würden sich potenzielle Adoptionsbewerber und Adoptiveltern darüber wirklich einen Kopf machen um diese "armenHeimkinder" wenn sie selber leibliche (eigene) Kinder bekommen könnten?
Zitat von MartinaDie hier wiedergegebenen Gedanken, Gefühle und Sichtweisen sind mit Sicherheit in jedem Fall subjektiv. Hier posteten schon Auslandsadoptierte, die in höchsten Maße dankbar sind/waren, wie auch total enttäuschte, die sich nichts sehnlicher wünschten, als zurück ins Herkunftsland zu kommen. Genau diese Einstellungen gibt es bei Inlandsadoptierten, Pflegekindern und unglücklich in den eigenen Familien Aufgewachsene, die sich gerne aus ihrer Familie genommen gesehen hätten. (Ja, die habe ich auch schon getroffen, Leute, die meinen Sohn beneideten). Jeder kann immer nur für sich und sein Schicksal sprechen.
Hin und wieder wird im TV über Auslandsadoptierte berichtet, auch oder überwiegend aus Ostasien, Indien, Korea, Südamerika u. a. Alle, deren Schicksal bislang dokumentiert wurde, waren froh und dankbar über die Chancen, die sie hier erhalten hatten. Einige von ihnnen gingen als fast Erwachsene in ihr Heimatland zurück, als Au pair oder Student, um mit ihrer Rolle ganz klar zu kommen. Keiner von denen, über die berichtet wurde, war auch im nachhinein der Ansicht, die Adoption wäre der größte Fehler ihres Lebens gewesen. Es kommt natürlich auch immer auf die Ado-Familie und das ganze Umfeld an, ob diese Kinder die benötigte Liebe und Zuwendung erfahren, oder sich ausgegrenzt fühlen. Daher sollte jeder für sich selbst und von den eigenen Erfahrungen berichten und nicht pauschal für alle Auslandsadoptierten.
Martina
Natuerlich sind das alles subjektive Ansichten, Was daran soll verkehrt sein? Wir alle suchen das Subjektive, niemand unter uns (nicht einmal die Matina) will als Objekt angesehen werden. Daher ist es wichtig das Subjektive ernst zu nehmen und an erster Stelle sehen. Das adoptierte Kind ist subjektiv. Das Leid ist subjektiv. Freude, Glueck, Harmonie, alles ist rein subjektiv, also von entscheidender Lebensbedeutung. Diese relativierung des Subjektiven als etwas, das zwar moeglich aber nicht wichtig sei, bringt natuerlich die eisige Kaelte des Versachligung aller lebendiger Empfindungen mit sich. Verasachlichen kann man Zahlen. Gerade das subjektive hat bisher die Welt und ihre Gemeinschaft geformt. Ich empfehle Kleist und Goethe, Sokrates und Heraklit zu lesen. Und Novalis:
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren sind Schluessel aller Kreaturen wenn die, so singen oder kuessen mehr als Tiefgelehrte wissen (!!) usw.usw.
Wer wuerde vor einem Millionenpublikum schon offen seine tiefliegenden Gefuehle offenbaren? Wer von den Adoptierten wuerde sich noch im Nachhinein dem "Aufschrei" der Undankbarkeit aussetzen wollen, und zwar den A-Eltern gegenueber genau so wie dem Aufnahmeland. Wer wuerde schon sagen, das er seiner Hautfarbe, Mentalitaet, Augenform ect.pp., wegen diskriminiert wurde, wenn er irgendwann mal wieder zurueck geht in die gleiche Gesellschaft?
Weder ein Student noch ein Au pair sind ausgereifte Erwachsene, die ueber die Ursache ihres -eventuellen- Zwiespalt ihres Lebens wirklich bewusst sind. Das waechst erst mit der Zeit.
Meine Tochter hat 40 Jahre gebraucht, bis ihr "Andersein" so draengend wurde, dass sie mich gesucht hat.
Einem Menschen kann es in seiner Heimat elendig gehen und dennoch kann er sich in diesem Elend Zuhause wohler fuehlen als adoptierter Fremder in einem Gastland. Aber die Pro-Stimmen werden diese Tatsache niemals akzeptieren. Wer will schon akzeptieren, dass er einfach einen Menschen fuer sich haben will, wie man etwa ein Auto haben will. Es werden tausend andere Gruende vorgeschoben. Es ist nichts schlimmes dabei ein Kind "haben" zu wollen. Es ist schlimmes dabei sich und das Kind selber ueber die Motive zu beluegen.
