familie abgespalten? Außerdem gäbe es dann 2 Arten von Dauerpflege, die unbezahlte gleich den Grundsätzen einer Adoption und die bezahlte, für die neben dem Staat auch die Herkunftseltern gemäß ihren finanziellen Möglichkeiten mit herangezogen werden. Fühlten sich dann die unbezahlten Dauerpflegeeltern nicht im Nachteil? Welche Vorteile sprängen für sie gegenüber der bezahlten Dauerpflege heraus, bei der überwiegend auch das Sorgerecht und das Aufenthaltsbestimmungsrecht übertragen wird? Herkunftseltern können sich doch von vornherein für eine Dauerpflege entscheiden, nicht für eine Freigabe, dann wären die Betreuungs- und Zugehörigkeits-Grundlagen geklärt, das Kind behielte den gesetzlichen Bezug zur Herkunfts-Familie, den Namen. Die H-Familie hätte auch (bis auf Ausnahmefälle) ein Umgangsrecht und somit die Gelegenheit, die Entwicklung des Kindes in etwa zu begleiten. Das ist doch ein gesetzlich verankerter Status, der die H-Familie von nichts ausschließt.
ZitatDarüberhinaus ist im Vorfeld einer Kindesübertragung eine komplette Überarbeitung nötig. Dazu gehört eine umfassende Aufklärung der H. Mütter. Dies findet nicht ausreichend statt. Jede Frau, die ihr Kind abtreiben möchte ist gesetzlich verpflichtet, sich einer Beratung zu unterziehen. Und so sollte es auch in dem Fall sein, wenn eine Mutter ihr Kind auf die Welt bringt, aber nicht behalten möchte. Ich stelle mir eine unabhängige Beratungsstelle vor, in der es eine rechtliche Beratung durch Anwälte gibt, eine psychologische Beratung durch Psychologen und, das wäre der Idealfall, durch Mütter, die bereits abgegeben haben. Außerdem wäre es sinnvoll, Lektüre, geschrieben von H. Müttern/Vätern, anzubieten. (Damit meine ich Erfahrungsberichte, die so sachlich wie möglich gehalten sind, jedoch durchaus die Gefühle der Betroffenen ausdrücken, ohne auf die Jammerschiene abzurutschen.) Die psychologische Betreuung sollte sich in einem Zeitraum,auch über die Geburt des Kindes hinaus, bewegen, in dem der Psychologe zu einer eindeutigen Einschätzung kommen kann, was für die H. Mütter/Väter die richtige Entscheidung ist - ohne zeitliche Beschränkung. Erst dann sollte ein Termin für eine Unterschrift von Seiten der H. Familie festgelegt werden. Im Anschluß an die Übergabe an die sogenannte Pflegefamilie muß eine weiter Betreung der H. Mütter/Väter gewährleistet werden, in Form von Gesprächskreisen mit Gleichgesinnten. (Es gibt da sicher noch viele andere Möglichkeiten.)
Da gebe ich Dir vollkommen Recht, die psychologische Beratung vor und die Betreuung und Begleitung der H-Eltern bei einer Freigabe zur Adoption muss unbedingt sichergestellt sein, da ist noch dringender Handlungsbedarf. Bei einer Dauerpflege sähe ich das nicht so dringend, da ja der Kontakt in der Regel bestehen bleibt.
ZitatNatürlich ist eine solche Verfahrensweise für Ehepaare, die gerne ein Kind annehmen möchten, nicht einfach. Aber wenn der Wunsch nach einem Kind so groß ist, sollten solche Vorgehensweisen kein Hindernis darstellen. Es sollte H.Eltern auch möglich sein, zu jedem Zeitpunkt Informationen über die Entwicklung des Kindes und Fotos zu erhalten, wenn nicht gar ein offener Umgang untereinander möglich sein kann.
Warum sollte bei Dauerpflege ein offener Umgang nicht möglich sein, wenn keine Gefährdung oder Beeinträchtigung des Kindes gegeben ist?
ZitatDies, liebe Martina, sind nur die Gerüste meiner Ideen, wohlgemerkt IDEEN. Bei allem sollte, und das gerät manchesmal aus dem Fokus, das Kind, um das es geht, im Vordergrund stehen, und nichts anderes. Eitelkeiten sind hier völlig deplatziert!!! Ganz lieben Gruß an Dich naji
Dieses, liebe Naji, sind meine Gedanken zu den von Dir geäußerten. Wie man sieht, ist hier massiver Gesprächs- und Austauschbedarf auf allen Ebenen vorhanden. Leider beiteiligen sich Adoptierte, um die es ja in erster Linie geht, kaum an diesem Thema.
