Zitat von MorgenmuffelDas finde ich interessant. Ich "ticke" nämlich genau anders herum: Solange ich nicht weiss, dass sich Menschen an den Auslandsadoptionen bereichern, halte ich persönlich es für unfair, von einigen dafür bekannten Ländern auf alle zu schließen. Ich denke mir meinen Teil und misstraue manchem, handele auch entsprechend, aber ich komme nicht auf die Idee, ohne Grundlage öffentlich zu verdächtigen. Es ist wohl eine individuelle Sache, welche Schlussfolgerungen man aus Informationen zieht.
Individuell wie alles, was von Menschen beurteilt wird. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn man an das Gute glaubt, aber aus Sicht aller Betroffenen, die Ungereimtheiten zum Opfer gefallen sind, ist es doch eigentlich begrüßenswert, dass manche Menschen anders "ticken" und sich darauf eingeschossen haben, diese Mängel hervorzuheben. Wem nutzt das Schönreden oder Verschleiern? Nur denen, die die Gutgläubigen ausnutzen!
Mir persönlich fällt jedenfalls auf, dass es viele Adoptierte gibt, die alles andere als zufrieden sind, und man erfährt ja nur von einem Bruchteil überhaupt. Dazu kommt, dass der Anteil an Betroffenen, die es überhaupt nicht wagen sich kritisch zu äußern, völlig im Dunkeln liegt. Auch die Zahl derer bleibt unbekannt, die ihr Problem einfach nur totschweigen und so tun als sei alles in Ordnung. Aber auch die Zahl der tatsächlich zufriedenen Auslandsadoptierten ist unbekannt, denn auch von denen treten kaum welche öffentlich in Erscheinung.
Das alles ist aber kein Grund, NICHT immer wieder penetrant auf die Misstände hinzuweisen, die nachweislich vorhanden sind. Jedes einzelne dieser Schicksale von Geschädigten hat das verdient!
Zitat von MorgenmuffelAber ich hatte auch eher Vermittlungen über die Jugendämter im Kopf.[...] Ich habe keine Ahnung, ob vergleichbares Vorgehen in anderen Ländern heute noch existiert (wahrscheinlich nicht in den Mitgliedsstaaten des Haager Abkommens), aber ich schließe es nicht aus. LG Morgenmuffel
Normalerweise ist es erfreulich, wenn Menschen grundsätzlich positiv denken, aber wenn Adoptiveltern so sehr darauf bedacht sind, dass manche Finger nicht in die zweifellos vorhandenen Wunden gelegt werden, macht mich das traurig. Ich bezweifle überhaupt nicht, dass es auch Verfahren/Organisationen gibt, die absolut uneigennützig handeln, aber wieviele mögen das prozentual tatsächlich sein? Ich ziehe den Hut vor jedem, der sich bewußt nur für solche Organisationen entscheidet und es dabei vielleicht riskiert, dass man sehr lange auf ein Kind warten muss, das dann möglicherweise nicht mehr das eventuell erhoffte Kleinkind ist.
Noch eine kleine Ergänzung zur Vermittlung durch ein deutsches Jugendamt: örtliche JÄ dürfen das nicht per se, sondern nur mit Erlaubnis der "zentralen Adoptionsstellen der Landesjugendämter" und für die Vermittlung fallen dafür seit 2005 Gebühren an (800 Euro). Adoptionen mit Auslandsberührung
Man sollte bei aller Verteidigung dieser positiven Fälle aber zwei Fakten nicht vergessen: 1. Auch bei (vermeintlich) seriösen, staatlich anerkannten Vermittlern hat es sich hinterher schon herausgestellt, dass sie (unwissentlich) mit kriminellen Organisationen verbandelt waren. Soweit ich weiß, hat eine dieser Stellen die Auslandsadoptionen daraufhin aufgegeben, weil sie erkannt haben, dass sie nicht dazu in der Lage waren, sich gegen Kinderhandel zu schützen. 2. Ein Großteil aller Auslandsadoptionen erfolgt völlig an den offiziellen Verfahren vorbei. Hier wird das ach so tolle Haager Abkommen einfach ausgehebelt.
