Carla hat geschrieben, dass H-eltern eine Vorbereitung in dieser Form nicht angenommen hätten.
Oh, wie gerne hätte ich damals eine solche Vorbereitung angenommen! Die guten Gründe sehe ich auch, aber etwas anders: Vom JA wird so eine Vorbereitung wohl niemals angeboten werden, da die H-Eltern dadurch aufgeklärt würden und nicht mehr so einfach über den Tisch gezogen werden können. @Carla: welche Gründe siehst Du?
@Golfi: Ich stimme mit Dir überein, es kann in einer Familie immer etwas passieren, dass ein Zusammenleben unmöglich macht. Generell ist das richtig. In welchem Fall das jetzt zutrifft und wo für wen die Schmerzgrenze liegt, ist aber denke ich absolut individuell und ich glaube kaum, dass wir das hier zu einem vernünftigen Konsens bringen können. Was mich an dem konkreten Fall von Coccinelle "stört" bzw. so extrem traurig macht, dass ich hier seit ein paar Tagen gedanklich nicht von los komme, ist folgendes: Es gibt adoptionsspezifische Probleme. Wir haben es erst neulich ausführlich hier im Forum diskutiert, in dem Thread, wo es darum ging ob es überhaupt Kinder ohne frühkindliche Traumatisierung gibt. Ich bin ganz klar der Meinung, dass ein Ado-Kind IMMER ein Paket zu tragen hat. Der Verlust der Herkunft bedeutet IMMER ein Trauma, dass sich im Laufe des Lebens dieses Kindes auf wie auch immer geartete Weise darstellt. Jetzt haben wir hier ein kleines Mädchen (und sie ist wirklich noch sehr klein), und sie wurde angenommen mit dem Wissen, dass es kein leibliches Kind ist, dass Probleme kommen können. Und dieses Mädchen zeigt ja keine "absonderlichen" Probleme...es ist nicht geistig behindert oder hat auswirkungen wie bei FAS. Nein, dieses Kind zeigt (so wie ich es aus den Beiträgen von Coccinelle herauslese) eben genau diese adoptionsspezifischen Probleme. Und DAS wiederum soll jetzt ausreichen um dieses Kind "zurückzugeben" ohne wenn und aber, ohne Hintertürchen für das Kind. Das kann meiner Meinung nach nicht richtig sein. Ich sehe eine dass Coccinelle und ihre Familie Hilfe brauchen. Schnell!! Ich sehe noch mehr ein, dass dieses kleine Mädchen Hilfe braucht. Aber für mich kann und darf die Lösung nicht sein, dass das Kind "einfach so" wieder abgegeben wird, wie ein Hund im Tierheim. Das zerreißt mir hier aus der Ferne das Herz, ehrlich!
ich möchte noch einmal auf das "Umtauschrecht" zurückkommen: Für mich haben Adoptiveltern und leibliche Eltern mehr Ähnlichkeiten, als ein Pflegeelternverhältnis, weil beide erstgenannten Verhältnisse grundsätzlich die volle Veranwortlichkeit ein Leben lang bedeuten.
Bei Coccinelle ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Wenn Coccinelle sagt, sie liebt ihr Kind nicht oder nicht mehr (ich habe die genaue Textstelle noch nicht gefunden) dann hat sie für mich "innerlich gekündigt." In diesem Fall ist ein weiteres Zusammenleben von min. weiteren 14 Jahren für alle unzumutbar. Ich glaube aber, dass die Schäden bei der Pflegetochter größer sein werden, wenn sie die nächsten Jahre abgelehnt wird, als wenn sie in eine Pflegefamilie kommt, in der die Eltern diese Schwierigkeiten meistern können. Denn Ablehnung ist eine Form der Misshandlung, das halte ich für eine größere Katastrophe als eine Trennung.
Ich kann aber auch Coccinelle persönlich verstehen, wenn sie sagt, es geht nicht mehr, unabhängig davon, wer die Situation verursacht hat. Denn die Schuldfrage zu klären, nützt jetzt keinem der Beteiligten mehr. Wenn der Pflegesohn dann nicht mehr adoptiert werden kann, ist auch keinem geholfen, da dann ohne Grund eine weitere Bindung zerbricht. Ich habe Coccinelle schon geschrieben, dass ich glaube, dass sie mit keiner Lösung richtig glücklich werden wird.
Adoeltern und Pflegeeltern können noch so gut vorbereitet werden, die reale Situation ist oft eine andere. Ich kann sicherlich alles daran setzen, dass bestimmte Schwierigkeiten nicht eskalieren werden, aber eine Garantie wie man in Extremsituationen reagieren würden, kann doch eigentlich keiner von uns geben, solange sie nicht eintreten.