Über das Schicksal fremder Leute Kinder habe ich mir zugegebenerweise wirklich erst ernsthafte Gedanken gemacht, als es mit unserem Kinderwunsch nicht klappte und man über alternative Wege nachzudenken begann (Leben als Kinderlose, Kiwu-Behandlung, Inlands- oder Auslandsadoption). Aber welche Schlüsse soll man daraus ziehen? Macht dies die Menschen, die aus dem Ausland adoptieren, deshalb zu schlechteren Menschen, zu vorsätzlichen Kinderräubern oder herzlosen Egoisten? Oder dürfen nur Leute, die selbst Kinder bekommen können, aus dem Ausland adoptieren? Es braucht doch immer irgendeinen Anstoß, um "über den eigenen Tellerrand zu schauen". Und kann sich nicht aus dem anfänglichen Kinderwunsch ein ernsthaftes Beschäftigen mit Kindern anderer Regionen und deren Lebenssituationen entwickeln? Bei weitem nicht alle Eltern auslandsadoptierter Kinder haben diesen Weg gewählt, weil sie im Inland keines bekommen hätten, sondern aus einer Überzeugung heraus. Dass der ursprüngliche Motor die eigene Kinderlosigkeit war, ist in meinen Augen kein Negativkriterium. Wenn es nicht allein bei diesem einen Aspekt der "Kinderbeschaffung" bleibt- und ich weiss zumindest von denen, die ich kennen gelernt habe, dass dies nicht der Fall ist. Diejenigen Auslandsadoptierten, die heute von Problemen berichten, wurden alle in einer Zeit adoptiert, als man Auslandsadoption als humanitäre Maßnahme betrachtete und der (unerfüllte) Kinderwunsch deutlich häufiger als heute eine untergeordnete bis gar keine Rolle für die Adoptiveltern spielte. Man sieht, dass reines Mitleid auch nicht die Basis für ein gelungenes Leben (Auslands-)Adoptierter sein muss. Heute sagt man ja sogar, wenn adoptieren, dann auf jeden Fall, weil man sich ein Kind wünscht. Das beantwortet natürlich nicht die Frage, warum überhaupt aus dem Ausland adoptiert wird. Wie schon mehrfach geschrieben, ich bin kein Freund von Auslandsadoptionen und gar nicht geeignet, diese zu verteidigen. Trotzdem fällt mir auf, dass niemand der Gegner von Auslandsadoptionen zum Beispiel Stellung bezieht zu den Erfahrungen, die Chakimaus von ihren Kindern berichtet, oder zu dem Rassismus, der in den jeweiligen Ländern Menschen davon abhält, Romakinder zu adoptieren etc. Und ich persönlich kann genauso sagen, dass es eine gehörige Portion Egoismus war, die mich bewogen hat, aus dem Inland zu adoptieren. Nämlich meine ganz persönliche Angst, etwas falsch zu machen. LG Morgenmuffel
ZitatEinem Menschen kann es in seiner Heimat elendig gehen und dennoch kann er sich in diesem Elend Zuhause wohler fuehlen als adoptierter Fremder in einem Gastland.
Ganz sicher, kann. Subjektiv. Kann aber auch anders sein. Wie kann man das von außen beurteilen oder gar im Voraus wissen?
ZitatAber die Pro-Stimmen werden diese Tatsache niemals akzeptieren. Wer will schon akzeptieren, dass er einfach einen Menschen fuer sich haben will, wie man etwa ein Auto haben will. Es werden tausend andere Gruende vorgeschoben. Es ist nichts schlimmes dabei ein Kind "haben" zu wollen. Es ist schlimmes dabei sich und das Kind selber ueber die Motive zu beluegen.
Wer bist du denn, dass du dir anmaßen kannst, andere Menschen, die du noch nicht einmal persönlich kennst, auf solche Art zu beurteilen und zu verurteilen? Kann man sich denn nicht darauf einigen, dass verschiedene Menschen aus dem gleichen Umstand unterschiedliche Schlüsse ziehen, die sie zu unterschiedlichen Handlungen veranlassen? Kann man nicht respektvoller mit anders gearteten Meinungen umgehen und diese diskutieren, ohne immer gleich polemisch und persönlich zu werden? LG Morgenmuffel
Hallo Morgenmuffel, danke für dein ehrliches , offenes Statement. Das war doch mal wirklich erfrischend . Tatsächlich geht wirklich um die Frage von Hans. "würden sich potenzielle Adoptionsbewerber und Adoptiveltern darüber wirklich einen Kopf machen um diese "armenHeimkinder" wenn sie selber leibliche (eigene) Kinder bekommen könnten?" Die hast du umfassend und wirklich drastisch beantwortet. Natürlich haben es Kids aus dem Ausland bei ihren neuen Eltern "gut" . Dagegen sagt doch niemand etwas und die Einstellung unsere Chakimaus ist doch wirklich sehr menschlich. Niemand hat jemals gesagt , dass es Kinder aus dem Ausland bei den Deutschen nicht gut haben . Die Frage von Hans wurde sehr gut beantwortet und jetzt warte ich auf die antwort von ihm
Natürlich wünschten sich alle Ado-Kinder ein Kind, sonst würden sie ja wohl nicht adoptieren
Natürlich sehnten wir uns nach einer Familie, und unser Sohn wünschte sich nichts sehnlicher als dass ihn eine Mama vom Heim, in dem er schon seit 4 1/2 Jahren eingesperrt war (ja EINGESPERRT!), abholt. In diesen 4 1/2 Jahren kam aber keine Mama aus dem Herkunftsland um ihn abzuholen, weil sich dort keiner ein Romakind in die Familie holt.