Was die Wirksamkeit der Haager Konvention angeht, hier eine von vielen Quellen, die diese bezweifeln:
Fragen nicht erwünscht (Bayerische Staatszeitung, 2010) Nicht immer läuft bei Auslandsadoptionen alles rechtlich einwandfrei ab – das belegen auch Schicksale von in Bayern aufgewachsenen Kindern:
Zitat: "Rund die Hälfte bis zwei Drittel der Auslandsadoptionen sind nach Rupprechts Schätzung so genannte unbegleitete Adoptionen – Privatadoptionen, die ohne Beteiligung und Prüfung der Jugendämter erfolgen. Zollbeamte lassen diese Kinder einreisen und Richter prüfen die Rechtmäßigkeit erst im Nachhinein. Aber wie sollen sie urteilen? Die Kinder zurückschicken? Selbst bei Widersprüchen entscheiden Richter meist für den Verbleib der Kinder – weil das zum Zeitpunkt des Urteils im Interesse des Kindes sei. „Ein Richter, der eine Adoption rückgängig macht, würde gevierteilt“, sagt Rupprecht – „das riskiert kein Richter.“
Zitat: "Jörg Reinhardt, bis 2008 Leiter des Bayerischen Landesjugendamtes, forderte ein Verbot von Privatadoptionen. Es gebe dafür leider keine politische Lobby, sagt Marlene Rupprecht. Das Bundesfamilienministerium war dafür, das Justizministerium dagegen. Der Konflikt ist ungelöst. Eigentlich soll das Vertragswerk der Haager Konvention rechtsverbindliche Regeln schaffen. Aber Skandale in Indien und Rumänien seien eine Bankrotterklärung für die Wirksamkeit dieser Konvention, sagt Roelie Post, 50. Denn beide Staaten sind der Konvention beigetreten.
Zitat: "Roelie Post war zwanzig Jahre lang Beamtin in der Europäischen Union und von 1999 bis 2005 zuständig für die EU-Erweiterung und Auslandsadoptionen aus Rumänien. Nach dem Ende des Kommunismus wurden aus Rumänien innerhalb von zehn Jahren mehr als 30 000 Kinder ins Ausland vermittelt. Die meisten von ihnen waren keine Waisen. Adoptionsbewerber aus Rumänien hatten keine Chance. Sie konnten sich das nicht leisten.
Zitat: "Etwa 30 000 Dollar an Gebühren zahlten Amerikaner für ein Kind. Das macht bei 30 000 Kindern einen Umsatz von 900 Millionen Dollar. Eine Zahl, die die ehemalige Leiterin der rumänischen Adoptionsbehörde, Theodora Bertzi, im Jahr 2006 für „nicht übertrieben“ hielt. Diese Unsumme schuf in Rumänien ein unkontrolliertes, mafiöses System aus Vermittlungsagenturen, die am Profit und nicht am Wohl der Kinder interessiert waren. Etwa die Hälfte dieser Kinder kamen in die USA, die andere Hälfte nach Europa, auch nach Deutschland.
Zitat: "Kaum hatte Rumänien 2001 ein Moratorium für Auslandsadoptionen durchgesetzt, setzten die USA zahlreiche Ausnahmen durch. Angeblich ging es dabei nur um Fälle, deren Verfahren vor dem Stopp begonnen wurde. Doch die meisten wurden erst danach in die Wege geleitet, wie aus einem Schreiben der rumänischen Adoptionsbehörde hervorgeht. Die Niederländerin wurde wegen ihrer kritischen Haltung aus ihrem Job gedrängt. Sie schrieb das Buch „Romania - For Export Only“ und verlegte es 2007 selbst."
Seit 2001 wurde offiziell kein rumänisches Kind mehr nach D vermittelt.
Ist es nicht aber so, dass unter Privatadoptionen diejenigen gemeint sind, die gerade nicht über die Landesjugendämter oder die staatlich anerkannten Vermittlungstellen getätigt werden? Viele davon wollen die deutschen Gesetze umgehen, das denke ich schon.
Ich kenne aber auch Fälle, da lebte ein dt. Ehepaar beruflich 10 Jahre in Japan und hat in dieser Zeit ein japanisches Kind adoptiert. Das lief über das japanische Jugendamt und würde dann nachträglich in D anerkannt, als die Familie nach D zurückkam.
Sowas läuft auch unter Privatadoption. Ebenfalls, wenn Ehepartner unterschiedliche Staatangehörigkeiten haben und ein Kind adoptieren. Die Nachadoption des Partners, in deren Land die Familie nicht lebt, aber dem Kind die Staatsbürgerschaft ermöglichen will, zählt als Privatadoption.
Zitat von ChakimausIst es nicht aber so, dass unter Privatadoptionen diejenigen gemeint sind, die gerade nicht über die Landesjugendämter oder die staatlich anerkannten Vermittlungstellen getätigt werden? Viele davon wollen die deutschen Gesetze umgehen, das denke ich schon.