Zitatgolfi schrieb: ..... aber eine Garantie wie man in Extremsituationen reagieren würden, kann doch eigentlich keiner von uns geben, solange sie nicht eintreten
.
Genau so ist es! Eine Erfahrung von vor einigen Jahren hat mich gelehrt, andere Handlungsweisen in Extremsituationen nicht mehr negativ zu bewerten.
Bei uns im Hause lebte einige Wochen ein todkranker junger Mann (26) bei seiner Mutter. Er war verheiratet, hatte eine junge Frau und ein kleines Kind. Die Nachbarin erzählte mir, dass die Schwiegertochter mit der Krankheit und dem zu erwartenden Ableben ihres Mannes nicht fertig würde und ihn nicht mehr sehen wolle (er war nur noch ein Skelett). Das empfand ich als total herzlos und unsozial und regte mich über so ein Verhalten auf. 14 Tage später musste ich plötzlich meinen Mann ins Krankenhaus bringen, weil bei ihm per Ultraschall ein großer Tumor an einer Niere festgestellt wurde. Ob er gut- oder bösartig war, mussten viele Untersuchungen ergeben dazu kam eine abgebrochene Operation, die mich fast um den Verstand gebracht hatte. Diese 4 Wochen habe ich als unmenschlich empfunden, lebte gar nicht mehr richtig und funktionierte nur noch irgendwie. Ständig dachte ich an die junge Frau, die ich so lieblos abgeurteilt hatte und empfand mein Schicksal nun als Strafe. Seitdem bin ich vorsichtig mit der Einschätzung von außergewöhnlichen Situationen anderer, wenn ich diese selbst nicht durchlebt habe.
Muss ganz schnell weg, daher Ende dieses Beitrags.
Liebe coccinelle was mir auffaellt (bin ich da der einzige??) ist etwas ganz anderes. Du schreibst "Wir haben eine leibliche Tochter (7 1/2)..." und ihr habt eine "Pflegetochter seit 4 Jahren (4 1/2)". Weiter berichtest du: "Sie (die leibliche Tochter,Hans) halte es nicht mehr aus, mit der Pflegeschwester. Sie wolle nicht mehr mit ihr zusammenleben, sie passe nicht in unsere Familie und gehört nicht dazu. Sie soll endlich weg. (das sagte sie uns die letzten 3 Jahre immer wieder)." Da war die Pflegetochter 18 Monate alt (!) als die leibliche Tochter forderte, das Kind soll weg.
Wieso eigentlich suchst du in diesem Fall die Probleme bei dem Pflegekind? Hat es mit 18 Monaten schon an den Haaren gezogen, gespuckt und so weiter?
Und wer hat gesehen dass die Pflegetochter solche Dinge tut? Sind das Schilderungen deiner leiblichen Tochter?
Und noch etwas: Es ist altbekannt, wer neu in eine Familie hineinkommt, gilt immer erst mal und oft unbewusst als eine Art "Eindringling". Die "alten", die schon laenger da sind, haben das Empfinden mehr Rechte zu besitzen als der "Stoerfaktor".
Kann es nicht auch sein, dass die ganzen Probleme aus diesem Grund erst mal seitens deiner leiblichen Tochter aufgebaut wurden (unbewusst) und du in die Falle tapst und es bei dem Pflegekind suchst. Wer mich staendig und latent dran erinnert, dass ich ein Eindringling bin, nicht Willkommen, zu dem werde ich auch mal aggressiv und boese.
Als letztes: Pflegekind. Zur Pflege. Ich finde es erschuetternd daran zu denken das Kind eventuell einer anderen Familie zu "geben". Dort koenne es dann "die Nr. 1 " sein. Ja Mensch, die Nr. 1 ist doch deine leibliche Tochter, warum schiebst du das alles auf das Pflegekind?
Doch trotz all dieser Konflikte denkst du daran den Jungen zu adoptieren.
Ich finde du, dein Mann und deine leibliche Tochter sollten in eine ordentliche Beratung, um herauszufidenn, was ihr alle wirklich wollt. Besonders deine leibliche Tochter. Offensichtlich liegen da die Probleme.
Mich verstoert auch dass du unterscheidest zwischen der leiblichen Tochter, die zur Familie gehoere, und dem Pflegekind, das eventuell "Schuld" werden koennte, dass "die Familie" auseinanderbreche. Du machst dir mehr Sorgen um die Adoption als um das Pflegekind. Das ist auch sehr, sehr verstoerend. Was also ist da ein Menschenkind wert?