Ja, dann kamen wir, die selbstsüchtigen egoistischen Deutschen und rissen das arme Kind aus dem ach so tollen Kinderheim nur um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Seit diesem Tag kämpfen wir täglich darum, dass er sein Trauma verarbeiten kann um ein glücklicher Mensch zu werden - ja, all dies nur um unsere egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen.
Sagt mal, ihr könnt doch nicht wirklich alls ernst meinen was ihr hier so von euch gebt.
Hier steht "nur" die Frage im Raum , ob ihr diese Schritte überhaupt gegangen wärt genau dieses Kind aus dem Heim zu holen , wenn ihr leibliche Kinder bekommen könntet, oder ob es "nur" weil ihr selbst keine bekommen könnt. in Erwägung gezogen wurde aus dem Ausland zu adoptieren ?! Nur darum geht es hier ! Eine mininmale Frage mit BERECHTIGUNG !
Zitatwürden sich potenzielle Adoptionsbewerber und Adoptiveltern darüber wirklich einen Kopf machen um diese "armenHeimkinder" wenn sie selber leibliche (eigene) Kinder bekommen könnten?
vielleicht, vielleicht auch nicht? Ich weiss es nicht, weil ich nur für die eine Seite - die der egoistischen deutschen Adoptiveltern, die keine leiblichen Kinder bekommen können - antworten kann.
Aber was ist mit euch? Ihr, die ihr eigene Kinder bekommen könnt? Macht ihr euch Gedanken über diese "armen Himkinder"?
Zitat von March Aber was ist mit euch? Ihr, die ihr eigene Kinder bekommen könnt? Macht ihr euch Gedanken über diese "armen Himkinder"?
Ich kann nur für mich sprechen, aber wir machen uns viele Gedanken und ich persönlich habe mir immer viele Gedanken darum gemacht. Als Jugendliche habe ich immer mal hier und da gespendet, so wie ich konnte. Aber nicht nur an die armen Heimkinder. Als ich meine Ausbildung begonnen habe, bin ich 3 Jahre lang ein und demselben Bettler begegnet. Ich musste täglich mindestens 3-5 mal an ihm vorbei. Ich habe ihn die erste Zeit beobachtet. Er hat nie jemanden engebettelt. Er saß einfach nur da, hat Gedichte geschrieben und versucht diese zu verkaufen. Er hat nie alkohol getrunken. Und dann fing ich an, ihm in der Mittagspause immer ein Leberkäswecken zu besorgen. Das habe ich gemacht, bis meine Ausbildung dort vorrüber war und ich leider nicht mehr in diese Stadt kam. Heute unterstützen mein Mann und ich eine Gruppe behinderter Kinder aus Chile. Es handelt sich um 18 Kinder. Geistig und körperlich Behinderte. Unser Freund in Chile läd diese Gruppe immer ans Meer, in sein Haus ein. Nächstes Jahr werden wir dort ein Weihnachtsfest für diese Kinder ausrichten, mit allem drum und dran.
In meinem Kopf stecken einige Ideen wie wir diesen Kindern helfen können und ich werde versuchen dieses auch umzusetzen. Es ist mir auch klar, dass wenn ich eines Tages das Erbe meiner Eltern antreten werde, ein Teil an bedürftige Kinder in Chile gehen wird. Ich habe nie vergessen, woher ich komme und wem ich zu verdanken habe, warum ich so bin, wie ich bin. Die prägendsten Dinge habe ich genetisch mit bekommen. Erzieherisch habe ich hier kaum etwas mitgenommen. Wodurch ich als "kompliziertes" Kind eingestuft wurde.
Zitatberlin schrieb: Martina, das war nicht (Deine, berlin) die Frage! Anm.: (Deine ist von mir, Martina, eingesetzt worden) würden sich potenzielle Adoptionsbewerber und Adoptiveltern darüber wirklich einen Kopf machen um diese "armenHeimkinder" wenn sie selber leibliche (eigene) Kinder bekommen könnten?
Bereits als Jugendliche erzählte ich meinen Freundinnen immer von meinem Traum, (ohne zu wissen, dass ich mal keine leiblichen Kinder bekommen würde) mindestens 1 Kind zu adoptieren. Meine Freundinnen zeigten mir regelmäßig einen Vogel und meinten, ich hätte überhaupt keine Ahnung, was es bedeutet, Kinder aufzuziehen. Diese Einstellung erleichterte mir später eine Adoption und die Annahme eines nicht selbst auf die Welt gebrachten Kindes ungemein. Von Anfang an war es rein gefühlsmäßig mein Kind.
Wer bist Du eigentlich? Springst hier ins Forum, willst ein bereits laufendes Thema steuern, ohne Dich vorgestellt zu haben. Das ist nicht die feine und angebrachte Art der Kommunikation!