Natürlich ist das so (siehe zitierten Text). Tatsache ist aber offenbar, dass diese sogar fast noch in der Überzahl sind! Und diese Eltern ziehen dann noch vor Gericht und Presse und prangern die Richter an, die ihnen die Anerkennung ihrer Privatadoptionen verweigern wollen, sollte sich dazu überhaupt einmal ein Gericht entscheiden. Alles wegen des öffentlichen Druckes und der teilweise scheinheiligen/bigotten und völlig kritiklosen Verteidigung von manchen Auslandsadoptionen.
Diejenigen, die sich fair verhalten, sind scheinbar wieder einmal in der Minderzahl.
Genau das ist es ja, was eigentlich dazu führen müsste, dass man jede Gelegenheit nutzen müsste, darauf hinzuweisen. Wie sonst soll man Andere davor warnen, in diese Falle zu tappen? Durch Schönreden ganz bestimmt nicht.
Zitat von mausi51 Diejenigen, die sich fair verhalten, sind scheinbar wieder einmal in der Minderzahl. Genau das ist es ja, was eigentlich dazu führen müsste, dass man jede Gelegenheit nutzen müsste, darauf hinzuweisen. Wie sonst soll man Andere davor warnen, in diese Falle zu tappen? Durch Schönreden ganz bestimmt nicht. Cornelia
Nein, durch Schönreden nicht. Aber wie stellst du dir das vor? Ich bin irgendwie gerade "leer", was man tun könnte außer in Foren wie diesem immer wieder darauf hinzuweisen, was man selbst für Erfahrungen gemacht hat. Die oben genannten Zahlen haben mich auch nachdenklich gemacht. So konkret war mir das nicht bewusst.
Auslandsadoptionen müssen endlich ganz abgeschafft werden! Die Gründe sind, offensichtlich aus fast nur reinem "Kinder-haben"- Wunschdenken.
Und man "rettet" EIN KIND.
Und man kann sich um ein Baby oder Kleinkind kümmern, und danach laut posaunen: "Was es aus seinem Leben machen kann, oder schafft, ist nicht mehr mein Problem." Das soll toll sein? Nein - man kann sich unter Freunden mit dem kleinen Kind vorstellen und in der Kirchgemeinde "präsentieren". Man hat eine, scheinbare!, gute Tat vollbracht. Man behandelt das fremde Kind wie seine eigenen Landsleute. Was stört, gilt schnell als frech oder Vorlaut. Leute, ihr habt keine Ahnung, ihr wollt euch nur mit dem AUSLÄNDER zeigen. Damit sie euch hochachtungsvoll ansehen.
Zitat von ChakimausAber wie stellst du dir das vor? Ich bin irgendwie gerade "leer", was man tun könnte außer in Foren wie diesem immer wieder darauf hinzuweisen, was man selbst für Erfahrungen gemacht hat.
Ist ein bisschen eine rhetorische Frage, wenn es noch nicht einmal Fachleute schaffen, dem ganzen MIssbrauch von Adoption Einhalt zu gebieten. Der Kampf ist ebenso erfolglos wie z. B. der um Drogenhandel, auch wenn das nicht wirklich vergleichbar ist.
Ich denke deswegen, dass es einfach wichtig ist, sich erstens zu informieren und zweitens auf solche Dinge aufmerksam zu machen. Nimm doch alleine mal die für Dich gerade neuen Info zu den Zahlen. Du bist sicher eine sehr gut informierte Frau und hast das auch nicht gewusst
Wenn Adoptionskritiker Kritik üben, tun sie das nicht aus purer Lust Adotionsbefürworter eins auszuwischen - Ausnahmen ausgenommen.
Habe jetzte nicht den gesamten Therad gelesen (war mir bissl zu viel). Aber ich habe positive Erfahrung mit so einer Adoption gemacht.