Wenn du schreibst “2010 brach unsere Familie beinahe auseinander - in Bezug auf das Pflegeverhältnis unserer PT” dann frage ich mich, ob ihr nicht von Anbeginn an ganz einfach komplett ueberfordert seid?
Einen Rat weiss hier keiner. Letztlich entscheidest du. Aber es ist beklemmend zu erfahren wie Kinder hin- und hergeschoben werden. Alles Gute fuer das Pflegekind! Denn sie steht alleine und verlassen in der Welt.
@Hans, du hast das in Worte gefasst, was ich auch sagen wollte. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, denn mir wurde Zynismus und "Worte auf die Goldwaage legen" vorgeworfen.
Auch mir tut dieses kleine Mädchen unendlich Leid.
Hans da bin ich ganz bei dir das Hast Echt gut formuliert!und ich stell mir die ganze zeit die frage was ein 18 monatiges Kind (2010) "anstellen"muss um eine Familie auseinander zu bringen?ich find es ganz traurig wie ihr euch anscheinend entschieden habt .auch auf die Gefahr hin das ich mich wiederhole:bitte holt euch Hilfe sofort!!!gebt eure Tochter nicht auf kämpft für eure Familie und man mag es mir verzeihen aber für die Ado eures PS sehe ich schwarz in dem Bezug das auch er Dinge tut und Ansichten entwickelt die weder dir deinem Mann noch eurer leibl.tochter passen und was geschieht dann?wie wollt ihr euch dann verhalten?
Ach Leute, seid ihr schon 3 Meilen in den Mokassins von Cocinella gegangen?
ich habe auch schon nachgerechnet und bin auf dasselbe Ergebnis wie Hans gekommen aber das Kind ist in den Brunnen gefallen, und die Beiträge von Born halte ich für die vernünftigsten von allen, damit das Kind nicht ertrinken muss.
Born, Deine Beitraege verurteilen nicht, aber zeigen Moeglichkeiten auf. Mir geht die Kleine auch nicht aus dem Kopf.
Golfi, ich wollte Pflege-/Ado-Eltern nicht in einem unfehlbaren Licht darstellen, und Extremsituationen, wie z.B. Krankheiten, kann man nicht voraussehen, klar. Meine Kinder "ins Heim" zu geben, kann ich mir trotzdem nicht vorstellen, aber ich glaube, in diesem Punkt kommen wir nicht zu einem Konsensus. Irgendwie schreiben wir aneinander vorbei.
Zitat von Maxi89Carla hat geschrieben, dass H-eltern eine Vorbereitung in dieser Form nicht angenommen hätten.
Analis, das hatte ich nicht geschrieben. Vollstaendiges Zitat:
Zitat von Carla
Zitat von Carla Ich wuerde mir nie anmassen, meine Situation mit den Herkunftsfamilien meiner Maeuse zu vergleichen. Alleine schon die Adovorbereitung, diesen Input hatten sie nie. Haetten Sie in dieser Form auch nicht angenommen, aber auch dafuer gibt es Gruende.
Danke fuer die Richtigstellung, Cornelia.
Tut mir leid, dass ich vom eigentlichen Faden damit abgeschweift war.
Coccinelle, ich hoffe fuer Euch alle, dass eine gute Loesung gefunden wird. Die meisten Beitraege hier befassen sich mit Eurer PT, nicht mit Deinen anderen beiden Kindern, ich glaube Du erwaehntest das auch irgendwo. Denke ihre Situation beruehrt uns, da ihr aufgrund ihrer Schwierigkeiten ein Neuanfang bevorsteht, im Gegensatz zu Eurer LT und Eurem PS, die ihren Platz in eurer Familie haben. Ich hoffe, dass Eure Erfahrungen ernst genommen werden, so dass fuer die Kleine weitere Hilfs- und Therapiemassnahmen veranlasst werden koennen, wenn nicht in eurer Familie, dann in ihrer naechsten, auch wenn sie keine entwicklunsmaessige Foerderung mehr braucht, laut heilpaedagogischem Dienst. Ich hoffe, dass nicht nur darauf gesetzt wird, dass Sie in einer Familie, in der sie das einzige Kind ist, automatisch zurecht kommen wird.
Ich habe mir gerade noch einmal den hierzu gehörigen Vorstellungsfaden vom August 2012(!) durchgelesen und muss sagen, dass mich dieser Faden hier nun noch mehr bestürzt als zuvor schon.
Man könnte heulen, wenn man sich dieses Drama vor Augen führt.