Hallo, wißt Ihr, was mich interessiert? Wieviele Bundestagsabgeordnete selber adoptiert sind (außer Philipp Rösler)? Vielleicht könnte man mit denen einmal in Verbindung treten, um Verbesserungen im Adoptionsrecht anzuregen. Die sitzen an der Quelle und könnten mit Sicherheit etwas bewirken.
Letzte Woche bekam ich im Vorbeigehen eine Bemerkung mit (ob im Fernsehen oder Rundfunk weiß ich nicht mehr) dass sich an den Gesetzen zur Stiefkindadoption doch nichts ändern soll. Vermutlich stand eine Novellierung im Raum. Hier wäre meiner Meinung nach eine Revidierung angebracht; alle Stiefkindadoptionen in unserem Bekanntenkreis gingen letztlich schief. Dieses Phänomen sollte staatlicherseits untersucht werden.
ich habe das Problem der unbezahlten Dauerpflege in meinem posting angesprochen, bin dafür aber abgewatscht worden, sehe es aber genauso wie du.
Ich frage mich aber, ob Herkunftseltern, die ihr Kind erst zur Adoption frei geben, im Nachhinein die Adoption abschaffen wollen, wirklich das Kindeswohl im Auge haben, dass so manchen Adoeltern abgesprochen wird, oder ob dort nicht Besitzwahrungsansprüche gegenüber dem Kind erhoben werden, d.h. es geht nicht ums Kindeswohl, sondern ums Herkunfstelternwohl, denn eine Freigabe und die Forderung, dass die Verwandtschaft erhalten bleiben sollte, verträgt sich nicht. Ebenso wenig kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden, weggegebene Kinder dem Staat und den Dauerpflegeeltern aufzubürden, die natürlich altruistisch zu sein haben.
Theoretiwch eine gute Idee, aber wenn man alleine Rösler betrachtet, wäre er wohl nicht der geeignete Ansprechpartner. Im Vorfeld zu seinem Vietnambesuch hat er deutlich kund getan, dass er weder früher noch jetzt ein Interesse daran hat(te) seine Herkunft zu erforschen. Zitat "Zeit": "... Nein, er wolle seine leiblichen Eltern nicht kennenlernen, er habe schon welche. Nein, er habe kein Bedürfnis, sein altes Waisenhaus zu besuchen, bei seinem letzten Besuch vor sechs Jahren nicht und jetzt auch nicht. Nein, ihm fehle nichts, schon gar nicht irgendwelche Wurzeln in Vietnam. ..."
Das führt auch gleich zu dem nächsten Problem, denn nicht jede(r) Adoptierte(r) sieht hier einen Handlungsbedarf. Man müsste die erreichen, die entweder Probleme bei der Suche nach ihrer Herkunftsfamilie haben oder dort auf Ablehnung stoßen.
Alle anderen dürften nur wenig Interesse an einer Änderung der bestehenden Gesetze haben.
Zitat von ChakimausZu dem obigen Vorschlag denke ich jetzt schon einige Stunden über etwas nach: den Namen.
Ich bin auch dafür, dass man ihn lässt. Aber jetzt mal nicht aus Elternsicht gedacht, sondern aus Lehrersicht: geht es z.B. die Klassenkameraden oder Lehrer etwas an, dass XY ein Pflegekind ist? Ich hatte mehrere Pflegekinder als Lehrerin und wusste auch um ihren Status, aber nicht alle Mitschüler. Die Pflegeeltern hatten die Klassenlisten mit ihrem Namen bestückt. Und dem Teenie war das auch sehr recht. Und ich konnte sie verstehen, schätze aber, dass das auf keiner rechtlichen Grundlage beruhte.
Wäre da nicht eine flexiblere Möglichkeit anzudenken, bei Bedarf auch den Namen der Pflegefamilie zu verwenden? Also nicht den ersten Namen wegnehmen, aber gesetzlich zu erlauben, auch den anderen Namen anzugeben (im Pass den originalen Namen lassen).
Hallo Chakimaus,
soweit ich weiß, besteht bei Pflegekindern im Kindergarten- und Schulalter häufig der Wunsch, den Familiennamen der Pflegefamilie tragen zu dürfen. Mit Einverständnis der leiblichen Eltern ist das auch möglich. Ich kenne eine Pflegefamilie, bei der das Pflegekind vor der Einschulung (das Kind war zu dem Zeitpunkt 3 Jahre in der Pflegefamilie) den Familiennamen der Pflegeeltern bekommen hat. Die leibliche Mutter hat ihr Einverständnis dazu gegeben.