Ich bin jetzt 18 Jahre und wurde vor 6 Jahren aus Russland adoptiert. Ich hätte mir schon gewünscht dort zu bleiben, aber eine Familie ist wichtiger. Egal ob in Russland oder hier. Das ist einfach wichtiger. Obwohl ich sagen muss dass ich Russland oft vermisse und früher sehr oft Nostalgie gehabt habe. Aber im Ende war es die richtige Entscheidung. Und meine deutschen Eltern haben sich auch noch nie beschwert :P Sie haben auch nie erwartet dass ich dankbar bin. Es ist ja vielmehr ein Wunsch beider Seiten und so muss man es auch sehen. Eltern möchten ein Kind und das Kind Eltern. Die Lebensumstände in Heimen bei uns sind nicht die besten und sehr verbesserungswürdig, jedoch kann ich nicht sagen, dass es um schlecht ging oder wir schlecht behandelt wurden.Die Erzieherinnen haben sich immer große Mühe gegeben und ausreichend zu versorgen (auch emotional). So etwas wie anbinden, einsperren oder sowas gab es bei uns NIE!
Das freut mich für dich, dass du diese Erinnerungen an dein Heim hast! Unsere ältere Tochter war bei der Adoption 6 (vor 3 Jahren aus Bulgarien) und hat alles erlebt, was man sich an schlechtem Heim vorstellen kann. Sie erzählt jetzt mehr und mehr, worüber wir sehr froh sind.
Zitat von MausEs sind nicht alle Heime schlecht. Ich war auch im Heim. Und wäre lieber dort geblieben.
Was tust Du eigentlich so für die Kinder, damit Adoptionen abgeschafft werden? Spendest Du? Unterstützt Du Organisationen, die sich um Heimkinder kümmern? Fährst Du in diese Länder und hilfst in den Heimen? Beschäftigst Du Dich mit diesen Kindern, die im Ausland in Heimen sitzen? Hast Du jemals mit einem Heimkind gesprochen?
Maus, ich weiß, dass nicht alle Heime schlecht sind. Ich habe mehrere Jahre in einem gearbeitet. Es gibt überall auf der Welt gute und schlechte Heime. Das liegt hauptsächlich am Personal. Nichts zu essen zu haben oder keine Spielsachen, z.B. ist eine Sache, aber mit Kindern spielen, singen, vorlesen, sie trösten und nicht misshandeln ist eine andere. Dazu braucht man kein Geld. Hier wie auch überall anders darf man nicht alles über einen Kamm scheren. Es gibt auch in Bulgarien besser geführte Heime. Wir kennen welche. Aber alle Heime sind staatlich, es gibt keine Heime speziell für Adoptivkinder. Von daher war es "Zufall", dass unsere Kinder dort untergebracht waren.
Momentan findet es unsere Ältere besser, in einer Adoptivfamilie zu leben. Das erzählt sie jeden Abend. Sie erzählt noch viel mehr. Ich glaube nicht, dass sie lügt. Und sie war bei der Adoption wahrlich alt genug, sich zu erinnern. Das heißt nicht, dass sie es in ein paar Jahren anders sieht. Aber ich halte nichts von Pauschalisierungen und Generalisierungen. Jedes Kind reagiert anders auf seine Adoption.
Zitat von ChakimausIch glaube nicht, dass sie lügt. Und sie war bei der Adoption wahrlich alt genug, sich zu erinnern. Das heißt nicht, dass sie es in ein paar Jahren anders sieht.
Das ist kaum vorstellbar wenn ein Kind so schlimme Dinge erlebt hat. Meine Kindheit und Jugend war wahrlich auch kein Honiglecken und ich habe schon als Kind gesagt, dass ich es besser machen werde, wenn ich selbst Kinder habe. Ich wollte immer von meiner Mutter weg. Eine Kindheit, die zu (oder ab) einem bestimmten Zeitpunkt keine war, vermisst kein Kind!
Deine Erfahrungen in dieser Hinsicht sind für uns sehr wertvoll. Danke, dass du sie mitteilst. Wir rechnen trotzdem mit allem, dann sind wir offen und flexibel.
Ich war 12 Jahre in ein russischen Heim. Eigentlich war es gut dort. Mir hat es eigentlich dafür, dass es ein Heim war sehr gut gefallen. Dennoch habe ich es in meiner Adoptivfamilie besser. Das Gefühl Teil einer Familie zu sein, kann eben nicht ersetzt werden. Allgemein denke ich, dass man Auslandsadoptionen auch nicht zu schlecht machen sollte. Das Kind bekommt eine Familie und die Eltern ihr Kind. Jeder hat seine Vor- und nachteile davon. Ich merke dass ich nicht bin wie meine eltern oder Adoptivgeschwister. Und dass ich oft anders reagiere oder anders über was denke, aber ich fühle mich wohl. Und ich denke da stimmen mir viele Kinder von Auslandsadoptionen zu. Da ist es dann auch fast egal ob man zuhause oder in ein anderem Land ist.